Hamsterheim artgerecht einrichten

Hamsterheim artgerecht einrichten

Hamster zählen neben Hunden, Katzen und Kaninchen zu den beliebtesten Haustieren. Sie gelten als pflegeleicht und aufgrund ihrer geringen Größe soll auch der Käfig wenig Platz einnehmen. Aber stimmt das? Tatsächlich benötigen Hamster nicht nur mehr Platz, als man denkt, sondern die Einrichtung des Hamsterheims weist auch einige Besonderheiten auf.

Warum ein artgerechtes Heim wichtig ist

Wer das erste Mal einen Hamster in den eigenen vier Wänden halten möchte, benötigt natürlich auch ein gut eingerichtetes Heim für das Tier. Die Auswahl an HamsterkäfigenTerrarien und Einrichtungsgegenständen ist für ErstbesitzerInnen aufgrund der zahlreichen Größen und Materialzusammensetzungen allerdings schwer durchschaubar. Noch dazu ist nicht alles tatsächlich für Hamster geeignet. Wer sich vor dem Kauf nicht ausgiebig über eine artgerechte Haltung informiert, riskiert daher, etwas zu kaufen, das den Tieren erheblichen physischen und psychischen Schaden zufügt.

Das typische Hamsterverhalten

Ein artgerechtes Hamsterheim sollte den natürlichen Verhaltensweisen der Tiere entgegenkommen. Dementsprechend ist es wichtig zu wissen, wie sich Hamster in der Natur verhalten. Zunächst einmal sind sie nachtaktiv: Während Sie im Bett liegen, beginnt für die Nagetiere erst der Tag. In freier Wildbahn sind Hamster täglich mehrere Stunden mit der Futtersuche beschäftigt, um einen Vorrat für den Winter anzuschaffen. Zu diesem Zweck nehmen sie oft Strecken von mehreren Kilometern auf sich. Dabei klettern sie auch gern, beispielsweise auf Felsen.

Des Weiteren leben Hamster in unterirdischen Höhlensystemen und Bauten. Diese haben mehrere Kammern, darunter eine für das gesammelte Futter, einen Schlafplatz und eine Toilette. Auch sonst sind Hamster sehr saubere Tiere: Sie kämmen und reinigen ihr Fell, indem sie sich in Sand wälzen. Letztendlich ist es wichtig, dass Hamster nahezu ihr gesamtes Leben allein verbringen. Lediglich während der Paarungszeit suchen sie Gesellschaft.

Käfig oder Terrarium?

Im Grunde haben Sie zwei Möglichkeiten, um Ihren neuen Hamster zu beheimaten: einen Käfig oder ein Terrarium. Bei Käfigen sollten die Gitter waagerecht verlaufen und der Gitterabstand sollte höchstens acht Millimeter betragen. Damit verhindern Sie, dass sich das Tier zwischen den Stangen einklemmt.

Ob Sie sich für einen Käfer oder ein Terrarium entscheiden, bleibt Ihnen überlassen. Wichtig ist vor allem die richtige Größe. Viele Hamsterkäfige und Terrarien sind zu klein, um Hamstern den nötigen Bewegungsraum zu gewähren. Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt eine Fläche von mindestens 100 x 100 Zentimetern, also einem Quadratmeter. Die Höhe sollte etwa 70 Zentimeter betragen, wenn Sie mehrere Etagen einbauen möchten. Vermeiden Sie Produkte mit einer Höhe von weniger als 50 Zentimetern, damit Sie mindestens 20 Zentimeter, besser 25 Zentimeter mit Einstreu füllen können. Größere Hamsterheime gehen natürlich auch.

Wenn Sie genügen Platz dafür haben, können Sie auch einen Freilauf ergänzen. Ein solches Gehege gibt es schon fertig zu kaufen, sowohl mit als auch ohne Bodenplatte. Oft besteht es aus einem Gitter oder mehreren zusammensteckbaren Gitterteilen. Möchten Sie das Freiluftgehege draußen aufbauen, sollten Sie auf ein Modell mit integriertem Sonnenschutz achten.

