Herren-Fahrradhelm-Ratgeber: So wählen Sie das richtige Produkt
- Fahrradhelme sind zwar keine Pflicht, reduzieren aber das Risiko schwerer Verletzungen bei einem Unfall erheblich.
- Wichtig ist, dass Sie Ihren Kopfumfang messen und auf dieser Basis einen passenden Helm finden.
- Aussparungen zur Belüftung, Polsterungen an der Innenseite, ein Schutz vor Insekten oder blendender Sonne sind hilfreiche Kriterien für einen guten Helm.
- Für Mountainbiker oder Radrennfahrer gibt es weitere Extras beziehungsweise Anforderungen an den optimalen Helm, beispielsweise ein Visier oder besonders geringes Gewicht.
- Helme sollten nach einem Unfall nicht wiederverwendet werden, da eventuell nicht erkannte Schäden im Inneren die Schutzfunktion minimieren könnten.
Ein Helm für alle (Un-)Fälle
Ob temporeich mit dem Rennrad, im Gelände mit dem Mountainbike oder auf dem täglichen Weg zur Arbeit – wer viel mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte zur eigenen Sicherheit nicht auf einen Fahrradhelm verzichten. Zwar besteht in Deutschland keine Helmpflicht, ein Helm ist aber gerade im Straßenverkehr, wenn Sie auf die Umsicht anderer angewiesen sind, sowie bei hoher Geschwindigkeit oder in unübersichtlichem Terrain mitunter ein Lebensretter.
Der Terminus „Herren-Fahrradhelme“ ist irreführend, denn grundsätzlich sind Fahrradhelme unisex. Zwar würden Frauen aufgrund ihres häufig geringeren Kopfumfangs einen kleineren Helm wählen, das ist aber nicht abhängig vom Modell oder Hersteller, sondern von der Ausführung des Helms.
Zertifiziert durch Sicherheitsstandards
In Deutschland auf dem Markt erhältliche Helme müssen nach EU-Norm getestet werden und verschiedene Material- sowie Sicherheitsstandards erfüllen. Auch einen Crashtest müssen sie überstehen, bevor sie mit der DIN-Norm EN 1078 zertifiziert werden. Das GS-Siegel (für „geprüfte Sicherheit“) ist – nicht nur bei diesen Produkten – ein guter Indikator für hohe Qualität.
Hierzulande keine Helmpflicht
In Deutschland besteht weder für Kinder noch für Erwachsene eine Helmpflicht, auch wenn es von verschiedenen Seiten wie ÄrztInnen, Versicherungen oder der Polizei immer wieder gefordert wird. Zudem ist erwiesen, dass das Verletzungsrisiko im Stirnbereich beim Tragen eines Helms während eines Unfalls um 90 Prozent verringert wird. Laut der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie ist ein schweres Schädel-Hirn-Trauma die hauptsächliche lebensgefährliche Verletzung bei Radfahrunfällen.
Gefertigt im In-Mold-Verfahren
Gute Fahrradhelme sind nach dem In-Mold-Verfahren hergestellt. Die Außenhülle aus robustem Kunststoff wird mit dem Hartschaumkern aus expandiertem Polystorol (EPS), einer Art Styropor, verbunden. So entsteht eine widerstandsfähige, langlebige Konstruktion, die bei einem Unfall die auf den Helm wirkende Energie verteilt. Das EPS kann sich zu einem gewissen Grad komprimieren und fungiert als Knautschzone. Die glatte Oberfläche des Helms gleitet besser über den Untergrund.
Auf dieser Basis gibt es verschiedene Helmarten. Am weitesten verbreitet ist der Mikroschalenhelm; er ist leicht, mit Lüftungsschlitzen versehen und sowohl für Alltagsfahrer als auch Profis gut geeignet. Twin-Shell-Helme verfügen über ein Gitter aus Polycarbonat zwischen der Außenhülle und der EPS-Schicht. Dadurch wird eine hohe Stabilität gewährleistet, selbst wenn der Helm zusätzliche oder besonders große Belüftungsöffnungen besitzt. Hartschalenhelme haben eine dickere Außenschale und in der Regel keine oder nur sehr kleine Lüftungsschlitze. Sie werden für Downhill- oder BMX-Fahrten genutzt. Die sehr leichten Weichschalenhelme bestehen nur aus der EPS-Schicht, sind jedoch aufgrund ihrer geringeren Schutzfunktion kaum noch erhältlich.
