Was bedeuten die Angaben auf Autoreifen?

Was bedeuten die Angaben auf Autoreifen?

Auf Autoreifen finden sich diverse Auszeichnungen und Symbole. Anhand dieser können AutofahrerInnen die für ihr Fahrzeug zugelassenen Pneus erkennen. Hinweise hierzu finden sich in den Fahrzeugpapieren.

Wie Sie den passenden Reifensatz finden

Viele haben schon mal einen flüchtigen Blick auf die Flanke eines Autoreifens geworfen und sich dann gefragt, wofür die einzelnen Zahlen und Buchstaben stehen. Anhand dieser können Sie erkennen, ob ein Reifen für Ihr Fahrzeug geeignet ist. Sofern Sie auf der Suche nach einem neuen Satz Reifen für Ihr Fahrzeug sind, sollten Sie zunächst einen Blick in die „Zulassungsbescheinigung Teil I“ werfen. Hinter dieser sperrigen Bezeichnung versteckt sich das, was im umgangssprachlichen Gebrauch als „Fahrzeugschein“ bekannt ist. Hier ist verzeichnet, welche Reifengrößen für Ihr Fahrzeug freigegeben sind. Achten Sie auf die Eintragungen in den Zeilen 15.1 und 15.2. In der Regel ist hier nur eine Größenkombination eingetragen. Sind auf der Vorder- und der Hinterachse verschiedene Reifengrößen vorgesehen, unterscheiden sich auch die Angaben in den zwei Zellen.

Potenziell weitere freigegebene Reifengrößen finden Sie im sogenannten CoC-Dokument. Die „Certification of Conformity“ gehört zu den Fahrzeugpapieren und kann bei Bedarf beim Markenhändler angefordert werden. Reifen, die von den Vorgaben im Fahrzeugschein abweichen, dürfen Sie nur dann montieren, wenn sich die abweichende Variante in den CoC-Unterlagen findet.

Was die Zahlen, Buchstaben und Symbole bedeuten

Egal ob Sommerreifen, Winterreifen oder Ganzjahresreifen: Die Spezifikationen eines Pneus und ob dieser zu Ihrem Fahrzeug passt, erkennen Sie anhand der Angaben auf der Reifenflanke.

Reifenbreite

Die Reifenbreite wird in Millimetern angeben und findet sich am Anfang der Angabe. In unserem Beispiel handelt es sich um einen Reifen des Typs 185/55 R15 82V. Die Reifenbreite beträgt entsprechend 185 Millimeter. Bei Autoreifen liegt die gewöhnliche Spannweite zwischen 125 und 335 Millimetern. Die Reifenbreiten steigen in 10-Millimeter-Schritten.

Durch die Reifennormung ist es möglich, die Reifen der allermeisten Hersteller auf Felgen verschiedener Breiten zu montieren. Allerdings kann es bei einigen Fahrzeugen vorkommen, dass Reifen nur in Kombination mit bestimmten Felgen zulässig sind. Auch die Nutzung von Schneeketten kann auf Reifen- und Felgentypen limitiert sein. Hier sind der Fahrzeugschein und das Bordbuch des Fahrzeuges zu beachten.

Verhältnis von Höhe und Breite

Diese Angabe spezifiziert das Verhältnis der Reifenhöhe zur Reifenbreite in Prozent. Eine 75 zeigt an, dass der Reifenquerschnitt eine Höhe von 75 Prozent der Reifenbreite aufweist. Eine 50 sagt aus, dass die Reifenhöhe halb so groß ist wie die Reifenbreite. Fällt das Verhältnis, beispielsweise bei einem Reifen der Spezifikation 215/45, wird die Flanke des Reifens zunehmend niedriger: ein typisches Zeichen von Sportwagen oder getunten Automobilen.

Bauart

Die übliche Bauart eines Reifens ist die Radialbauart. Dabei werden radial angeordnete Karkassfäden eingesetzt, die den Reifen stützen und ihm Stabilität sowie Halt verleihen. Zu erkennen ist diese Reifenbauart am Buchstaben R, folgend auf die Angaben zur Reifenbreite und zum Höhe-Breite-Verhältnis.

Folgt auf den Buchstaben R ein F, handelt es sich um Run-Flat- beziehungsweise Notlaufreifen. Herstellerspezifisch kann die Bezeichnung auch abweichen.  Früher übliche Reifen diagonaler Bauart – erkennbar am Buchstaben D – sind heute lediglich zur Nutzung bei Oldtimern freigegeben. Generell darf nur ein Reifentyp benutzt werden. Eine Mischbereifung ist nicht gestattet.

