Unglücklich in der Beziehung?

Unglücklich in der Beziehung?

Unglücklich in der Partnerschaft: Aufgeben oder kämpfen?

Viele Frauen und Männer in einer Partnerschaft kennen dieses schwer einzugestehende Gefühl: Eigentlich ist in ihrer Beziehung alles in Ordnung, sie sind seit einigen Jahren liiert, zufrieden mit ihrer beruflichen Laufbahn, wohnen gemeinsam und führen ein Leben, das man getrost als erfüllend bezeichnen müsste. Eigentlich. Dennoch keimt in ihnen ein Gefühl auf, dass etwas fehlt. Werfen sie von außen einen Blick auf ihre Partnerschaft, bemerken sie, dass dort kaum noch Leidenschaft herrscht. Die einstmals innige Verbundenheit ist zur Gewohnheit geworden, der Sex ist vorhersehbar und die kleinen Überraschungen gehören längst der Vergangenheit an. Doch wonach sehnen sich Menschen in einer solchen Situation tief im Inneren?

Es ist ganz natürlich, dass jede Langzeitbeziehung zwischen der Alltagsroutine etwas von ihrer Leidenschaft verliert. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem Beziehungspartner mit dem Gefühl dieses unbestimmbaren Mangels ehrlich darüber reflektieren müssen, ob es sich um eine zwischenzeitige Flaute oder eine tiefgreifende Unzufriedenheit handelt. Verharren sie nämlich in dieser Situation, kommt das einer seelischen Selbstverstümmelung gleich. Der frustrierende Zustand hat nicht nur Auswirkungen auf das mentale, sondern auch das körperliche Wohlbefinden und kann die gesundheitliche Verfassung enorm beeinträchtigen. Mancher erkannt dann zwar, dass er unglücklich mit seiner Beziehung ist, ohne aber wirklich zu wissen, wie es weitergehen soll. Ist es vielleicht besser, einen Schlussstrich unter der Beziehung zu ziehen, oder lohnt es sich zu kämpfen?

Die Bestandsaufnahme: Anzeichen dafür, dass es nicht mehr funktioniert

Wenn der Alltag einkehrt, treibt die Beziehung häufig nur noch dahin. In diesem Moment fragt sich der eine oder andere: Bin ich überhaupt noch glücklich? Unterbewusst schleicht sich das Gefühl ein, dass etwas nicht stimmt. Woran erkennen Paare also, ob ihre Beziehung noch zu retten oder eine Trennung ein schmerzhafter, aber langfristig der richtige Schritt ist?

Der Zeichen werden sich nur diejenigen bewusst, die sich intensiv mit ihren Gefühlen beschäftigen. Häufig beginnt es damit, dass sich ein Partner unbewusst distanziert. Folgende Anzeichen deuten darauf hin, dass eine Partnerschaft nicht mehr funktioniert:

  • Sie erkennen sich in der Beziehung nicht wieder und fühlen sich in Ihrer eigenen Haut nicht mehr wohl.
  • Sie sind schnell von Ihrem Partner genervt: Alles, was er macht und sagt, stört Sie, obwohl seine Absichten gut sind.
  • Sie sind charmant, treiben Sport und pflegen ihr Styling vorrangig für Freunde oder Kollegen, nicht etwa für ihren Partner.
  • Sie meiden Nähe und verbringen Ihre Zeit lieber allein als mit Ihrem Partner.
  • Sie schätzen Ihren Partner nicht mehr und stellen ihn sogar bloß.
  • Sie freuen Sich nicht mehr auf Ihren Partner.
  • Sie sehen sich in Ihrer Zukunft ohne Ihren Partner.

Die Gründe: Darum funktioniert es nicht mehr

Manchmal genügt schon ein harmloser Anlass, um erbitterte Grundsatzdiskussionen herbeizuführen. Zwischen Vorwürfen und Beleidigungen kristallisiert sich schmerzhaft heraus, warum es nicht mehr funktioniert. Die Gründe für ein Scheitern der Partnerschaft sind vielseitig:

  • Die Spontaneität ist abhanden gekommenen und die Beziehung hält keine Überraschungen mehr parat.
  • Die anfängliche Leidenschaft ist verflogen und der Sex ist nicht mehr spontan, sondern eher vorhersehbar oder gar verklemmt.
  • Es fehlt die Zeit für kleine Aufmerksamkeiten, etwa Gespräche oder Zärtlichkeiten, und Sie unternehmen kaum noch etwas gemeinsam.
  • Ihnen fehlen Freiräume, sie fühlen sich eingeengt und können sich nicht frei entfalten.
  • Sie haben kein Vertrauen mehr, sind eifersüchtig und kontrollieren Ihren Partner heimlich.

Viele Paare wissen im Grunde sogar, dass sie unglücklich sind, leben aber weiter lieblos nebeneinander her. Ihre Beziehung ist nur noch oberflächlich, das heißt, beide Partner verstehen sich gut, tauschen aber nur noch vereinzelt Tiefgründiges aus. Nach einer Weile erwischt sich dann einer bei dem Gedanken an ein Leben als Single. Unglückliche Beziehungen erwachsen vor allem aus mangelnder oder aneinander vorbeigehender Kommunikation. Herrscht etwa kontinuierlich Streit, haben viele Paare einfach keine Energie mehr für ein harmonisches Miteinander.

