Meine Finanzen 2015 schießt weit über das Ziel hinaus: Das Programm möchte ein persönlicher Rundum-Berater sein, und zwar längst nicht nur bei finanziellen Fragen. Bedienbarkeit und Aktualität bleiben leider auf der Strecke.
Meine Finanzen 2015, entwickelt und veröffentlicht vom Deutschen Institut für Finanzberatung Dr. Grommisch GmbH, kostet lediglich 24,95 Euro. Das Programm gibt es nur in einer Version, eine Alternative mit anderem Funktionsumfang bietet der Hersteller nicht. Die Vorversion war als Jahreslizenz verfügbar, bei der aktuellen Ausgabe ist dies nicht mehr der Fall. Interessenten können das Programm 30 Tage lang kostenlos und unverbindlich testen.
Eine zugehörige App für mobile Geräte bietet der Hersteller ebenso wenig wie Programmversionen für Linux oder iOS. Die Finanzsoftware ist ausschließlich auf dem heimischen Windows-PC nutzbar.
Die Übersichtsseite bietet dem Nutzer eine grafisch ansprechend aufbereitete und übersichtlich strukturierte Auswahl der sechs wichtigsten Programmbereiche, die die Struktur des Navigationsbereichs in der linken Spalte spiegeln.
Folgende Programmbereiche umfasst diese Gliederung:
Jeder der sechs Programmbereiche verfügt über eine Übersichtsseite, die anzeigt, welche Funktionen enthalten sind. Auf den Übersichtsseiten befinden sich auch Lernvideos zum jeweiligen Bereich, die sich in unserem Test jedoch nicht abspielen ließen.
Der Onlinebanking- und der Geldanlagen-Bereich lassen keine Wünsche offen: Mit dem Programm verwaltet der Nutzer Giro-, Tagesgeld-, Spar-, Festgeld- und Bausparkonten sowie Kreditkarten und Wertpapier- und Aktiendepots. Durch die sicheren HBCI- und FinTS-Verfahren ist das Online-Banking gut geschützt.
Der Import von CSV-Daten wird unterstützt. Dies gilt auch für iTAN, eTAN, mTAN, smartTAN und chipTAN.
SEPA-Überweisungen mit IBAN und BIC sind ebenfalls möglich. Bankverbindungen kann der Nutzer speichern, um bequem per Klick auf sie zurückzugreifen.
Positiv ist festzuhalten, dass das Haushaltsbuch nicht als reguläres Konto aufgeführt ist, sondern einen eigenen Programmbereich darstellt. Dies unterstreicht noch einmal die Ausrichtung des Programmes auf Privatanwender. Das Haushaltsbuch kann der Anwender offline führen oder im Online-Modus mit anderen Konten verknüpfen. Durch die Online-Banking-Anbindung werden Daten schnell und komfortabel in das Haushaltsbuch übertragen. Anschließend kategorisiert das Programm die übertragenen Daten automatisch. Dabei kann der Nutzer alle Zuordnungsregeln und auch eigene Kategorien festlegen.
Enthalten sind zudem seitenlange PDF-Dateien, die unter anderem Tipps für das Einkaufen, Warnungen vor Tricks der Verkäufer sowie den Vordruck einer Einkaufsliste bieten. Anstelle einer App für mobile Geräte stellt der Hersteller einen Vordruck für 11 Kontrollblätter zur Erfassung von Ausgaben für unterwegs bereit – natürlich mit Anleitung. Eine Funktion zum einlesen und erfassen digitaler Rechnungen sucht der Nutzer ebenso vergeblich wie eine Belegschnellerfassung.
Einen großen Teil des Funktionsumfangs nimmt die Finanzberatung ein. Diese bietet umfassende Informationen zu folgenden Ansparprodukten:
Unter der Rubrik „Kapitalanlagen“ verwaltet der Nutzer seine Anspar- und Kreditprodukte. Integriert sind zudem eine Zinsvergleichsfunktion und ein Prognose-Tool, mit dem sich die Rentabilität der eigenen Anlagen abschätzen lässt.
Der Hersteller spielt in diesem Programmbereich seine finanzberaterische Expertise in umfassendem Ausmaß aus. Es finden sich schier unzählige Tipps, Informationen und Belehrungen zu verschiedensten Finanzprodukten.