Grundlegende Einrichtung

Haben Sie ein passendes Gehege für den Hamster gefunden, geht es an die Einrichtung. Dazu gehören nämlich mehr als nur eine stabile Futterschale, die das Tier nicht umkippen kann, und eine Wasserflasche mit Kugelverschluss. Sinnvoll ist es, verschiedene Bereiche zu schaffen, darunter einen Ort zum Ruhen und zum Bewegen. Die Gegenstände bestehen bestenfalls aus Naturmaterialien wie unbehandeltem Holz.

Einstreu

Als Basis vor jedem Einrichtungsgegenstand dient die Einstreu. Sie ermöglicht nicht nur dem Tier, Tunnel zu graben, sondern dient auch dem Nestbau und saugt Urin auf. Einstreu kann unter anderem aus Materialien wie Stroh, Heu oder Hanf bestehen. Im Handel finden Sie sogenannte Kleintierstreu. Wählen Sie am besten eine Ausführung ohne Duftzusätze, um die empfindliche Hamsternase zu schonen. Damit der Hamster möglichst stabile Gänge bauen kann, empfiehlt es sich, mehrere Einstreuarten abwechselnd zu schichten. Möglich sind zum Beispiel Kleintierstreu oder Hanf jeweils mit Stroh oder Heu.

Hamsterhaus

Ein Haus darf für den neuen Mitbewohner nicht fehlen. Da Hamster aber in der Natur unterschiedliche Bereiche als Schlafplatz, Vorratskammer und Toilette nutzen, ist es in einem artgerechten Käfig oder Terrarium wichtig, diese Aufteilung zu ermöglichen. Hierfür eignen sich sogenannte Mehrkammernhäuser, auch als Wohnlabyrinthe bekannt. Zwar gibt es solche Wohnhäuser mit bis zu sieben Kammern, aber in der Praxis genügen bereits drei Räume. Wichtig ist, dass mehrere Eingänge vorhanden sind und diese einen Durchmesser von sieben Zentimetern haben, falls Sie einen Mittelhamster halten, beziehungsweise fünf bis sechs Zentimeter, falls Sie einen Zwerghamster haben.

Als Material empfehlen sich Baumrinde oder Mehrschichtplatte aus Pappel, Birke oder Haselnuss. Nadelholz ist giftig für Hamster. Alternativ können Sie Ihrem Hamster mehrere einfache Häuser anbieten. Neben Holzhäusern sind auch Unterschlüpfe aus Materialien wie Kokosnussschalen oder Keramiktöpfe möglich, sofern Sie ausreichend belüftet sind und über große Eingänge verfügen.

Sandbad

Hamster haben nicht nur einen festen Platz, der als Toilette dient, sondern sind allgemein sehr hygienisch. In der Natur wälzen sie sich in Sand, um ihr Fell und ihre Krallen zu pflegen. Die feinen Körner dienen als Kamm und entfernen überschüssiges Öl aus dem Haar. Die Krallenpflege gelingt durch das Wühlen im Sand. Für den Hamsterkäfig oder das Terrarium eignet sich am besten ein Sandbad mit einem Mindestmaß von 20 x 15 Zentimetern für Zwerghamster sowie minimal 25 Zentimeter für Gold- und andere Mittelhamster. Die Schale füllen Sie mindestens vier Zentimeter mit Sand. Besonders geeignet ist der staubarme Chinchillasand mit abgerundeten Körnern.

Laufrad

Die Kilometerstrecke, die ein Hamster in der freien Wildbildbahn zurücklegen würde, schafft er nicht ohne Weiteres im Käfig. Hier kommt das Laufrad ins Spiel. Mit einem Laufrad in der richtigen Größe kann er den Bewegungsdrang stillen. Goldhamster benötigen ein Laufrad mit einem Durchmesser von mindestens 30 Zentimetern, für Zwerghamster genügen bereits 25 Zentimeter. Bei zu kleinen Laufrädern biegt sich der Rücken des Hamsters beim Laufen in ein Hohlkreuz.

Im Idealfall ist das Laufrad an einer Seite komplett geschlossen und an der anderen offen. Auch die Lauffläche ist am besten durchgehend geschlossen. Bei offenen Rädern oder solchen mit Gittern ist es wahrscheinlich, dass sich der Hamster zwischen Ständern und Achse einklemmt. Zudem finden die Krallen auf Gitter nur sehr schlecht Halt. Sinnvollere Materialien sind unbehandeltes Holz oder Kork.

