Goodgame Empire ist ein gelungenes Aufbauspiel, das Spieler durchaus in seinen Bann ziehen kann. Allerdings weist das Spiel auch Schwächen auf: Die Umsetzung der Kämpfe ist verbesserungswürdig, und die Free-to-Play-Balance gehört zu den schlechtesten im Test.
Hinsichtlich seines Spielkonzepts ähnelt Goodgame Empire den Innogames-Spielen Forge of Empires und Elvenar. Es umfasst die Bereiche Städtebau sowie -verwaltung, Wirtschaft und Landeroberung. Hinsichtlich der Details unterscheidet sich jedoch die Umsetzung deutlich von den genannten Konkurrenten. Beispielsweise „werfen“ die Gebäude hier keine Goldmünzen ab. Stattdessen muss der Spieler regelmäßig daran denken, seinen Steuereintreiber von der Burg aus loszuschicken, damit seinem Königreich nicht das Geld ausgeht.
Die Burg ist in Goodgame Empire das Zentrum der Macht. Ziel des Strategiespiels ist es den anfangs kleinen Bergfried auszubauen und den eigenen Einfluss stetig zu erweitern. Hierfür werden unterschiedliche Rohstoffe benötigt. Gleichzeitig sind natürlich die Verteidigung des eigenen Reichs vor Angriffen und die Außenpolitik – sprich Expansionskriege – von großer Bedeutung.
Goodgame Empire kommt in farbenfrohem Comicstil daher, der Gebäude und Umwelt sehr abstrakt darstellt und bewusst auf Details und Realitätsnähe verzichtet. Die Grasfläche gleicht daher einem monotonen Grünteppich, der hier und da durch hellere grüne Kreise unterbrochen wird. Die Darstellung wirkt insgesamt sehr starr: Kein Wind verfängt sich in den Fahnen, Häuser und Buden wirken nicht belebt – ab und an läuft ein Sackträger durch das Bild, aber ansonsten ist hier wenig los.
Dafür blinken um die Stadt herum sehr viele Ausrufezeichen auf, die den Spieler auf diverse Aktionen aufmerksam machen wollen, sodass er gar nicht weiß, wo er anfangen soll.
Der Soundtrack von Goodgame Empire ist wahrlich majestätisch. Altertümliche Klänge begleiten das Spielgeschehen und treiben den Spieler zusätzlich an. Hintergrundgeräusche wie das Zwitschern der Vögel oder das entfernte Holzhacken der fleißigen Einwohner runden die Soundkulisse ab. Falls der Spieler Ruhe benötigt, stellt er die Musik in den Einstellungen ganz oben rechts ab.
Die Zutaten für den Spielspaß bei Goodgame Empire: Stadtaufbau, das Sammeln von Ressourcen, Erfahrungspunkte, Quests und tägliche Aufgaben, Kämpfe und eine Community. Lediglich der Aspekt der Forschung fehlt hier.
Der Spieler startet mit einer Burg, umgeben von Burgmauern, und einem Holzfäller. Mit der Errichtung von ein paar Wohngebäuden und Produktionsstätten ist die Fläche innerhalb der Burgmauern schnell gefüllt. Anfangs kann der Spieler mit Goldmünzen Gebietserweiterungen kaufen, später sind dafür Rubine notwendig.
Die Goldmünzen erhält der Spieler in Form von Belohnungen und Steuern. Für Letztere schickt er von seiner Burg aus den Steuereintreiber los. Je länger er die Zeitspanne wählt, in der der Eintreiber unterwegs ist, umso mehr Goldmünzen erhält er bei der Rückkehr. Für den Bau neuer Gebäude und die Verbesserung der Burgmauern benötigen Spieler Holz und Stein, für die Versorgung ihrer Einwohner Nahrung. Was Forge of Empires unter Vorräte zusammenfasst, gliedert sich hier in drei Komponenten, was wir sehr gut gelöst finden.
