Dashcam-Ratgeber: So wählen Sie das richtige Produkt
- Eine Dashcam wird vorn am Fahrzeug befestigt, um den Straßenverkehr aufzuzeichnen.
- Mit einer Dashcam können Fahrer Unfälle oder andere Verkehrswidrigkeiten auf Video festhalten.
- Die Aufnahmen sind zwar vor Gericht gültig, allerdings ist nicht abschließend geklärt, inwiefern die sogenannten Aufzeichnungen in der Schleife (Loops) genehmigt sind.
Dashcams - Filmaufnahmen von der Windschutzscheibe
Wer unverschuldet in einen Unfall verwickelt wird, wünscht sich nicht selten, dass er die Szene aufgenommen hätte, um vor Gericht einen Beweis zu haben. Doch bis wir das Handy oder die Digitalkamera herausgekramt haben, ist der Unfall schon längst vorbei. Hierfür wurden Dashcams entwickelt, die an der Windschutzscheibe oder am Armaturenbrett befestigt werden und ununterbrochen Aufzeichnungen machen.
Bei dem Wort Dashcam handelt es sich um ein sogenanntes Portemanteau-Wort, das aus den Wörtern „dash board“ (Englisch für Armaturenbrett) und „camera“ (Englisch für Kamera) zusammengefügt wurde.
Dashcams im Praxis-Test: Darum lohnt sich der Kauf
Wer kennt das nicht: Man fährt gerade zum Überholen auf der linken Spur der Autobahn und schon ist er da, ein Drängler, der von einem Moment auf den anderen auftaucht und fast an der Stoßstange klebt. Doch damit nicht genug: Man weiß nicht, wohin man ausweichen soll, denn fährt man einfach weiter, überholt der Drängler plötzlich von rechts und schneidet einen ganz scharf. Es grenzt geradezu an ein Wunder, dass es nicht zu einem Unfall gekommen ist.

Das ist genau der Moment, in dem eine Dashcam sinnvoll wäre. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Kameras nehmen Dashcams – zumindest in ihrer ursprünglichen Variante – durchgehend auf. Das bedeutet, dass sie alles Mögliche, was auf der Straße so geschieht, auf Video festhält. Meist handelt es sich bei den Aufnahmen um belanglose Szenen, sodass es möglich ist, die Dashcam einfach nebenbei laufen zu lassen und sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Dementsprechend ist die Dashcam im Prinzip nichts weiter als ein Inventar im Auto.
Allerdings kann eine Dashcam auch wertvolle Hinweise liefern, wenn es darum geht, einen Unfallhergang nachzuzeichnen. Das kann sowohl für die Versicherung als auch für das Gericht von Interesse sein. Wie so oft im Leben will es nämlich nachher nie jemand gewesen sein. Die Dashcam schafft hier Abhilfe: Schließlich liefern die Aufnahmen den entscheidenden Beweis. In der Regel sind Dashcams übrigens mit einer Technologie versehen, die es ermöglicht, relevante Aufnahmen von irrelevanten zu unterscheiden. Das heißt: Wenn die Kamera einen Unfall registriert, werden die betreffenden Szenen automatisch gespeichert.
Von Russland nach Deutschland
In Russland sind Dashcams bereits seit Jahren gang und gäbe. Als Grund hierfür gilt die hohe Kriminalität auf den Straßen, wo Unfälle häufig absichtlich provoziert werden, um Geld zu erpressen. Darüber hinaus sollen die Kameras vor korrupten Polizisten schützen. Dagegen wurden die kleinen Kameras in Deutschland erst durch einen interessanten Zufall bekannt: Als 2013 in Russland der Meteor von Tscheljabinsk von zahlreichen Dashcams gefilmt wurde, erlangten nicht nur die Aufnahmen selbst, sondern auch die Dashcams Berühmtheit.
