Virenscanner und Firewall in leicht technischer Anmutung, kombiniert mit einer hochsicheren Sandbox – dafür fehlen einige wichtige Features. Der Support ist exzellent, aber leider nur auf Englisch verfügbar.
Die Comodo Group, der Hersteller von Comodo Internet Security, ist der weltweit größte Aussteller von SSL-Zertifikaten. Produkte für Endanwender stehen bei dieser Firma traditionell nicht im Fokus. So wirkt auch die Internet-Security-Suite auf den ersten Blick etwas technisch und nicht besonders anwenderfreundlich. In der Masse aus Informationen und Einstellmöglichkeiten geht leicht der Blick auf das Wesentliche der Comodo Internet Security verloren. Ausgeglichen wird das zum Teil durch den jederzeit verfügbaren Support.
Comodo Internet Security Pro 10, die Version, die wir hier testen, ist vor allem eine Kombination aus Virenscanner und Firewall. Dazu kommen eine Containment-Umgebung, also eine Sandbox, in der Programme laufen können, ohne die Computersicherheit zu gefährden, und ein Modus für sicheres Online-Shopping. Außerdem wird der Browser Dragon installiert, der auf Chromium (die Open-Source-Version von Googles Chrome) basiert.
Neben der Pro-Version gibt es auch die kostenlose Comodo Internet Security Free, im Wesentlichen dasselbe Produkt, allerdings ohne Support. Comodo bewirbt Internet Security Pro auch mit einer „$500 Virus-Free Guarantee“. Sollte es der Software auch mit Unterstützung durch den Support nicht gelingen, einen Virus zu entfernen, erhält der Kunde 500 Dollar. In der erheblich teureren Complete-Version erhalten Kunden zusätzlich zu den Features und Leistungen von Internet Security Pro auch 500 Gigabyte Onlinespeicher und pro Monat 10 Gigabyte Transfervolumen für TrustConnect, ein Service, das den Datentransfer mittels eines Proxyservers absichert. Die einzelnen Versionen der Internet-Security-Suite unterscheiden sich also nicht über die Features, sondern über die inkludierten Services.
Ein besonderes Feature der Internet-Security-Suite von Comodo ist die Containment-Umgebung. Eine Art Software-Container isoliert Programme vom Rest des PCs. Sie bekommen ein eigenes virtuelles Dateisystem und eine eigene virtuelle Registry. Dadurch kann potentielle Malware keinen Schaden anrichten. Der Anwender muss nicht selbst entscheiden, welche Programme in dieser Umgebung laufen sollen: Über die Heuristik stuft Comodo Internet Security selbständig die Sicherheit eines Programms ein. Unsichere Programme starten automatisch im Container. Dass eine Applikation im Container läuft, sieht der Nutzer daran, dass sie von einem grünen Rahmen umgeben ist.
Wie bei moderner Antivirus-Software üblich, arbeitet auch bei Comodo Internet-Security ein Virenwächter im Hintergrund, der das System ständig nach Viren und sonstigen Schädlingen durchsucht. Nutzer können die Fundstücke daraufhin entweder löschen oder in die Quarantäne verschieben. Zusätzlich scannt der Wächter automatisch auch externe Speichermedien wie Festplatten, USB-Sticks oder DVDs auf mögliche Gefahren. Das gezielte Untersuchen einzelner Dateien auf Viren funktioniert außerordentlich bequem per Drag & Drop, der Nutzer muss die Datei nur auf die dafür bestimmte Fläche im Startbildschirm der Internet-Security ziehen.
Auf Wunsch scant Comodo Internet Security das gesamte System, entweder mit einem außerordentlich flotten Schnellscan, der in unserem Test in weniger als zehn Sekunden abgeschlossen war, oder mit einem zeitaufwändigeren Vollscan. Zusätzlich zum Voll- und Schnellscan können Nutzer Prüfprofile erstellen, bei denen sie selbst bestimmen, welche Dateien und Ordner geprüft werden. Auch Ausnahmen, die nicht gescannt werden, können Nutzer selbst festlegen.
Der Virenschutz von Comodo erkennt nicht nur bekannte Bedrohungen, sondern beobachtet auch mit einer VirusScope genannten Funktion das PC-System und warnt den Benutzer, wenn Programme ein Verhalten zeigen, das die Sicherheit des Computers und der Benutzerdaten gefährden könnte.
