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Bewertung
7,3
Pro
  • Zertifizierung des GER-Niveaus bis B2 als Orientierung zur Selbsteinschätzung
  • Flexibilität bei der Absolvierung von Lektionen
  • Kurze Lerneinheiten mit Zeitangaben und Fortschrittsanzeige
  • Kontakt mit Muttersprachlern über die busuu-Community
  • Mobile-App und Download der Lehrmaterialien
Kontra
  • Keine Kurse für Fortgeschrittene ab Niveau C1
  • Kein offiziell gültiges Zertifikat erwerbbar
  • Kursmaterialien nicht sehr umfangreich
  • Freies Schreiben und Sprechen kaum geboten
  • Korrektur der Übungen bleibt allein der Community überlassen
FAZIT

Wer eine Fremdsprache kostengünstig bis zu einem mittleren Niveau online und mobil in kürzeren Einheiten nebenbei spielerisch üben möchte, ist mit busuu gut beraten. Die Vision autonomen Lernens in einer weltweiten Community ist aber noch deutlich ausbaufähig.

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Bewertungskriterien
Sprachauswahl
Kursumfang
Qualität der Kursmaterialien
Nutzerfreundlichkeit
Preismodell und Service

Busuu Test

Sprachauswahl8,00

busuu bietet seinen Nutzern die Auswahl zwischen zwölf verschiedenen Zielsprachen. Die Kurse werden von Sprachexperten konzipiert und unterliegen stetigen Optimierungs- und Erweiterungsprozessen. Der Schwerpunkt der Kursauswahl liegt vorrangig auf mittel- und westeuropäischen Sprachen. Geboten sind neben der deutschen Sprache natürlich Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Hinzu kommen Portugiesisch in der brasilianischen Variante, Türkisch, Russisch und Polnisch als außergewöhnlichere europäische Sprachen. Darüber hinaus wartet busuu in Form von Arabisch, Chinesisch und Japanisch auch mit drei exotischeren Sprachen auf, die nicht jeder Online-Sprachlernkurs zu seinem Portfolio zählen kann.

Jede der Sprachen kann der Sprachschüler vom Anfängerniveau A1 bis zum Niveau der selbstständigen Sprachverwendung B2 nach dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) erlernen. Dies ist eine Niveaustufe höher, als es beispielsweise der Konkurrent Babbel anbietet, doch bieten ähnliche Anbieter interaktiver Lernprogramme wie Rosetta Stone hier noch eine Stufe mehr. Man erreicht also mit busuu eine solide Basis, erreicht jedoch kein Studienniveau oder ein Sprachniveau, das zur Bewerbung für einen Job im Ausland von Nöten wäre.

Zudem variieren Lektionsumfang und Lerninhalt zwischen den verschiedenen Sprachen mitunter beträchtlich. Englisch oder Spanisch sind pro Kurs mit weitaus mehr Lerninhalten und Übungen bestückt als Arabisch, Russisch oder Chinesisch. Schriftsysteme exotischer Sprachen erklärt busuu nicht gesondert vorab. Im Chinesischkurs fiel uns auf, dass bereits in Lektion eins einige Töne in der Lautumschrift fehlerhaft angegeben wurden und in der lektionsabschließenden Aufgabe Vokabeln gefordert werden, die vorher nicht vermittelt wurden. Die exotischen Sprachen bedürfen dementsprechend eines weiteren Ausbaus und sorgfältigerer Überprüfung. Dementsprechend ist busuu Anfängern, die eine exotische Sprache lernen möchten, nur bedingt zu empfehlen. Hierfür sind auf die jeweilige Zielsprache spezialisierte Anbieter eher zu empfehlen.

Trotz des Namens busuu, der ursprünglich eine inzwischen nahezu ausgestorbene Buntu-Sprache in Kamerun bezeichnet, findet sich kein Vertreter afrikanischer Sprachen im regulären Kursangebot wieder.

