Sexbeziehung

Sexbeziehung

Nur Sex, aber keine Liebe – Kann das funktionieren?

Die letzte Beziehung endete im Streit, und Sie haben momentan keine Lust oder Zeit für eine neue, vermissen aber die Nähe und vor allem den Sex? Eine Sexbeziehung bedeutet für beide Partner nicht nur Spaß, sondern auch eine gewisse Selbstbestätigung.

Sex ja, aber Liebe nein? Kann das funktionieren? Bei einer reinen Sexbeziehung handelt es sich um den gelegentlichen sexuellen Kontakt zwischen zwei Menschen, die jedoch nicht in einer Beziehung leben. Wie es der Name bereits andeutet, ist der Hauptzweck einer solchen Zusammenkunft der Geschlechtsverkehr, wobei die beiden Parteien in der Regel keine Liebe füreinander empfinden. Im Gegensatz zu einer offenen Beziehung fehlt in dieser Art von Partnerschaft die Verbundenheit. Verglichen mit einem One-Night-Stand hält eine Sexbeziehung wiederum wesentlich länger an, wobei beide Partner nach außen hin weiterhin Single bleiben.

Die Vor- und Nachteile einer reinen Sexbeziehung

Die Vorzüge einer Sexbeziehung sind für die Involvierten eindeutig:

  • Sie erfahren regelmäßig eine sexuelle Befriedigung.
  • Es bestehen keinerlei Verpflichtungen.
  • Man gestaltet seine Freizeit unabhängig voneinander.
  • Der Sex mit anderen Partnern ist kein Tabu.

Problematisch wird es nur dann, wenn die Sexpartner vorab nicht eindeutig klären, dass es sich nicht um eine ernste Beziehung handelt. Es gilt also, von Beginn an die Grenzen abzustecken, was die beiden Parteien neben einem Bett noch miteinander teilen. Während sich manche nämlich nur auf den körperlichen Akt beschränken und ansonsten bei einer kurzen Begrüßung verbleiben, übernachten andere Partner regelmäßig bei ihrer Affäre, kuscheln oder frühstücken sogar gemeinsam, um ihr Bedürfnis nach Nähe zu stillen.

Sind Sexbeziehungen grundsätzlich zum Scheitern verurteilt?

Ob eine reine Sexbeziehung gelingt, hängt natürlich auch davon ab, ob beide Parteien Sex und Liebe voneinander trennen können. Daher ist es unbedingt notwendig, den Partner mit Bedacht auszuwählen. Damit es nicht etwa zu Loyalitätskonflikten kommt, ist es nicht ratsam, jemanden aus dem Freundeskreis oder gar den Expartner zu wählen.

Da sich beide Partner in einer andauernden Sexbeziehung nach und nach besser kennenlernen, über die Ecken und Kanten, Gefühle und Interessen des anderen Bescheid wissen, fühlen sie sich eventuell nach einer Weile auch emotional zueinander hingezogen. Hinzu kommt die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin – besser bekannt als Glückshormon – beim Sex, der einen glücklichen und ausgeglichen Zustand erzeugt – ein Gefühl, das der eine oder andere mit Verliebtheit verwechselt. Auf diese Weise nimmt man sein Gegenüber ganz anders wahr und vergisst eventuell, dass er eigentlich nicht der Richtige ist.

Erfreulicherweise hilft eine Sexbeziehung nicht nur, die eigenen körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern auch nach und nach dahinterzukommen, was ein Partner mitbringen sollte. Zwar kämpft sich der ein oder andere von einer sexuellen Flaute zur nächsten, im günstigeren Fall erlebt er aber auch durchaus erfüllenden Sex. Ebenso hat eine Sexbeziehung das Potential, zu einer Freundschaft oder gar ernsten Beziehung zu wachsen.

Sind wir zusammen oder nicht? Die Generation Mingle

Eine Sexbeziehung kann auch aus einer Freundschaft heraus entstehen. Dieses Konstrukt nennt sich Mingle – eine Wortneuschöpfung, die sich aus den englischen Wörtern „mixed“ und „Single“ zusammensetzt, da die Involvierten nach außen hin Single sind, sich aber in einem beziehungsähnlichen Zustand befinden. Man trifft sich, unternimmt etwas gemeinsam und schläft miteinander, ohne ein Paar zu sein. Diese neue Form der Beziehung wird häufig mit dem Modell „Freunde mit gewissen Vorzügen“ oder auch „Fuck-Buddy“ gleichgesetzt. Handelt es sich also um einen neuen Trend oder ist es ein altes Konzept, nur neu verpackt?

Diese Unverbindlichkeit ist vor allem der modernen Gesellschaft geschuldet, die auf eine Individualisierung der Lebensentwürfe setzt und nach Unabhängigkeit des Individuums strebt. Dennoch muss es sich bei einem Mingle nicht zwangsläufig um einen beziehungsunfähigen Stadtneurotiker im Sinne Woody Allens, sondern eine bewusst ausgewählte Lebensform handeln. Manche sehen ihr größtes Glück nämlich nicht in der konventionellen Vater-Mutter-Kind-Konstellation im trauten Heim mit Hund und Garten. Für sie ist dieses Konzept einengend. In der Tat können auch andere Beziehungsformen glücklich machen; das hängt ganz vom individuellen Bedürfnis ab, denn jeder entscheidet selbst, was Partnerschaft für ihn bedeutet.