Wie finde ich die richtige Helmgröße für mich?
Zunächst müssen Sie Ihren Kopfumfang messen, um die passende Helmgröße zu ermitteln. Legen Sie circa einen Zentimeter über Ihren Augenbrauen ein Maßband an und führen Sie es einmal um den Kopf. Achten Sie darauf, dass es gerade verläuft, etwa knapp über den Ohren entlang. Wenn Sie den Umfang wissen, können Sie einen passenden Helm wählen. Oft werden diese auch mit den Größenangaben XS bis XXL deklariert.
Größenbezeichnung | Kopfumfang |
---|---|
XS | 46–51 cm |
S | 51–55 cm |
M | 51–55 cm |
L | 56–62 cm |
XL | 61–65 cm |
XXL | > 65 cm |
Diese Tabelle entspricht in etwa den Größenangaben der Hersteller. Allerdings sind sie nicht genormt und können sich stellenweise marginal unterscheiden. Zudem sind Fahrradhelme in der Regel zu einem gewissen Maß verstellbar. Bei Werten, die zu zwei Größen passen würden, sollten Sie zur größeren Variante tendieren, beispielsweise bei 54 Zentimetern zu M oder bei 57 Zentimetern zu L.
Wenn Sie einen passenden Helm gefunden haben, geht es an die Feinjustierung. Mit einer Gurtschnalle oder einem Rad, das sich hinten am Helm befindet, können Sie das Innenteil enger oder weiter einstellen, bis der Helm optimal sitzt. Danach schließen Sie den Kinngurt; dies geht normalerweise mit einem einfach Klickverschluss, der auch mit einer Hand wieder geöffnet werden kann. Zwischen diesem Gurt und dem Kinn sollte etwa ein Finger breit Platz sein. Der Helm muss so fest anliegen, dass er nicht wackelt, wenn Sie mit dem Kopf schütteln, darf aber nicht drücken. Die Riemen sollten nicht an den Ohren scheuern. Ein nicht passender Helm – ob zu eng oder zu locker – kann das Verletzungsrisiko steigern.
Mit Helm und Brille
Tragen Sie im Alltag eine Brille beziehungsweise während der Fahrt eine spezielle Sportbrille, sollten Sie den Helm anprobieren, wenn Sie diese tragen. So gehen Sie sicher, dass beide Teile kompatibel sind und der Brillenrahmen nicht gegen den Helmrand oder die Sonnenblende stößt.
Kriterien für einen guten Helm
Ein guter Fahrradhelm muss einige Komponenten mitbringen, damit er neben dem Sicherheitsaspekt auch Ansprüche an den Komfort erfüllt. Im Idealfall >spüren Sie den Helm so wenig wie möglich und fühlen sich durch ihn nicht behindert – schließlich wollen Sie ihn über einen langen, unfallfreien Zeitraum tragen. Wägen Sie ab, welche Kriterien Sie für wichtig erachten und haben Sie ein Auge darauf, was einzelne Modelle mitbringen.
Belüftung
Schlitze und Öffnungen auf der Oberfläche des Helms sind wichtig, damit während der Fahrt frische Luft an den Kopf gelangt. Außerdem wird Hitzestau auf diese Weise verhindert. Viele Hersteller statten ihre Modelle mit mehr als 20 Belüftungsschlitzen aus.
Polsterung
An der Innenseite des Helms befinden sich kleine Schaumstoffpolster, die für einen angenehmeren Sitz sorgen. Im Idealfall besitzen sie eine Klettfläche, sodass Sie sie abnehmen und waschen können.
Insektenschutz
Ein feines Netz an der Innenseite schützt dagegen, dass Insekten wie Fliegen oder Wespen durch die Lüftungsschlitze unter den Helm geraten.
Sonnenblende
Diese Erweiterung des Helms ragt ein Stück nach vorn über die Stirn hinaus und fungiert als Blendschutz vor der Sonne, wenn sie von oben oder schräg oben scheint. Zudem schützt dieses Element im Falle eines Sturzes. Gegebenenfalls kann die Blende auch demontiert werden.