Weitere Spiel- und Sportmöglichkeiten

Hamster sind sehr aktive Tiere, die Langeweile schlecht vertragen. Können sie sich nicht ausreichend beschäftigen, kann es zu gesundheitlichen Problemen kommen. Welche Spielzeuge Sie integrieren können, hängt von der Größe und Struktur des Geheges sowie den Präferenzen des Hamsters ab. Es kommt Verschiedenes zum Einsatz, was das Tier zum Laufen, Klettern, Buddeln und Nagen anregt.

Hilfreich sind bereits mehrere Ebenen, Leitern oder Brücken, damit die Nagetiere auf Erkundungstour gehen können. Neben durchgängigen Etagen mit einer Öffnung gibt es auch Plateaus, die an einer Seite offen sind. Sie können beispielsweise mehre Plateaus mithilfe einer Brücke verbinden. Achten Sie bei halboffenen Ebenen aber darauf, dass die Fallhöhe höchstens 20 Zentimeter beträgt, damit sich das Tier nicht verletzt.

Abwechslung bieten weiterhin Tunnelsysteme und Labyrinthe, zum Beispiel aus Röhren. Sie ähneln den Höhlensystemen, die Hamster in freier Wildbahn graben. Es sollten allerdings mehrere Ein- beziehungsweise Ausgänge vorhanden und sowohl Tunnel als auch Labyrinth gut belüftet sein.

Den Hamster herausfordern

Eine weitere Option sind Dinge, die den Hamster fordern, etwa Intelligenzspielzeuge, bei denen das Tier eine bestimmte Aufgabe erledigen muss, wie zum Beispiel eine Scheibe zur Seite schieben, um ans Futter zu gelangen. Des Weiteren gibt es Spielzeug wie ein mit Futter gefülltes Trimmrad, an dem das Tier drehen muss, oder essbare Schalen mit Frischfutter, die zum Knabbern einladen.

Dadurch geht der Hamster wie in der Natur aktiv auf Futtersuche und ist tatsächlich stundenlang beschäftigt. Unbehandelte Zweige von Obstbäumen oder Baumrinden eignen sich ebenfalls als Nagematerial, sofern weder Schädlinge noch Verpilzungen an diesen haften.

Beschäftigung mit einfachen Mitteln

Tatsächlich lässt sich das Tier auch mit einfachen Haushaltsgegenständen beschäftigen, wie zum Beispiel Papprollen. Sie können nicht nur Tunnel ersetzen, sondern lassen sich auch optimal mit Nistmaterial wie Hanf- und Flachsfasern oder zerrissenem Toilettenpapier füllen.

Wer befürchtet, dass sich der Hamster zu sehr ans Spielzeug und dessen Anordnung im Käfig gewöhnt, hat eine einfache Option: Sie können die Einrichtung nach dem Reinigen des Hamsterheims einfach umstellen. So muss das Tier die Umgebung regelmäßig neu erkunden.

Was nicht geeignet ist

Einrichtungsgegenstände, die dem Hamster physischen oder psychischen Schaden zufügen können, sind selbstverständlich nicht geeignet. Dazu gehören Plastikteile, die Weichmacher enthalten oder schnell zersplittern können, wenn das Tier daran knabbert. Hamsterwatte ist problematisch, weil sich Fäden daraus lösen und die Füße abklemmen können. Das Metallgeflecht von Grasnestern kann sich ebenfalls lösen und den Hamster verletzen.

Zum Spielen sind außerdem keine Joggingbälle oder Hamsterkugeln geeignet. Dabei handelt es sich um transparente Plastikkugeln, in die Hamster hineingesetzt und eingeschlossen werden. Bewegt sich der Hamster, rollt die Kugel durch den Raum. Was nach einer Alternative zum Laufrad klingt, ist allerdings nicht nur mit Stress und Angst verbunden, sondern führt auch leicht zu Verletzungen, da das Tier weder bremsen noch lenken kann. Somit läuft es schnell gegen Wände oder kugelt Treppen hinunter. Zudem ist die Sicht eingeschränkt und der Innenraum ist schlecht belüftet, was zu Atembeschwerden führt.


Teaserbild: © raquelvizcaino / stock.adobe.com | Abb. 1: © andrey / stock.adobe.com | Abb. 2: © Ирина Орлова / stock.adobe.com | Abb. 3: © LIGHTFIELD STUDIOS / stock.adobe.com