Das Programm ist übersichtlich gestaltet und leistet einige spürbare Verbesserungen wie eine Verkürzung der Startzeit und einen Zugewinn freien Speichers auf der Festplatte. Allerdings stellen die Probleme mit Drittprogrammen und die Leistungsabnahme im Benchmark-Test gravierende Negativaspekte dar.
AVG PC TuneUp 16 ist eine PC-Tuning-Software, die verspricht, alle Computer mit den Betriebssystemen Windows XP, Vista, 7, 8 und 10 zu beschleunigen, zu bereinigen und zu reparieren.
Das Programm wirbt damit, „wertvollen Speicherplatz“ freizugeben. Der Duplicate Finder findet auf der Festplatte doppelt vorhandene Dateien, auch wenn diese einen anderen Dateinamen tragen, und stellt den Nutzer vor die Wahl, beide Dateien, nur die ältere oder nur die neuere Version zu behalten. Dies hilft enorm bei der Suche nach freiem Speicherplatz, was auch der Geschwindigkeit der Festplatte, beispielsweise bei Virenscans, aber auch im Normalbetrieb, zuträglich ist. Dabei sollte natürlich darauf geachtet werden, dass potentielle Backup-Verzeichnisse – auch auf externen Festplatten – von der Suche ausgenommen sind, da natürlich auch diese Dateien als doppelter Content erkannt und bei Auswahl einer Rationalisierungsoption als doppelter Inhalt gelöscht würden.
Der DiskSpace Explorer findet und listet Dateien nach ihrer Größe. Ein nützliches Tool, um Speicherplatzfresser auszumachen. Der App Cleaner für Windows 10 und 8.1 löscht überflüssige Dateien, die aus dem Windows Store auf dem Computer gelandet sind, und entfernt auch App-Daten, die nicht zwingend notwendig sind. Der Browser Cleaner scannt gängige Internet-Browser nach Problemen und sorgt nebenbei für potentiell mehr Speicherplatz. Insgesamt werden in der aktuellen Version über 220 Programme nach Optimierungsmöglichkeiten untersucht.
Das Einsparpotential erwies sich in unserem konkreten Test als sehr hoch. Waren vor der Installation von AVG PC TuneUp 16 noch 127 Gigabyte Festplattenspeicher frei, erhöhte sich dieser nach der Optimierung auf 177 Gigabyte. Eine mehr als ordentliche Leistung, wichtig vor allem für Nutzer, deren Festplatte sich nahe der Kapazitätsgrenze bewegt. Leider griff AVG PC TuneUp 16 auch in Systembereiche ein, sodass verschiedene Programme wie eine PDF-Software und das Benchmarkprogramm PCMark 10 nach der Anwendung nicht mehr ordnungsgemäß funktionierten.
AVG TuneUp verfügt über einen Turbo-Modus, bei dem die Systemeinstellungen so angepasst werden, dass der PC eine größtmögliche Leistung erreicht. Unnötige Hintergrundprogramme werden dabei für eine höhere Leistung deaktiviert. Andere Modi, etwa einen in anderen Tuning-Softwares vorhandenen Battriesparmodus fanden wir nicht. Der Program Deactivator versetzt auf Wunsch nicht verwendete Programme in den Energiesparmodus. Benötigt der Nutzer sie dennoch, startet er sie durch Anklicken nachträglich manuell. Zusammen mit dem StartUp Optimizer, der Programme entlarvt, die das Hoch- und Herunterfahren verlangsamen, können diese Vorgänge verkürzt werden.
In unserem Test klappte dies gut. Statt zuvor durchschnittlich 28 Sekunden benötigte das System nach der Anwendung noch etwa 22 Sekunden, um hochzufahren. Der Uninstall Manager listet alle auf dem Betriebssystem vorhandene Software auf und gruppiert sie nach Häufigkeit der Verwendung. So kann der Nutzer entscheiden, ob er Programme, die er selten oder nie benutzt, deinstallieren möchte. Das Tool Drive Defrag zeigt auf, ob Dateien auf der Festplatte in zersplitterter Form vorliegen und zu Nutzen der Zugriffsgeschwindigkeit neu angeordnet werden sollten.
