Professionell mit interaktiven Lernmaterialien und Lehrerunterstützung Englisch für Beruf, Reise oder Prüfungsvorbereitungen lernen, dafür steht EF English Live. Wer bereit ist, etwas mehr zu investieren, findet hier Kompetenz und individuelle Unterstützung für jedes Lernziel. Spielerisch nebenbei lernen geht hier jedoch nicht.
EF English Live ist die Online-Sprachschule von EF Education First, einem 1965 in Schweden gegründeten und inzwischen in 117 Ländern mit Büros vertretenen Anbieter von Sprachbildungs- und Sprachreisedienstleistungen. EF English Live, ehemals EF Englishtown, wurde 1996 gegründet und ist mit etwa 1.200 Unternehmenskunden und rund 15 Millionen Privatnutzern die weltgrößte Online-Sprachschule. Der Hauptsitz dieses Tochterunternehmens der EF Education First liegt in Amsterdam.
Der Anbieter setzt auf eine Kombination von interaktivem Lernmaterial und Privat- sowie Kleingruppen-Live-Unterrichtsstunden mit Fachlehrern. Die englische Sprache wird dabei vom Anfängerniveau A1 bis hin zum muttersprachlichen Niveau C2 vermittelt. Die Niveaustufen des GER unterteilt EF English Live in insgesamt 16 verschiedene Level, die sich zusätzlich an den anerkannten Prüfungsnormen der Sprachzertifikate Cambridge ESOL, IELTS, TOEFL und TOEIC orientieren.
Jedes Level ist in sechs thematisch ausgerichtete Units unterteilt. Diese werden sukzessive nach Abschluss der jeweils vorausgegangenen Unit freigeschaltet. Britisches und amerikanisches Englisch vermitteln die Kursmaterialien gleichzeitig und parallel, auf Unterschiede in Vokabular und Aussprache weisen die Inhalte an den entsprechenden Stellen hin.
Neben den klassischen Lektionen beinhaltet das Kursangebot spezialisierte Kurse, die gezielt auf konkrete Lernziele vorbereiten. Dazu zählen:
Diese Spezialkurse sind nicht einzeln zu bestimmten Tarifen buchbar. Interessenten müssen zu ihrer Inanspruchnahme die herkömmlichen Classic- oder Premium-Zugänge buchen, die auch Zugriff auf die lektionsbasierten Lehrmaterialien erlauben. Allein jedoch, dass eine solche Fülle spezialisierten Lehrmaterials existiert, ist beeindruckend und bleibt in unserem Test unerreicht.
Arbeitsaufträge und Erklärungen erfolgen in der Ausgangssprache, was gerade für Anfänger sehr hilfreich ist. Hilfefunktionen oder wissenswerte Hintergrundinformationen zu Land und Leuten, der Lebensrealität, Sitten und Gepflogenheiten, wie es beispielsweise Babbel, busuu oder Lingoda in die Kursmaterialien integrieren, sind hier nicht vorgesehen.
Das Lehrpersonal bei EF English Live ist TEFL- oder TKT-geprüft, es handelt sich also um qualifiziertes Fachpersonal für die Sparten britisches Englisch und amerikanisches Englisch.
Die „Conversation Classes“, der Kommunikationsunterricht, findet in Kleingruppen von vier bis fünf Schülern eines Levels unter Leitung eines muttersprachlichen Lehrers statt. Für den Gruppenunterricht sind wöchentliche Lehrpläne vorgesehen. Jeder Wochentag ist mit einem thematisch konzipierten Lehrplan ausgestattet. In der Woche unseres Tests sah dieser Lehrplan für Level 13 beispielsweise folgendermaßen aus:
Die Klassen werden sieben Tage pro Woche ganztägig angeboten, starten im Rhythmus von 30 Minuten und dauern jeweils 40 Minuten. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Ein Mitglied kann pro Monat 30 dieser Conversation Classes besuchen. Lerninhalte aus den Units werden hier praktisch angewendet und gefestigt.
Darüber hinaus erhalten Premiummitglieder die Möglichkeit, 40-minütige, private Live-Unterrichtsstunden mit einem Lehrer zu buchen. Diese Kurse finden ebenfalls über das virtuelle Klassenzimmer statt. Der Nutzer wählt im Voraus einen Lehrer, Wunschtermin und ein Wunschthema aus einem vorgegebenen Repertoire aus. Die Themen, Niveaus und Inhalte sind auf die jeweiligen Niveaustufen der Lernenden angepasst.