Die rechtlichen Grundlagen
Die Rechtsvorschriften in Bezug auf Dashcams variieren von Land zu Land. In Russland sind Dashcams beispielsweise nicht nur vollkommen legal, sondern ihre Aufnahmen werden auch vor Gericht als Beweis anerkennt. Die Haftpflichtversicherungen befürworten Dashcams sogar explizit und locken mit vergünstigten Versicherungsbeiträgen. Auch in Großbritannien können Fahrer bei Versicherungen, in diesem Fall jedoch bei KFZ-Versicherungen, mit günstigeren Prämien rechnen. Vor Gericht sind die Dashcams in Großbritannien ebenfalls zulässig. Doch während die Dashcam in Russland und Großbritannien bereits seit Jahren zum Inventar nahezu jeden Autos gehört, lassen einige Länder die Kameras aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zu.

In Deutschland unterliegt die Dashcam insbesondere einer Diskussion um Aspekte des Datenschutzes. So erklären einige Datenschützer und Spezialisten aus diesem Bereich, dass die Dashcams unzulässig sein sollten, weil die Aufnahmen einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von Verkehrsteilnehmern darstellen würden. Bereits vor Jahren hatten deutsche Datenschützer daher eine Dashcam gefordert, die technisch so gestaltet sein sollte, dass sie keine durchgängigen Aufnahmen macht. Stattdessen, so forderten die kritischen Stimmen, solle die Kamera ausschließlich dann aufzeichnen, wenn sie einen Unfall oder ein anderes Verkehrsdelikt registriere.
Trotz der warnenden Hinweise der Datenschützer erklärte der Bundesgerichtshof (BGH) die Verwendung der Aufnahmen von Dashcams vor Gericht im Jahr 2018 für zulässig. Der BGH räumte zwar ein, dass die Kameras indirekt einen Eingriff in die Privatsphäre darstellten, da von Unfallbeteiligten jedoch ohnehin die Daten aufgenommen würden, könne dieser Aspekt vernachlässigt werden.
Die verschiedenen Ausführungen
Dashcams gibt es nicht nur in der klassischen Variante, sondern auch mit G-Sensor sowie mit GPS und Fahrassistent. Welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Ausführungen mit sich bringen, erläutern wir nachfolgend.
Klassische Dashcams
Die klassische Version der Dashcam ist für Autos jeglicher Art geeignet, bei denen sie einen Platz am Armaturenbrett oder an der Windschutzscheibe bekommt. Technisch gesehen zeichnen sich diese Modelle dadurch aus, dass sie – anders als die meisten anderen üblichen Aufnahmesysteme – ohne Unterbrechung Aufnahmen in einer Schleife, dem sogenannten Loop, speichern.
Sollte es einen Unfall gegeben haben, kann die entsprechende Aufnahme mit einem Schreibschutz versehen werden. Als Speichermedien dienen unter anderem SD-Memory-Karten und Micro-SD-Karten. Nach einer gewissen Zeit werden die Aufnahmen automatisch wieder gelöscht.
- Dank durchgehender Aufnahme wird kein Unfall verpasst
- Keine endgültig geklärte Rechtslage
- Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Verkehrsteilnehmer
Dashcams mit G-Sensor

Moderne Dashcams sind mit einem Beschleunigungssensor, dem sogenannten G-Sensor oder auch Schwingungsaufnehmer, ausgestattet. Dieser wertet die Bewegungen des Fahrzeugs aus und meldet außergewöhnliche Ereignisse Straßenverkehr, etwa abrupte Beschleunigungen oder Erschütterungen. Eine Dashcam mit G-Sensor zeichnet also ausschließlich dann auf, wenn sich ein Unfall ereignet. Sobald die Dashcam einen Unfall oder andere Unregelmäßigkeiten registriert, schaltet sich die Kamera automatisch ein, nimmt auf und speichert die Aufnahme. Das entsprechende Video wird mit einem Schreibschutz markiert. Auf diese Weise verhindern Nutzer, dass die Dashcam Aufnahmen von Unfällen sofort wieder löscht.
