Linoldruck: Anleitung für eigene Motive

Linoldruck: Anleitung für eigene Motive

Der Linoldruck ist eine einsteigerfreundliche Drucktechnik, die wenig Zubehör erfordert und leicht zu Hause ausprobiert werden kann. Die Kunstwerke haben einen unverwechselbaren Look und machen sich besonders gut auf Postkarten, Einladungen und Plakaten.

Druckgrafik leicht gemacht

Beim Linoldruck handelt es sich um ein Druckverfahren, das eng mit dem Holzschnitt verwandt ist. Beide Drucktechniken sind sogenannte Hochdruckverfahren. Dabei wird mit speziellem Werkzeug ein Negativbild in eine Holz- beziehungsweise Linoleumplatte geschnitzt. Hochdruck bedeutet, dass die Stellen, die Farbe tragen, stehen bleiben. Alle Teile der Platte, die im Druck nicht erscheinen sollen, werden mit den hohlen Linolmessern entfernt. Der Linoldruck eignet sich nicht nur für Kunstwerke auf Papier. Wenn Sie Textilfarbe verwenden, können Sie T-Shirts und Beutel mit eigenen Motiven gestalten.

Linoldrucke sind in der Regel einfarbig oder beschränken sich auf wenige Farben. Sie zeichnen sich durch klare Konturen und starke Kontraste aus. Dieses Druckverfahren kennt keine Farbabstufungen, sondern nur „farbig“ oder „nicht farbig“. Die Ästhetik des Holz- und Linolschnitts wurde vor allem durch die Expressionisten geprägt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirkten. Sie bearbeiteten die Platten relativ grob, was zu ausdrucksstarken Bildern führte. Die entstandenen Grafiken sind heute in vielen namhaften Museen und Sammlungen zu finden.

Im Vergleich zum Holzschnitt ist der Linolschnitt deutlich anwenderfreundlicher. Der größte Vorteil der Technik ist, dass sie auch ohne eine Druckpresse gute Ergebnisse erzielt. Eine solche Presse kostet mehrere hundert Euro und erfordert einiges an Platz, womit sie für den Heimgebrauch nur bedingt geeignet sind. Material und Werkzeug für den Linolschnitt hingegen erhalten Sie preiswert im Künstlerfachhandel. Die gesamte Ausrüstung passt in eine Schublade. Außerdem lassen sich die anfallenden Linoleumspäne deutlich leichter beseitigen als Holzspäne. Wer keinen eigenen Hobbyraum hat, ist also mit dem Linolschnitt besser beraten.

Das brauchen Sie für einen Linoldruck

Die Materialien, die Sie für einen Linoldruck benötigen, sind recht überschaubar. Zunächst brauchen Sie Ihr Werkzeug, die Linolschnittgarnitur. Sie besteht üblicherweise aus vier verschieden großen V- und U-förmigen Edelstahlmessern sowie einem Konturenmesser. Die kleinen Messer bieten sich für das Schneiden von Details an, die größeren für das Ausheben von Flächen. Das Konturenmesser wird zur Vor- und Nachbearbeitung der Schnittlinien verwendet. Die Messer werden in einen birnenförmigen Holzgriff eingesetzt. Diese Form verbessert die Kraftübertragung. Abgesehen von der Linolschnittgarnitur benötigen Sie Folgendes:

  • Linoleumplatte
  • Linoldruckfarbe
  • Farbwalze
  • Glasscheibe
  • Handreiber
  • Bildträger (Papier oder Textilien)

All das finden Sie im Künstlerfachhandel. Bei der Glasscheibe bietet es sich an, einen alten Bilderrahmen auszumustern.

Welche Farbe brauche ich?

Die richtigen Farben finden Sie bei den Linoldrucksachen im Künstlerfachhandel. Hierbei handelt es sich um deckende Farben auf Wasserbasis, die untereinander mischbar sind. Bei den Linoldruckfarben lohnt es sich, nicht zum günstigsten Produkt zu greifen. Günstige Farben müssen mitunter noch verdünnt werden und neigen dazu, in der Tube einzutrocknen. Linoldruckfarben sind allerdings nicht wasserfest, weshalb Sie beim Drucken auf Textilien entsprechende Textilfarben verwenden müssen.

Welches Papier wird für einen Linoldruck benötigt?

Bei der Wahl des Papiers sind dem Künstler viele Freiheiten gesetzt. Ideal sind glatte Papiere, die kaum Strukturen auf der Oberfläche aufweisen. So wird der Druck besonders konturscharf. Falls Sie bei der Wahl unsicher sind, finden Sie im Künstlerfachhandel spezielles Linoldruckpapier. Druckkarton ist ebenfalls gut geeignet.