Einen separaten Programmbereich nimmt der Wortschatz mit integriertem Vokabeltrainer ein. Die Vokabeln aller Level finden sich hier nach Units aufgelistet mitsamt Tonspur, Übersetzung, Anwendungsbeispiel, lexikalischer Definition und Angabe der Wortart. Der Nutzer wählt aus dieser Liste selbst jene Vokabeln aus, die er in den Vokabeltrainer übernehmen möchte. Alternativ ist es möglich, selbst Vokabellisten zu erstellen und dieser Worte hinzuzufügen. Eine integrierte Suchfunktion erleichtert das Auffinden bestimmter Worte aus dem vorsortierten Fundus. Das Eingeben eigener Vokabeln ist nicht möglich.
Spezielle Aufgaben zur Übung des ausgewählten Vokabulars erstellt das Programm nicht. Der Nutzer erhält im Stile herkömmlicher Vokabelkarten lediglich das englische Wort mit Tonspur angezeigt und entscheidet selbst, ob er zunächst die Übersetzung einsehen möchte, und danach, ob er die jeweilige Vokabel als „bekannt“ oder „unbekannt“ einstuft.
Der Vokabeltrainer ist also durchaus zu einem hohen Grad individualisierbar, doch bereitet das Üben mit dem Tool keine Freude, was letztlich auch die Motivation schmälert, es regelmäßig zu nutzen. Zu viele Voreinstellungen sind nötig und keine interaktiven Elemente wie Quiz zur Abfrage integriert. Die nüchterne, oft nicht bebilderte Gestaltung tut ihr Übriges. Babbel bietet den besten Vokabeltrainer in unserem Test mit verschiedenen Abfragemethoden und intelligenter Spaced-Repetition-Methode.
Einige Features bietet EF English Live für jedermann zum Nulltarif. Dazu zählen:
Letztendlich handelt es sich, abgesehen von den Apps, bei all diesen Features eher um witzige, kurzweilige Spielereien oder nette Zusatzfeatures als um systematisch aufgebaute Lehrmaterialien, die sich zum wirklichen Erlernen der Fremdsprache eignen würden. Zudem ist für die Nutzung der meisten Features eine Registrierung und die Angabe der Kontaktdaten erforderlich. Letztendlich sollen all diese Materialien den Nutzer zum Abschluss eines Classic- oder Premium-Accounts führen.
Wie kaum ein anderes Programm auf dem Markt erlaubt es EF English Live dem Nutzer, seine Lernziele individuell zu definieren. Nach der Registrierung stellt das Programm entsprechende Fragen zur Motivation, um die Lernziele des Nutzers zu ermitteln. Hierbei ist beispielsweise relevant, ob der Nutzer die englische Sprache für den Beruf in einer bestimmten Branche, zur gezielten Testvorbereitung oder allgemein zur Erhöhung seines Sprachniveaus erlernen möchte. Der Nutzer kann auch sein veranschlagtes Lerntempo in Lernstunden pro Woche definieren. Später erhält er auf Wunsch Motivations-E-Mails, die ihn zum Erreichen seiner Lernziele animieren sollen.
Daraufhin folgt ein etwa zwanzigminütiger Einstufungstest, in dem EF English Live mittels verschiedener Multiple-Choice-Fragen das Niveau und das empfohlene Level des Lernenden identifiziert. Der Einstufungstest umfasst die Bereiche Grammatik, Hörverständnis und Leseverständnis. Die mehrmalige Widergabe der Tonspuren im Bereich Hörverständnis ist möglich. Sprachaufnahmen oder freie Textproduktion sind nicht in den Anforderungskatalog integriert. Die Darstellung des Tests in einem sehr kleinen Fenster erschwerte unnötigerweise gerade die Bearbeitung des Abschnitts zum Leseverständnis. Nach Beantwortung einiger Multiple-Choice-Fragen wurden wir in Level 13 eingestuft, was dem Beginn der Stufe C1 nach dem GER entspricht.
Die Einstufung ist jedoch lediglich als Empfehlung zu betrachten und keinesfalls bindend. Der Nutzer kann in der Folge vollständig auf alle Lehrinhalte zugreifen und nach Belieben ein anderes Level wählen.