Der Bereich „Meine private Vorsorge“ umfasst zahlreiche Versicherungsprodukte und den Vergleich der Konditionen verschiedener Anbieter. Er berät zudem den Nutzer hinsichtlich der folgenden Punkte:
Unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Versicherungen, der Inflation und der Geldanlagen des Kunden erstellt die Finanzsoftware eine individuelle, umfassende Vorsorgeplanung. Zudem wertet das Programm Versicherungen durch aktuelle Vergleichsrechner aus, um die besten Leistungen zu finden.
Dieser Programmbereich erleichtert dem Nutzer die Planung größerer Anschaffungen. Er umfasst neben einem Budget- und Terminplaner eine wortreiche Belehrung darüber, wie man Projekte am besten angehen sollte. Den Budgetplaner kann der Nutzer für einzelne Kategorien und frei wählbare Zeiträume mit Eingaben füttern.
Der Ausgaben-Sparbuch-Bereich enthält einen vollumfänglichen Sparplaner und einen Assistenten. Der Nutzer nimmt hier Berechnungen des eigenen Sparpotenzials mit Durchschnittswerten vor. Dabei weist die Finanzsoftware auf Sparmöglichkeiten hin. Die Spartipp-Funktion beruht unter anderem auf dem Vergleich verschiedener Stromtarife sowie die Erfassung und Verwaltung von Rechnungen.
Mithilfe des Vergleichsrechners ermittelt der Anwender beispielsweise die günstigsten Strom-, Internet- und Telefon-Tarife.
Positiv anzumerken ist, dass die Programmbereiche Online-Banking und Haushaltsbuch jeweils eine eigene Auswertungsfunktion besitzen. Ausgaben und Einnahmen lassen sich als zweidimensionale Balkendiagramme nach Ausgabenkategorien für den Zeitraum von 2007 bis 2022, bezogen auf einen Monat oder ein Jahr, gegenüberstellen. 2D-Tortendiagramme stellen Ausgaben und Einnahmen nach Kategorien dar. Integriert ist zudem eine Einnahmen-Ausgaben-Bilanz fürs Kalenderjahr.
Insgesamt sind die Darstellungsmöglichkeiten leider sehr begrenzt und zudem immer fest vorgegeben. Eine 3D-Darstellung ist nicht möglich. Die angezeigten Grafiken wirken altbacken und ausgefranst, die Beschriftung ist ebenfalls optisch wenig ansprechend.
Die separat beim Hersteller erhältliche Finanzsoftware Vorlagen, Musterschreiben und Checklisten ist vollständig in Meine Finanzen 2015 integriert. Somit bietet auch Letztere für unzählige Ereignisse und Lebenssituationen die passenden Formulare samt Beratung. Darunter befinden sich ein Musterschreiben zur Änderung der KFZ-Versicherung, ein Merkblatt zum Verhalten beim Verkehrsunfall, eine Checkliste für den Umzug, ein Musterschreiben für den Partner im Scheidungsfall, der Vordruck einer Patientenverfügung, die Vorlage eines Kündigungsschreibens für den Telefonanbieter oder den Vermieter, ein Glückwunschschreiben zur Geburt eines Kindes und eine siebenseitige Checkliste für den Todesfall. Hier fehlt nur noch die Vorlage einer schriftlichen Liebeserklärung an die beste Freundin. Diese ist eventuell in der nächsten Programmversion enthalten.
Der riesige Funktionsumfang von Meine Finanzen 2015 sucht seinesgleichen. Zwei sehr wichtige Funktionen sind jedoch nicht in ihm vorhanden: eine automatische Steuervorschau und eine Belegschnellerfassung fürs Haushaltsbuch. Zwar fehlen darüber hinaus geschäftlich relevante Funktionen wie Sammelüberweisungen und -lastschriften, doch dafür gibt es keinen Punktabzug, da sich das Programm explizit an Privatanwender richtet.
Eine App für mobile Geräte gibt es leider ebenfalls nicht.
Das Programm lässt schnell erkennen, dass es sich vor allem an Anwender richtet, die wenig bewandert sind in finanziellen Angelegenheiten. Triviale Infotexte, Tricks und Tipps, die sich in Allgemeinplätzen ergehen, sehr simple Tutorials – all das hinterlässt den Eindruck, dass der Hersteller an grundlegendste Kompetenzen des Kunden zweifelt.
Die Bedienbarkeit ist vor allem für solche Nutzer konzipiert, die ihre Finanzen in einem einzigen Tool verwalten möchten. Zwar ist das praktisch, doch trotzdem gilt: Für das Führen eines Handbuchs eignen sich weniger umfangreiche Alternativen mit Möglichkeiten zur mobilen Erfassung und Schnellerfassung von Belegen besser.
