Was ist dran am Hype um CBD?

Was ist dran am Hype um CBD?

CBD ist schon längst nicht nur Fans der illegalen Droge Marihuana ein Begriff. CBD-Läden sprießen aus dem Boden wie Unkraut. Öl, Spray, Kapseln, Kaugummi und mehr sind im Sortiment. Doch haben diese Hanfprodukte wirklich eine Wirkung oder handelt es sich um reines Placebo?

Was ist CBD?

Cannabidiol heißt der Wirkstoff, der unter der Abkürzung „CBD“ bekannt ist. Dabei handelt es sich um eines von hunderten von Cannabinoiden, die in der Hanfpflanze (Latein „Cannabis“) zu finden sind. Neben CBD ist THC s(Tetrahydrocannabinol) der wichtigste Wirkstoff des kontroversen Krauts. Die beiden Stoffe sind in der gesamten Pflanze zu finden, beispielsweise in den Blättern, im Stängel und vor allem in den Blüten. Die meisten kennen die Pflanze als Droge, die üblicherweise geraucht, aber auch in Keksen verbacken oder in einem Verdampfer inhaliert wird.

Für den Rausch ist der Wirkstoff THC verantwortlich. CBD hingegen verursacht zwar keinerlei Bewusstseinsveränderung, das bedeutet allerdings nicht, dass es keine Wirkung hat. Ihm werden viele unterschiedliche Effekte nachgesagt: Es soll Kopfschmerzen lindern und Depressionen, Schlaflosigkeit, Stress sowie Angstzustände bekämpfen. Die Substanz findet sich mittlerweile auch in Schokolade und Kosmetikprodukten, sogar als Nahrungsergänzungsmittel für Hunde wird CBD angeboten. Konsumenten kaufen Produkte mit CBD offenbar gern und die Industrie kommt diesem Wunsch bereitwillig entgegen – schließlich rechtfertigt das zugesetzte CBD erheblich höhere Preise.

Zwar geben diverse Studien Hinweise auf mögliche positive Wirkungen von CBD, umfangreiche Doppelblindstudien, wie sie beispielsweise bei der Marktzulassung von Medikamenten erforderlich sind, fehlen jedoch. Bei CBD handelt es sich um ein vielversprechendes Naturheilmittel, aber für viele Wirkungen, die ihm nachgesagt werden, gibt es hauptsächlich anekdotische Evidenz. Daher ist es ratsam, Berichten über die angebliche Wirkung von CBD mit einem gewissen Maß an Skepsis zu begegnen.

Wichtig ist auch, zwischen medizinischem und frei verkäuflichem CBD zu unterscheiden. Medizinisches CBD wird bei bestimmten Krankheiten von Ärzten und Ärztinnen verschrieben, die Zusammensetzung der Präparate und ihr CBD-Gehalt werden streng kontrolliert. Freiverkäufliches CBD hingegen unterliegt keinen ähnlich konsequenten Kontrollen wie Arzneimittel. Weder die CBD-Konzentration noch die Reinheit wird so streng überwacht wie bei Medizinprodukten.

Rechtliche Lage: Weder Droge noch Lebensmittel

Cannabidiol ist nicht bewusstseinsverändernd und wird somit anders als THC nicht als Betäubungsmittel eingestuft. Produkte mit dem Wirkstoff sind somit auch ohne ärztliches Rezept erhältlich. Dennoch ist die rechtliche Lage von CBD schwammig. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) stuft CBD-Produkte als nicht verkehrsfähig ein. Demnach dürfen sie weder als Lebensmittel, noch als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden. Auch als neuartiges Lebensmittel („Novel Food“) ist CBD bislang nicht zugelassen.

Hersteller umgehen dieses Urteil, indem sie ihre Produkte als Kosmetikartikel oder Aromaöle in den Verkehr bringen. Ein CBD-Produkt darf erst dann auf den Markt, wenn sein THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt — ein Wert, der laut Stiftung Warentest nicht immer streng eingehalten wird. CBD-Hersteller dürfen nicht mit „THC-frei“ werben, da geringe Mengen des Stoffs immer enthalten sind, wenn auch nicht genug, um einen Rausch zu erzeugen.

Wofür wird CBD in der Medizin eingesetzt?

Hochkonzentriertes medizinisches CBD wird lediglich in sehr spezifischen Fällen verschrieben. Einer dieser Fälle ist schwere kindliche Epilepsie, bei der die Einnahme von CBD die Anzahl an epileptischen Anfällen stark reduzieren kann. Dank der nachgewiesenen krampflösenden Wirkung des Wirkstoffs wird er auch an Multipler Sklerose Erkrankten verschrieben. Nicht zuletzt wird bei Krebserkrankungen eine Kombination von CBD und THC verschrieben, um Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Appetitlosigkeit, Brechreiz und Schlafstörungen zu lindern.