Jede Unit besteht aus mehreren verschiedenen Lektionen, die es zu absolvieren gilt, um ein Lernziel zu erreichen und zur nächsten Unit voranzuschreiten. Eine Unit umfasst beispielsweise folgende Lektionen:
Die Inhalte der Lektion sind jeweils thematisch konzipiert und setzen sich aus verschiedenen Elementen eines begrenzten Spektrums an Aufgabentypen zusammen. Trotz der klaren Linie und eines begrenzten Repertoires an Übungen variiert deren Zusammenstellung in den verschiedenen Units dennoch soweit, dass eine ausreichende Abwechslungsvielfalt bestehen bleibt. Beispielhaft bieten wir in der Folge einen Einblick in einige dieser Elemente, aus denen sich die Units zusammensetzen.
Jede Unit beginnt mit einem Vokabelteil, der neuen Wortschatz zunächst vorstellt. Dies erfolgt mitunter auch anhand einer Videosequenz. Schlüsselphrasen listet das Programm während des Videos mit Tonspur gesondert auf. Es folgt ein Schritt, in dem das Vokabular aus dem Video mit Erklärungen in Ausgangssprache und vertonten Beispielphrasen in englischer Sprache erläutert wird.
Im nächsten Fenster beginnt die praktische Anwendung des erlernten Vokabulars in Form einer Fill-in-the-blanks-Übung im Multiple-Choice-Verfahren. Daraufhin erfolgt eine Sprechübung, in deren Zug der Lernende die Schlüsselphrasen des Videos nachspricht. Das Programm gleicht die Antworten automatisch mit dem Original ab und bewertet die Aussprache selbstständig als richtig oder falsch. Nur wer eine Mindestanzahl an richtigen Eingaben erreicht, darf im Unitverlauf weiter fortschreiten.
Der Grammatikteil einer Unit beginnt mit Erklärungen in Ausgangssprache im Stile eines klassischen Lehrbuchs, unterfüttert mit Anwendungsbeispielen inklusive Tonspur und Übersetzung.
Es folgt erneut ein Abschnitt zur praktischen Anwendung der erklärten Phänomene anhand von Zuordnungsübungen mittels Drag-and-drop oder Fill-in-the-blanks im Multiple-Choice-Verfahren. Wie schon im Vokabelteil gilt es im Grammatikteil, vorgegebene Phrasen einzusprechen und vom Programm auf Korrektheit überprüfen zu lassen. Wer kein Mikrofon zur Hand hat, kann dennoch zum nächsten Abschnitt fortschreiten und die ausgelassene Übung zu einem späteren Zeitpunkt absolvieren.
Gut gefällt uns die im dritten Schritt folgende Dialogübung, die den Lernenden in eine echte Gesprächssituation versetzt. Eine Tonspur gibt Fragen wieder, der Nutzer soll über Mikrofon die passende von drei vorgegebenen Antworten einsprechen. Auf diese Weise trainiert er die Sprachfähigkeiten des Hörverstehens und des Sprechens gleichermaßen.
Auch in die Lektionen zum Leseverständnis ist ein Dialogteil integriert, zu dessen Bewältigung der Lernende zunächst längere Textpassagen lesen und inhaltlich erfassen muss, um die entsprechend richtigen Antworten geben zu können. Die Vernetzung der verschiedenen Sprachfertigkeiten treibt er somit effektiv voran.
Mit verschiedenen Zuordnungs- oder Sortierübungen von Vokabeln und Phrasen übt der Nutzer Ausdrucksweisen und Techniken ein, die im letzten Schritt in eine freie Textproduktion von etwa 200 Worten Umfang zu einer konkreten Aufgabenstellung münden. Zusätzliche Anleitung und einen Denkanstoß bietet eine optional einblendbare Beispielantwort. Der fertige Text wird im Anschluss durch einen Lehrer begutachtet, korrigiert und bewertet, sodass der Nutzer eine individuelle und konkrete Beurteilung seiner Fähigkeiten erhält und konkrete Verbesserungspotenziale aufgezeigt bekommt.
In unserer Slideshow gewähren wir einen Einblick in einige Bereiche der Kursmaterialien:
Die Qualität der Tonspuren ist durchwegs sehr gut. Auch bei höher eingestellter Lautstärke ist kein Rauschen, Surren, Übersteuern oder Hintergrundrauschen festzustellen. Die Sprecher wählen ein dem jeweiligen Level entsprechendes, angemessenes Sprechtempo. Die Sprecher variieren, sodass sowohl männliche als auch weibliche Stimmfarben sowie verschiedene Akzente vermittelt werden. Die Wiedergabe kann beliebig oft erfolgen.