Sehr positiv fließt in unsere Bewertung ein, dass busuu Nutzern mit 15 verschiedenen Muttersprachen als Ausgangssprachen zur Verfügung steht. Dabei handelt es sich um folgende Sprachversionen:

  • Deutsch
  • Englisch
  • Spanisch
  • Italienisch
  • Französisch
  • Portugiesisch
  • Türkisch
  • Russisch
  • Arabisch
  • Polnisch
  • Mandarin
  • Japanisch
  • Koreanisch
  • Vietnamesisch
  • Indonesisch

Dadurch entsteht eine weltweite Community von busuu-Nutzern, die der Anbieter durch sein Produkt aktiv zu einer Lerngemeinschaft vernetzt. So hat er die Möglichkeit eingerichtet, dass sich Nutzer einer Ausgangssprache mit jeweiligen Nutzern der gewünschten Zielsprache zu einer Art Sprachpartnerschaft verbinden und in gegenseitigen Austausch treten. Das Ergebnis ist nach Herstellerangaben mit weltweit zirka 80 Millionen Mitgliedern das weltweit größte soziale Netzwerk zum Sprachenlernen.

Kursumfang8,00

Mag die Buntu-Sprache busuu auch inzwischen ausgestorben sein, die Community des gleichnamigen Sprachnetzwerks ist aktiv und wächst stetig. Wer busuu erstmalig nutzt, legt im Rahmen der kostenfreien Registrierung zunächst ein persönliches Profil an und fügt eine oder mehrere der angebotenen Lernsprachen zu seinem Lernportfolio hinzu.

Kompaktheit in drei Bereichen

Die ausgesprochen übersichtlich und nutzerfreundlich gestaltete Webpräsenz wartet mit drei Bereichen auf, die über die Menüspalte links mit einem Klick zugänglich sind:

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Lektionen

Für je eine Zielsprache sind hier alle Lektionen für alle verfügbaren Kurse mit zugehörigem Bearbeitungsstand gelistet und beliebig aufrufbar, ohne dass eine Reihenfolge einzuhalten wäre. busuu gruppiert die Lektionen nach Niveaustufen A1, A2, B1, B2, Reise-Sprachkurs und dem für einige Sprachen verfügbaren Business-Kurs. Britisches und amerikanisches Englisch sind bei busuu in einen Kurs zusammengefasst, der beide Varianten gleichzeitig behandelt und auf Unterschiede hinweist. Dies ist durchaus gelungen.

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Communitiy

Hier knüpft der Nutzer Kontakte zu und Freundschaften mit anderen Mitgliedern, lässt seine schriftlichen und mündlichen Übungen von Muttersprachlern der Zielsprache korrigieren und korrigiert seinerseits von anderen Mitgliedern eingereichte Übungen, die seine Muttersprache erlernen möchten. Zudem findet er unter dem Reiter „Konversationen“ Fotos und Videos der Euro News, des National Geographic, The Food Channel und des Travel Channel mit zugehörigen Aufgabenstellungen, die er schriftlich oder mündlich bearbeitet und Muttersprachlern zur Korrektur bereitstellt.

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Vokabeltrainer

Der gesamte in absolvierten Lektionen behandelte Wortschatz ist im intelligenten Vokabeltrainer gelistet. Eine Filterfunktion sortiert die Vokabeln nach Kenntnisgrad in „Vokabelschwächen“, „Solide Vokabelkenntnisse“ und „Vokabelstärken“. Hier startet der Nutzer das Vokabelquiz, um alle Wörter oder nur seine individuellen Vokabelschwächen anhand von Übungen zu wiederholen. Das Quiz nutzt verschiedene Arten von Übungen: Texteingabe nach Gehör, Wortpaare zusammensetzen und Karteikartenübungen mit Auswahl der Übersetzung. Der Nutzer kann nicht selbst beeinflussen, auf welche Art und Weise er die Vokabeln trainieren möchte. Sehr positiv fiel uns auf, dass der Trainer jede Vokabel gleich mit einer Tonspur sowie einem praktischen Anwendungsbeispiel in einer Phrase oder einem Satz präsentiert.

Einen Einblick in die verschiedenen Bereiche der Browserverison von busuu bietet folgende Slideshow:

busuu sieht keinen gesonderten Bereich für Grammatiklektionen vor. Grammatische Phänomene sind in den Aufbau der herkömmlichen Lektionen auf solche Weise integriert, dass der Nutzer sie sich auf natürlichem Wege aneignen soll, ohne einer theoretischen Erklärung zu bedürfen.

busuu setzt nicht auf das Konzept anderer Anbieter wie etwa ABA English oder Rosetta Stone, die völlig auf Erklärungen in der Ausgangssprache und Übersetzungen verzichten und schon zu Beginn alles ausschließlich in der Zielsprache wiedergeben. Das Lehrkonzept weist zahlreiche Ähnlichkeiten zu jenem von Babbel auf. Sowohl im Vokabeltrainer als auch in den Lektionen finden sich stets deutschsprachige Arbeitsaufträge, Tipps zum Leben im Ausland, ergänzende Erklärungen und verschiedene Hintergrundinformationen.