Die Wartezeiten bei dem Bau von Gebäuden sind anfangs recht kurz (unter einer Minute) und können kostenlos übersprungen werden. Im weiteren Verlauf des Strategiespiels steigen sie an, bleiben jedoch moderat. Beispielsweise dauert der Bau eines Wohnhauses später fünf Minuten. Im Übrigen finden Spieler in ihren täglichen Belohnungen öfter einmal sogenannte Beschleuniger, welche die Wartezeit reduzieren. Neue Gebäude schalten Spieler mit dem Erreichen neuer Level frei, wofür sie Erfahrungspunkte (XP) benötigen.
Die Level nennen sich in Goodgame Empire Legendenlevel, insgesamt gibt es 70 Stück plus 800 zusätzliche Level. Die benötigten XP verdient der Spieler sich, indem er Quests erfüllt, neue Gebäude baut und Kämpfe führt – kurz gesagt: indem er aktiv ist. Das Erforschen neuer Technologien anhand eines Tech-Trees, das in Forge of Empires und Elvenar für Spannung und Motivation sorgt, gibt es hier nicht, dafür werden Spieler für alltägliche Aufgaben belohnt.
Events sorgen für Spannung
Goodgame-Empire-Fans dürfen sich über viele Events spezielle Questreihen oder Allianz-Tuniere freuen. Der im offiziellen Forum einsehbare Eventplan für das Jahr 2018 ist gut gefüllt.
Gelegenheit zur Aktivität erhält der Spieler ausreichend. Im Questbuch rechts unten erscheinen stets neue, durchaus abwechslungsreiche Herausforderungen. Hier werden unter anderem der Bau neuer Gebäude, Kontakt zur Community, die Verbesserung der Verteidigung und der Kampf gegen feindliche Burgen abgedeckt. Der erfolgreiche Abschluss einer Quest wird mit Ressourcen und Erfahrungspunkten belohnt. Im Übrigen wurde die Ansicht der Quests in der aktuellen Version stark abgespeckt: Sah es vorher wie ein richtiges geöffnetes Buch aus, so wirkt es jetzt eher wie eine Tafel. Außerdem fehlen die Geschichten zu den Quests. Damit hat Goodgame dem Spieler unserer Ansicht nach keinen Gefallen getan.
Über den Quests findet der Spieler seine täglichen Aufgaben, deren Erfüllung ebenfalls belohnt wird. Wer alle zwölf Aufgaben erfüllt, darf sich über 100 Rubine freuen. Darunter fallen zum Beispiel der tägliche Login, das Eintreiben von Steuern oder das Ausspionieren einer feindlichen Burg. Hier ist also immer etwas zu tun.
Der Spieler sollte die Umgebung außerhalb seiner Burg gut im Blick halten, denn auch hier sind immer wieder Belohnungen oder kleine Aufgaben zu finden. So tauchten Bauernflüchtlinge auf, über deren Schicksal wir entscheiden mussten. Je nachdem, wie die Entscheidung ausfällt, erhalten wir eine höhere und niedrigere Belohnung. Mehr Einfluss dieser Entscheidungen auf den Spielverlauf stellten wir im Test aber nicht fest. Insgesamt motiviert Goodgame Empire den Spieler mit sehr vielen Belohnungen und Boni, darunter auch ein täglicher Login-Bonus, den der Spieler aus drei Vorschlägen wählen darf.
Wie auch in Forge of Empires und Elvenar finden die auf einer Landkarte statt. Hier heißt sie die „Karte der Königreiche“. Der Spieler kann hier andere Burgen ausspionieren und natürlich angreifen. Im Vergleich zu den genannten Konkurrenten wirkt die Weltkarte in Goodgame Empire allerdings deutlich unübersichtlicher und recht überladen. Die eintönig grüne Fläche ist mit unterschiedlich großen Burgen und Bäumen bepflastert und die Burgmauern erscheinen erst beim Mousover.
Auch in den Kämpfen selbst schöpft Goodgame nicht das volle Potential aus: Entscheidet sich der Spieler für einen Angriff, kann er zwar bei der Aufstellung seiner Truppen sein strategisches Geschick zeigen und die Art des Flankenangriffs bestimmen, am Kampf selbst ist er dann aber nicht beteiligt. Er muss auf das Ergebnis warten. Bei Forge of Empires und Elvenar sind die Kämpfe an sich deutlich spannender. Goodgame Empire lebt den taktischen Moment also in einem anderen Bereich aus.