In diesem Bereich lässt sich durch Absenken der Prozessorleistung, Beenden unnötiger Hintergrundprogramme und dem Senken des Energieverbrauchs diverser Bauteile und Zusatzgeräte die Akkulaufzeit erhöhen. Die Entwickler nennen dieses Feature Economy-Modus. Dies ist vor allem für mobile Geräte mit Akkus wichtig, aber auch bei Desktop-PCs mit permanenter Stromversorgung ist es so möglich, Energie einzusparen. Des Weiteren kann der Anwender den sogenannten Flugmodus aktivieren, um WLAN- und Bluetooth-Verbindungen mit einem Klick zu deaktivieren. Dies ist bei einigen Fluggesellschaften vorgeschrieben, um das Gerät an Bord nutzen zu dürfen – ein nettes Zusatzfeature, bei Konkurrenzprogrammen fanden wir ein solches Tool nicht.
In diesem Bereich wirbt AVG PC TuneUp damit, durch Neuorganisation von Programmeinstellungen in der Windows-Registrierung das System stabiler zu machen. Das will es durch die Features Registry Cleaner und Registry Defrag gewährleisten. In unserem Test wurden uns sage und schreibe 1038 „Probleme“ angezeigt, die es zu optimieren gelte. Diese haben wir auch bereinigt, doch dadurch kam es zu den bereits erwähnten Problemen mit Drittprogrammen. Der Disk Doctor erkennt und behebt Festplattenprobleme, beispielsweise bei defekten Bootsektoren, der Shortcut Cleaner spürt Desktop-Verknüpfungen die ins Leere laufen auf und entfernt diese.
In AVG PC TuneUp ist ein automatischer Software-Updater enthalten, der auf Windows installierte Anwendungen auf dem neuesten Stand hält. Das beugt Sicherheitslücken, Leistungs- und Kompatibilitätsproblemen vor, ohne dass der Nutzer sich darum kümmern muss. Routinemäßige Wartungsarbeiten führt AVG PC TuneUp ebenso ohne Zutun aus, der Nutzer dabei hat die Möglichkeit, das Intervall zu verändern. Ein Dashboard hält den Nutzer über den Fortschritt der Arbeiten auf dem Laufenden.
Insgesamt vermittelt AVG PC TuneUp dem Nutzer dank klarer Bedienelemente durchweg das Gefühl, alle Einstellmöglichkeiten unter Kontrolle zu haben. Der Repair Wizard nimmt die Suche nach Problemlösungen ab. Der Anwender kann dann entscheiden, ob er die Vorschläge umsetzen möchte oder nicht. Zu erwähnen ist hier auch dasRescue Center, die es ermöglicht, zuvor vorgenommene Änderungen wieder rückgängig zu machen. In unserem Test mussten wir hiervon leider Gebrauch machen: Nachdem wir alle empfohlenen Optimierungen vorgenommen hatten, funktionierte unser Benchmark-Programm, das die Veränderung gegenüber dem vorherigen Zustand aufzeichnet, nicht mehr. Wir mussten zunächst diverse Änderungen rückgängig machen, bevor die externe Software wieder problemfrei lief.
Des Weiteren verfügt AVG PC TuneUp 16 über einen File Shredder, der Daten sicher löscht. Neben schnellen Verfahren wird auch die Gutmann-Methode angeboten, die Daten in 35 Durchgängen mit zufälligen Werten nach einem speziellen Muster überschreibt. Dieses Verfahren ist zeitaufwendig, gilt aber als besonders sicher. Den Versuch, versehentlich gelöschte Daten doch noch zu retten, kann der Nutzer mit Undelete unternehmen.
Die Installation des knapp drei Megabyte großen Installationsprogrammes geht schnell und unkompliziert vonstatten. Insgesamt werden etwa zwei Gigabyte freier Festplattenspeicher zur Nutzung der Software benötigt. AVG PC TuneUp ist übersichtlich und nutzerfreundlich gestaltet. Zunächst heißt es den Anwender auf einer Übersichtsseite willkommen. Die Empfehlung, den Computer jetzt nach optimierbaren Eigenschaften zu scannen, ist eigentlich obsolet, schließlich wurde AVG PC TuneUp für diesen Zweck auf dem Computer installiert. Trotzdem suggeriert diese Schaltfläche dem Nutzer, alles unter Kontrolle zu haben.