Gerade für Anfänger sind beispielsweise Erläuterungen zur Phonetik und Aussprache eine hervorragende Hilfestellung. Auch auf unterschiedliche Aussprachen im britischen und amerikanischen Englisch weisen durch Mausklick schnell eingeblendete und geschickt platzierte Infoboxen hin.

Wo muss busuu weiter am Netz knüpfen?

Trotz dieser zahlreichen guten Ansätze und Features sind uns einige Aspekte aufgefallen, in denen busuu noch nachbessern sollte, um die direkte Konkurrenz von Babbel auszustechen.

Ein Netzwerk mit Pflichten und engen Grenzen

Spracheingaben über das Mikrofon fordert busuu nur in sehr geringem Umfang. Weder in den Lektionen noch im Vokabelteil zählen gezielte Phonetikübungen oder die Ausbildung der Sprechfähigkeit zum Repertoire. Freies Sprechen oder Schreiben im Sinne einer Transferleistung, also der Anwendung bereits gelernter Muster in neuen Situationen, sollen allein durch das Community-Feature „Konversationen“ abgedeckt werden. busuu nimmt hier seine Nutzer in die Pflicht und macht aus jedem Sprachschüler auch gleichzeitig ein Stück weit einen Sprachlehrer seiner eigenen Muttersprache; eine geschickte Lösung, denn so erspart sich busuu jegliche Korrekturfeatures längerer Texte oder eine Technologie zur Analyse der Tonaufnahmen.

Das Ergebnis ist leider etwas dürftig, da die nötige Korrektur der Aussprache und schriftlicher Übungen somit allein in Hand von Laien liegt. Darüber hinaus ließ die Korrektur unserer ersten Konversationsübung zwei Tage auf sich warten. Gerade für Anfänger, die noch kein Freundesnetzwerk in der busuu-Community aufbauen konnten, kann diese Abhängigkeit von der Hilfsbereitschaft anderer Mitglieder schnell enervierend sein. Erst Mitglieder, die bereits Freundschaften in der Community geschlossen haben, können Übungen direkt diesen Freunden zuspielen. Eine unmittelbare Korrektur der eigenen Aussprache ist nicht vorgesehen. Ebenso mangelt es an nützlichen Extras wie einem Chatbot oder abwechslungsreichen Tageslektionen.

Obwohl busuu mit dem einzigartigen Netzwerk wirbt, schöpft es die Möglichkeiten, die ein solches bietet, nur bedingt aus. Die „Konversation“ mit Muttersprachlern beschränkt sich auf die gegenseitigen Korrekturleistungen der Lektionsaufgaben. Einen Chat oder ein Diskussionsforum zum freien Austausch, wie es beispielsweise Rosetta Stone bietet, stellt busuu nicht bereit.

Schwächen mit Methode?

Die Ausbildung des Leseverständnisses erfährt durch busuu eine allzu stiefmütterliche Behandlung. Lediglich der Dialogteil jeder Lektion verlangt dem Nutzer das Lesen und Verstehen längerer Textpassagen ab, doch wird dieser stets mit Übersetzungen angezeigt und einer Tonspur unterlegt. Die Ausbildung des Hörverstehens beschränkt sich ebenso auf meist kurze Phrasen oder Sätze im Kontext einer Lektion.

Der intelligente Vokabeltrainer ist zwar ein nützliches Tool, um gezielt weniger gut beherrschte Worte wiederholen zu können, doch fehlt es auch hier an einigen Features, die die Anwendung erleichtern und den Lernerfolg steigern würden. Die Vokabeln lassen sich lediglich nach Lernniveau, nicht jedoch nach Lektion oder thematisch sortieren. Da im Lektionsteil neue Vokabeln immer auch im Kontext präsentiert werden, verwundert es, dass dies in der Vokabelliste nicht geschieht. Verben werden gar ohne „to“ angegeben, was leicht zur Verwechslung mit orthografisch identischen Nomen und somit zu Missverständnissen führen kann.

Tonspur und Stockfotos sind jedoch auch in der Liste geboten, audiovisuelle Reize also fest an Lerninhalte gekoppelt. Warum der nächste, eigentlich logische Schritt einer durchgehenden Kontextualisierung nicht konsequent genommen wird, scheint uns geradezu symptomatisch für busuu.

