Trennung überwinden
Vom Trümmerhaufen zum Neuanfang
Eine Trennung hat immer zwei Seiten: zum einen den Handelnden, sprich denjenigen, der den Partner verlässt, zum anderen den unfreiwillig Verlassenen, der nun vor einem Scherbenhaufen steht. Wer von seinem Partner verlassen wird, den trifft die Trennung häufig wie ein Schlag: Gelähmt vor Fassungslosigkeit stellt er sich wieder und wieder die quälende Frage nach dem „Warum“ des Liebes-Aus, während er sich geplagt von Perspektivlosigkeit und Zukunftsangst an die Verarbeitung macht. Wer seinen Partner verlässt, hat sich in den meisten Fällen mental auf die Trennung vorbereitet – nur ein Bruchteil aller Trennungen geschieht im Affekt. Stattdessen handelt es sich dabei um wohl überlegte und bewusst getroffene Entscheidungen, die dem Schlussmacher die ein oder andere schlaflose Nacht bereitet haben.
Heutzutage trennen sich Paare weitaus schneller als noch vor einigen Jahrzehnten. Seitdem Scheidungen kein Tabuthema mehr sind, scheint das Konzept „Bis dass der Tod euch scheidet“ ausgedient zu haben. Und auch die Art des Schlussmachens hat einen Wandel vollzogen. Wickeln manche die Trennung über eine unpersönliche SMS beziehungsweise WhatsApp-Nachricht ab, ist anderen selbst eine Nachricht schon zu mühsam. Im Zeitalter des Casual Datings wendet der ein oder andere Portalnutzer nämlich das so genannte Ghosting an, indem er sich schlicht einfach nicht mehr meldet, also wie von Geisterhand verschwindet. Beim „Conscious Uncoupling“, einem weiteren Trennungsmodell, lebt sich das Paar stattdessen langsam auseinander, bis es schließlich zum einvernehmlichen Schlussstrich kommt.
Da nicht jede Trennung so sachte abläuft wie das „Conscious Uncoupling“, empfinden viele Verlassene das Lebewohl als Frontalangriff auf ihr Selbstwertgefühl. Die erste Phase des Liebeskummers ist nicht nur Schwerstarbeit für den Verlassenen, sondern auch für den Initiator: Er muss den Schock verarbeiten und sich an die neue Situation gewöhnen. Trennungen und Liebeskummer führen mitunter zu Schlafstörungen und Depressionen, häufig in Kombination mit einem ausschweifenden Alkohol- und Drogenkonsum.
Trennungsgründe: Die Frage nach dem „Warum“
Eine Trennung kann verschiedenste Gründe haben:
- So scheitert eine Beziehung manchmal bereits an Kleinigkeiten, etwa den lästigen Gewohnheiten des Partners, andere sind gelangweilt vom Partner und der Beziehungsroutine und wollen etwas Neues anfangen.
- In vielen Fällen gelingt es nicht, Probleme – seien es kleine oder große – offen auszudiskutieren, und es kommt zu Streitereien, welche die Beziehung mit der Zeit zerfressen.
- Ein weiterer häufiger Grund, getrennte Wege zu gehen, ist das Fehlen von Freiräumen.
Fühlt sich ein Mensch in seiner Beziehung eingeengt, ist jedoch häufig nicht direkt der Schlussstrich die Folge, sondern ein Seitensprung oder eine Affäre. Insbesondere mithilfe diverser Erotik- und Seitensprungportale ist es inzwischen äußerst einfach geworden, den Partner zu betrügen. So verwundert es wenig, dass Fremdgehen zu den häufigsten Ursachen einer Trennung gehört
Die vier Phasen einer Trennung
Jede Trennung ist anders, ganz allgemein lässt sich diese schwere Zeit von Trennungsschmerz und Liebeskummer jedoch in vier Phasen untergliedern:
Phase 1: Die Leugnung
Der Trennungsschmerz beginnt zumeist mit einem Schock und der anschließenden Verleugnung der Situation. Oft will der Verlassene die Trennung nicht wahrhaben, die neue Situation kommt ihm wie ein böser Traum vor. Er kämpft mit dem allumfassenden Gefühl innerer Lehre, welches sie in die Isolation treibt.
