Firefox vs. Chrome - Welcher Browser ist besser?
Die beiden beliebtesten Browser sind Google Chrome und Mozilla Firefox – jedenfalls, solange Safari ausgeklammert wird, der nur für Geräte von Apple erhältlich ist. Die Gunst der Nutzer schwankt ständig, aber momentan liegt Chrome klar vorne. Mit dem großen Quantum-Update (Version 57) von Firefox Ende 2017 kommt jedoch wieder Bewegung in das Rennen zwischen den beiden. Die Frage, welcher Browser der bessere ist, lässt sich nun nicht mehr so einfach beantworten.
Ring frei für die Kontrahenten
Firefox ist der Open-Source-Erbe des in den 90ern beliebten Browsers Netscape Navigator. Im Unterschied zu den anderen großen aktuellen Browsern wird er nicht von einem kommerziellen Unternehmen entwickelt, sondern von der Nonprofit-Organisation Mozilla Foundation. Daher hat er die Sympathien vieler Anwender, die Konzernen misstrauen. Vor allem aus der Perspektive des Datenschutzes spricht vieles für Firefox. Nutzer ärgerten sich in den vergangenen Jahren aber über häufige Abstürze und vergleichsweise langsame Geschwindigkeiten.
Im Gegensatz zu vielen anderen Experimenten von Google (Wer erinnert sich noch an das gescheiterte Social-Network Orkut?) war Chrome von Anfang an ein Erfolg. Die genial einfache Benutzeroberfläche mit der Omnibox, in der Adresszeile und Suchfeld verschmelzen, die hohe Geschwindigkeit und die einfache Erweiterungsinstallation überzeugten die Internet-User. Chrome ist heute mit Abstand der weltweit meistgenutzte Browser und erfreut sich stetig zunehmender Beliebtheit.
Die Nutzung des Webs mit Chrome macht immer noch Spaß, allerdings ist es etwas ruhig um den Browser von Google geworden. Obwohl er häufig mit Updates aktualisiert wird, ändert sich für die Anwender nur wenig. Der Browser ist ein braves Arbeitspferdchen, aber er wirkt wenig innovativ. Damit bleibt er zwar in sich stimmig – schließlich sollte bei Chrome immer schon das Web selbst im Mittelpunkt stehen, nicht der Browser –, aber mancher Anwender bekommt allmählich Lust auf Abwechslung.
Geschwindigkeit
Dass Chrome schnell ist, war ein wichtiger Grund für den raschen Aufstieg dieses Browsers. Also sollte der Bereich Geschwindigkeit ein Heimspiel für den Browser aus Mountain View sein. Mozilla verkündete zum Release des Quantum-Updates allerdings vollmundig, jetzt den schnellsten Browser zu haben. Doch können diese Marketingbehauptungen einer kritischen Überprüfung standhalten? Wir haben beide Browser einigen Geschwindigkeitstests unterzogen.
Browser-Benchmarks messen, vereinfacht gesagt, wie schnell der Browser eine Website auf dem Bildschirm aufbaut. Sie messen allerdings nicht, wie lange der Download von Websites dauert. Das wäre auch unsinnig, denn die Übertragungsgeschwindigkeit hängt vor allem von der Internetverbindung ab. Der Browser kann kaum etwas tun, um die Verbindung zu beschleunigen oder zu verlangsamen.
Mit den Benchmarks wurde klar, dass die aktuelle Version 58 von Firefox im Vergleich zu alten Versionen deutlich an Geschwindigkeit zugelegt hat, aber immer noch nicht ganz mit Chrome mithalten kann. Subjektiv besteht bei der Alltagsnutzung auf unserem Testrechner (Intel Core i5-Prozessor, 8 GB Arbeitsspeicher, 240 GB SSD) kein Unterschied zwischen den beiden Browsern. Websites reagieren in beiden flott, Web-Apps wie Google Docs lassen sich ohne störende Verzögerungen und Ruckeln laden. Der Anwender bekommt mit beiden Browsern sofort, was er will. Selbst wenn Chrome in künstlichen Benchmarks die Nase vorne hat: Auch Firefox ist so schnell, dass mangelnde Geschwindigkeit kein Argument gegen die Verwendung dieses Browsers ist.
Benchmark/Browser | Mozilla Firefox | Google Chrome |
---|---|---|
Startgeschwindigkeit | 0,44 s | 0,20 s |
Basemark Web 3.0 | 245,06 | 449,18 |
Octane 2.0 | 27.517 | 31.252 |
ARES-6 | 78,64 ms | 20,39 ms |
MotionMark 1.0 | 133,07 | 314,17 |
Speedometer 2.0 | 57,00 | 73,82 |
JetStream 1.1 | 159,87 | 151,55 |
Standardkonformität
Die Unterstützung von Web-Standards war ein großes Thema im Browserkrieg zwischen Netscape Navigator und Internet Explorer Ende des vergangenen Jahrhunderts. Microsofts Internet Explorer war bei Web-Designern aufgrund seiner eigenwilligen und teilweise fehlerhaften Umsetzung von HTML-Befehlen unbeliebt. Zum Teil gingen die Unterschiede zwischen Netscape Navigator und Internet Explorer so weit, dass Webdesigner eine Version von Seiten für jeden der beiden Browser erstellen mussten.