Qualität der Kursmaterialien8,00

Lektionsaufbau und Lernkonzept

So vermittelt busuu neuen Wortschatz

Das Konzept hinter busuu folgt einer klar erkennbaren und stringent durch alle Lektionen verfolgbaren Linie. Jede Lektion beginnt mit einer Vokabeleinheit, in der der Nutzer mit Vokabelkarten neues Vokabular kennen lernt und mit verschiedenen Zuordnungs-, Sortier- und Multiple-Choice-Übungen einübt. Meist folgt darauf ein Dialog als Lückentext, in den er das neue Vokabular im Kontext in Form einer Cloze-Übung einordnet. Eine solche Lektionseinheit endet in der Regel mit dem Abschnitt „Konversationen“ der aus kurzen mündlichen oder schriftlichen Bildbeschreibungen oder kurzen Stellungnahmen von zwei bis drei Sätzen besteht, welche dann zur Korrektur an die Community übermittelt werden.

Grammatik wie aus dem Lehrbuch

Ein weiterer Lektionsteil befasst sich in der Regel mit grammatischen Phänomenen, die zunächst in der Ausgangssprache und anhand von Beispielen knapp erklärt werden. Daraufhin folgt ein Übungsteil zur praktischen Anwendung mit Übersetzungs-, Cloze- und Zuordnungsübungen durch den die neu gewonnenen Kenntnisse gefestigt werden.

Wie setzt sich eine Lektion zusammen?

Jede Lektion besteht in der Regel aus einem bis zwei Themenblöcken und einem Grammatikblock. Jeder dieser Blöcke nimmt in der Regel weniger als zehn Minuten in Anspruch. Zwar bietet dieser relativ strikte Aufbau mit einem eng begrenzten Repertoire verschiedener Übungen nur ein begrenztes Maß an Abwechslung, jedoch kann der Nutzer jeden Teil beliebig oft wiederholen und muss nicht jeden Abschnitt vollständig oder einer vorgegebenen Reihenfolge entsprechend absolvieren. Sogar das Überspringen eines Lektionsabschnitts oder einer ganzen Lektion hat keinen Einfluss auf den Zugang zu den Abschlusstests für die Kurse. Somit erhält der Nutzer im Rahmen des starren Konzepts größtmögliche Freiheit und Flexibilität bei der Gestaltung seiner Lerneinheiten.

Wie viele Lektionen machen einen Kurs?

Die Anzahl an Lektionen, die in einem Kurs enthalten sind, variiert je nach GER-Stufe und gewählter Zielsprache, überschreitet jedoch auch bei den Anfängerkursen für Englisch nicht 22 Lektionen. Bei einer Bearbeitungsdauer von etwa 20 Minuten pro Lektion sollte somit jeder Kurs in maximal 8 Stunden reiner Bearbeitungsdauer zu absolvieren sein. Der Umfang des Kursmaterials ist also durchaus noch ausbaufähig, die gebotenen Themen und Phrasen sind jedoch wohl gewählt und in höchstem Maße alltagstauglich.

Wie erkennt busuu das Englisch-Level?

Nach der Registrierung steht es dem Nutzer frei, einen Einstufungstest zur Ermittlung seines Wissensstandes in der gewünschten Zielsprache zu absolvieren. Der Test beinhaltet typische Aufgabenstellungen aus dem Lektionsspektrum der verschiedenen Kursstufen. Der Test nimmt etwa 15 Minuten in Anspruch. Wir beantworteten alle Aufgaben mit einer Ausnahme richtig und wurden dementsprechend in das höchste bei busuu verfügbare Niveau B2 eingestuft. Allerdings steht es dem Nutzer danach völlig frei, ob er sich an diese Empfehlung halten möchte.

Trotz der Einstufung in B2 bleiben alle Lektionen der niedrigeren Niveaustufen in vollem Umfang zugänglich. Wer eine realistische Einschätzung erreichen möchte, sollte sich allerdings genügend Zeit nehmen und Vorsicht walten lassen, denn nach getätigter Eingabe zur Lösung einer Aufgabe besteht keine Möglichkeit mehr zu einer nachträglichen Korrektur. Wer sich, wie wir in unserem Test, schlichtweg übereilt „verklickt“, erhält so mitunter ein verfälschtes Ergebnis.