Felgendurchmesser

Auf die Buchstaben-Angabe zur Reifenbauart folgt wiederum eine Zahl: Diese weist den Felgendurchmesser in der Einheit Zoll aus. Gemessen wird der Durchmesser an der Stelle, an welcher der Reifenwulst an der Felge aufliegt. Gängige Felgendurchmesser bewegen sich im Bereich zwischen 10 und 20 Zoll.

Lastindex oder Tragfähigkeitskennziffer

Nach der Angabe zum Felgendurchmesser folgt der Tragfähigkeitsindex, auch Traglastzahl, Lastindex oder Loadindex genannt. Dieses Kennzeichen informiert über die Belastbarkeit des Reifens bei einem definierten Luftdruck von 2,5 Bar. Liegt der Lastindex beispielsweise bei 91, liegt die maximal zulässige Last bei 615 Kilogramm pro Reifen. Eine Reduzierung des Reifendrucks verringert die Tragfähigkeit und kann sogar zur Gefahr werden: Im schlimmsten Fall können die mechanische Belastung und die resultierende Überhitzung zum Platzen des Reifens führen. Der korrekte Reifendruck sorgt nicht nur für ein mehr an Sicherheit, sondern spart auch Sprit ein.

Geschwindigkeitsindex

Der letzte Buchstabe in der Reifenangabe weist den sogenannten Geschwindigkeitsindex, das Geschwindigkeitssymbol (GSY) oder den Speed-Index aus. Er gibt die Maximalgeschwindigkeit an, die mit dem Reifen gefahren werden darf. Den einzelnen Buchstaben sind jeweils unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten zugeordnet. Das V in unserem Beispiel weist aus, das maximal 240 Stundenkilometer gefahren werden dürfen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Bezeichnungen und die zugehörigen Maximalgeschwindigkeiten.

GeschwindigkeitsindexZulässige Höchstgeschwindigkeit
P 150 km/h
Q 160 km/h
R 170 km/h
S 180 km/h
T 190 km/h
H 210 km/h
VR über 210 km/h
V 240 km/h
ZR über 240 km/h
W 270 km/h
Y 300 km/h

Buchstabenschlüssel und zugehörige Höchstgeschwindigkeit.

Die beiden etwas aus der Reihe fallenden Geschwindigkeitsindizes VR und ZR waren früher für besonders schnelle Fahrzeuge vorgeschrieben, sind aber nicht mehr genormt und werden daher kaum noch auf angebotenen Reifen vermerkt. Wenden Sie sich an Ihren Reifenhändler. Er weiß, welche Reifen Sie mit aktueller Normung auf Ihr Fahrzeug aufziehen dürfen.

Vorgeschriebene Laufrichtung

Eine Laufrichtungsbindung gilt vor allem für Reifen mit einer besonderen Profilgestaltung, die etwa zum Abführen von Wasser, Schnee und Schmutz dienen. Neben den Zahlen und Buchstaben an der Flanke findet sich dann ein Richtungspfeil, der mit dem Zusatz Rotation, Drehrichtung oder Direction versehen ist.

Tubeless-Hinweis

Autoreifen sind in aller Regel schlauchlos gehalten. Das Einziehen eines Schlauch ist unnötig und in aller Regel auch nicht zulässig. In wenigen Ausnahmen kann es aber ein kurzfristiger Pannenbehelf sein.

Winterreifen oder Ganzjahresreifen

Bei der Wahl des passenden Winterreifens sollte nicht nur auf die individuellen Fahreigenschaften geachtet werden, sondern inzwischen vor allem auf das Vorhandensein des „Alpine“- beziehungsweise Schneeflocken-Symbols. Das Piktogramm mit dem dreigezackten Berg und der Schneeflocke ist für alle seit Januar 2018 hergestellten Winterreifen Pflicht.

Die bisherige Auszeichnung M+S (Matsch und Schnee) ist nicht mehr aktuell. Es gibt eine Übergangsfrist bis zum 30. September 2024, in der bereits produzierte Reifen mit dem M+S-Symbol noch der Winterreifenpflicht genügen. Vorhandene Reifen müssen also nicht sofort, aber spätestens zum Stichtag erneuert werden. Der Kauf von Reifen, die nur das M+S-Symbol aufweisen, ist in den allermeisten Fällen nicht mehr empfehlenswert.