Vorbereitung und Umsetzung des Motivs

Für den Einstieg können Sie sich ein einfaches Motiv mit klaren Konturen überlegen. Gerade wenn Sie auf Textilien drucken, sollte das Bild nicht zu detailreich sein, da feinere Partien auf Gewebe nicht zur Geltung kommen. Zeichnen Sie Ihr Kunstwerk ruhig auf Papier vor. Dabei müssen Sie eine wichtige Sache bedenken: Das Bild muss spiegelverkehrt in die Platte geschnitzt werden, damit es nachher auf dem Bildträger so erscheint wie gedacht. Das dürfen Sie vor allem dann nicht vergessen, wenn Ihr Bild Schrift enthält.

Sobald Sie ein Motiv gefunden haben, bereiten Sie die Arbeitsfläche vor. Ihr Küchentisch ist wahrscheinlich groß genug. Räumen Sie ihn so frei, dass Sie genügend Platz haben. Legen Sie die Linoleumplatte auf den Tisch. Die meisten Platten sind auf der Unterseite mit einer Matte versehen, die das Wegrutschen erschwert. Trotzdem müssen Sie das Linoleum mit einer Hand festhalten. Achten Sie dabei unbedingt darauf, von Ihrer Hand wegzuschneiden. Wenn Sie mit dem Messer von der Platte abrutschen, stechen Sie sich sonst in die Finger. Durch einfaches Drehen der Linoleumplatte halten Sie immer die gleiche Schnittrichtung ein.

Für den Anfang bietet sich ein Weißlinienschnitt an. Bei dieser Technik ziehen Sie die Linien Ihrer Zeichnung mit dem Messer nach. Ihr Motiv zeigt sich dann in weißen Linien auf einem farbigen Hintergrund. Aufwendiger ist der Schwarzlinienschnitt. Hierbei schneiden Sie mit den Messern um Ihre vorgezeichneten Linien herum, sodass sie als Stege zurückbleiben. Das ist schwieriger, zeitintensiver und erzeugt mehr Müll in Form von Linoleumspänen.

Das Auftragen der Farbe

Wenn die Linoleumplatte fertig bearbeitet wurde, ist es Zeit, die Farbe aufzutragen. Nun kommen die Glasscheibe und die Farbwalze zum Einsatz. Zunächst geben Sie die Farbe auf das Glas. Mit der Walze rollen Sie dann durch die Farbe, bis sich eine gleichmäßige, dünne Schicht über sie gelegt hat.

Legen Sie Ihre Linoleumplatte auf eine Unterlage, wie zum Beispiel Zeitungspapier. Schließlich wollen Sie keine Farbe auf Ihrem Tisch haben. Wenn das doch passiert, ist das kein Grund zur Sorge. Die wasserlösliche Linolfarbe lässt sich einfach wegwischen. Mit der Farbwalze fahren Sie dann in Längs- und Querbahnen über die Platte, bis die Farbschicht darauf gleichmäßig verteilt ist. Seien Sie sparsam: Bei zu viel Farbe füllen sich auch die ausgesparten Bereiche und der Druck verschmiert.

Das Drucken – der Moment der Wahrheit

Nehmen Sie Ihre Druckplatte vorsichtig von der Unterlage. Greifen Sie einen Bogen Papier, legen ihn auf die Platte und streichen ihn vorsichtig glatt. Jetzt gilt es, Druck auszuüben. Dafür können Sie den Handreiber verwenden, es funktioniert aber auch mit dem eigenen Handballen oder der Handfläche. Wichtig ist, dass alle Stellen des Papiers gleichmäßig Druck erfahren. Am besten gehen Sie dabei systematisch in Längs- und Querbewegungen oder in Kreisen vor. Reiben Sie mehrere Male über das gesamte Papier. Ein schmatzendes Geräusch beim Abziehen ist ein gutes Indiz dafür, dass Ihr Druck gelungen ist. Tragen Sie so oft wieder Farbe auf die Platte auf, bis sie genügend Abzüge gemacht haben. Schließlich waschen Sie die Platte in der Spüle ab, dazu reicht in der Regel Wasser aus. Sobald sie gut getrocknet ist, lagern Sie sie an einem dunklen Ort, etwa in einer Schublade.

Seien Sie nicht frustriert, wenn die ersten drei oder vier Drucke misslingen. Das ist bei diesem Druckverfahren häufig der Fall. Zum einen muss sich das Linoleum erst mit der Farbe vollsaugen, zum anderen müssen Anfänger herausfinden, welche Menge an Farbe und welche Kraftausübung notwendig sind. Hier heißt es wie so oft im Leben: Learning by Doing.

Wenn alles gut geht, können Sie viele Abzüge hintereinander machen. Das Schöne an Handabzügen ist, dass jedes Blatt einzigartig ist. Die Kunstwerke sind also eine hervorragende Geschenkidee. Da das Material äußerst haltbar ist, können Sie die Platte auch noch nach Jahren wiederverwenden.


Abb. 1: © natalialeb / adobe.stock.com | Abb. 2: © Netzsieger | Abb. 3: © tete_escape / adobe.stock.com | Abb. 4: © Katya / adobe.stock.com