Optik und akustische Elemente

Die Tonspuren sowohl bei Einzelvokabeln als auch bei längeren Dialogteilen sind grundsätzlich von hoher Qualität und angemessener Geschwindigkeit. Sehr überzeugt hat uns im Business-Kurs die zweimalige Wiedergabe der Tonspur, je einmal in britischer und amerikanischer Aussprache.

Neues Vokabular ist bei busuu grundsätzlich mit farbenfrohen Stockfotos bebildert. Es handelt sich zwar nicht um eigens für die Kure angefertigte Fotos, wie es Rosetta Stone oder LinguaTV bieten, doch ist zumindest die Auswahl in der Regel passender als bei Lingoda. In meisten Fällen treffen die Bilder den Bedeutungsinhalt des jeweiligen Wortes und unterstreichen diesen visuell. In manchen Fällen jedoch blieb uns der Zusammenhang, wie auch bei Babbel, schleierhaft. Die Chorsänger erinnern eher an eine Karaoke-Party und die Erklärung dazu, was ein Baseball-Spieler mit „bewerben“ zu tun haben sollte, ist uns busuu noch schuldig.

Verbesserungspotenzial erkennen wir auch an der Darstellung der Lerninhalte in der Browser-Version von busuu. Übungen im Bereich der Lektionen und des Vokabeltrainers nutzen nur etwa die halbe Bildschirmbreite, wodurch Textdarstellungen bisweilen allzu klein ausfallen und mitunter vor dem reinweißen Hintergrund sogar etwas verloren wirken. Ärgerlich ist die deutlich zu blasse Darstellung in den Übungen, in denen der Nutzer Buchstaben in korrekter Reihenfolge in Worte einfügen soll. Die grauen Buchstabenfelder heben sich kaum gegen den hellen Hintergrund ab und führen nahezu zur Unleserlichkeit der vorgegebenen Elemente.

Motivation und Spaßfaktor

Mit der Einbindung motivierender Elemente geizt busuu. Der Nutzer kann weder Punkte sammeln, wie etwa bei der Konkurrenz von Babbel, noch Credits oder sonstige Goodies erwerben. Lediglich in der Community haben Nutzer die Möglichkeit, die Korrektur eines anderen Lernenden mit einem „Daumen hoch“ oder „Daumen runter“ zu versehen sowie für die Lösung einer Aufgabe einen bis fünf Sterne zu vergeben. Zum Abschluss eines jeden Lektionsabschnitts erscheint immerhin eine ermunternde Anmerkung vor lichtem, virtuellem Konfettiregen.

Trotz des innovativen Ansatzes des Sprachnetzwerkes bleiben auch hinsichtlich der Aspekte Motivation und Spaßfaktor offensichtlich auf der Hand liegende Möglichkeiten ungenutzt. Es sollte bei einer solch großen Nutzer-Community, wie busuu sie vorweisen kann, eigentlich keine große Mühe bereiten, motivierende Wettbewerbe oder Möglichkeiten des „Kräftemessens“ verschiedener Nutzer untereinander anzubieten. Denkbar wären hier etwa Rankings der Nutzer nach den meisten wiederholten Vokabeln oder absolvierten Lektionen über verschiedene Zeiträume. Ein Ranking der Anzahl positiver Feedbacks auf durchgeführte Korrekturen würde sicher die Bereitschaft so manchen Nutzers erhöhen, die Übungen anderer Nutzer zu korrigieren. Zu viele dieser Gamification-Elemente sind der Nutzerfreundlichkeit abträglich, wie LingQ beweist, doch einzelne dieser Elemente erhöhen den Spaß und die Motivation des Nutzers, sich täglich mit dem Sprachlernprogramm zu befassen. Mondly setzt dieses Element unter seinem Motto „Play your way to a new language“ beispielsweise hervorragend um, gerade was Wettbewerbe unter den Nutzern und das Erreichen gesetzter persönlicher Ziele anbelangt.

Tests und Zertifikate

Premium-Mitglieder erhalten nach erfolgreichem Absolvieren der entsprechenden Tests Zertifikate im PDF-Format von McGraw-Hill Education (MHE), einem renommierten amerikanischen Schulbuch- und Bildungsverlag. Die Tests basieren auf den Anforderungen des GER zum Nachweis der Sprachfertigkeiten für die Niveaus A1, A2, B1 und B2.