Im Gegensatz zu Forge of Empires verzichtet Goodgame Empire auf einen Ingame-Chat. Erst wenn Spieler einer Allianz beitreten, erhalten sie Zugriff auf einen Allianz-Chat. Sein hauptsächlicher Zweck scheint jedoch darin zu bestehen, die an die tägliche Nutzung geknüpfte Belohnung einzusacken. Viel mehr als „Hallo“, „Hi“ oder willkürlich aneinander gereihte Buchstaben lasen wir hier nicht. Vielleicht haben wir aber auch nur eine unkommunikative Allianz erwischt. Von dem Chat abgesehen profitieren Mitglieder einer Allianz von dem Schutz durch Bündnisse mit anderen Allianzen.
Außerdem können sich Allianzmitglieder gegenseitig mit Rohstoffen und Truppen unterstützen.
Insgesamt gelingt es Forge of Empires wesentlich besser, die Community zu integrieren und die Zusammenarbeit der Spieler zu fördern.
In keinem anderen Aufbauspiel in unserem Test schien uns die kostenpflichtige Ingame-Währung so prominent zu sein wie in Goodgame Empire. Ständig ploppt irgendwo Werbung für Rubine und spezielle Angebote auf. Das Ausgeben von Rubinen ist sogar eine der zwölf täglichen Aufgaben. Zwar erhalten Spieler die wertvollen Rubine auch im Rahmen von Belohnungen für Quests und gewonnenen Kämpfen. Wirklich hohe Beträge kommen hier jedoch nicht zusammen. Schnell entsteht der Eindruck, das Strategiespiel versucht den Spieler zum Kauf der Ingame-Währung zu verlocken.
Für die Ingame-Währung kaufen Spieler unter anderem Gebietserweiterungen, Verkürzungen von Wartezeiten sowie zusätzliche Münzen, Holz, Stein und Nahrung.
Für 9,99 Euro erhielten wir in Goodgame Empire 15.000 Rubine, was im ersten Moment recht viel erscheint. Allerdings war unser Vermögen schnell wieder weg: Wir kauften mehrere Erweiterungen für unser Gelände für je rund 1.500 Rubine und übersprangen längere Wartezeiten, um schneller ein weiteres Gebäude bauen zu können. Fairerweise müssen wir jedoch zugeben, dass wir nicht bestmöglich gehandelt haben. Es wäre sinnvoller gewesen 6.390 Rubine in den Baukran zu investieren, der einen weiteren Bauslot freischaltet, sodass der Spieler zwei Gebäude gleichzeitig bauen kann. Leider kam uns diese Idee erst, als wir nur noch über 1.500 Rubine verfügten.
Insgesamt hat Goodgame Empire das Free-to-Play-Prinzip nicht wirklich fair umgesetzt. Der Konkurrenz gelingt das deutlich besser.
Zur Erstellung ihres Accounts wählt der Nutzer lediglich einen Nutzernamen und ein Passwort aus. Das Passwort muss lediglich die Voraussetzung erfüllen, länger als vier Zeichen zu sein. Allerdings sind nur wenige Browsergames in unserem Test in dieser Hinsicht anspruchsvoller. Ist der gewünschte Nutzername bereits vergeben, unterstützt das Strategiespiel mit vier Alternativvorschlägen. Eine E-Mail-Adresse ist für die Anmeldung bei Goodgame Empire nicht erforderlich, auch nachträglich muss nicht unbedingt eine E-Mail-Adresse angeben werden. Wer sich in Goodgame Empire dafür entscheidet, seine E-Mail-Adresse für den Newsletter anzugeben, wird mit Rubinen belohnt.
Wichtig: Die Serverwahl
Bei der Anmeldung können Nutzer unten mittig den Server wählen. Dabei ist es wichtig, dass sie sich merken, auf welchem Server sie sich angemeldet haben. Denn nur für diesen gilt ihr Account.