Tipp:
Vertrauen Sie sich Freunden an und sprechen sie offen über Ihre Gefühle. Ihre Freunde werden Ihnen Trost spenden und Ihnen helfen, die Trennung schneller zu verarbeiten.
Phase 2: Der Gefühlsausbruch
In dieser Phase brechen alle überbordenden Gefühle durch und hinterlassen ein mentales Chaos, bestehend aus Trauer, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Die Verlassenen realisieren das Geschehene und geben sich dem Trennungsschmerz vollkommen hin. Verletzt und enttäuscht wandelt sich ihre Trauer nicht selten in Wut, und sie suchen die Schuld beim Ex.
Tipp:
Verschließen Sie sich nicht in den eigenen vier Wänden, sondern suchen Sie Ablenkung, den Kontakt mit Menschen und konzentrieren Sie sich auf ein Projekt – sei es die Arbeit oder ein neues Hobby.
Phase 3: Die Neuorientierung
Inzwischen realisieren die Betroffenen, dass ihr Ex nicht zurückkommt. Mit dieser Wirklichkeit konfrontiert, sehen sie ein Licht am Ende des Tunnels und beginnen nach und nach, sich neu zu orientieren und loszulassen.
Tipp:
Versuchen Sie, die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit verblassen zu lassen, indem Sie es vermeiden, an den Ex-Partner zu denken – auch wenn es schwer fällt.
Phase 4: Die Akzeptanz
Der Verlassene akzeptiert den Verlust und setzt einen Strich unter die Beziehung. Mittlerweile blickt er ohne Wehmut auf die gemeinsame Vergangenheit zurück und lässt die Opferrolle hinter sich. Akzeptiert er, dass er ein Single ist, ist der Weg frei für eine neue Liebe.
Tipp:
Verweilen Sie nicht in der Vergangenheit, sondern wenden Sie sich der Zukunft zu: Schmieden Sie Pläne und bauen Sie sich ein neues Leben auf.
Die meisten Menschen durchleben nach einer Trennung diese vier Phasen. Komplikationen treten vor allem dann auf, wenn weiterhin Kontakt zum Expartner besteht. Damit die Trennung nicht zur unendlichen Geschichte wird, gilt es, folgende Fehler zu vermeiden:
- Führen Sie kein Schatten-Dasein als Facebook- oder Twitter-Stalker. Die Nachstellung des Verflossenen im Netz erschwert lediglich das Loslassen. Da der Schritt hin zur Obsession fließend ist, empfiehlt es sich, den Expartner aus der Freundesliste zu löschen beziehungsweise ihn zu blockieren.
- Setzen Sie Ihre Beziehung nicht auf sexueller Ebene fort, da eine Partei eventuell nach einiger Zeit merkt, dass sie noch Gefühle hat und seinen Expartner zurückgewinnen möchte.
- Lehnen Sie es ab, Freunde zu bleiben. Viele halten dies für einen Weg, den Ex-Partner zurückzuerobern, die „Kumpelkiste“ funktioniert aber nur, wenn Sie vorher loslassen.
- Auch wenn Sie betrogen und verhöhnt worden sind: Sinnen Sie nicht auf Vergeltung, sondern strafen Sie Ihren Ex lieber mit Nichtachtung.
Auf zu neuen Ufern
Für die Überwindung des Liebeskummers und die Verarbeitung einer Trennung gibt es keine Patentlösung. Während sich manche zurückziehen, wagen andere die Flucht nach vorn. Die Taktik der Abkapselung, sprich Ducken und Deckung suchen, ist nur allzu menschlich; immerhin braucht der Verlassene seine Zeit, um den Schock zu verdauen.