Bankkonten lassen sich mittels des integrierten Assistenten zur Kontoeinrichtung sehr leicht anlegen. Der Assistent führt über die Wahl des Sicherheitsmediums (TAN-Verfahren, Schlüsseldatei HBCI oder HBCI-Chipkarte) und Auswahl der Bank durch Eingabe der Bankleitzahl und Anmeldung mit den Bankdaten direkt zum fertig angelegten Konto.
Das Haushaltsbuch verfügt über separate Eingabeseiten für Einnahmen und Ausgaben. Als ausgesprochen praktisch erweist sich die Verknüpfung zwischen Haushaltsbuch und Online-Banking. Durch sie werden Soll und Haben ohne viel Aufwand übernommen und automatisch kategorisiert. Hierfür kann der Nutzer Zuordnungsegeln für wiederkehrende Umsätze festlegen. Dies funktionierte in unserem Test zwar etwas umständlich, doch zuverlässig.
Meine Finanzen 2015 bietet nicht die Möglichkeit, die Startseite zu individualisieren. Die Übersichtsseite zeigt lediglich Verlinkungen zu den sechs vordefinierten Programmkategorien an, jedoch keine Schnellübersicht der wichtigsten Daten – das kann der Nutzer leider nicht ändern. Auf Farben, Darstellung und Schriftgröße hat er ebenfalls keinen Einfluss.
Leider sind hinsichtlich der Navigation einige Punkte zu bemängeln. Zwar ist die vorgegebene Programmkategorisierung durchaus logisch aufgebaut und auch die Navigationsspalte links übersichtlich gestaltet, doch bietet die Bedienung der einzelnen Programmfunktionen durchaus Anlass für Kritik.
Zur Erfassung von Einzelausgaben muss der Nutzer ein weiteres Fenster öffnen und in dieses den Betrag und die Beschreibung eingeben sowie die gewünschte Kategorie per Dropdown auswählen. Umständlich ist auch, dass alle Aktionen und Eingaben per Mausklick auf meist sehr kleine Schaltflächen bestätigt werden müssen. Die Darstellung der Funktionsbereiche nutzt nicht die komplette Größe der Oberfläche aus, freie Darstellungsfläche bleibt ungenutzt. Die Schriftgrößen sind ebenfalls zu klein.
In die Schnellerfassung kann der Nutzer nur Monatssummen, und keine Einzelausgaben eintragen, was dem eigentlichen Sinn einer Schnellerfassung widerspricht. Eine Synchronisierung des Haushaltsbuchs mit dem Onlinebanking funktioniert ausschließlich über die Detailerfassung.
Ein weiteres kleines Manko: Meine Finanzen 2015 bietet leider keine seiteninterne Suchfunktion.
Es gibt lediglich 21 vorgegebene Kategorien (per Dropdown wählbar). Der Nutzer kann jedoch auf sehr einfache Weise, zusätzliche Kategorien definieren. Daher stellt die geringe Anzahl der vorgegebenen Kategorien kein Problem dar. Allerdings lässt sich eine selbst erstellte Kategorie nicht dauerhaft in die Dropdown-Auswahl übernehmen. Der Nutzer muss diese bei jeder entsprechenden Ausgabe erneut erstellen.
Fixkosten lassen sich durch die Aktivierung einer Checkbox markieren, sodass sie automatisch für die nächsten Monate übernommen werden.
Der Import und Export von Umsätzen oder Zahlungsempfängern per CSV sind gelungen. Analysen und Berichte jedes Funktionsbereichs kann der Nutzer als PDF-Datei exportieren und drucken.
Die Systemvoraussetzungen der Finanzsoftware sind, gemessen am gebotenen Funktionsumfang, vergleichsweise bescheiden. Das Programm nimmt 230 MB Speicherplatz auf der Festplatte ein. Es erfordert eine aktuelle Version des Internet Explorers. Kompatibel ist es mit den Betriebssystemen Windows XP, Vista, 7, 8 und 10. Versionen für Mac und Linux gibt es nicht.
Die Arbeitsspeicherauslastung schwankte in unserem Test je nach ausgeführter Aktion zwischen 6 und 200 MB RAM. Die Installation erfolgte mittels des integrierten Installationsassistenten flüssig und innerhalb weniger Sekunden. Die Finanzsoftware operierte tadellos und ohne längere Zwischenladezeiten. Im Programm verlinkte YouTube-Tutorials ließen sich allerdings nicht aufrufen; sie verursachten Fehlermeldungen.