Gibt es ein Licht am Horizont?

Mittlerweile sind Männer und Frauen weder finanziell noch gesellschaftlich auf eine Beziehung angewiesen. Doch auch wenn Paare anspruchsvoller geworden sind, halten viele an ihrer lieblosen Beziehung fest. Aus Angst vor dem Alleinsein klammern sie sich an die letzten Strohhalme ihrer Partnerschaft und erfinden haltlose Gründe, sich nicht zu trennen. Schieben es manche auf die Kinder oder die Finanzen, glauben andere noch lange daran, dass sich ihr Partner für die gemeinsame Beziehung ändert.

Beziehungssucht: Der Weg in die Abhängigkeit

In den meisten Fällen handelt es sich nicht mehr um Liebe, sondern um eine Beziehungsabhängigkeit, die sich über die Jahre manifestiert hat. Für derart tiefsitzende Probleme empfiehlt sich ein Beziehungs- oder Paartherapeut. Wer hingegen ausdrücklich keinen Dritten hinzuschalten möchte, muss die anspruchsvolle Aufgabe des Bilanzierens der Beziehung selbst stemmen: Wollen Sie zusammenbleiben? Ist es den Partnern persönlich noch wert, sich intensiv um die Beziehung zu bemühen, oder wird es für beide sinnvoller sein, getrennte Wege zu gehen? Kommt eine offene Beziehung in Frage oder startet man einen Neuanfang?

Sobald sich ein Partner bewusst macht, dass ihm etwas fehlt, besteht auch die Möglichkeit, die Lage zum Positiven zu verändern. Ein Therapeut kann beispielsweise enorm dabei helfen, wieder zu sich selbst zu finden, und bietet im Notfall auch eine Trennungsbegleitung an. Doch nicht jede unglückliche Phase ist gleich ein Trennungsgrund; oft ist ein gemeinsamer Neuanfang möglich. Wer über so fundamentale Entscheidungen nachdenken muss, nimmt sich bestenfalls eine Auszeit, um dem Unglück ehrlich und vorbehaltlos auf den Grund zu gehen. Essenziell ist es dabei, dem Partner offen mitzuteilen, dass und warum man Zeit benötigt – ein stillschweigender Rückzug würde nur für Verständnislosigkeit und damit noch mehr Frustration sorgen.

Wenn man sich nichts mehr zu sagen hat

Partner in einer Beziehungskrise müssen einander offenbaren, was sie bewegt, auch wenn es wehtut. Dabei gilt es, so unangenehme Dinge anzusprechen wie die Frage, ob man einander noch sexuell attraktiv findet. Wer sich nicht mehr geliebt fühlt oder den Eindruck hat, eigentlich kein gemeinsames Leben mehr zu führen, sollte dem Partner gegenüber so fair sein, auch das auszusprechen. Hierbei ist es wichtig, all das, was ablenkt, etwa das Handy, den Laptop oder den Fernseher, auszuschalten und sich nur auf den Gegenüber zu konzentrieren. Der Mut, ganz offen zu sprechen, muss stets mit einer sensiblen Wortwahl einhergehen. Wer aber nach dem Gespräch festgestellt hat, dass er mit seiner Unzufriedenheit allein dasteht und der Partner vielleicht sogar verärgert reagiert, muss lernen, ein wenig egoistischer zu werden, denn immerhin haben beide Seiten gleichermaßen ein Recht darauf, glücklich zu sein.

Diese langjährige Verbundenheit, den gemeinsamen Alltag, die Familie, das sogenannte kleine Glück zu verlieren, ist für die meisten ein schwerwiegender Schritt. Sie sehen erst spät Handlungsbedarf oder stürzen sich zwischenzeitig in eine Affäre. Dabei handelt es sich zwar lediglich um ein Ablenkungsmanöver, in manchen Fällen hilft ein Seitensprung aber auch dabei, aus der Starre zu erwachen und das eigene Leben wieder in die Hand zu nehmen. Wer die folgenden Tipps beherzigt, dessen unglückliche Beziehung hat vielleicht noch eine Chance auf Rettung:

  • Fördern Sie die Kommunikation in der Beziehung und reden Sie über Ihre Wünsche.
  • Zeigen Sie Kompromissbereitschaft und machen Sie beispielsweise nach einem Streit den ersten Schritt.
  • Probieren Sie gemeinsam neue Dinge aus, werden Sie kreativ und spontan.
  • Zeigen Sie Verständnis, wenn Ihr Partner einen schlechten Tag hat.

Erdrücken Sie Ihr Glück nicht, sondern geben Sie sich genügend Freiraum. Wenn Sie Ihre Erwartungen nicht zu hochstecken, erleben Sie hinterher keine Enttäuschung. Die Vermutung, mit einem anderen Partner automatisch glücklicher zu sein, muss keineswegs zutreffen. Im Grunde brauchen Sie doch nur einen Partner, der sie liebt.