Bei der betreuenden Lehrerin des von uns besuchten Konversationsunterrichtes handelte es sich um eine offensichtlich didaktisch versierte Muttersprachlerin aus Südafrika. Ihre Aussprache war klar und deutlich, ihr Sprechtempo dem Sprachniveau der Schüler angemessen. Allerdings ging ihr thematisches Wissen nicht über die von EF bereitgestellten Kursmaterialien hinaus, auf zwei themenbezogene Nachfragen wusste sie keine Antwort. Im Niveau 13 war weniger eine aktiv lehrende Rolle vonnöten, vielmehr beschränkte sie sich auf die Vorstellung des Themas, des relevanten Vokabulars sowie auf die Moderation der aus fünf Schülern bestehenden Gesprächsgruppe.
Jeder Schüler erhielt zu jeder Frage die Möglichkeit, sich in ausreichendem Maße zu äußern. Auch die Interaktion zwischen den Teilnehmern kam nicht zu kurz. Eine Korrektur der Aussprache oder der Anwendung von Kommunikations- und Argumentationstechniken nahm die Lehrerin allerdings nicht vor. Am Ende der Lektion erhielten wir kein individuelles Feedback, wie wir uns geschlagen haben und woran wir konkret arbeiten sollten, um uns zu verbessern. Wer Einzelkritik möchte, kann den Lehrer jedoch über das Chatfenster mit einer entsprechenden Bitte kontaktieren.
Die Lehrmaterialien waren anschaulich und dem Kenntnisstand der Teilnehmer angemessen ausgewählt und zusammengestellt. Sinnvoll wäre eine Möglichkeit, die Materialien nach Abschluss der Konversationseinheit herunterzuladen.
Die Tonqualität während der Lektion ist als verbesserungswürdig zu kritisieren. Bisweilen hatten wir durch dumpfen und dröhnenden Klang Schwierigkeiten, den Anleitungen der Lehrerin und Ausführungen der anderen Teilnehmer zu folgen, stellenweise fiel der Ton über mehrere Sekunden sogar ganz aus.
Trotz einiger Kritikpunkte und technischer Schwierigkeiten ziehen wir ein positives Fazit für den Live-Unterricht. Wir erlernten an konkreten, thematisch interessanten Lehrinhalten spezifische Argumentationsstrategien. Unser Wissen aus den Lektionsinhalten konnten wir auf diese Weise festigen und erweitern.
Nach Abschluss eines jeden Levels erhält der Nutzer ein von EF ausgestelltes, beglaubigtes Diplom, welches sich am GER orientiert und zum Nachweis der Sprachfertigkeiten gegenüber Universitäten oder Arbeitgebern in vielen Fällen genügt. Hierzu muss jede Unit eines Levels zu 100 Prozent abgeschlossen sein. Die Prozentangabe des Bearbeitungsgerades ist jederzeit einsehbar. Wer sich auf eine international anerkannte und offizielle Sprachprüfung wie Cambridge ESOL, IELTS, TOEFL oder TOEIC vorbereiten möchte, findet bei EF English Live speziell auf diese Prüfungen zugeschnittene Vorbereitungskurse, kann deren Diploma jedoch nicht direkt über die Plattform erwerben.
Zwar steht es dem Nutzer frei, sich selbst Lernziele zu stecken und zur Motivation entsprechende E-Mails von EF English Live schicken zu lassen, doch lässt der Anbieter abgesehen davon jegliche Mittel zur Selbstmotivation seiner Nutzer vermissen. Es gibt keinerlei Punktesystem bei erfolgreichem Abschluss von Lerneinheiten, keinerlei Wettbewerb unter verschiedenen Nutzern, keine Elemente zur Gamification der Lerninhalte.
Die Lehrmaterialien sind abgesehen von einigen Videos ebenfalls sehr nüchtern gehalten und weitestgehend nicht bebildert. Nicht einmal im mit virtuellen Karteikarten arbeitenden Vokabeltrainer ist eine visuelle Unterstützung durch passende Bilder gegeben. Dies verleiht dem Programm zwar das Flair nüchterner Seriosität, doch gerade Lernende, die stärker von visuellen Elementen profitieren, kommen hier nicht auf ihre Kosten.