Allerdings stellen diese Zertifikate keine offizielle Zertifizierung, wie etwa TOEFL oder TOEIC, dar, sondern dienen lediglich als Gradmesser zur Selbsteinschätzung und zur weiteren Lernmotivation.

Diese Tests schließen jede Lernstufe ab, es gibt also jeweils einen Test nach Lernstufe A1, A2, B1 und B2. Jeder Test fokussiert sich auf die wichtigsten Vokabeln und grammatischen Phänomene der jeweiligen Niveaustufe und unterteilt sich in drei Abschnitte:

  • Dialog
  • Sprachverständnis
  • Sprachanwendung

Als Feedback erhält der Sprachschüler eine Benotung zwischen A+ und C-. Im Falle des Nichtbestehens, das heißt bei weniger als 70 Prozent richtiger Antworten, ist die Wiederholung eines Tests erst nach 14 Tagen möglich. Mit dieser regide anmutenden Restriktion will busuu die Lernenden dazu anhalten, selbst ein Gespür dafür zu entwickeln, wann sie den Lernstoff eines Levels tatsächlich so verinnerlicht haben, dass sie einen Test darüber absolvieren können.

Nutzerfreundlichkeit8,00

Eingabe, Fehlererkennung und -korrektur

Die Verwendung eines Mikrofones ist für die Nutzung von busuu nicht zwingend notwendig. Im normalen Lektionsverlauf und auch bei Vokabeltrainingseinheiten sind keine Spracheingaben gefordert. Die „Konversation“ muss ebenfalls nicht mündlich, sondern kann auch schriftlich erfolgen.

Schriftliche Eingaben über die Tastatur sind zwar äußerst selten zu tätigen, doch ist in diesen Fällen die Toleranz bei der Texteingabe sehr gering: Fehler bei Groß- und Kleinschreibung führen ebenso zu einer Fehlerwertung wie falsch gesetzte Bindestriche oder überflüssige Leerzeichen.

Gut gelungen ist die optische und akustische Anzeige bei richtiger oder falscher Lösung einer Aufgabe. Falsche Eingaben quittiert busuu mit einem tiefen Ton und roter Einfärbung des betreffenden Wortes, richtige belohnt es mit einem hellen Klang und grüner Färbung. Auf Wunsch zeigt die Software die richtige Lösung an.

Fragwürdig erscheint uns jedoch, dass busuu keinerlei Korrektur falscher Eingaben fordert. Ein Klick auf die Pfeilschaltfläche ist jederzeit möglich, ganz gleich ob bei richtiger, falscher oder gar keiner Eingabe. Da richtige Antworten keine Punkte einbringen und falsche dementsprechend auch keinen Punktabzug zur Folge haben, stellt uns das hier zu Grunde liegende didaktische Konzept vor Rätsel. Immerhin tauchen falsch beantwortete Aufgaben zum Ende der Einheit erneut auf und erfordern eine zweite Bearbeitung.

Ton- und Texteingaben im Community-Feature sind völlig frei einzugeben, ohne dass Fehler markiert würden. Die Korrektur ist dann allein die Aufgabe anderer Nutzer. Dass dies Anfänger vor erhebliche Probleme stellt und als Lehrmittel völlig unzureichend ist, beweist unser Test:

Aufgaben von Anfängern der deutschen Sprache, die uns zur Korrektur vorgelegt wurden, waren mitunter von so miserabler Qualität, dass weder Aussprache noch Rechtschreibung im Entferntesten an Deutsch erinnerten. Natürlich ist nicht nachprüfbar, ob diese Nutzer tatsächlich gewissenhaft mit busuu gelernt haben oder nicht, doch spricht es nicht gerade für die Effizienz eines Sprachkurses, wenn Nutzer zum Abschluss einer Lektion offensichtlich weder die Arbeitsanweisung eine Übung verstehen noch ein einziges Wort richtig schreiben können.

Navigation und Filterfunktionen

Die übersichtliche Gestaltung der Webpräsenz, die gleichzeitig das gesamte Lektionsmaterial beinhaltet, ist in unserem Test einzigartig. Für Anfänger ist sogar eine Tour eingerichtet, die die Navigation und wichtigsten Funktionsbereiche der Seite kurz vorstellt.

Die einfache Menüauswahl mit den lediglich drei Hauptbereichen „Lektionen“, „Community“ und „Vokabeltrainer“ ist ausgesprochen intuitiv bedienbar. Hier findet sich jeder sofort zurecht. Die Reiterauswahl im Lektionsmaterial erlaubt die sekundenschnelle Auswahl der gewünschten Lektion.