Die Firewall der Internet-Security wirkt auf den ersten Blick kompliziert. Sie ordnet die Regeln in fünf verschiedene Gruppen: Regeln für Anwendungen, Globale Regeln, Richtlinien, Netzwerkzonen und Port-Gruppen. In der Praxis verbirgt sich dahinter auch nicht mehr als die übliche – allerdings nie ganz triviale – Firewall-Konfiguration anhand von Anwendungen, Ports, IP-Adressen und Protokollen. Die Gruppen sind ein Versuch, das Interface übersichtlicher zu gestalten. Ein Host-Intrusion-Protection-System (HIPS) unterstützt die Firewall. Es erkennt Manipulationsversuche durch bösartige Software wie Rootkits oder Keylogger und warnt den Nutzer.
Wer die einzelnen Features von Comodo Internet Security genau unter die Lupe nimmt, erkennt, dass das Programm vor allem vier Funktionen hat: Neben dem Virenscanner und der Firewall kann es bösartige Software erkennen und Programme isoliert im Container-Modus ausführen. Diese Funktionen werden öfter kombiniert und neu zusammengesetzt. Die Heuristik zusammen mit der Sandbox wird zum Auto-Containment.
Über ein Widget gelangt der User auf einen eigenen Desktop für sicheres Online-Shopping, das scheint zunächst einfach der Sandbox-Modus in anderer Verpackung zu sein. Allerdings sorgen ein paar zusätzliche Features für erhöhte Sicherheit. Der Secure Shopping-Modus läuft nur als Vollbild – er übernimmt die vollständig Kontrolle über den Bildschirminhalt, so dass dieser auch nicht heimlich aufgezeichnet werden kann. Im Secure-Shopping-Modus gibt es eine eigene Taskleiste mit Verknüpfungen für den Explorer sowie die Browser Google Chrome, Mozilla Firefox und den Dragon-Browser von Comodo. Für den User sieht es aus, als würde er an einem ganz anderen PC arbeiten. Ein paar zusätzliche Funktionen sorgen für noch mehr Schutz: Ein virtuelles Keyboard, so haben lässt Keyloggern keine Chance. Es gibt auch eine Takeover Protection, die den Anwender warnt, wenn jemand versucht, eine Remote-Verbindung zum Rechner aufzubauen.
Über die Internet-Security verteilt, finden sich einige nützliche Zusatz-Funktionen. So können User zum Beispiel Desktop-Verknüpfungen erstellen, mit denen Programme automatisch im Container-Modus starten. Auch die Funktion zum Erstellen eines Rettungsdatenträgers ist nützlich. Unerfahrene Anwender werden allerdings daran scheitern, denn für die Funktion benötigen sie ein ISO-Image des Rettungsdatenträgers. Im Programm selbst wird nicht erklärt, wo man dieses ISO-Image erhält. Lediglich beim Aufruf der Hilfe erfährt der Nutzer, dass es offenbar eine Rescue-Disk von Comodo gibt, deren ISO-Image er herunterladen kann. Ein Download-Link fehlt allerdings auch hier.
Andere Funktionen wie den KillSwitch (ein Programm zum Anzeigen von laufenden Prozessen und Systeminformationen, ähnlich dem Task-Manager von Windows) oder die Cleaning Essentials zum Entfernen von Malware muss er extra installieren. Es sind kostenlose Tools von Comodo, keine Bestandteile der Internet-Security-Suite. Allerdings: Die ganze Internet-Security-Suite ist im Prinzip kostenlos, da sich die bezahlte Version nur durch den Support von der kostenlosen unterscheidet. Hier bezahlt der Kunde also im Grunde nicht die Internet-Security-Software, sondern den ergänzenden Service.
Zur Einschätzung der Sicherheit von Security-Software sind die Reports von unabhängigen Antivirus-Testlaboren unentbehrlich, sie verfügen über die Ressourcen, um die Schutzwirkung gegen Malware zu testen. AV Test führt regelmäßig detaillierte Tests von Antivirus-Software durch. Im aktuellen Test von Februar 2017 schnitt Comodo mit vier von sechs Punkten nur mittelmäßig ab. Zwar erkannte es im Test unter Echtbedingungen 100 Prozent aller Malware-Samples, im Test mit dem deutlich umfangreicheren Referenzset schaffte die Security-Suite allerdings nur eine Erkennungsquote von 96,4 Prozent. Das liegt deutlich unter dem Durchschnitt von 99,0 Prozent.