Beim Login sollten Nutzer beachten, dass hier standardmäßig ein Häkchen vor „Passwort speichern“ gesetzt ist. Vor allem Spieler die sich nicht vom eigenen PC aus einloggen, sollten dieses unbedingt entfernen. Auch die Option, nach einer bestimmten Zeit automatisch ausgeloggt zu werden, bietet Goodgame Empire nicht.
Nach erfolgreichem Login wird der Spieler von König Erik dem Erbauer begrüßt, der in einem knapp zehnminütigen Tutorial die Grundlagen des Aufbauspiels erklärt. Gemeinsam mit ihm baut er unter anderem seinen ersten Holzfäller, den er im Anschluss auf Stufe zwei ausbaut, um mehr Holz zu produzieren. Auffällig: Anders als bei Forge of Empires und Elvenar müssen die Gebäude in Goodgame Empire nicht durch Straßen oder Wege mit dem Hauptgebäude, in diesem Fall die Burg, verbunden sein. Somit ist der Spieler hier etwas freier in der Standortwahl seiner Gebäude. Gleichzeitig ergibt sich damit aber ein unrealistisches, ungeordnetes Stadtbild.
Die „Führung“ von König Erik beinhaltet bei weitem nicht alle Bedienelemente und Spielbereiche des vergleichsweise komplexen Browsergames. Dafür hilft aber der „Zeig’s mir“-Pfeil im Questbuch weiter. Dennoch empfanden wir die Bedienung als nicht ganz so intuitiv. Wir empfehlen unerfahrenen Spielern, einen Blick in die übersichtliche Spielhilfe zu werfen sowie eine etwas längere Einstiegszeit einzuplanen.
Um Goodgame Empire spielen zu können, benötigen User wie bei allen anderen Browsergames im Test immer noch den Flash-Player. In Google Chrome und Mozilla Firefox ist dieser bereits vorinstalliert, sodass lediglich ein Klick auf „zulassen“ notwendig war. In Opera mussten wir ihn neu installieren.
Wir maßen während des Spiels in allen drei genannten Browsern die CPU- und GPU-Auslastung. Die Ergebnisse veranschaulicht das rechts befindliche Balkendiagramm.
Im Test gehörte Goodgame Empire hinsichtlich der GPU- und CPU-Auslastung zu den anspruchsvolleren Spielen. Für Forge of Empires und Elvenar maßen wir ähnlich hohe Werte, während zum Beispiel OGame mit maximal 17 Prozent CPU und 10 Prozent GPU deutlich sparsamer mit den Ressourcen umgeht. Dafür bietet Goodgame Empire aber auch die aufwendigere Grafik. Die technischen Spezifikationen des von uns verwendeten Testrechners finden sich im Kategorietext.
Im Gegensatz zu den Fans von Innogames finden Goodgame Empire-Spieler keine App in den Stores. Wenn sie das Aufbauspiel auch unterwegs spielen möchten, müssen sie die Version für mobile Browser nutzen. Hier stehen sie allerdings vor dem weitverbreiteten Problem, dass ihnen in den auf dem Smartphone vorinstallierten Browsern der Flash-Player fehlt. Die Lösung hierfür ist ein mobiler Browser mit vorinstalliertem Flash-Player wie etwa der Puffin Web Browser.
Im direkten Vergleich mit dem großen Konkurrenten kann Goodgame Studios mit Empire nicht ganz mithalten. Zwar macht das Strategiespiel durchaus Spaß und hat seinen Reiz, doch viele Punkte – allen voran die Kampfszenarien – setzt Innogames einfach besser um. Gut gelungen finden wir die Hilfepfeile in den Quests, die den Spieler auf den richtigen Weg führen, und die vielen Belohnungen, die für Motivation sorgen. Jedoch stören uns die recht überladene Spieloberfläche und die ständige Werbung für den Kauf von Rubinen. Von einer fairen Free-to-Play-Balance kann man hier nicht sprechen.