Entscheidet sich der Anwender dazu, den Scan zu starten, vergehen etwa anderthalb Minuten. Ein Wert, der im Vergleich im durchschnittlichen Bereich liegt. Anschließend werden die unterschiedlichen Bereiche, die es zu optimieren gilt, gebündelt ausgewertet. Auch hier hat der Nutzer die Option, den Vorgang noch abzubrechen. Ohne seine Bestätigung verändert AVG PC TuneUP an diesem Punkt noch nichts.
Im Bereich „Wartung“ kann der Nutzer viele Optimierungen gleichzeitig vornehmen, bei weiteren, teilweise kritischen Veränderungen präsentiert AVG PC TuneUp eine kurze Übersicht über die vorzunehmenden Operationen und erfragt die Bestätigung des Nutzers. Dies ist die eigentliche Ein-Klick-Wartung.
In diesem Bereich analysiert AVG PC TuneUP 16 Registrierungsprobleme, defekte Verknüpfungen, der Systemcache, die Browserdaten, den Autostart-Bereich und die Fragmentierung der Festplatte. Nach dem Scan kann der Nutzer die Optimierung vornehmen oder den Vorgang abbrechen.
Hier nimmt AVG verschiedene Einstellungen der Leistungsoptimierung vor. So legt AVG PC TuneUp etwa fest, dass Software, sobald sie starten, einen kurzfristigen Leistungsschub durch CPU-Priorisierung erhalten. Ebenso nimmt der Nutzer hier Einstellungen bezüglich des Economy-Modus zur Akku-Schonung oder des Turbo-Modus für besonders hohe Leistung vor. Auch die Einstellungen bezüglich automatischer Softwareupdates und nicht dauerhaft benötigter Hintergrundprogramme, die der Nutzer in den „Schlafmodus“ versetzen kann, sind hier vorzunehmen.
Das Hauptaugenmerk in dieser Kategorie liegt beim Bereinigungspotential auf der Festplatte, um möglichst viel Speicherplatz freizugeben. So kann sich der Anwender unter anderem besonders platzfressende Dateien anzeigen lassen, selten oder nicht verwendete Programme ausmachen, und auf dem System doppelt vorhandene Dateien finden.
Dieser Bereich bietet dem Benutzer die Möglichkeit, sich über Festplattenprobleme zu informieren. Darüber hinaus findet er Schaltflächen zur Behebung häufiger Probleme, die bei der Windows-Benutzung auftreten, die Möglichkeit, gelöschte Dateien wiederherzustellen und das Rescue Center, mithilfe dessen sich vorgenommene Änderungen rückgängig machen lassen.
Der letzte der fünf Buttons im Dashboard führt zu „Alle Funktionen“, eine Art Übersichtsseite für Windows-Einstellungen und die Suche über die Systemsteuerung überflüssig macht.
Insgesamt gestaltet sich die Bedienung für den Nutzer sehr komfortabel. Allerdings sind viele Funktionen in mehreren Bereichen doppelt vertreten, was zu Irritationen führen kann. Der Nutzer kann den Eindruck gewinnen, dass es mehr Optimierungsmöglichkeiten gibt, als tatsächlich vorhanden sind. Ebenfalls verwirrend: Bei einigen Optimierungswünschen wird die Meldung angezeigt, die Dateien seien gesperrt, weil sie von anderen Programmen verwendet würden.
Das Programm optimierte den PC im Test spürbar. Die Startzeit des Rechners verkürzte sich von 28 auf 23 Sekunden. Der freie Festplattenspeicherplatz wuchs von 127 auf 177 Gigabyte.