Allerdings melden einige Nutzer, dass ihnen im Test aufgefallen ist, dass der G-Sensor oft versehentlich ausgelöst wird und Fehlmeldungen an die Kamera weitergibt. Dieser Fehler tritt besonders dann auf, wenn die Dashcam falsch justiert ist. Aber auch Schlaglöcher und andere Unebenheiten auf der Straße oder eine ruckartige Fahrweise können der Auslöser sein.
- Datenschutzkonform
- Nimmt nur Ungewöhnliches auf
- Mitunter unzuverlässige Sensoren
Dashcam mit GPS und Fahrassistent
Bei einer Dashcam mit GPS und Fahrassistent handelt es sich um eine Kamera, die abgesehen von den Aufnahmen noch weitere Dienste bereitstellt. So soll der Fahrassistent, etwa in Form eines Abstandswarners oder Spurhalteassistenten, dabei helfen, Unfälle zu vermeiden.
Die meisten Dashcams sind heutzutage außerdem mit einem GPS ausgestattet. Der GPS-Empfänger ist außerdem dabei behilflich, den Unfallhergang genauer zu analysieren. Hierbei helfen Informationen zu der exakten Position beziehungsweise der Geschwindigkeit der Fahrzeuge.
- Hilfe bei der Unfallvermeidung
- Genau Analyse der Position und Geschwindigkeit
- Fahrassistent wird mitunter als störend empfunden
Darauf kommt es beim Kauf an
Vor der Anschaffung einer dieser praktischen Kameras für den Straßenverkehr sind bestimmte Aspekte besonders zu beachten. Kaufinteressierte sollten sich also über ihre persönlichen Bedürfnisse im Klaren sein und entscheiden, welche Aspekte für sie von besonderem Interesse sind.
- Der Aufnahmemodus: Wie bereits erläutert sind die meisten Kameras mit einem Aufnahmemodus ausgestattet, der in Schleifen aufzeichnet. Die Dashcam nimmt also durchgehend auf. Der Vorteil ist, dass auf diese Weise keineswegs ein Unfall verpasst werden kann.
- Der Bewegungsmelder: Ein Bewegungsmelders ist vor allem für diejenigen von Interesse, die um die Sicherheit ihres Autos bangen, wenn dieses geparkt ist. Die Sensoren reagieren auf sämtliche Bewegungen außerhalb des Wagens. Daher zeichnen sie zuverlässig auf, wenn sich jemand am Auto oder in der Umgebung zu schaffen macht.
- Der Bildwinkel: Der Bildwinkel, oder auch Sichtwinkel genannt, gibt an, wie groß die Fläche der Perspektive einer Dashcam ist. Ein Winkel von 120 bis 140 Grad gilt heutzutage als Mindeststandard. Allerdings befinden sich auch Dash-Cams mit Weitwinkel-Linse im Angebot, die bis zu 180 Grad versprechen.
- Die Auflösung: Dieses Kaufkriterium ist ausschlaggebend dafür, dass das Geschehen auf den Aufnahmen ausreichend zu erkennen ist. So sollte selbstverständlich ersichtlich sein, wer am Steuer sitzt. Auch die Nummernschilder sollten im Idealfall ablesbar sein. Inzwischen handelt es sich bei den meisten Dashcams auf den Markt um Full-HD-Modelle mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln.
- Die Bildrate: Die Bildrate sagt etwas darüber aus, wie viele Bilder pro Sekunde von der Kamera verarbeitet werden. Im Vergleich der unterschiedlichen Modelle wird deutlich, dass die meisten Dashcams mindestens 30 Bilder pro Sekunde verarbeiten. Einigen Kameras sind sogar mit 60 Bilder pro Sekunde dabei.
- Die Befestigung: Bei der Befestigung unterscheidet man zwischen zwei Methoden, nämlich zum einen die Befestigung mit einem Saugnapf und zum anderen die Fixierung mit einer Klebevorrichtung. Der Vorteil eines Saugnapfes liegt auf der Hand: Er ist flexibler und lässt sich jederzeit nachjustieren.
