Livedrive ist ein günstiger Cloudhoster, der eine Vielzahl an Funktionen bietet und dessen größtes Paket nur zusammen mit einer Backuplösung erhältlich ist. Erfreulicherweise bietet Livedrive seine Dienste inzwischen auch in deutscher Sprache an. Leider ist das Tarifsystem etwas komplizierter als bei der Konkurrenz.
Der britische Hoster Livedrive ist hierzulande noch relativ unbekannt, mischt aber schon seit über zehn Jahren auf dem Markt mit und wirbt vor allem mit dem Versprechen, für Backups unbegrenzten Speicherplatz zur Verfügung zu stellen. Wie Microsoft musste auch Livedrive feststellen, dass ein solches Angebot von einigen KundInnen bis zur Schmerzgrenze ausgenutzt wird. Zwar wurden deshalb einige Konten gesperrt, aber die nicht limitierte Backupfunktion gibt es weiterhin. Netzsieger hat nachgeprüft, welche Leistungen KundInnen erhalten und wie sich das Angebot im Vergleich zu konkurrierenden Anbietern schlägt.
Zwischen drei Paketen können KundInnen bei Livedrive wählen, die nicht nur verschiedene Speichervolumen, sondern auch individuelle Leistungen bieten. Allen gemein ist die Möglichkeit, die gespeicherten Daten überall im Browser oder auf einem mobilen Gerät abzurufen. AnwenderInnen können außerdem auf eine Wiederherstellungsoption zählen, die es ermöglicht, eine Datei bis zu 30 Tage nach ihrem Löschen wiederherzustellen. 30 ältere Bearbeitungsstände der einzelnen Dateien werden automatisch gesichert. Eine Besonderheit gegenüber anderen Diensten ist das Abrufen von Musik und Videos der eigenen Sammlungen als Stream, ohne die Dateien zuvor herunterladen und abspeichern zu müssen.
Für KundInnen, die keine Office-Software auf ihrem Rechner installiert haben, bietet Livedrive die Möglichkeit, in der Cloud gespeicherte Textdateien und Tabellenkalkulationen im Browser zu öffnen und zu bearbeiten. Zur Anwendung kommt hier die Zoho Office Suite, die mobiles und geräteunabhängiges Arbeiten, auf Wunsch auch gemeinsam mit Freunden oder Kollegen, ermöglicht. Das Öffnen und Bearbeiten von Bildern ist im Browser auf diese Weise ebenfalls möglich. Die Lösung kann zwar noch nicht in allen Belangen, wie der Prüfung von Rechtschreibung, Grammatik und Silbentrennung, mit großen Konkurrenten wie Microsoft Office oder Google Docs mithalten, ist in seiner Funktionalität aber für die Mehrzahl der NutzerInnen ausreichend.
Der Anbieter hat drei verschiedene Tarifpläne im Angebot. Die Tarife Backup und Briefcase stellen zwei verschiedene Arten der Datensicherung dar, die wir im Folgenden erklären. Der Tarif Pro Suite kombiniert beide Konzepte in einem Sammelpaket.
In diesem Tarif erhalten NutzerInnen unbegrenzten Speicherplatz für ihre Dateien. In das Livedrive-Online-Konto werden sämtliche Dateien und Ordner inklusive aller Änderungen genauso abgespeichert wie auf der lokalen Festplatte der UserInnen. Somit ist alles immer auf dem neusten Stand. Sogenannter Briefcase-Speicher, der es ermöglicht, die Daten über mehrere Endgeräte zu synchronisieren, herunterzuladen oder zu bearbeiten, ist im Backup-Tarif mittlerweile allerdings nicht mehr inbegriffen.
Der Tarif schlägt mit monatlichen Kosten von 7,99 Euro zu Buche. Entscheiden sich NutzerInnen für die jährliche Abrechnungsmethode, werden statt der 95,88 Euro bei monatlicher Abrechnung lediglich 79,90 Euro fällig. Als Add-on können sie eine NAS-Sicherung für zusätzliche 6,00 Euro pro Monat einrichten.
Der Briefcase-Tarif beinhaltet den unbegrenzten Sicherungsspeicher hingegen nicht. Stattdessen stellt der Anbieter 2.000 Gigybyte Briefcase-Speicher und einen mobilen Fotospeicher zur Verfügung. Auf diese Weise können Abonnenierende Bilder und andere Dateien in die Cloud laden und zwischen verschiedenen Geräten synchronisieren. Im Unterschied zum Backup-Tarif ist in diesem Paket das Teilen von Dateien per Link möglich. Dafür müssen die AdressatInnen kein eigenes Livedrive-Konto besitzen.
In diesem Tarif entfällt der unbegrenzte Sicherungsspeicher. Dafür sind 2.000 Gigabyte des Cloud-Speichers verfügbar. Der Tarif kostet monatlich 10,99 Euro, bei Jahresabrechnung werden statt 131,88 Euro nur 109,90 Euro berechnet.
Bei diesem Tarif handelt es sich quasi um eine Bündelung der zwei zuvor vorgestellten Tarife. Es stehen 5.000 Gigabyte Cloud-Speicher für bis zu fünf Benutzende bereit, die sie für die Synchronisation ihrer Dateien zwischen Windows-PCs oder Macs nutzen können. Die Software können NutzerInnen auf einer unlimitiert großen Anzahl an Geräten installieren, um Dateien im Briefcase-Tarif aus der Cloud herunterzuladen, zu bearbeiten oder neue Dateien in der Cloud abzulegen.