Im Lehrmaterial ist die Mehrzahl der Übungen mittels Drag-and-drop oder mittels Multiple-Choice-Auswahlen zu absolvieren. Richtige Lösungen hinterlegt das Programm grün, falsche Eingaben orange. In der Regel kann der Nutzer falsche Eingaben beliebig oft korrigieren, bevor er einen Schritt zur nächsten Übung voranschreitet. Eine optionale Lösungsanzeige ist in den meisten Fällen nicht implementiert, doch aufgrund der beliebig häufigen Versuche ohnehin nicht nötig.
Die Eingabe von Worten per Tastatur ist weitestgehend auf das Verfassen längerer Texte in Schreibübungen beschränkt, sodass hierfür kein automatisches Korrekturfeature vorhanden ist. Die Korrektur des Textes durch einen Lehrer nahm in unserem Test lediglich einen Tag in Anspruch und war äußerst detailliert und, wo nötig, mit einem entsprechenden Kommentar und einer Einschätzung versehen.
Spracheingabe ist in der Mehrzahl der Übungen von EF English Live zwingend notwendig und in den entsprechenden Übungen nicht durch eine Texteingabe ersetzbar, wie es etwa bei busuu oder Babbel möglich ist. Dementsprechend lässt sich die Mikrofonnutzung auch nicht deaktivieren. Ein unbemerktes Lernen in stiller Umgebung ist also nicht möglich.
Enttäuschend ist die Qualität der Sprachkorrektur. Wann immer eine Spracheingabe gefordert ist, funktioniert diese zwar reibungslos, doch geht EF English Live allzu großzügig mit der Korrektur um – die Software erkennt schlechte oder bisweilen sogar fehlerhafte Eingaben schlichtweg nicht und akzeptiert diese als korrekt. Selbst unser aufgesetztes „Denglisch“ entsprach den Anforderungen völlig. Nur längeres Zögern oder gänzlich falsche Eingaben führen zu einer Wertung als Fehler. Eine erneute Eingabe kann beliebig oft vorgenommen werden. Die als „fortschrittlich“ angepriesene Spracherkennungssoftware erfordert also eine deutliche Nachbesserung im Sinne des Lernfortschritts des Anwenders.
Zahlende EF-English-Live-Nutzer erhalten Zugang zu einer Mobile-App, erhältlich für Android und iOS, die hinsichtlich des Funktionsumfanges der Browservariante in nichts nachsteht. Kritik anderer Nutzer, die App würde oft abstürzen, können wir nicht bestätigen. In unserem Test funktionierte sie reibungslos. Freilich eignet sich diese insbesondere zur Absolvierung der interaktiven Übungseinheiten und zum Wiederholen des Wortschatzes mit dem Vokabeltrainer. Für Gruppen- oder Privatunterricht ist es hingegen eher zu empfehlen, sich Ruhe und Zeit zu nehmen, um am ehesten von den vermittelten Inhalten profitieren zu können. Möglich ist die Teilnahme an Unterrichtseinheiten jedoch auch über die App.
Das neu vermittelte Vokabular einer jeden Unit steht in Form einer Wortschatzliste zur Einsicht und zum Download als PDF-Datei zur Verfügung. Die Liste ist mit Tonspuren und Lautschriften für britisches und amerikanisches Englisch, der Wortart sowie einer Übersetzung versehen. Die Tonspur gibt allerdings allein die amerikanische Aussprache wieder und lässt sich nicht zusätzlich zur PDF-Version downloaden.
Auch Lerninhalte aus den Lektionen, also Übungen und Erklärungen, sind nicht zum Download vorgesehen.
Die Website von EF English Live ist in insgesamt siebzehn Sprachversionen darstellbar. Dies sind:
Die Website des Mitgliederbereiches ist, ebenso wie die Kursinhalte, modern und übersichtlich, gleichzeitig jedoch auch nüchtern und professionell gestaltet. Die Lehrinhalte für „Allgemeines Englisch“ Level 1–16 und „Vorbereitung auf TOEFL/TOEIC“ sind jedem zahlenden Mitglied zugänglich, für die Kurse „Business“, „Branche“ und „Reise“ muss der Lernende zunächst Level 6 des Kurses „Allgemeines Englisch“ erfolgreich absolvieren.
Die Rückkehr vom Nutzerbereich zur Startseite von EF English Live gestaltet sich unnötig kompliziert. Der Nutzer muss sich zunächst ausloggen, bevor er zum Startbildschirm zurückkehren und von dort aus andere Bereiche der Seite ansteuern kann.
