Ist das neue Energielabel besser?

Ist das neue Energielabel besser?

Wer sich ein neues elektronisches Großgerät für den Haushalt zulegt, wird an diesem Label nicht vorbeikommen: Seit fast einem Jahrzehnt prangt das Energielabel auf den Kühlschränken, Waschmaschinen und Geschirrspülern der Fachhändler und Online-Shops. Anfang März beendet dieses Label nun seinen Dienst und ein neues EU-Energielabel tritt seine Nachfolge an.

Das Label ist tot, lang lebe das Label

Seit 2012 existieren die aktuellen Energieeffizienzlabels und informieren die Verbraucher über den Energieverbrauch haushaltstechnischer Großgeräte. Im März 2021 löste das neue Label seinen Vorgänger ab. Zunächst wird sich das Energielabel-Etikett auf die folgenden Geräte beziehen:

  • Spülmaschinen
  • Waschmaschinen
  • Waschtrockner
  • Kühl- und Gefriergeräte
  • Fernseher und Monitore

Ab September 2021 werden auch Lampen und Leuchtmittel mit dem neuen Label bestückt. Trockner und Backöfen sollen dann 2024 folgen, ebenso wie Staubsauger, die seit 2019 nicht mehr mit einem Energielabel beworben werden dürfen. Heizungen müssen erst ab 2026 ein überarbeitetes Energielabel-Etikett tragen.

Seit dem 1. März 2021 müssen die Labels gut sichtbar auf den Geräten angebracht werden. Für die Umstellung gab es eine Übergangsphase bis zum 18. März 2021. Binnen dieser knapp zwei Wochen hatten die Händler Zeit, die Etiketten auszutauschen. Anschließend durften die alten Labels auf Neugeräten nicht mehr zu sehen sein. Ausschließlich auf Auslaufmodellen ist das alte Etikett noch gestattet; einzige Voraussetzung ist, dass diese Geräte bis zum 30. November 2021 verkauft werden.

Welchen Grund gibt es für die Veränderungen?

Das neue Label lässt sich vor allem auf veränderte Messverfahren beim Test der verschiedenen Großgeräte zurückführen. Die Anforderungen an die Sparsamkeit sind höher, als sie es noch vor zehn Jahren waren. Auf diese Weise sollen die Hersteller angetrieben werden, sparsamere Geräte zu entwickeln. Zudem war das alte Label wenig kundenorientiert, da es mit einer Ballung aller Geräte im grünen Bereich kaum Rückschlüsse auf tatsächlich energiesparende Geräte erlaubte. Die neuen Klassen gestatten eine schnellere und genauere Einschätzung.

Darüber hinaus sind die Verbrauchsangaben in Kilowattstunden realitätsnäher und leichter mit den eigenen Ansprüchen abzugleichen. Bei Waschmaschinen und Geschirrspülern bezieht sich der Energieverbrauch in Zukunft immer auf 100 Durchgänge im Jahr. Bis dato wurden bei Spülmaschinen 280 und bei Waschmaschinen 220 Durchgänge im Jahr als Standard angesehen. Auch die Angabe des Wasserverbrauchs sowie die Unterteilung der Lautstärke in vier Klassen sind verständlicher als die eher abstrakten Informationen, welche die alten Labels zierten.

Schluss mit dem Plus

Dem aufmerksamen Beobachter wird sofort ins Auge springen, dass sich die Pluszeichen verabschiedet haben. Statt ausufernder Plus-Monster á la A++ und A+++ wird die Skala zurückgesetzt. Die neuen Geräte werden einer Klasse von A bis G zugeordnet; einzig die Farben bleiben gleich. Nun ist nicht mehr D die schlechteste Klasse, sondern G.

Um zu verhindern, dass die Labels eins zu eins übersetzt werden, erhalten alle Produkte eine neue Bewertung; dadurch bleiben die oberen Energieklassen zunächst frei. Hier soll sich in den nächsten Jahren die Technik von Morgen ansiedeln. Die gegenwärtigen Bestplatzierten erreichen voraussichtlich lediglich die Klasse C. Da es sich hierbei allen voran um eine Nomenklatur handelt, wird sich nichts an der Energieeffizienz per se ändern. Ihre Waschmaschine der ehemaligen Klasse A+++ verbraucht also nicht plötzlich mehr Strom. Das Label ist also vor allem ein Appell an die Zukunft.

Seit März sind die Energielabels aussagekräftiger, da sich nicht mehr sämtliche Geräte in den grün getönten vorderen Reihen tummeln, sodass nur gekonnte, fachmännische Augen Unterschiede im Detail erkennen. Auch die Angaben zum Jahresstromverbrauch sind nicht mehr mit den alten vergleichbar. Aufgrund der veränderten Messbedingungen wird die Kilowattstundenzahl bei Spülmaschinen geringer und bei Kühlschränken höher ausfallen.

Das Label der Zukunft

In Zeiten digitaler Verknüpfung gehört der QR-Code zum Standard, um Verbrauchern weiterführende Informationen bereitzustellen. Was vor geraumer Zeit noch in umfangreichen Nachschlagwerken zu finden war, ist heute meist nur einen Klick entfernt. Auch die neuen Energielabels bieten die Möglichkeit, über das Scannen eines aufgedruckten QR-Codes sämtliche technischen Details über ein Gerät abzurufen.

Der Code führt Sie zur Datenbank European Product Database for Energy Labelling, kurz EPREL. Alle Hersteller sind von nun an dazu verpflichtet, ihre etikettierten Geräte in der EPREL zu registrieren und die technischen Details dort zu hinterlegen, bevor die Produkte in der Europäischen Union verkauft werden dürfen. Mit der Einführung des neuen Energielabels wird die Datenbank offiziell in Betrieb genommen.

Mögliche Komplikationen

Einige Punkte des neuen Energielabels werden sich zunächst in der Praxis beweisen müssen. Auch wenn der direkte Vergleich von Geräten vereinfachte und realitätsnähere Bezüge erlaubt, könnten manche Angaben des Energielabels nicht so hilfreich sein wie gedacht. Beispielsweise wird bei Kühlschränken das Gesamtvolumen ohne Berücksichtigung der Schubfächer und Zwischenböden angegeben. Bei Waschmaschinen sowie Geschirrspülern sind Hersteller lediglich dazu angehalten, den Stromverbrauch des jeweiligen Sparprogramms im Energielabel anzugeben. Da die meisten Nutzer ihre Kühlschränke mit einzelnen Fächern und ihre Waschmaschinen oder Geschirrspüler oft in anderen Programmen nutzen, werden die Energielabels diesbezüglich wenig Hilfestellung geben. Das angegebene Optimum ist zwar in der Theorie empfehlenswert, aber meist wenig realitätsbezogen.


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