MIPS (Multi-Directional Impact Protection System)
Viele Fahrradhelme modernerer Bauart werden mit der sogenannten MIPS-Technologie ausgestattet. Bei dieser befindet sich eine zusätzliche Schutzschicht aus Kunststoff an der Innenseite des Helms. Diese kann sich um 1,0 bis 1,5 Zentimeter hin- und herbewegen. Die Entwickler aus Schweden fanden heraus, dass RadfahrerInnen bei Stürzen häufig mit dem Kopf seitlich aufkommen, wodurch das Gehirn eine potenziell schädliche Drehbewegung erfährt. Diese wird durch das MIPS zumindest teilweise ausgeglichen.
Besondere Eigenschaften für besondere Umstände
Professionelle Fahrradhelme, die über die Nutzung im Alltag hinausgehen, benötigen in manchen Situationen für den optimalen Schutz oder bestmöglichen Komfort noch ein paar weitere Komponenten.
Bessere Sichtbarkeit
Wenn Sie viel in der Dunkelheit oder im Dämmerlicht unterwegs sind, sorgen eingebaute Reflektoren hinten und an den Seiten dafür, dass Sie von anderen Verkehrsteilnehmern besser gesehen werden. Manche Helme haben ein integriertes Licht beziehungsweise einen Einlass, in den Sie ein Licht einbauen können. Der Fahrradhelm Lumos Kickstart verfügt sogar über Blinker, die Sie mit einem Controller über Bluetooth bedienen.
Regenschutz
Weniger ein Teil des Fahrradhelms an sich als vielmehr ein nützliches Extra ist eine Regenhaube, die Sie bei Bedarf über den Helm stülpen. Sie besteht aus wasserdichtem, aber luftdurchlässigem Material und sorgt dafür, dass Ihr Kopf bei Regen trocken bleibt, die Wärme sich jedoch nicht unter dem Helm staut.
Visier
Downhill- oder Mountainbike-Fahrer sind mit einem integrierten Visier gut beraten. Es kann bei Nicht-Bedarf eingeklappt werden und bewahrt ansonsten die Augen vor aufgewirbeltem Schmutz und Steinen. Auch für temporeiche Fahrten ist ein Visier eine gute Wahl, da es vor Gegen- und Fahrtwind sowie entgegenfliegenden Insekten schützt.
Leichtgewicht
Ein Standard-Fahrradhelm wiegt meist etwa zwischen 250 und 350 Gramm. Radrennfahrer greifen gern auf Helme mit sehr geringem Gewicht zurück. Gerade auf längeren Strecken ist das vorteilhaft. Besonders durch expandiertes Styropor als Baumaterial sowie große Lüftungslöcher lässt sich Gewicht einsparen. Letztere sind so angeordnet, dass der Helm aerodynamischer wird.
Ein sehr spezielles Modell: Der Hövding-Airbag-Helm
Zwar handelt es sich genau genommen nicht um einen Fahrradhelm, dennoch ist der Airbag-Helm Hövding der gleichnamigen Firmaaus Schweden eine innovative Entwicklung in dem Bereich. Das Modell besteht aus einer Halskrause, die Sie nach dem Umlegen aktivieren müssen. Bei einer starken ruckartigen Bewegung, die bei einem Unfall auf Sie einwirkt, öffnet sich die Halskrause und spannt blitzschnell einen schützenden Airbag um Ihren Kopf. Dieser entfaltet sich innerhalb einer Zehntelsekunde und sieht danach aus wie eine dicke Anorak-Kapuze.
Er schützt den Kopf bei einem Aufprall vor Erschütterungen und Verletzungen. Die Stoßdämpfung ist dreimal besser als bei herkömmlichen Fahrradhelmen, dafür kann er bei Frontalzusammenstößen nicht denselben Schutz bieten. Da das Gewicht der Halskrause Fahrer auf lange Zeit belastet und die Sitzhaltung beeinflussen kann, eignet sich der Airbag-Helm eher für Alltagsfahrer. Bei Tests wird das Modell oft gar nicht in die Wertung mit einbezogen. Grund dafür: Es erfüllt nicht die DIN-Vorgaben für einen Fahrradhelm.
Wann sollte ein Helm ausgetauscht werden?