Im Gegensatz zu den Testlaboren bewerten wir die Sicherheit der gesamten Suite, nicht nur die des Virenscanners. Hier kommt Comodo der völlig abgesicherte Secure Shopping-Modus zugute. Negativ wirkt sich hingegen aus, dass viele Features fehlen, die wir von einer voll ausgestatteten Internet-Security-Suite erwarten. Ein Kinderschutz wäre essentiell und ein Passwort-Manager würde die Sicherheit deutlich erhöhen. Eine Bewertung der Sicherheit von Websites wäre gut, um die Gefahr durch betrügerische oder mit Schadcode infizierte Seiten zu minimieren.
Der schnelle Sicherheitscheck ist einer der schnellsten, die wir im Test gesehen haben. Gerade einmal acht Sekunden benötigte er, um unseren Rechner im Test durchzuprüfen. Auch der volle Scan ist flott, allerdings nicht auffällig flott. In etwas weniger als zehn Minuten durchkämmte er die SSD des Testcomputers, auf der etwa 50 Gigabyte Daten gespeichert sind.
Dabei arbeitet Comodo Internet Security sehr ressourcenschonend. Während des Scans blieb die CPU-Auslastung durch die Internet-Security meistens unter zehn Prozent. Bei anderen Programmen steigt sie oft auf bis zu 70 Prozent. Comodo Internet Security belegt auch nicht viel Arbeitsspeicher, sogar bei laufendem Scan selten mehr als 30 Megabyte. Genauso ist der Bedarf an Speicherplatz nicht übermäßig groß. Direkt nach der Installation hatte der Comodo-Ordner eine Größe von 482 Megabyte.
Bei unserem Performance-Test konnten wir feststellen, dass Comodo Internet Security eine leichte Verringerung der System-Performance verursacht. Der Systemstart verlangsamte sich um beinahe drei Sekunden und die Installation von LibreOffice dauerte ebenfalls einige Sekunden länger. Aber alles in allem blieben die Performance-Auswirkungen auf unseren Test-PC im Rahmen des Vertretbaren.
Schlecht fällt hingegen die Geschwindigkeits-Wertung des unabhängigen Antivirus-Testlabors AV Test aus. Mit nur drei von sechs Punkte war die Internet-Security-Software von Comodo das schlechteste Programm im Test. Dabei schneidet es bei fast allen Messungen besser ab als der Durchschnitt. Ein deutlicher Ausreißer allerdings ist für die insgesamt schlechte Bewertung der Comodo Internet Security verantwortlich: Das Kopieren von Dateien auf High-End-PCs wird mit Comodo um 237 Prozent langsamer. Das betrifft nur High-End-PCs, durchschnittlich ausgestattete Computer werden bei dieser Aufgabe kaum ausgebremst.
Obwohl Comodo Internet Security standardmäßig eine benutzerfreundliche Version des Startbildschirms präsentiert, wird schnell klar, dass die Benutzerführung sich vor allem an technisch versierten Anwendern orientiert. Die Internet-Security ist klar und übersichtlich strukturiert, aber sobald der User sich in die Einstellungen vorwagt, besteht die Gefahr, dass die Vielfalt der Optionen ihn überfordert.
Comodo Internet Security versucht, zwei Usergruppen gerecht zu werden: Wer sich nicht auf technische Details einlassen will, kann die Standardeinstellungen beibehalten und mit dem einfachen Startbildschirm arbeiten. Hier hat er alle im Alltag benötigten Funktionen schnell zur Hand. Wer jedoch gerne alles unter Kontrolle hat und vor Technik nicht zurückschreckt, kann zur erweiterten Ansicht der Internet-Security wechseln und sich in die Tiefen der Einstellungen vorwagen. Diese sind durchaus sinnvoll und logisch aufgebaut, die Vielzahl der ähnlich aussehenden Eingabemasken ist jedoch ermüdend. Die Einstellungen für das Auto-Containment sehen beispielsweise fast genauso aus wie die für die Programmrechte der Firewall.