Die automatische Synchronisation in der Backup-Variante ist auf bis zu fünf Geräte begrenzt. Die Limitierung auf eben diese fünf Geräte ist etwas ärgerlich, da andere Anbieter wie Dropbox in den Bezahltarifen diesbezüglich keine Limitierung haben. Dafür ist der enthaltene Speicherplatz sehr großzügig bemessen. Der Sicherungsspeicher, also der Bereich, der über die automatische Synchronisation hinausgeht, ist wie im Backup-Tarif nicht begrenzt.
Zusätzlich stehen in diesem Tarif der mobile Fotospeicher, die Möglichkeit, Download-Links zum Teilen zu erzeugen, Desktop- und Smartphone-Apps sowie die Datei-Versionierung zur Verfügung. Alleinstellungsmerkmal dieses Tarifes ist die Möglichkeit, Dateien auch per FTP-Protokoll hochzuladen. Diese Option verliert aufgrund des vergleichsweise unsicheren Übertragungsprotokolls zunehmend an Bedeutung. Dafür bietet Livedrive aber eine Lösung: Neuerdings ist eine sichere Übertragung über das FTPES-Protokoll möglich.
Der Pro-Suite-Tarif kostet monatlich 17,99 Euro. Bei jährlicher Abrechnung gewährt der Anbieter auch hier einen Rabatt: 179,90 statt 215,88 Euro.
Produkt | Backup | Briefcase | Pro Suite |
---|---|---|---|
Preis in Euro/Monat | 7,99 | 10,99 | 17,99 |
Cloud-Speicher in Gigabyte | – | 2.000 | 5.000 |
Sicherungsspeicher | Unbegrenzt | Nein | Unbegrenzt |
NutzerIn | 1 | 1 | 5 |
Obwohl der Anbieter seine Rechenzentren in Großbritannien betreibt, werden laut Angaben des Anbieters sämtliche EU-Datenschutzgesetze eingehalten. Zudem verfügen die Server über die ISO-27001-Zertifizierung. Die Daten sind bei der Übertragung auf die Server TLS-verschlüsselt und somit vor den Abfangversuchen Dritter sicher. Die Kundeninformationen sind zudem auf dem Server derartig verschlüsselt, dass niemals eine Verbindung aus Klarnamen und den gespeicherten Daten hergestellt werden kann.
Um den Dienst nutzen zu können, ist die Installation einer Desktopanwendung notwendig. Livedrive Backup lässt sich nur so nutzen, da ausschließlich Dateien, die sich auf der Festplatte befinden, kopiert werden. Mehr Freiheiten erlaubt Briefcase, da dann auch über den Browser Änderungen vorgenommen werden können. Davon abgesehen können mit dem Programm aber natürlich auch einzelne Ordner und Dateien ohne Beschränkung der Dateigröße synchronisiert werden. Die Bedienfreundlichkeit ist gut, nach der Einrichtung müssen sich AnwenderInnen kaum noch Gedanken machen. Livedrive kann auf Geräten mit Windows-, macOS-, iOS- und Android-Betriebssystem eingesetzt werden.
Negativ ist zu bewerten, dass der Cloud-Dienst zwar eine kostenlose zweiwöchige Probezeit offeriert, diese sich aber automatisch in ein kostenpflichtiges Abo umwandelt, sofern der oder die NutzerIn nicht rechtzeitig kündigt. Andere Anbieter sperren nach Auslaufen der Probephase schlicht den Zugang, sodass keine weiteren Kosten auf die Testenden hinzukommen. Die Beendigung der Testphase ist inzwischen über das Webportal möglich, ein Kontaktieren des Anbieters per E-Mail oder Telefonhotline ist nicht mehr notwendig.
Der Anbieter aus Großbritannien hat kürzlich im Zuge weiterer Internationalisierung deutsche, spanische, französische, italienische und niederländische Sprachversionen veröffentlicht. Das ist vor allem für Personen, die der englischen Sprache nicht fließend mächtig sind, ein großer Vorteil.
Erfreulicherweise hat Livedrive eine Zwei-Faktor-Authentifizierung als neues Feature eingeführt, die eine zusätzliche Sicherheit gegen HackerInnen und somit den Diebstahl von Daten darstellt.
Den Support können Hilfesuchende nur nach erfolgtem Benutzer-Login kontaktieren. Dieser beantwortet zwischen 09:00 und 18:00 Uhr britischer Zeit Fragen der NutzerInnen. Der FAQ-Bereich wurde kürzlich deutlich erweitert und steht nach erfolgtem Login in sechs Sprachen zur Verfügung.
Livedrive bietet im Vergleich zur Konkurrenz viel Speicherplatz für die laufenden Kosten. Allerdings müssen KundInnen das etwas kompliziert gehaltene Tarifsystem verstehen, um das für sie passende Paket zu finden. Ist der Unterschied zwischen der selbstsynchronisierenden Cloud und dem unlimitierten Sicherungsspeicher einmal verinnerlicht, ist das Angebot für NutzerInnen, die große Dateimengen sichern möchten, durchaus attraktiv.
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