Von solchen Kinderkrankheiten sind heutige Browser weit entfernt. Im Großen und Ganzen sehen Seiten mit jedem modernen Browser gleich aus. Allerdings unterstützen nicht alle Browser HTML in der aktuellen Version HTML5 gleich gut. Wie gut die HTML5-Unterstützung verschiedener Browser ist, zeigt die Website html5test.com. Sie prüft, wie gut der Browser des Besuchers HTML5 unterstützt. Um empirische Breite zu gewinnen und sich nicht auf Einzelmessungen verlassen zu müssen, die beispielsweise durch Erweiterungen verfälscht sein könnten, werden die Werte der einzelnen Besucher gespeichert und so wird für jede Browserversion ein Standardwert ermittelt.
Sowohl Firefox als auch Chrome erfreuen mit einer guten HTML5-Unterstützung. Chrome hat allerdings in der aktuellen Version 64 mit 528 von 555 möglichen Punkten die Nase vorne. Firefox kommt immerhin auf 486 Punkte. Beide Browser werden immer besser. Noch wenige Versionsnummer zuvor erzielten sie jeweils deutlich schlechtere Scores.
Sicherheit und Datenschutz
Der deutsche Begriff der „Sicherheit“ von Software umfasst zwei Bereiche, die im englischen Sprachraum meist getrennt voneinander behandelt werden, nämlich „security“ und „privacy“. Das eine meint Schutz vor illegalen Manipulationen im Sinne von Hacking und Datendiebstahl. Unter „privacy“ wird hingegen behandelt, wie sehr eine Software das zwar legale, aber unerwünschte Datensammeln durch Anbieter und Werbetreibende im Netz unterbinden. Es geht also um den Themenbereich, der im Deutschland meist unter dem Begriff „Datenschutz“ diskutiert wird.
Hier haben Firefox und Chrome unterschiedliche Schwerpunkte. Während Chrome aufgrund der anfangs verwendeten eindeutigen ID, die jeder Nutzer zugewiesen bekam, immer noch von Datenschutzbedenken begleitet wird, war der nichtkommerzielle Firefox immer schon beliebt bei Internetnutzern, die gerne die volle Kontrolle über ihre Daten behalten.
Bei der Sicherheit vor Angriffen sieht es genau umgekehrt aus. Hier liegt Chrome mit einer relativ sicheren Softwarearchitektur vorne, während sich Firefox größere Sicherheitslücken leistete. In vergangenen Updates konnte Firefox jedoch viele der kritisierten Probleme lösen, der Browser verwendet jetzt beispielsweise eine sicherere Erweiterungsschnittstelle.
Beide Browser werden regelmäßig aktualisiert, so dass bekannt gewordene Schwachstellen meist schnell geschlossen werden. Auch verfügen beide Browser über einen rudimentären Schutz vor Phishing und Malware. Sie warnen den Anwender, wenn er eine verdächtige Seite aufrufen möchte.
Amtlich bestätigte Sicherheit
Für den Laien ist es schwer, zu beurteilen, welcher Browser nun wirklich sicherer ist. Die Experten vom BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) haben deshalb beide Browser anhand eines Kriterienkatalogs überprüft. Beide schnitten gut ab und erfüllten einen Großteil der Anforderungen, ohne kritische Fehler aufzuweisen.
Bei Chrome (Version 56) fanden sie zwei Schwachstellen. Der Browser kann nicht parallel in zwei unterschiedlichen Instanzen betrieben werden und die gespeicherten Passwörter können nicht mit einem Master-Passwort geschützt werden. Firefox (Version 51) hat nur eine Schwäche: Er wird teilweise mit Administrator-Rechten ausgeführt, was dazu führt, dass bösartige Websites mehr Schäden anrichten können.
Ein Datenschutzplus von Firefox, das in der vom BSI überprüften Version noch nicht verfügbar war, ist der eingebaute Tracking-Filter. Er schützt Anwender davor, dass ihr Surfverhalten von Werbetreibenden wie Google nachvollzogen werden kann. Bei Chrome lässt sich eine ähnliche Funktion mit Erweiterungen wie Privacy Badger oder Ghostery nachrüsten, ist aber nicht Kernbestandteil des Browsers.
Auch in puncto Sicherheit ist es also ein knappes Rennen. Aufgrund der etwas besseren Bewertung durch das BSI, des eigenbauten Tracking-Filters und der höheren Vertrauenswürdigkeit der Mozilla Foundation gewinnt Firefox jedoch diese Runde.
