Richtig bewerben

Richtig bewerben

Richtig bewerben – ein oft beschworenes Thema und doch wissen die wenigsten, was damit konkret gemeint ist. Generell umfasst die Thematik jeglichen Aspekt, der dazu dient, sich optimal auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren, zu präsentieren und seine Fähigkeiten im besten Licht darzustellen – also im wahrsten Sinne des Wortes Werbung für die eigene Person zu betreiben.

Warum ist es wichtig, sich mit der Bewerbung von der Masse abzuheben?

In einigen Branchen und bei attraktiven Positionen sind mehrere hundert Bewerbungen auf eine einzelne Stellenausschreibung keine Seltenheit. Bisweilen können es die Personalverantwortlichen schlichtweg gar nicht bewerkstelligen, wirklich jede einzelne Bewerbung eingehend zu lesen und objektiv zu beurteilen. Doch wie schafft es ein Bewerber, sich gegen die Mitkonkurrenten durchzusetzen oder zumindest die Chance für ein persönliches Vorstellungsgespräch zu erhalten?

Korrekte Rechtschreibung, Syntax und Grammatik sind längst nicht ausreichend, damit sich ein Personaler eingehend mit den Bewerbungsunterlagen befasst. Der Toleranzbereich für Fehler jedweder Art bewegt sich gegen Null.

Was gute Bewerbungsunterlagen ausmacht, lässt sich in wenigen Stichpunkten zusammenfassen:

  • Layout ansprechend und übersichtlich gestalten
  • Anweisungen der Stellenanzeige erfüllen
  • Eigene Fähigkeiten vermarkten
  • Motivation beweisen
  • Einsatzbereitschaft spiegeln
  • In Erinnerung bleiben
  • Sinnvolle Unterlagen anhängen

Das Layout – Visitenkarte und Aushängeschild

Viele Bewerbungen auf eine Stelle führen zwangsläufig dazu, dass nicht immer unbedingt der bestqualifizierte Bewerber den Job bekommt, sondern jener, der sich am besten zu präsentieren weiß. Da der Personaler aber zunächst nur die Bewerbungsunterlagen des Bewerbers erhält und ihn nicht direkt persönlich einlädt, muss bereits die Bewerbungsmappe diese Aufgabe erfüllen. Sie muss die Persönlichkeit des Bewerbers repräsentieren, ins Auge stechen, sich abheben.

Übersichtlichkeit ist der bedeutendste Faktor: Sowohl Lebenslauf als auch Anschreiben sollten derart strukturiert und gegliedert sein, dass die wichtigsten Informationen und Schlüsselqualifikationen direkt ins Auge springen. Der Personalverantwortliche sollte auch nach der hundertsten gesichteten Bewerbung immer noch Interesse verspüren, sich ihre Bewerbung im Detail anzusehen.

Ein geschickter Bewerber ist sich der Tatsache bewusst, dass der Mensch viel eher auf BilderFarben und visuelle Medien reagiert als auf bloßen Text, und macht sich dies zunutze. Gerade im Lebenslauf sollte er nicht vor dem Gebrauch von farbigen und klug eingesetzten Designelementen zurückschrecken. Diese können relevante Inhalte im Lebenslauf gezielt hervorheben und tragen zu einer optischen Gliederung der einzelnen Punkte bei. 

Gleichzeitig erscheint die Bewerbung individuell und bleibt im Gedächtnis. Mit diesen Mitteln sollte ein Bewerber im Lebenslauf ein wenig spielen:

  • Unterschiedliche Schriftgrößen für Unternehmen, Position und Aufgabenbeschreibung
  • Farbliche Elemente für verschiedene Rubriken
  • Formen und Designelemente zur Hinterlegung, Spalteneinteilung oder räumlichen Gliederung

Stellenanzeige richtig lesen – Anforderungen erfüllen

Was sich zunächst vielleicht banal und selbstverständlich anhört, führt nicht selten zum direkten Ausschluss vieler Bewerbungen. Offensichtlich befolgen einige Bewerber nicht die Angaben in der Stellenausschreibung. So gehen beispielsweise Bewerbungen per E-Mail ein, die ausschließlich über ein Bewerberportal erfolgen sollten, oder es werden keine Gehaltsvorstellungen angegeben, obwohl dies in der Stellenanzeige explizit gefordert wird.

Um derartige Versäumnisse zu vermeiden, ist es hilfreich, bereits vor dem Verfassen des Bewerbungsschreibens die wichtigen Anmerkungen und Anforderungen in der Stellenanzeige aufzuschreiben. Hierzu sollte sich der Bewerber folgende Fragen stellen:

  • Wie möchte der Arbeitgeber die Bewerbung erhalten?
  • Wann wäre der Arbeitsbeginn?
  • Wie lautet der Name des zu adressierenden Ansprechpartners?
  • Welche Erfahrungen und Kenntnisse werden abverlangt?
  • Welche Softskills und persönlichen Stärken werden gefordert?
  • Welche zusätzlichen Unterlagen sind explizit gefordert?
  • Ist die Angabe eines Eintrittsdatums notwendig?
  • Ist eine Gehaltsvorstellung gefragt?
  • Bis wann muss die Bewerbung spätestens eingehen?