Während des Absolvierens von Übungen und auch während der Navigation innerhalb einer Unit erhält der Nutzer keine Übersicht über den Fortschrittsgrad innerhalb der Lektion. Zwar ist einsehbar, aus wie vielen Seiten die jeweilige Einheit aufgebaut ist, doch ist nicht erkennbar, wie umfangreich die dort befindlichen Übungen sein werden. Auch eine Zeitabschätzung für die zu veranschlagende Bearbeitungsdauer eines Übungsabschnittes bietet EF English Live nicht.
Die Navigation im Kursmaterial kann nur in Vorwärtsrichtung per Mausklick auf die Schaltflächen „Überspringen“ oder „Weiter“ erfolgen. Das Abbrechen angefangener Übungseinheiten ist immer möglich.
Bei Wiederaufnahme bleiben eingetragene Lösungen gespeichert, doch ein Neueinstieg beginnt immer wieder auf Seite 1 der jeweiligen Übungseinheit. Prinzipiell steht es dem Nutzer frei, jede Einheit beliebig oft zu wiederholen und die Reihenfolge der Lektionen innerhalb einer Unit selbst zu bestimmen.
Während unseres Tests fiel uns negativ auf, dass einige Seiten des Kursmaterials sehr lange Ladezeiten aufwiesen und bisweilen auch gar nicht geladen werden konnten.
In unserem Test wurden wir drei Tage vor dem eine Woche im Voraus gebuchten Privatunterricht informiert, dass unser gebuchter Wunschlehrer nicht zur Verfügung steht, einen Tag vor dem Termin wurde das ausgewählte Thema geändert. Zwar mussten wir die Änderungen bestätigen, doch spricht dies nicht gerade für Planungssicherheit und Nutzerfreundlichkeit. Immerhin erhielten wir transparent vorab alle Informationen zu den Änderungen und die Möglichkeit, den Termin zu stornieren. Doch Vorsicht: Wer einen vereinbarten Termin storniert, verliert einen Coupon und muss sehr kostspielig für Ersatz sorgen!
Wir nahmen an einer Konversationsklasse zu Werbestrategien teil. Der Einstieg ist jede halbe Stunde rund um die Uhr und bis zu zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn unkompliziert möglich. Die Konversationsklassen finden in kleiner Runde statt. Die Handhabung des interaktiven Tools ist denkbar einfach und bereits während der ersten Teilnahme völlig intuitiv erlernbar. Die anderen Schüler sieht der Nutzer nicht, die Lehrerin nur auf Wunsch. Jeder Teilnehmer hört jedoch jeden. Um den Schülern das Sprechen zu ermöglichen, bietet das interaktive Web-Tool, das das virtuelle Klassenzimmer beherbergt, eine Meldefunktion.
Ruft die Lehrkraft einen Teilnehmer auf und erteilt ihm die Sprecherlaubnis, schaltet sie sein Mikrofon frei. Rechts befindet sich eine Art virtuelle Tafel, auf der die Lehrkraft Beiträge der Schüler festhalten kann. Im zentralen Bildfeld präsentiert die Lehrkraft von EF English Live bereitgestellte und vorgefertigte Lehrinhalte. Die Kommunikation mit dem Lehrer und anderen Schülern ist jederzeit durch das Chatfenster unten links im Tool möglich.
Unser Fazit: Der Konversationsunterricht ist eine durchwegs sinnvolle Einrichtung, die uns sowohl hinsichtlich der der Handhabung als auch hinsichtlich der Unterrichtsgestaltung überzeugt. Hier bringt der Nutzer erlernte Inhalte aktiv zur Anwendung und lernt gleichzeitig neues hinzu.
Anfänger erhalten die Möglichkeit, EF English Live für die Dauer von 30 Tagen für den eher symbolischen Preis von einem Euro vollumfänglich zu „testen“. Dies ist allerdings ein Lockangebot mit integrierter Abo-Falle. Aus dem FAQ-Bereich weit unter dem Link zum Testangebot geht hervor, dass der Interessent damit bereits ein Abonnement abschließt, welches in den Folgemonaten mit dem regulären monatlichen Preis der Classic-Variante von 59,00 Euro zu Buche schlägt. Demzufolge ist bei Nichtgefallen also eine Kündigung per E-Mail oder auf dem Postweg vonnöten, bevor eine erneute Abrechnung erfolgt. Im Testangebot sind Leistungen enthalten, die in der regulären Classic-Variante nicht geboten sind, nämlich eine kostenlose Privatstunde.