Synchronisation
Mit „Synchronisation“ ist hier selbstverständlich nicht das Nachvertonen von Filmen in einer anderen Sprache gemeint, sondern die Fähigkeit von Browsern, sich auf unterschiedlichen Geräten miteinander abzugleichen. Was moderne Browser in diesem Bereich leisten, ist erstaunlich. Wer Firefox oder Chrome auf einem Computer installiert und sich im Browser mit seinem Google- beziehungsweise Firefox-Konto anmeldet, erhält nach der ersten Synchronisation einen Browser, der genauso aussieht, wie er es gewohnt ist. Nicht nur alle Lesezeichen werden synchronisiert, auch die gesamte Browser-Chronik und die Erweiterungen sind verfügbar. Ja, selbst alle zuletzt geöffneten Tabs werden auf dem neuen Gerät wiederhergestellt.
Hier schenken sich die beiden Kontrahenten nicht viel. Die Synchronisation der Daten zwischen zwei Geräten funktioniert mit beiden Browsern einwandfrei. Im Detail gefällt Firefox allerdings besser. Besonders gelungen ist die Funktion „An Gerät senden“. Damit sendet der Anwender den Link zu einer geöffneten Website direkt an ein synchronisiertes Gerät, beispielsweise an das Smartphone. Zudem unterstützt auch die Android-Version von Firefox Erweiterungen. Chrome-Nutzer werden stattdessen an die entsprechenden Apps verwiesen, soweit verfügbar.
Nicht zuletzt ist für die Synchronisation von Chrome ein Google-Konto nötig. Aber wer wirft schon gerne der großen Datenkrake noch mehr persönliche Informationen in den Rachen – sie sammelt durch all ihre über das Internet verstreuten Dienste wie Google AdSense, Google Analytics und Google Fonts ohnehin schon genug ein.
Bedienung und Anpassbarkeit
Beide Browser werden täglich von Million von Menschen mit unterschiedlichem Kultur- und Bildungshintergrund genutzt. Das spricht für ihre einfache Bedienbarkeit. Wären sie nicht benutzerfreundlich, würden sie nicht eine so hohe Verbreitung finden. Chrome fühlt sich allerdings eine Spur einfacher an.
Dieser Eindruck von Einfachheit entsteht auch dadurch, dass Chrome relativ viele seiner Fähigkeiten vor dem Durchschnittsnutzer verbirgt. Wer sich lediglich durch die Einstellungen klickt, bekommt nur einen Teil der Möglichkeiten präsentiert, kann aber auch nicht viel kaputt machen. Wer in die Tiefen der Software eindringen will, kommt nicht ohne arkanes Wissen aus.
Mit der Eingabe von „chrome://flags“ in die Adresszeile kommt der Anwender auf eine Konfigurationsseite, auf der er viele Aspekte von Chrome im Detail festlegen kann. Nichts, was Anwender nicht aus den Hilfe-Dateien erfahren könnten, aber wer liest die schon?
Bei Firefox handelt es sich ebenfalls um eine sehr benutzerfreundliche Software, aber das Programm aus dem Hause Mozilla nimmt seine Anwender nicht ganz so sehr bei der Hand wie sein Pendant von Google. Eine Firefox-Funktion, die wir in Chrome vermissen, ist die Anpassung der Navigationsleiste. In Chrome haben Anwender keinen Einfluss darauf, ob einzelne Icons dort angezeigt werden und in welcher Reihenfolge. Ein benutzerfreundliches Feature von Firefox, das vor allem Poweruser zu schätzen wissen, sind die Schlüsselwörter für Suchmaschinen.
Im Bereich Bedienung und Anpassung steht es also unentschieden. Während Chrome einen Tick einfacher und somit einsteigerfreundlicher ist, bietet Firefox mehr Möglichkeiten, die fortgeschrittene Nutzer wertschätzen.
Wer gewinnt nun?
Chrome ist zwar schneller als Firefox, aber nicht um so viel, dass es im Alltag einen spürbaren Unterschied macht. Dennoch, Chrome ist der Sieger in dieser Kategorie. Auch bei der Standardkonformität entscheidet Googles Browser mit einer besseren Unterstützung von HTML5 die Runde für sich. Im Bereich Sicherheit und Datenschutz geht aber Firefox – vor allem aufgrund seiner höheren Vertrauenswürdigkeit beim Datenschutz – als Sieger hervor. Beide Browser begeistern mit verblüffenden Synchronisationsfähigkeiten; dass aber Firefox seine Erweiterungen sogar mit der Smartphone-Version synchronisiert, verhilft ihm zum Lorbeerkranz in dieser Disziplin. Im Bereich Bedienung und Anpassung kommt es auf die Präferenzen an. Während Chrome etwas einfacher und einsteigerfreundlicher ist, bietet Firefox anspruchsvollen Anwendern mehr Möglichkeiten.
Es herrscht also ein Punktegleichstand. Firefox und Chrome sind sich in vielen Bereichen sehr ähnlich, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. Wer Bedenken bezüglich der Geschwindigkeit, Stabilität und Sicherheit von Firefox hatte und den freien Browser deswegen in den vergangenen Jahren gemieden hat, sollte ihm jetzt wieder eine Chance geben. Aktuell entwickelt Mozilla den Browser unter Volldampf weiter, und er ist Chrome mindestens ebenbürtig.