Kann eine dieser Fragen nicht anhand der Angaben in der Stellenanzeige oder auf der Homepage des Unternehmens beantwortet werden, ist es ratsam, telefonisch nachzufragen.

Das Können im Fokus – Vermarkten der eigenen Fähigkeiten

Sich rein auf das Optische und die Formalien der Bewerbungsunterlagen zu beschränken, genügt natürlich nicht. Eine ästhetisch ansprechende Bewerbung wird zwar gelesen, doch müssen die Fähigkeiten des Bewerbers auch zum Anforderungsprofil der Stellenanzeige passen.

Oft sind die Anforderungslisten ellenlang und lesen sich eher wie ein Wunschzettel denn wie ein Profil, das jemand ausfüllen könnte. Genau dies ist letztendlich auch der Fall und sollte keineswegs im Voraus abschrecken, sich auf die Wunschposition zu bewerben. In keinem Fall darf sich der Bewerber jedoch für nicht vorhandene oder im Vergleich zum Anforderungsprofil fehlende Fähigkeiten rechtfertigen.

Ein Beispiel: Fordert das Anforderungsprofil „Mindestens fünfjährige Berufserfahrung im Bereich Controlling“, sollte der Bewerber keinesfalls erwähnen, dass er diese fünfjährige Erfahrung eventuell nicht vollständig erworben hat. Vielmehr sollte er allein jene Fähigkeitendie ihn für den Job wirklich qualifizieren, positiv betonen.

Eine passende Formulierung wäre in diesem Fall also keinesfalls „Zwar verfüge ich noch nicht über fünf Jahre Berufserfahrung, aber durch meine Position …“, sondern vielmehr „Durch meine Erfahrung in der Position als Controller bei der ABC GmbH verfüge ich über das notwenige Know-how und langjährige Praxis im Erfassen sowie Auswerten der Daten des Rechnungswesens“.

Neben dem Belegen der geforderten Fähigkeiten sind die Betonung der Motivation und die Lernbereitschaft im relevanten Themenfeld essenziell. Gerade wenn der Bewerber nicht alle gewünschten Fähigkeiten mitbringt, sollte er seine Lernfähigkeit herausstreichen und diesen Eindruck mit Beispielen aus dem bisherigen Werdegang unterfüttern. Beispiele hierfür sind etwa das Einarbeiten in eine Software oder das Erlernen einer Sprache.

Motivation ist ein Muss

Was wünscht sich jeder Firmenchef von seinen Angestellten? Neben den fachlichen Fähigkeiten ist dies vor allem die intrinsische Motivation, sich mit Herz und Seele in das Unternehmen ein- und es aktiv voranzubringen.

Daher entscheidet sich der kluge Personaler vorrangig für einen Kandidaten, dessen Bewerbungsschreiben bereits diesen Willen und diese Motivation kommunizieren, als für einen höher Qualifizierten, der sich darauf beschränkt, plakativ seine Fähigkeiten und Kenntnisse aufzulisten. Fehlende Qualifikationen kann ein motivierter Mitarbeiter während seiner Tätigkeit ergänzen, Begeisterung und Motivation hingegen sind einer Person nur schwer einzuimpfen.

Dies bedeutet, dass sich ein großer Teil des Anschreibens der glaubwürdigen Darlegung der persönlichen Motivation zur Bewerbung auf genau diese Stelle in genau diesem Unternehmen widmen muss. Ein standardisiert verfasstes Anschreiben, das ein Bewerber an mehrere Firmen versendet, kann diese Anforderung gar nicht erfüllen. Motivation lässt nur derjenige erkennen, der hervorheben kann, warum er sich auf eben jene Stelle bewirbt und warum es im Sinne des Unternehmens sein sollte, diese Vakanz mit ihm zu besetzen.

Sollte dies im Rahmen des allgemein üblichen Anschreibens nicht in ausreichendem Umfang bei der gebotenen Kürze möglich sein, empfiehlt sich sogar das Abfassen eines separaten Motivationsschreibens, das sich allein und ausschließlich mit dem Aspekt der Motivation zur Bewerbung auf diese Position befasst.

Voller Einsatz!

Der Personalverantwortliche muss allein anhand der Bewerbung erkennen können, ob ein Kandidat beim Abfassen von Lebenslauf und Anschreiben viel Mühe investiert hat. Ist dies der Fall, zeugt es von Motivation und Seriosität des Bewerbers. Schnell, standardisiert und lieblos zusammengeschusterte Bewerbsunterlagen kommen niemals in die nähere Auswahl. Daher ist es absolut notwendig, Zeit und auch Geld in eine Bewerbung und vorallem das Bewerbungsschreiben zu investieren.