Mit dem Ende der Beziehung bricht für viele die Welt über ihnen zusammen. Sie lassen sich gehen und verbringen den Großteil des Tages mit Grübeleien und dem Betrachten gemeinsamer Fotoalben aus vergangenen Zeiten. Andere suchen bewusst die Ablenkung und stürzen sich in des Lebens bunte Fülle. Solange sie nicht allein sind, ist für sie die Welt in Ordnung. Dabei darf jedoch niemand den Namen des Ex erwähnen.
In vielen Fällen empfiehlt sich ein Mittelweg: Verlassene können sich anfangs ein wenig in ihrer Isolation suhlen, sollten aber nicht zu lange trauern, sondern sich von ihrer Melancholie verabschieden und ins Leben zurückkehren. Sobald sie sich als Single begreifen, lernen sie auch die Vorzüge ihrer neuen Freiheit kennen. Wie lange es dauert, über eine Trennung hinwegzukommen, ist nicht pauschal zu sagen, denn jeder Beziehungsbruch läuft anders ab. Während mancher sieben Tage benötigt, braucht ein anderer sieben Monate, um über eine Trennung hinwegzukommen.
So ticken die Geschlechter
Männer und Frauen verarbeiten eine Trennung in der Regel sehr unterschiedlich. Während Frauen den Beziehungsbruch als emotionale Niederlage betrachten, allgemein emotionaler sind und sich im Zuge einer umfangreichen Analyse mit Selbstzweifeln fragen, was sie falsch gemacht haben, blicken Männer weniger in die Vergangenheit, spielen ihre Verletzung herunter und unterdrücken den Kummer. Frauen reden mehr über ihre Gefühle und leiden eher unter körperlichen Schmerzen die bis hin zu einem Broken-Heart-Syndrom reichen können. Sie versuchen, ihre Trennungsschmerzen mit Verwöhnmaßnahmen und Troststrategien, etwa Schokolade oder Wellness, zu bewältigen, weshalb sie insgesamt länger brauchen, um die Trennung zu verarbeiten. Männer überwinden den Trennungsschmerz stattdessen mit exzessivem Feiern, Affären und Sport. Zwar finden sie schneller eine neue Partnerin, leiden jedoch länger unter Trennungsschmerzen.
Um sich langfristig mit der Trennung abzufinden, ist eine Auseinandersetzung damit unumgänglich. Selbstverständlich ist es schwierig, in einer derartigen Extremsituation noch einen klaren und vor allem rationalen Gedanken zu fassen. Trotzdem sollten Sie versuchen, folgende Tipps zu befolgen:
- Verstauen Sie alles, was Sie an Ihren Expartner erinnert in den Keller.
- Besetzen Sie Jahrestage mit neuen Erlebnissen, an die Sie sich gern zurückerinnern.
- Lenken Sie Ihre Gedanken um, sobald sie das Thema Trennung ansteuern.
- Verschwenden Sie nicht zu viel Zeit damit, zu überlegen, was Sie falsch gemacht haben.
- Suchen Sie Unterstützung bei Freunden oder holen Sie sich professionelle Hilfe.
- Nutzen Sie jede Chance, um sich abzulenken und mit anderen Menschen zu kommunizieren.
- Füllen Sie Ihre Tage mit spannenden Freizeitbeschäftigungen.
- Betäuben Sie den Schmerz nicht mit Alkohol oder Drogen, da es schnell zu einer Abhängigkeit kommen kann.
- Drücken Sie Ihre Gefühle in Briefen aus, ohne diese abzuschicken.
- Vermeiden Sie jeglichen Kontakt mit Ihrem Verflossenen.
- Bewahren Sie die Haltung, wenn Sie ihm zufällig begegnen sollten.
- Stürzen Sie sich nicht gleich in die nächste Beziehung, sondern lassen Sie sich ausreichend Zeit, um die Trennung zu verarbeiten.
Ist der Kopf wieder frei, das Herz unbeschwert und Ihre Lebenslust zurückgekehrt, haben Sie die Trennung erfolgreich verarbeitet. Und wenn die Zeit nicht alle Wunden heilt, dann auf jeden Fall eine neue Liebe.