Der Bearbeitungsstand jeder Lektion findet sich mit einem Fortschrittsbalken und einer Prozentangabe permanent neben dem Lektionstitel eingeblendet. Nach Auswahl der gewünschten Lektion öffnet sich per Dropdown eine Darstellung der einzelnen Lektionsabschnitte als ansprechende Icon-Auswahl. Die Einfärbung der Icons lässt erkennen, welche Abschnitte bereits vollständig bearbeitet wurden und welche noch nicht abgeschlossen sind. Zudem zeigt eine Minutenangabe den für jeden Abschnitt einzukalkulierenden Bearbeitungszeitraum an.

Ähnlich angenehm gestaltet sich die Navigation im Lehrmaterial. Farbige Pfeiltasten und ein permanent eingeblendeter Fortschrittsbalken erleichtern die Orientierung enorm. Allerdings funktioniert die Navigation per Pfeilschaltfläche nur in eine Richtung. Wer eine vorherige Aufgabe erneut aufrufen möchte, muss die Lektion beenden und neu starten.

Im Vokabeltrainer ist die Vokabelliste nur nach Wissensstand in drei Kategorien, nicht jedoch thematisch, nach Lektionen oder nach Niveaustufen filterbar. Individualisierbar ist die Liste nur in der Hinsicht, dass der Nutzer einzelne Vokabeln durch eine Markierung optisch hervorheben kann. Eigene Eingaben tätigen oder Vokabellisten importieren ist nicht vorgesehen.

busuu unterwegs und offline

Neben der Desktop-Version erhalten busuu-Nutzer Zugang zu einer Mobile-App für Android und iOS. Der Funktionsumfang gleicht der Browservariante: Neben den Bereichen „Meine Kurse“ und „Mein Vokabular“ ist hier auch das Community-Feature unter dem Namen „Anderen helfen“ implementiert. Das Design ist deutlich elaborierter als bei der Web-Variante, die Farben gedeckter und Grafiken liebevoller ausgearbeitet. Der Lernfortschritt über die App ist mit der Browser-Variante automatisch synchronisiert. Die App gefällt uns ausgesprochen gut und besticht mit hervorragender Bedienbarkeit.

Wer keine App nutzen möchte kann Lektionen und Vokabellisten aus der Browser-Variante herunterladen. Diese stehen über eine Schaltfläche in der linken oberen Bildschirmecke jederzeit als PDF-Version mit oder ohne Übersetzung als Download bereit.

Preismodell und Service5,50

Abos und Bezahlung

Die Registrierung bei busuu ist für den Nutzer zunächst völlig kostenfrei und durch keine Nutzungsfrist limitiert. Die Anmeldung über einen Facebook- und Google-Account ist möglich. Nach der Entscheidung für eine Zielsprache und dem Absolvieren des Einstufungstests stehen Lektionen, Übungen und Tests zur Verfügung. Das „Hineinschnuppern“ in eine weitere Fremdsprache ist mit dem kostenfreien Account jedoch nicht möglich.

Will der Anwender vom vollen Leistungsumfang Gebrauch machen, muss er eine kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft abschließen. Das Preismodell ist nach Dauer der Vertragslaufzeit gestaffelt, wobei die Buchungsdauer mindestens drei Monate betragen muss:

BuchungsdauerPreis pro MonatGesamtbetragZahlugnsturnus
3 Monate 9,99 Euro 29,97 Euro 3 Monate
6 Monate 9,49 Euro 56,94 Euro 6 Monate
12 Moante 5,83 Euro 69,96 Euro 12 Monate
24 Monate 5,41 Euro 129,84 Euro 24 Monate
Bei den verschiedenen Vertragsoptionen für die busuu-Premium-Mitgliedschaft handelt es sich um Abo-Preise.

Wirbt ein registrierter Nutzer einen Freund, erhalten beide jeweils eine Woche gratis Zugang zu den Premium-Funktionen.

Die Premium-Mitgliedschaft eröffnet dem Sprachschüler Zugang zu spezialisierten Grammatik-Lektionen, zur busuu-Community, um Konversationen mit Muttersprachlern zu führen, zu allen zwölf angebotenen Lernsprachen, die Möglichkeit, Lektionen zur späteren Offline-Nutzung herunterzuladen und den Erwerb von McGraw-Hill Education-Zertifikaten durch das Absolvieren von Tests.