Die monatlich kündbare Classic-Variante für 59,00 Euro pro Monat umfasst folgende Leistungen:
Zwar enthält diese Variante keinen Privatunterricht, doch ist die Teilnahme an 30 Konversationsklassen für diesen Abonnementpreis durchaus sehr günstig. Die Classic-Variante ist monatlich kündbar.
Die Premium-Mitgliedschaft ist im günstigsten Fall für einen monatlichen Abonnementpreis von 89,00 Euro bei einer Mindestvertragslaufzeit von einem Jahr zu erwerben. Allerdings müssen Interessenten den konkreten Leistungs- und Kostenumfang in einem persönlichen Gespräch vereinbaren. Die Premium-Variante umfasst alle Leistungen der Classic-Variante und zusätzlich folgende Leistungen:
Exklusiv in der Premium-Variante erhält der Kunde eine 14-tägige Geld-zurück-Garantie. Ist diese jedoch einmal verstrichen, kann eine Kündigung erst nach 90 Tagen erfolgen. In diesem Fall wird eine Rücktrittsgebühr von zusätzlich 25 Prozent auf den gesamten Kursbeitrag erhoben – also auf die volle Laufzeit von einem Jahr. Im günstigsten Fall beträgt die Rücktrittsgebühr also 267,00 Euro.
Sehr positiv werten wir jedoch die Möglichkeit, den Kurs jederzeit ohne Angabe von Gründen bis zu einer Dauer von 6 Monaten pausieren zu können, sodass im Urlaub oder auf längeren Geschäftsreisen keine Zeit verloren geht.
Wer 40-minütige Konversationskurse oder private Unterrichtsstunden zubuchen möchte, kann sogenannte Coupons erwerben, welche ihn wiederum zur Teilnahme an einem oder mehreren Kursen berechtigen. Diese sind allerdings nicht gerade günstig:
Kursart | 1 Stunde | 3 Stunden | 5 Stunden | 10 Stunden |
---|---|---|---|---|
Privatunterricht | 44,00 Euro | 117,00 Euro | ✖ | ✖ |
Konversationskurse | 9,00 Euro | ✖ | 36,00 Euro | 63,00 Euro |
Wer eine gebuchte Privatstunde nicht besuchen kann, sollte bis spätestens 24 Stunden vor Beginn stornieren. Storniert der Nutzer später, wird die Stunde regulär von seinem Kontingent abgebucht.
Eine Privatstunde ist zum vollständigen Abschluss jeder Unit notwendig. Wer also wöchentlich eine Unit abschließen möchte, sollte einen Vertrag mit mindestens vier Privatstunden pro Monat inklusive buchen. Andernfalls laufen schnell beträchtliche Kosten für Nachbuchungen an.
Für Unternehmen und Behörden bietet EF zahlreiche Spezialangebote an, die maßgeschneiderte Präsenzkurse, lehrergeleitete Online-Kurse, Selbstlernkurse mit branchenspezifischen Lehrplänen und Auslandssprachkurse umfassen. Um maßgeschneiderte Angebote einzuholen, wenden sich Interessenten direkt an den Anbieter.
Unsere telefonische Anfrage bei einem „Lernbetreuer“ der Düsseldorfer Service-Hotline mit der Bitte, uns ein Angebot für ein Business-Englischstudium mit monatlich vier Privatstunden für einen maßgeschneiderten Premium-Kurs zu unterbreiten, führte nur über Umwege zum gewünschten Ergebnis: Wir wurden zunächst knapp darauf verwiesen, dass das Kursmaterial eigentlich zu umfangreich sei, um uns Informationsmaterial zusenden zu können. Man würde uns aber einfach direkt den Premium-Account aktivieren. Dort könnten wir uns selbst informieren und Kurse nach Bedarf zubuchen.
Dass es sich dabei um ein Abonnement für 89,00 Euro pro Monat handelt, spielte zumindest für den „Lernbetreuer“ im Call-Center offenbar eine eher untergeordnete Rolle. Statt einer Beratung erhielten wir also um ein Haar ein Premium-Abonnement. Was wir definitiv erhielten, war ein negativer Eindruck. Am nächsten Tag erhielten wir via E-Mail unverhofft doch das erfragte Informationsmaterial und drei konkrete Angebotsmodelle für eine einjährige Premium-Mitgliedschaft. Diese waren folgendermaßen gestaltet:
Diese Preise sind angesichts der zahlreichen enthaltenen Privat- und Gruppenstunden, dem vollen Zugang zu allen Lehrmaterialien und einem personalisierten Lehrplan im Vergleich zu Anbietern wie Lingoda deutlich günstiger, die Vertragsbedingungen jedoch bindender.
