Kann man Leitungswasser trinken?

Kann man Leitungswasser trinken?

Immer wieder macht das Trinkwasser in Deutschland Schlagzeilen. Erst im Sommer 2017 warnte das Umweltbundesamt vor Nitratbelastungen im Grundwasser. Erneut keimen daher bei vielen Verbrauchern Zweifel auf: Wie sauber ist unser Trinkwasser? Kann man Leitungswasser allerorten ohne weiteres zum Verzehr nutzen oder droht schlimmstenfalls eine Gefahr für die Gesundheit? Wie hoch ist das Vertrauen der Deutschen in die Qualität des Leitungswassers noch?

Die Qualität des Trinkwassers

  • Trinkwasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel im deutschsprachigen Raum und bedenkenlos zum Verzehr geeignet.
  • Hohe Nitratwerte beeinträchtigen die Qualität des Trinkwassers nicht, da das Grundwasser aufwendig gefiltert wird und strengen Qualitätskontrollen unterliegt.
  • Nur hausinterne Installationen wie zu alte Rohre können das Leitungswasser gefährlich verunreinigen.
  • Der Genuss von Leitungswasser ist gesünder als der der meisten Mineralwassersorten. Mit Wassersprudlern lässt es sich mit Kohlensäure versetzen.

Was macht Wasser zu Trinkwasser?

In Deutschland stammt das Trinkwasser zu rund 70 Prozent aus Grund- und Quellwasser, die restlichen 30 Prozent aus Seen, Talsperren, Flüssen und Brunnen. Als Trinkwasser bezeichnet man Süßwasser mit einem derart hohen Reinheitsgrad, dass es zum Verzehr für den Menschen geeignet ist. Trinkwasser muss:

  • Frei von Mikroorganismen sein, die die menschliche Gesundheit negativ beeinträchtigen können.
  • Ein Mindestmaß an Mineralstoffen enthalten. Im Trinkwasser sind am häufigsten Calcium, Magnesium, Natrium, Carbonat, Hydrogencarbonat, Chlorid und Sulfat in gelöster Form vorhanden.
  • Nicht völlig steril sein und darf Bakterien bis zu einer bestimmten Konzentration enthalten.

Ist Leitungswasser Trinkwasser?

Die exakten Güteanforderungen für das Trinkwasser werden in Deutschland definiert durch die Norm DIN 2000 und sind gesetzlich verankert in der „Trinkwasserverordnung“ (TrinkwV) sowie der „Allgemeinen Verordnung für die Versorgung mit Wasser“ (AVBWasserV).

Die Trinkwasserverordnung besagt, dass das Trinkwasser bis zur Ausgabe durch den heimischen Wasserhahn einwandfrei sein muss. Die öffentlichen Wasserversorger in Mitteleuropa speisen ausschließlich Wasser in Trinkwasserqualität ein. In der gesamten DACH-Region ist Trinkwasser das am intensivsten und strengsten kontrollierte Lebensmittel und damit in Deutschland wie auch in der Schweiz und Österreich uneingeschränkt zum Verzehr geeignet. Das Leitungswasser in Deutschland ist nahezu keimfrei und kann bedenkenlos zur Zubereitung von Speisen für Babys und Kleinkinder verwendet werden.

Verunreinigungen im Leitungswasser

Immer wieder gibt es Berichte über verschiedene Verunreinigungen des Leitungswassers und des Grundwassers. Was ist wirklich dran? Dies sind die am häufigsten in der Diskussion stehenden Substanzen im Trinkwasser:

Nitratbelastung

Vor allem die industrielle Landwirtschaft ist durch die Ausbringung von Gülle, Düngemitteln und Pestiziden für eine Verunreinigung des Grundwassers mit Nitrat verantwortlich.

Nitrat würde bei einer ungefilterten Aufnahme verunreinigten Grundwassers im menschlichen und tierischen Verdauungssystem zu Nitrit reduziert. Im Zuge dessen können sich Nitrosamine bilden, die als krebserregend gelten.

Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser

Der aktuelle Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser liegt in Deutschland und Österreich bei 50 mg/l, in der Schweiz sogar bei nur 25 mg/l.

Die Verunreinigung des Grundwassers infolge einer erhöhten Nitratbelastung ist jedoch nicht gleichbedeutend mit einer Abnahme der Qualität unseres Trinkwassers. Die Wasserversorger bereiten das Grundwasser immer so auf, dass es in unbedenklichem Zustand in die Versorgung eingespeist wird. Eine Verunreinigung zieht eventuell eine Erhöhung des Wasserpreises nach sich, da zur Sicherstellung des sehr hohen Qualitätsstandards des Trinkwassers intensivere Filterungen und teurere Aufbereitungsmethoden angewandt werden müssen.

Um das Grundwasser von Nitrat zu befreien und damit zu Trinkwasser zu verwandeln, setzen die Wasserwerke Wasseraufbereitungsanlagen mit Umkehrosmose und Nanofiltration ein. Eine Teilentsalzung reduziert den Nitratwert im Wasser deutlich.

Bleirohre

Trinkwasser kann lediglich durch hausinterne Leitungen gefährliche Verunreinigungen erfahren. Auf dem Weg vom Hausanschluss bis zum Wasserhahn in der Küche können Komponenten wie Blei, Kupfer, Nickel und Cadmium aus den Rohren und Armaturen ins Wasser gelangen. Während Blei auch Organsysteme erwachsener Menschen schädigen kann, stellt aus Kupferrohren gelöstes Kupfer vor allem für Kleinkinder eine potentielle Gefahr dar. Nickel kann durch verchromte Armaturen ins Wasser gelangen und zu allergischen Reaktionen führen.

Bleileitungen nicht mehr zulässig

Seit Dezember 2013 darf in Deutschland ein Grenzwert von 0,01 Milligramm Blei pro Liter nicht mehr überschritten werden. Trinkwasser, das durch Bleirohre fließt, weist in der Regel mehr auf.

Prüfen Sie daher, ob in Ihrem Wohnhaus noch alte Rohre oder Armaturen verlegt sind. Fragen Sie Ihren Vermieter oder lassen Sie Ihre Wasserqualität testen. Wasserwerke sind zum Austausch von Bleirohren verpflichtet.

Rost

Rost im Wasser weist auf einen hohen Eisengehalt hin und färbt dieses rötlich. Gesundheitsschädlich ist dies nicht, doch schmeckt eisenhaltiges Wasser nicht. Lässt man den Wasserhahn einige Zeit laufen, sollten die Rückstände verschwinden.

Kalk

Kalk besteht aus Calcium. Calcium wiederum ist als Mineralstoff für den menschlichen Körper von elementarer Bedeutung. Zum Verzehr ist stärker kalkhaltiges Wasser also in jedem Fall geeignet.

Leitungswasser versus Mineralwasser

Mineralwasser im freien Handel unterliegt nicht den strengen Bestimmungen der Trinkwasserverordnung, sondern der weniger strikt regulierten „Mineral- und Tafelwasserverordnung“ (MTVO):

  • Mineralwasser muss keine Mindestmenge an Mineralien enthalten und die meisten Mineralwässer gelten sogar als mineralstoffarm.
  • In Mineralwasser können Pestizidrückstände und aus dem natürlichen Gestein gelöstes Uran vorkommen.
  • Mineralwasser in Plastikflaschen kann Chemikalien aus der Flasche aufnehmen.

Der Genuss von Leitungswasser ist also deutlich gesünder als jener der meisten Mineralwassersorten, von Aspekten der Umweltbelastung durch Plastikflaschen ganz zu schweigen. Wem Leitungswasser zu still und „langweilig“ erscheint, der kann durch die Verwendung eines Wassersprudlers problemlos ganz nach Vorliebe für das entsprechende Prickeln sorgen.

Leitungswasser ist also nicht nur bedenkenlos trinkbar, es ist herkömmlichen Mineralwässern sogar vorzuziehen.