Das Angebot von busuu richtet sich vorrangig an Privatanwender. Firmenkurse, -tarife und -rabatte werden daher nicht auf der Webpräsenz vorgestellt. Nur im FAQ-Bereich findet sich ein Hinweis auf busuu PRO, in dessen Rahmen der Anbieter auf Anfrage eine individuell benötigte Anzahl an Lizenzen für Unternehmen, Schulen und Universitäten zu Sonderkonditionen bereitstellt.

Service und Transparenz

Bei dem abzuschließenden Vertrag handelt es sich um ein Abonnement, welches sich nach Ende der Laufzeit automatisch und stillschweigend um den zuvor gebuchten Zeitraum verlängert. Zwar wirbt busuu mit einer siebentägigen Geld-zurück-Garantie bei Nichtgefallen und damit, dass der Vertrag jederzeit kündbar sei, doch dass es sich um ein Abonnement handelt, ist auf der Buchungsseite nicht direkt ersichtlich. Wer einen Vertrag mit langer Laufzeit abschließt, kann so leicht in eine Kostenfalle geraten und sich ungewollt mit Mehrkosten von etwa 30 bis 130 Euro konfrontiert sehen. Die Zahlung erfolgt nämlich per automatischer Abbuchung via Kreditkarte oder PayPal. Trotz einer Kündigung während der Laufzeit wird der Monatsbetrag bis zum Ende der Laufzeit regelmäßig abgebucht. Die Nutzungsbedingungen sind in der Fußleiste der Website verlinkt. Ein höheres Maß an Transparenz bezüglich der Konditionen ist wünschenswert.

Eine Support-E-Mail-Adresse oder eine Hotline für Rückfragen stellt busuu nicht zur Verfügung, doch ist die Möglichkeit der Kontaktaufnahme über ein Online-Formular gegeben. Auf eine Antwort auf unsere Frage mussten wir allerdings länger als einen Tag warten. Die Antwort war knapp und kompetent. Antworten auf allgemeine Fragen zu Angebot, Konditionen und Problemen findet der Nutzer in einem umfangreichen FAQ-Bereich, in dem bislang jedoch noch nicht zu jeder Frage eine Antwort eingepflegt wurde. Hinsichtlich des Serviceangebots und der Kontaktmöglichkeiten besteht also durchaus Verbesserungsbedarf.

Zusammenfassung7,30

busuu versteht sich als Plattform zum autonomen Lernen anhand online bereitgestellter Lehrmaterialien für zwölf Zielsprachen und die Niveaustufen A1 bis B2 nach GER. Das Alleinstellungsmerkmal bildet jedoch das Community-Feature, bei dem sich Lernende aus allen Teilen der Welt gegenseitig bei der Korrektur ihrer Übungen unterstützen sollen.

Empfehlenswert ist busuu durchaus für Lernende, die bereits in geringem Maße in Kontakt mit der Zielsprache kamen und spielerisch nebenbei in kurzen Einheiten flexibel ihre Fremdsprachenkenntnisse bis zum Mittelstufenniveau erweitern möchten. Die Qualität der Kursmaterialien und die Umsetzung eines Konzeptes sind sowohl in der Browser- als auch in der mobilen Version als App durchwegs gut. Trotz einigen Verbesserungspotenzials ist die Bedienung einfach, die Gestaltung ansprechend und die Nutzung über kürzere Zeiträume von bis zu 30 Minuten täglich bereitet durchaus Freude.

Zum vollständigen Eintauchen und intensiven Erlernen einer Fremdsprache bei gleichmäßiger Ausbildung der vier Sprachfertigkeiten Hörverstehen, Leseverstehen, Schreiben und Sprechen taugt busuu nicht, was angesichts des günstigen Abopreises und des nicht vorgesehenen Live-Unterrichts nicht verwundert. Bei der Ausbildung einer jeden dieser vier Sprachfertigkeiten zeigt das busuu-Konzept Schwächen. Wer intensiver in eine Sprache eintauchen möchte, dem bietet busuu mit seiner Community zumindest die Möglichkeit der ersten Kontaktaufnahme mit Muttersprachlern. Wem die eng gesetzten Rahmenbedingungen dieser „Sprachpartnerschaften“ nicht genügen, findet hier durchaus Interessenten für einen eingehenderen sprachlichen Austausch auf anderen Wegen.