Hinsichtlich der Online-Banking-Sicherheit erfüllt Meine Finanzen 2015 höchste Standards. Die komplette Datenbank ist sicher verschlüsselt, die Software unterstützt alle HBCI-Verfahren inklusive aller Sicherheitsverfahren, auch per HBCI-Chipkarte. Der Nutzer kann den Zugriff auf sein Benutzerkonto mit einem Passwort sichern.
Zwei Handbücher im PDF-Format sind in der Software verlinkt. Bei der ausführlicheren Variante mit 76 Seiten Umfang handelt es sich de facto um eine reich bebilderte Power-Point-Präsentation, die nur aus Grafiken und auf die einzelnen Funktionen verweisende Screenshots besteht. Die Kurzversion von 12 Seiten ist die eigentliche Bedienungsanleitung. Sie beschränkt sich weitgehend auf die Installation, den Navigationsbereich und den Supportservice.
Auf der Homepage des Unternehmens und im Programm selbst sind viele Tutorial-Links zu finden. In unserem Test waren sie leider nicht abrufbar – die URLs scheinen schlichtweg nicht mehr zu existieren. Darüber hinaus gibt es einen FAQ-Bereich, der jedoch mit lediglich zwei Fragen ausgesprochen knapp ausfällt.
Grundsätzlich positiv zu bewerten ist die Fülle an Informationen im Programm selbst. Alle Funktionsbereiche sind mit Mouseover-Infoboxen bestückt. Fragezeichenboxen lassen durch einen Mausklick Tipps und Hilfestellungen zur jeweiligen Funktion aufpoppen. Hilfreich ist zudem der umfangreiche Demo-Datensatz, mit dem Interessenten wichtige Funktionsbereiche vollumfänglich testen können.
Der telefonische Support ist montags bis freitags von 9:00 bis 12:00 und 14:00 bis 18:00 Uhr geschaltet. Unser dreimaliger Versuch einer Kontaktaufnahme zu verschiedenen Tageszeiten scheiterte jedoch. Daneben soll ein E-Mail-Support existieren. Aber: Unsere an zwei verschiedene E-Mail-Adressen gesendeten Anfragen gelangten nicht zu einem Empfänger. Einen Chat-Support scheint es nicht zu geben. Auch Community und Foren konnten wir nicht finden. Wir kamen zu dem Schluss, dass der Support vollständig eingestellt worden ist.
Meine Finanzen 2015 soll nach Herstellerangaben eine professionelle, auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Software zur Finanzplanung sein. Ob gewollt oder nicht: Der fachliche Hintergrund der Entwickler des Deutschen Instituts für Finanzberatung Dr. Grommisch GmbH ist der Software Meine Finanzen sofort anzusehen. Ziel war es anscheinend, ein Tool für den Privatanwender zu schaffen, das ein Finanzplaner und -berater ist und gleichzeitig als eine Art Lernsoftware fungiert.
Die Finanzsoftware bietet die Möglichkeit, Konten zu verwalten, einen sehr guten Finanzüberblick zu gewinnen und Einsparungen sowie Sicherheitspakete für Risikozeiten zu planen. Die integrierte Online-Banking-Anwendung liefert dabei alle Zahlen.
Insgesamt wirkt das Programm jedoch etwas eingestaubt. Alle Verlinkungen auf YouTube führten zu Fehlermeldungen. Die allgegenwärtigen Tipps, Tricks, Beratungstexte und Vordrucke wirken eher belehrend als unterstützend.
Insgesamt bleibt leider festzuhalten, dass hier viel zu viel gewollt und nur wenig gut umgesetzt wurde. Einen Finanz- und Lebensberater in Form einer Finanzsoftware bereitzustellen, ist ein überaus ambitioniertes Projekt. Der Hersteller muss regelmäßige Updates liefern, um den gewaltigen Funktionsumfang dauerhaft aktuell zu halten – ein Unterfangen, das das Institut offenbar überfordert hat. Der Support scheint inzwischen vollständig eingestellt. Das Institut war auf keinem Wege zu erreichen.
Die zahlreichen Tipps und Infoboxen sollen dem Nutzer eine perfekte Unterstützung bieten und lassen das Programm doch nur aufgebläht und hoffnungslos überfrachtet wirken – was letztendlich zu Lasten der Usability geht. Essenzielle Funktionen für den alltäglichen Gebrauch sind unnötig umständlich konstruiert.