Besonders Frauen und Männern in ihren Zwanzigern und Dreißigern gehen in der Liebe neue Wege. Viele von ihnen sehnen sich nach Freiheit, wollen aber auch Geborgenheit und sind bereit zu experimentieren. Sex auf Abruf erfreut sich daher in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts wachsender Beliebtheit. Er ist aber nicht mit dem pathologischen Zustand der Bindungsangst gleichzusetzen. Mingles halten sich lediglich alle Möglichkeiten offen, sodass der von vielen gefürchtete Schwebezustand zu einem Dauerzustand wird. Dabei legt jeder individuell fest, wie viel Nähe beziehungsweise Freiraum erwünscht ist.

Zwar schmieden Mingles in der Regel keine Zukunftspläne, dennoch stellen sich einige die Frage, wie verbindlich ihre Beziehung ist. So kann sich ein Partner auch blamieren, wenn er mehr erwartet. Kann man also als Mingle glücklich sein? Natürlich besteht immer das Risiko von Liebeskummer, das schließt jedoch nicht aus, dass das Mingle-Dasein nicht auch Zukunftscharakter hat.

Do’s und Don’ts in einer Sexbeziehung

Wer eine Sexbeziehung beginnen möchte, hat einige Hinweise zu beachten, damit es nicht bei einem One-Night-Stand bleibt, den man am liebsten gleich wieder vergessen würde. Diese Fauxpas‘ sollten Sie vermeiden:

  • Trägheit: Investieren Sie nicht nur in die Vorbereitung des Treffens, sondern auch in Ihren Partner ausreichend Zeit.
  • Humorlosigkeit: Lernen Sie, über sich selbst zu lachen, nehmen Sie kleine Missgeschicke mit Humor und bleiben Sie stets gelassen.
  • Narzissmus: Hören Sie Ihrem Partner zu und fragen Sie ab und an nach, um Interesse zu signalisieren.
  • Falsche Höflichkeit: Seien Sie ehrlich, wenn es zwischen Ihnen nicht funkt.
  • Eifersucht: Stellen Sie keine Besitzansprüche, sondern versuchen Sie es mit etwas mehr Leichtigkeit.
  • Mutlosigkeit: Springen Sie über Ihren eigenen Schatten und lassen Sie sich auf ein Abenteuer ein.
  • Indiskretion: Ein Gentleman genießt und schweigt. Gleiches gilt natürlich auch für eine Lady.

Verlangt ein Partner zu viel, besteht die Gefahr, den anderen einzuengen und im schlimmsten Fall zu vertreiben. Mit diesen Tipps bleibt die Sex-Affäre entspannt:

  • Zeigen Sie sich von Ihrer unwiderstehlichen Seite: Gut duftend und perfekt gekleidet, fehlen Ihnen nur noch sympathische Worte, sanfte Musik und ein gedimmtes Licht.
  • Beweisen Sie Humor: Überspielen Sie unangenehme Momente mit einer lockeren Art.
  • Genießen Sie jeden Augenblick: Führen Sie sich vor Augen, wie gut sich das Kribbeln anfühlt, wenn Sie berührt oder geküsst werden.
  • Reden Sie miteinander: Tauschen Sie sich über ihre Vorlieben und Grenzen aus, um die Lust zu verstärken.

Nur Sex oder doch mehr?

Wenn man sich nicht hundertprozentig auf seinen Partner verlassen kann und eine allgemein Verunsicherung bezüglich der Dynamik herrscht, fehlt vielen das Selbstbewusstsein, ernste Themen anzusprechen. Bei vielen Frauen besteht irgendwann der Wunsch nach Kindern. Aus diesem Grund sind es oft Frauen, die nach einer Weile hoffen, aus einer reinen Sexbeziehung eine feste Partnerschaft erwachsen zu lassen. Das Gefühl bei einer Sexbeziehung, auf ewig in der „Affärenschublade“ festzusitzen, geht mit der Konsequenz einher, dass eine derartige Beziehung nur für kurze Zeit funktioniert.

Bestimmte Anzeichen lassen bereits erahnen, dass Ihr Gegenüber nur eine Sexbeziehung möchte:

  • Ihr Partner meldet sich nur sporadisch, häufig mitten in der Nacht, um sich zum Sex zu verabreden.
  • Ihr Partner interessiert sich weder für Ihr Privatleben noch für ihre Probleme.
  • Ihr Partner verachtet Kuscheln und verschwindet stattdessen direkt nach dem Akt.
  • Ihr Partner unternimmt nie etwas mit Ihnen – abgesehen von sexuellen Handlungen.
  • Ihr Partner ist nie eifersüchtig und trifft sich selbst mit anderen.
  • Ihr Partner gibt nichts Persönliches über sich preis.
  • Ihr Partner verleugnet Sie vor seinen Freunden.

Aus einer reinen Sexbeziehung kann auch durchaus mehr werden. Hierfür gibt es folgende Anzeichen:

  • Ihr Partner fühlt sich wohl in Ihrer Nähe.
  • Ihr Partner will Sie gar nicht mehr aus seinen Armen lassen und bleibt sogar über Nacht.
  • Ihr Partner stellt Sie seinen Freunden und Familienangehörigen vor.
  • Ihr Partner macht ihnen Komplimente, die über Oberflächliches hinausgehen.
  • Ihr Partner ist immer für Sie da, wenn Sie gerade Hilfe brauchen.
  • Ihr Partner schreibt Ihnen zwischendurch, um zu erfahren, wie es Ihnen geht.
  • Ihr Partner bereitet Ihnen kleine Überraschungen.

Idealerweise kann eine Sexbeziehung für beide Partner voll und ganz erfüllend sein, solange beide Partner wissen, worauf sie sich einlassen, und sich entsprechend Freiraum lassen. Sollte es dann doch nicht das Richtige sein, etwa wenn die eigenen Bedürfnisse nicht beachtet werden, empfiehlt es sich, die Beziehung auf eine anständige und faire Weise zu beenden.