Auf jeden Fall sollten Sie nach einem Sturz auf den Helm ebendiesen austauschen. Selbst wenn er danach nicht oder kaum beschädigt aussieht, kann es sein, dass sich im Material beziehungsweise Innenleben des Helmes kleine Risse gebildet haben. Damit wäre die Sicherheitsfunktion nicht mehr gewährleistet. Aus diesem Grund sollten Sie niemals einen gebrauchten Fahrradhelm kaufen.
Allerdings haben Helme generell ein Ablaufdatum; auch wenn Sie unfallfrei bleiben, ist die Zeit für einen Wechsel des Helmes irgendwann gekommen. Nach etwa sechs Jahren im Gebrauch – nicht ab Fertigung – sollten Sie ihn austauschen. Kälte und Hitze, aber auch Sonneneinstrahlung und Nässe kann dem Material in dieser Zeit zusetzen. Es kann poröse Stellen aufweisen und seine optimale Schutzwirkung verlieren.
Weiterführende Testberichte
Achtung:Hierbei handelt es sich um einen Vergleich. Wir haben die Herren-Fahrradhelme nicht selbst getestet.
Die Stiftung Warentest nahm 2021 einige Fahrradhelme unter die Lupe. Erfreulich war, dass kein Helm im Test durchgefallen oder negativ aufgefallen ist. In den Testkategorien wie Rundumschutz, Handhabung oder Hitzebeständigkeit wurde kein Modell schlechter als mit „Befriedigend“ bewertet. Selbst der letztplatzierte Helm bekam noch die Gesamtnote 2,9.
Auf das beste Ergebnis kommt das Modell City i-vo Mips von Uvex mit der Note 1,8. Der Helm überzeugte vor allem beim Tragekomfort und bei der Hitzebeständigkeit jeweils mit der Bestnote. Er verfügt über zahlreiche Extras wie Licht und Reflektoren, MIPS, ein Kinnpolster und ein Fliegengitter.
Ähnliche Werte erzielte der Helm Alpina Haga LED, der demnach fast auf die gleiche Bewertung kommt, nämlich 1,9. Auch dieses Modell ist sehr komfortabel sowie hitzebeständig und lässt sich gut auf verschiedene Kopfformen einstellen. Bis auf MIPS besitzt dieser Helm dieselben Extras wie das Uvex-Modell.
Erwähnenswert ist der Helm Align II von Specialized. Er erhält die Note 2,5 und kann mit einer Reihe von guten bis sehr guten Bewertungen aufwarten, beispielsweise seiner individuellen Passform und der guten Belüftung. Nicht so gut kam bei der Verbraucherplattform an, dass der Helm im Dunkeln schlecht erkennbar ist. Er verfügt lediglich über Reflektoren, aber kein Licht. An weiteren Extras spart das Modell ebenfalls, es kann jedoch immerhin MIPS vorweisen. Auch der Preis ist interessant: Mit 50 Euro ist es eines der günstigeren Modelle im Test, die beiden vor ihm platzierten Helme kosten mit rund 125 Euro mehr als das Doppelte.
Generell ist zu sagen, dass auch günstige Modelle ab etwa 50 bis 60 Euro einen sehr guten Schutz bieten. Die teureren Fahrradhelme sind vor allem mit mehr Extras wie Beleuchtung oder Insektenschutz ausgestattet.
Teaserbild: © Odua Images / stock.adobe.com | Abb. 1: © Netzsieger |Abb. 2: © caballo / stock.adobe.com |
Abb. 3: © PIPAT / stock.adobe.com
Ähnliche Vergleiche
Ähnliche Artikel
- Die passenden Schuhe für den nächsten Outdoor-Trip
- Ein Home-Gym für den Kraftsport einrichten
- Gelenkschonende Cardio-Optionen
- 10.000 Schritte am Tag – ewiger Jungbrunnen oder Fitnessmythos?
- Sporteinheiten verkürzen, ohne weniger zu trainieren
- Wie viel Protein brauche ich?
- Sportgetränke vor und nach dem Training: Welche bringen etwas?
- Gesättigte und ungesättigte Fettsäuren: Was ist der Unterschied?
- Mehr Bewegung im Alltag
- Alternativen zu Zucker
- ALLE ARTIKEL