Meistens ist dieser Spagat zwischen Einfachheit und Detail gut gelungen. Wenn Comodo Internet Security vom Mittelweg abweicht, dann fast immer in Richtung Detailreichtum. Beispielsweise kann der Anwender nicht die gesamten Hintergrundprozesse über das Tray-Icon deaktivieren. Stattdessen muss er Antivirus, Firewall, Auto-Containment, HIPS, VirusScope (das ist die Heuristik), und Web-Filter separat ausschalten. Das ist umständlich und es kann nur vermutet werden, dass Comodo es aus Sicherheitsgründen nicht zu einfach machen wollte, sämtliche Schutzfunktionen auf einmal zu deaktivieren. Zum Ausgleich gibt es einen Gaming-Modus, der hier „Stiller Modus“ heißt. Ist er aktiviert, wird der Anwender nicht gestört, weder durch Pop-Ups noch durch Prozesse, die den Computer ausbremsen.
Während die Dokumentation der Internet-Security gut, aber nicht überragend ist, ist das Support-Angebot von Comodo außerordentlich. Das ist dadurch erklärbar, dass der Support der wichtigste Kaufanreiz für die Pro-Version ist, die sich ansonsten nicht von der kostenlosen unterscheidet.
Gemeinsam mit der Sicherheitssoftware wird das Programm Comodo GeekBuddy installiert. Dieses Programm ist für den Kontakt zum Support zuständig, und zwar rund um die Uhr und an allen Tagen. User können sich über einen Live-Chat mit einem Berater verbinden. In unserem Test klappte das mit einer Wartezeit von nur wenigen Sekunden. Der GeekBuddy ist auch ein Fernwartungstool: Während des Chats kann der Techniker eine Verbindung zum Computer des Anwenders herstellen und so PC-Probleme direkt lösen. Auch Rund-um-die-Uhr-Telefonsupport über eine kostenlose Rufnummer wird angeboten, allerdings nur in den USA und Kanada.
Die Internet-Security-Software ist zwar nicht unbedingt die benutzerfreundlichste, aber diese Tatsache wird durch das umfassende und niederschwellig nutzbare Support-Angebot relativiert. Mit dem GeekBuddy hat der Anwender das Gefühl, dass er immer jemanden an seiner Seite hat, der ihm bei Problemen mit dem Rechner weiterhilft. Als Wehrmutstropfen bleibt lediglich, dass Kunden in Deutschland dieses Angebot nur mit Einschränkungen nutzen können. Sie haben nichts von der gebührenfreien, amerikanischen Telefonnummer und es gibt keinen Support in ihrer Muttersprache.
Die Internet-Security-Suite von Comodo hinterlässt ein sehr durchwachsenes Bild. Einerseits enthält sie mit Secure Shopping ein nicht ganz alltägliches Sicherheitsfeature, das höchsten Ansprüchen gerecht wird. Andererseits fehlt einiges, was Anwender von einer Software erwarten dürfen, die als Internet-Security-Suite beworben wird. Die Komplexität der Software strahlt Professionalität aus, dennoch wird klar, dass auch unbedarfte Privatanwender zur Zielgruppe gehören. Ein schonender Ressourcenverbrauch und gutes Abschneiden in den meisten Performance-Tests steht einem sehr schwachen Ergebnis in einem Teilbereich (Kopieren von Daten auf einem High-End-PC) entgegen.
Dennoch wird klar, für wen Comodo Internet Security Pro 10 geeignet ist: Anwender, die die volle Kontrolle über die Funktion ihrer Sicherheitssoftware haben wollen und daher auch nicht vom etwas technischen Feeling der Internet-Security zurückschrecken, sind damit gut bedient. Vorausgesetzt allerdings, sie können auf Kinderschutz, Anti-Tracking und einen Passwort-Manager verzichten. Dafür, dass alles rund läuft, sorgt im Notfall der Support – Comodo verspricht mit der „$500 Virus-Free Guarantee“ sogar, dass es mit den Comodo-Tools und der Unterstützung durch den Support möglich ist, alle Viren und jede mögliche Schadsoftware vom Computer des Kunden zu entfernen.