Eine fundierte Analyse der eigenen Persönlichkeit, die Recherche von Informationen zu Arbeitgeber und Stellenvakanz sowie die eigentliche Zusammenstellung der individuell zugeschnittenen Bewerbungsunterlagen erfordern Zeit. Vermeintliche Zeitersparnis durch das Herunterladen eines Musteranschreibens entpuppt sich meist als frustrierend. Erfahrene Personaler erkennen die Formulierungen und sortieren diese Musterschreiben schnell aus.

Geld muss der Bewerber allem voran in ein qualitativ hochwertiges Bewerbungsfoto investieren, welches die positiven Seiten seiner Persönlichkeit optimal widerspiegeln sollte. Ein Automatenfoto erfüllt diese Anforderung in den seltensten Fällen. Dem Fototermin sollten natürlich die Anschaffung adäquater Kleidung sowie ein Friseurbesuch vorausgehen. Verlangt das Unternehmen den Bewerbungseingang auf dem Postweg, lohnt es sich, in eine hochwertige Bewerbungsmappe zu investieren.

Präsent bleiben durch Netzwerken

Wer als Kandidat für eine Position tatsächlich auffallen und in positiver Erinnerung bleiben möchte, sollte zum einen eine einmalige und individuelle Bewerbung verfassen. Doch damit ist noch nicht genug getan.

Moderne soziale Karrierenetzwerke wie Xing oder LinkedIn erlauben die Aufnahme professioneller Beziehungen zum Wunscharbeitgeber. Kontakte zu Mitarbeitern des Unternehmens lassen sich auf diese Weise leicht herstellen und das persönliche Profil mit allen Informationen zu Fähigkeiten und Werdegang bestücken.

Dass viele Arbeitgeber den Namen ihres Wunschkandidaten vorab online recherchieren, sollte inzwischen allseits bekannt sein. Daher ist es von Vorteil, wenn nicht nur das persönliche Profil in Karrierenetzwerken gepflegt ist, sondern auch auf anderen Seiten keine negativen Informationen aufzufinden sind. Vor einer wichtigen Bewerbung sollte beispielsweise das Facebook-Profil frei von unvorteilhaften Fotos, Postings, geteilten Inhalten oder Informationen sein.

Was sich immer noch lohnt, ist es, vor dem Verfassen einer Bewerbung zum Telefon zu greifen und sich in der Personalabteilung über die ausgeschriebene Stelle zu informieren. Hierbei erhält und übermittelt der Bewerber wichtige Informationen und Tipps:

  • Worauf legt die Personalverantwortung wert und wie präsentiert sie das Unternehmen?
  • Wie wird sich der Bewerbungsprozess gestalten und wann ist mit einer Antwort zu rechnen?
  • Welche Informationen zu Unternehmen, Stellenprofil und Aufgaben können für das Anschreiben zusätzlich interessant sein?
  • Gezielte Fragen fördern den Eindruck von Seriosität und intrinsischer Motivation.
  • Bestenfalls verknüpft der Personalverantwortliche den Namen und die Erinnerung an ein freundliches Gespräch direkt mit der später eingehenden Bewerbung, wodurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass dieser diese auch wirklich vollständig liest.

Zum Aspekt des Netzwerkens zählt auch, auf Antwort-E-Mails oder Eingangsbestätigungen direkt freundlich und knapp zu reagieren, selbst wenn es sich nur um eine kurze Dankesbekundung für die Berücksichtigung der Bewerbung handelt.

Welcher Anhang ist sinnvoll?

Wahllos einfach alles mitzuschicken, was irgendwelche Qualifikationen nachweisen könnte, ergibt definitiv keinen Sinn. Vielmehr ist eine Auswahl zu treffen. Es sollten nur solche Dokumente beigelegt werden, die einen Aussagewert und Mehrwert zum konkreten Anforderungsprofil in der Stellenausschreibung bieten und Schlüsselqualifikationen untermauern oder nachweisen.

Ein separates Motivationsschreiben kann in einigen Fällen sinnvoll sein, doch falls es Überschneidungen zum Anschreiben aufweist, sollte der Bewerber darauf besser verzichten.

Es ist äußerst hilfreich, sich in die Lage des Personalers zu versetzen und kritisch zu hinterfragen, welchen Aussagewert und vor allem Mehrwert jedes einzelne Dokument für das Unternehmen hat.

Fazit

Kein noch so guter Ratschlag und selbst die Beachtung aller Ratschläge sind selbstverständlich jemals ein Garant für eine Einladung zum Bewerbungsgespräch. Auch wenn die eingereichten Unterlagen nicht zum Erfolg führen, sollte ein Bewerber nicht den Kopf in den Sand stecken und ein gutes Konzept grundlos über den Haufen werfen. Eine Standardabsage ohne individuelle Begründung ist ärgerlich, spricht aber eher dafür, dass sich die Personaler kaum eingehend mit der Bewerbung beschäftigt haben. War ein solches Unternehmen denn dann überhaupt eine gute und zeitaufwendige Bewerbung wert? Als zukünftiger Arbeitgeber jedenfalls empfiehlt sich das Unternehmen dadurch nicht.