Eine weitere Hotline mit nicht ortsgebundener Nummer ist für Rückfragen zu Zahlung und Abonnement freigeschaltet. Hier entstehen dem Hilfesuchenden also höhere Kosten als beim Anruf der Service-Nummer. EF English bietet auf seiner Homepage zwar auch einen Live-Chat, doch gelang es in unserem Test erst nach 32 Minuten, eine Verbindung zu einem Berater herzustellen. Eine Antwort auf unsere Frage erhielten wir erst nach weiteren 27 Minuten. Diese war jedoch ebenso freundlich wie kompetent.
Die Webpräsenz verfügt über einen sogenannten „Selbsthilfe-Bereich“, in dem der Nutzer einen knappen FAQ-Bereich und Video-Anleitungen zu verschiedenen Funktionen findet. Letztere sind leider inzwischen weitestgehend veraltet, da sie sich auf die Vorversion von EF English Live, EF Englishtown, beziehen.
Das Angebot von EF English Live versucht, mit der Kombination aus interaktivem Selbststudium, Konversationskursen in Kleingruppen und Privatunterricht einen nutzerfreundlichen und zeitlich flexiblen Sprachkurs zu bieten, bei dem jeder Anwender gemäß seinem Ausgangsniveau mit seinem Lerntempo seine individuell gewünschten Lernziele erreicht.
Der Umfang der gebotenen Lernmaterialien ist immens. Alle sechs Niveaustufen des GER vermittelt EF English Live mit umfangreichen Kursmaterialien, verteilt auf 16 Level, bestückt mit zahlreichen Units. Hinzu treten zahlreiche business- und sogar branchenspezifische Sonderkurse, ein Reisekurs und gezielte Prüfungsvorbereitungskurse.
„Intensiv“ ist ein Stichwort, das einen weiteren Aspekt von EF English Live charakterisiert: Ein kurzes, spielerisches Lernen in einer freien Minute nebenbei ist mit diesem Kurs definitiv nicht möglich. Alle Elemente sind darauf angelegt, sich mindestens 45 Minuten am Stück mit den Lerninhalten zu befassen. Eine ruhige Umgebung und die Verwendung eines Mikrofons sind sowohl für die Lektionen zum Selbststudium als auch für die Live-Kurse unerlässlich. Alle vier Sprachfertigkeiten werden mit dem Kursmaterial gleichermaßen abgedeckt und miteinander vernetzt. Sogar frei geschriebene Texte werden von einem Lehrer korrigiert.
Zu viel gewollte Seriosität und Professionalität lassen den Kurs und das Konzept bisweilen etwas steif und altbacken wirken. Die Kurse sind kaum bebildert, spielerische Elemente oder ein Wettbewerb unter verschiedenen Nutzern sind in keiner Form initiiert, der Lernende kann auch keine Punkte oder Credits zur Selbstmotivation sammeln.
Der Live-Unterricht ist intensiv und tut bei einigen Schwächen letztendlich genau das, was er soll: Den Teilnehmer zur aktiven Sprachanwendung bringen. Aufgabenkorrektur, Bewertung durch muttersprachliche Lehrkräfte und Privatunterricht haben natürlich auch ihren Preis. Hier lohnt jedoch das vorige Einholen eines konkreten Angebotes, das bereits eine gewisse Anzahl an Privatstunden enthält. Der Service zeigt zwar einige Unzulänglichkeiten, und auch an Transparenz mangelt es, doch erhielten wir letztendlich doch kompetente Rückmeldungen und ein für diese Gegenleistung gutes Angebot.
Für alle, die nebenbei alte Englischkenntnisse etwas auffrischen oder einfach nur nebenbei sinnvoll einige Minuten auf dem Weg zur Arbeit überbrücken möchten, ist EF English Live die falsche Wahl. Für diesen Zweck eignen sich Babbel oder busuu deutlich besser. Auch vornehmlich auf visuelle Reize reagierende Lerner oder jüngere Nutzer finden hier wenig Buntes, Spaßiges oder Motivierendes. Wer hingegen bereits selbst ein hohes Maß an Eigenmotivation mitbringt, bereit ist einige Kosten und Zeit zu investieren, um ein konkretes Sprachziel zu erreichen, wird schwerlich einen umfassenderen und besser konzipierten Kurs finden.