CBD-Produkte: Nicht immer harmlos

Cannabidiol ist zwar nicht bewusstseinsverändernd, wirkt aber im Gehirn sowie im ganzen Körper. Viele MedizinerInnen finden es daher besorgniserregend, wenn Patientinnen und Patienten eigenmächtig zu dem Mittel greifen. Dazu kommt, dass die Wirkung von CBD und seine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten noch nicht ausreichend erforscht ist.

Wenn Sie CBD als Therapie gegen Ihre Beschwerden in Betracht ziehen, sollten Sie zuvor mit einer Ärztin oder einem Arzt darüber sprechen. MedizinerInnen können abschätzen, ob CBD bei Ihrer Symptomatik überhaupt ein sinnvoller Therapieansatz ist, und wissen auch über Kontraindikationen Bescheid. Weitgehend harmlos ist CBD nämlich nur für gesunde Menschen. Bei bestimmten Vorerkrankungen kann es durchaus schädlich sein. Das gilt umso mehr, wenn Sie auch andere Medikamente einnehmen. Von einigen Wirkstoffen ist bekannt, dass die Kombination mit CBD schädlich ist, bei vielen anderen ist zumindest Vorsicht geboten.

Weitere Bedenken betreffen die Reinheit und Dosierung der Produkte. Präparate enthalten häufig mehr als die vorgegebene Höchstmenge von 0,2 Prozent THC. Falls das bekannt wird, werden sie zwar vom Markt genommen, allerdings wird nicht immer jede Charge auf ihren THC-Gehalt geprüft. Auch die CBD-Dosierung ist oft geringer als vom Hersteller angegeben. Hinzu kommt, dass viele der Studien, die positive Effekte von CBD nachgewiesen haben, mit Dosierungen von mehreren hundert Milligramm pro Tag durchgeführt wurden. Aufgrund des nicht gerade geringen Preises von CBD ist eine ähnlich hohe Dosierung für die meisten NutzerInnen auf Dauer keine Option. Ob wenige Tröpfchen CBD-Öl allerdings vergleichbare Effekte haben, ist fraglich.

Nicht zuletzt ist auf die möglichen unerwünschten Nebenwirkungen von CBD-Produkten zu achten. Dazu gehören unter anderem Schläfrigkeit sowie Schlaflosigkeit, Benommenheit, innere Unruhe und Übelkeit.

CBD-Zufuhr durch illegales Cannabis?

Der Anbau, Besitz und Vertrieb von Cannabis sind in Deutschland illegal (Stand 08.12.2021). Zwar steckt auch in Pflanzen aus dem Schwarzmarkt CBD, meistens werden sie jedoch wegen der psychotropen Wirkung konsumiert. Die Pflanzen werden also so gezüchtet, dass sie einen möglichst hohen THC- und einen eher geringen CBD-Gehalt aufweisen. Gegen illegales Cannabis als Ersatz für CBD-Produkte spricht auch, dass es oft mit gefährlichen Zusätzen wie Blei oder synthetischen Drogen verunreinigt ist. Zudem ist die Wirkung des immer enthaltenen THCs oft nicht erwünscht.

Ein Cannabinoid mit Potenzial

Obwohl vieles dagegenspricht, CBD als Mittel zur Selbstmedikation zu verwenden, heißt das nicht, dass der Stoff keine positiven Wirkungen haben kann. Gegen bestimmte Symptome wie Entzündungen, Schlafstörungen oder Schmerzen ist CBD ein vielversprechendes Mittel, mit dem viele Menschen positive Erfahrungen gemacht haben.

CBD-Produkte beziehungsweise Cannabidiol sind durchaus wirksam. Welche Wirkung sie genau haben und bei welchen Krankheitsbildern der Einsatz von CBD symptomlindernd oder gar heilend wirkt, ist bislang allerdings noch nicht ausreichend erforscht. Sinnvoll ist es, vor der Einnahme von CBD ärztlichen Rat einzuholen. Wenn Sie andere Medikamente zu sich nehmen oder Vorerkrankungen haben, sollte Ihre Ärztin beziehungsweise Ihr Arzt jedenfalls Bescheid wissen. Ein Problem ist auch, dass sich VerbraucherInnen auf die Dosierung und die Reinheit von freiverkäuflichen CBD-Produkten nicht verlassen können.


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