Messwert | Vor Anwendung | Mit AVG PC TuneUp 16 | Mit Performace-Sieger iolo System Mechanic 17 Pro |
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Windows-Startzeit (Sekunden) | 28,0 | 22,5 | 19,0 |
Gewonnener Festplattenspeicher (GB) | - | 47 | 7 |
PC Mark 10: Essentials | 7.020 | 6.290 | 7.150 |
PC Mark 10: Productivity | 5.291 | 5.208 | 5.313 |
PC Mark 10: Digital Content Production | 2.562 | 2.555 | 2.581 |
PC Mark 10: Score | 3.273 | 3.136 | 3.306 |
Leider verursachte AVG PC TuneUp auch einige Probleme auf dem PC, indem es nützliche Anwendungen beeinträchtigte. So lieferte beispielsweise das Benchmark-Programm PCMark 10 nach dem Einsatz der Tuning-Software keine Ergebnisse mehr. Es funktionierte erst dann wieder, als wir alle Tuning-Änderungen im Rescue Center rückgängig machten. Zudem blockierte AVG PC TuneUp den Start zweier PDF-Programme. Wir mussten sie manuell aus dem „Schlafmodus“ herausholen. Daher empfehlen wir, die automatische Optimierung zu deaktivieren und Optimierungsschritte nur dann auszuführen, wenn sie nachvollziehbar sind. Aufgrund dieser Probleme haben wir dem Produkt bei der Gesamtbewertung einen halben Punkt abgezogen.
Das Programm ermittelt die Leistungsfähigkeit des Computers in drei verschiedenen Kategorien. Das Programm ermittelt die Leistungsfähigkeit des Computers in drei verschiedenen Kategorien: „Essentials“, „Productivity“ und „Digital Content Production“. Für die „Essentials“ simuliert die Tuning-Software den Programmstart, das Webbrowsing und Videokonferenzen. Vor der Optimierung ergab sich hier ein Wert von 7.020 Punkten, danach waren es 6.290 Punkte. Ähnlich sah es im Bereich „Productivity“ aus.
Das Programm bewertet hier die Leistungsfähigkeit beim Einsatz von Tabellen- und Schreibprogrammen, also bei klassischen Bürotätigkeiten. Vor der Optimierung lag der Wert bei 5.291 Punkten, danach waren es 5.208 Punkte. Im Bereich „Digital Content Production“ optimiert AVG PC TuneUp die Systemperformance bei der Verwendung von Softwares für die Foto- und Video-Bearbeitung – Anwendungen, die besonders viel Rechenleistung beanspruchen. Hier ergab sich vor der Benutzung des Programms ein Wert von 2.562 Punkten, danach waren es 2.555 Punkte. Das kuriose Ergebnis: Nach dem Einsatz von AVG PC TuneUp waren die Werte in allen Kategorien niedriger. Vor der Anwendung ergab sich ein Gesamt-Score von 3.273 Punkten, danach waren es 3.136 Punkte. In unserem Test steigerte AVG PC TuneUp 16 die Performance nicht, sondern schwächte sie ab.
Auf der AVG-Webseite findet der Hilfesuchende einen FAQ-Bereich und Tutorial-Videos. Darüber hinaus gibt es ein Nutzerforum in englischer Sprache.
Wünscht der Nutzer eine individuelle Beratung, kontaktiert er das Support-Team per Telefon, Live-Chat oder Support-Formular. Für Hilfe bei der Behebung unserer Probleme im Test nutzen wir das Support-Formular. Der Support reagierte innerhalb eines Tages, allerdings erhielten wir den Hinweis, dass wir eine Testversion nutzen würden und eine persönliche Antwort erst beim Upgrade auf eine Kaufversion zu erwarten sei. Die Antwort-E-Mail enthielt lediglich einen Link zum englischsprachigen Forum.
Nachdem wir unseren Test-PC mit AVG PC TuneUp bereinigt hatten, traten Probleme mit anderen Programmen auf. Daher mussten wir die Änderungen wieder rückgängig machen. So funktionierte unser Benchmark-Tool PCMark 10 zunächst nicht mehr. Ebenso ließen sich Programme wie ein PDF-Tool gar nicht mehr starten. Es mussten die durch AVG PC TuneUp vorgenommene Änderungen manuell zurückgesetzt werden, um die volle Funktionalität unserer PCs wiederherzustellen.
Als irritierend bei der Bedienung empfanden wir die mehrfache Anordnung einiger Programmfunktionen in verschiedenen Untermenüs.
Bei AVG PC TuneUp 16 sollte der Nutzer auf die 1-Klick-Wartung verzichten und die Optimierungen manuell verwenden. Daher eignet sich dieses Programm vornehmlich für Anwender mit technischen Hintergrundkenntnissen.