Eine Besonderheit gilt bei Winter- und Ganzjahresreifen, die mit einem der Symbole gekennzeichnet sind: Der Speed-Index darf unter der bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs liegen: Allerdings ist dann in der Windschutzscheibe im Sichtfeld des Fahrers oder der Fahrerin ein Hinweis in Form eines Stickers verpflichtend. Bei neueren Autos werden diese Hinweise alternativ in den Bordcomputer eingespeist und über ein Display ausgegeben.

Besonderheit: Not- statt Reserverad

Bei einigen Automodellen ist statt eines vollständigen Reserverades nur ein Notrad Teil des Auslieferungszustandes. Dieses ist preiswerter, dafür aber leichter und dünner als ein klassischer Ersatzreifen. Zwar ist er kleiner und handlicher, es gelten jedoch abweichende Regelungen. So weisen die Noträder eine Höchstgeschwindigkeit von meist 80 Stundenkilometern auf und sollen lediglich die Weiterfahrt bis zur nächsten Werkstatt sicherstellen. In der Bezeichnung sind sie durch ein der Reifenhöhe und dem Breiten-Höhe-Verhältnis vorangestelltes T (für „temporary“, also übergangsweise). Dieses T ist nicht zu verwechseln mit dem Geschwindigkeitsindex T).

Produktionsdatum, DOT-Nummer und Prüfzeichen

Das Herstellungsdatum eines Reifens können Sie ebenfalls an der Reifenflanke einsehen: Die sogenannte DOT-Nummer besteht aus drei Blöcken mit jeweils vier Zeichen. Das Herstellungsdatum ist im dritten Block enthalten. Die in unserem Beispiel angenommene Ziffernfolge 3320 bedeutet, dass der Reifen in der Kalenderwoche 33 des Jahres 2020 hergestellt wurde. Frische Reifen haben den besten Grip. Daher sollten Neureifen nicht älter als zwei Jahre sein. Ein Reifen mit der Kennzeichnung 3320 würde diese Vorgabe also schon nicht mehr erfüllen. Sprechen Sie das bestenfalls direkt bei der Abgabe des Auftrags an. Das ECE-Prüfzeichen (E-Kennung) ist auf Autoreifen zu finden. Dabei handelt es sich um eine Kennzeichen, die bei verschiedenen Bauteilen für Kraftfahrzeuge, die schneller als 40 Stundenkilometer fahren können, notwendig ist. Hinter dem Buchstaben E steht ein Kürzel für das Land, in dem der Reifentyp geprüft und genehmigt wurde.

Reifenverschleißanzeige

Die Reifenverschleißanzeige – auch Abnutzungs-Indikator oder Thread Wear Indikator genannt und TWI abgekürzt – ist eine Vorrichtung, anhand derer sich die Abnutzung eines Autoreifens erkennen lässt. Kleine Stege, in der Regel quer zur Laufrichtung angeordnet, befinden sich in den Rillen des Profils. Sofern der Reifen so weit verschlissen ist, dass dieser Indikator mit dem Profil eines Ebene bildet, ist die Mindestprofiltiefe unterschritten und der Riefen muss ersetzt werden.

Hinweis auf runderneuerte Reifen

Bei runderneuerten Reifen dienen abgefahrene Reifen als Basis, die mit einem neuen Profil versehen wurden. Die Kennzeichnung ist nicht normiert, weshalb verschiedene Bezeichnungen kursieren. Zu erkennen sind diese Modelle beispielsweise am Buchstaben „R“ (nicht zu verwechseln mit dem Buchstaben zum Geschwindigkeitsindex) oder den Aufschriften „retreat“ oder „retreaded“.

Zwar sind runderneuerte Reifen gut für Umwelt und Geldbeutel, aber durch die unterschiedlichen Karkassen, die als Basis dienen, können die Fahreigenschaften vor allem für unerfahrene AutofahrerInnen zum Problem werden. In Gefahrensituationen kann dies ein Nachteil sein. Die Verbindung zwischen dem Unterbau und dem Laufstreifen ist nur so perfekt wie bei einem Neureifen, weshalb auch laute Fahrgeräusche die Folge sein können. Laut ADAC schwindet die Verbreitung runderneuerter Reifen in Deutschland seit Jahren.


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