Tipps zur Installation
Folgende Tipps und Tricks helfen dabei, die Kabel nahezu unsichtbar zu machen:
- Im Idealfall baumelt das Ladekabel nicht durch den Innenraum des Fahrzeugs, sondern führt versteckt zur Stromquelle.
- Das Kabel sollte über der Windschutzscheibe sowie unter der Verkleidung des Fahrzeugs verlegt werden.
- Auf der Beifahrerseite ist das Kabel durch das Handschuhfach zu führen.
- Kabel-Klettbänder helfen bei der Vermeidung eines Kabelsalats.
- Bei Bedarf können Nutzer auf Verlängerungskabeln zurückgreifen.
- Das andere Ende des Kabels stecken sie einfach in den Zigarettenanzünder.
Tests von Dashcams
Achtung: Da es uns nicht möglich war, die Produkte selbst zu testen, handelt es sich hierbei um einen Vergleich von Dashcams.
Dashcams wurden bereits von einigen namhaften Testportalen in einem Test unter die Lupe genommen. Da es sich bei einer Dashcam einerseits um ein technisches Gerät handelt und andererseits um Autozubehör, finden sich einige Tests bei Computer Bild und Chip, aber auch auf den Testportalen ADAC sowie Auto, Motor und Sport.
Im Test von Computer Bild, bei dem sich insgesamt 21 Dashcams einem Vergleich stellen mussten, kamen die Tester zu dem Schluss, dass man etwas tiefer in die Tasche greifen muss. Bei dem im Juli 2019 durchgeführten Dashcam-Test überzeugte vor allem das Modell TrueCam A7s, das circa 160 Euro kostet. Die Test-Experten ernannten das Testmodell zum Testsieger, da es nicht nur etliche Zusatzfunktionen aufweist, sondern auch tagsüber ebenso wie in der Nacht eine gute Bildqualität liefert. Auch für den kleinen Geldbeutel hat das Testportal einen Tipp: Für unter 100 Euro halten die Tester die Yi DashCam für zweckmäßig.
Auch bei Chip mussten sich zehn Dashcams einem ausgiebigen Test unterziehen. Die Tester wählten Kameras aus unterschiedlichen Preisklassen aus. Als Dashcam mit dem besten Testprädikat, insgesamt 93,7 Punkte, geht die Garmin Dash Cam 55 hervor. Die Tester betonten, dass sie die Kamera trotz des stolzen Preises von etwa 165 Euro auch als Preis-Leistungsempfehlung nahelegen möchten, da die Dashcam über zahlreiche Besonderheiten in puncto Zubehör verfügt.
Im Jahr 2018 führte der ADAC in Kooperation mit der Computerzeitschrift c't einen Test durch, bei dem neun Dashcams gegeneinander antreten mussten. Die günstigste Kamera kostete lediglich 17 Euro, die teuerste 300 Euro. Die Tester führten auch einen Crashtest durch, der zu dem erschreckenden Ergebnis führte, dass alle Dashcams, die zur Befestigung Saugnäpfe nutzten, bei dem Crash nach oben wegklappten, sodass vom Unfallhergang nichts mehr zu sehen wäre. Die beste Testnote ist demgemäß ein „Befriedigend“, das der ADAC ganze sieben Mal vergab. Die beiden Schlusslichter erhielten jeweils ein „Ausreichend“ als Testurteil.
Die Tester von Auto, Motor und Sport traten mit acht Herstellern in Kontakt und fragten bei ihnen jeweils nach dem besten Modell. Die fünf Hersteller, die termingerecht lieferten, stellten Geräte zwischen 80 und 25 Euro zur Verfügung. Für die Tester von Auto, Motor und Sport war die C860 von Apeman klarer Testsieger, da das Modell die umfangreichste Ausstattung aufwies und für gerade einmal 110 Euro sogar eine Front- und eine Heckkamera besitzt. Die Kamera von Blaupunkt überzeugte die Tester insbesondere wegen ihres auffälligen Designs.