Rennfahrer werden

Rennfahrer werden

Was sich zunächst vielleicht verrückt anhört und unmöglich erreichbar scheint, ist im Grunde genommen relativ einfach: Rennfahrer werden. Tatsächlich sind es im Wesentlichen nur fünf Schritte, die es zu bewältigen gilt:

  • Motorsportverein finden
  • Übungstraining absolvieren
  • Rennlizenz erwerben
  • Fahrerausrüstung anschaffen
  • Dem jeweiligen Sport entsprechendes Vehikel mieten oder kaufen

Früh übt sich

Bereits im Alter von sechs Jahren ist ein Einstieg in den Motorradrennsport mit dem „Pocket Bike“ möglich. Ab dem Alter von acht Jahren können Kinder ihre ersten Erfahrungen im Autorennsport sammeln.

Wenn der Sohn oder die Tochter also bereits früh Ambitionen in diese Richtung entwickelt, können Eltern ihm oder ihr doch mal einen Schnupperkurs in Bambini-Klassen beim Kart oder beim Jugendkart-Slalom gönnen. Viele Motorsport-Clubs unterhalten Jugendkart-Teams, denn der Kartsport legt die Grundlagen für die folgenden Motorsportklassen und wird auch als Grundschule des Motorsports bezeichnet. Nicht nur spätere Formel-1-Größen wie Sebastian Vettel, Alain Prost, Ayrton Senna und Michael Schumacher starteten dort einst ihre Rennkarrieren, sondern auch eine Mehrheit der aktuellen Motorsportprofis im deutschsprachigen Raum. Hier eine kurze Übersicht, ab welchem Alter welche Aktivitäten im Bereich Autorennsport möglich sind:

  • Ab dem 8. Lebensjahr: Einstieg in den Kartsport
  • Ab dem 10. Lebensjahr: Junior-Karts (Cross-Karts) im Autocross-Bereich
  • Ab dem 15. Lebensjahr: Beifahrer im Rallyesport
  • Ab dem 16. Lebensjahr: Serientourenwagen, Nachwuchs-Formelserien im Rundstreckenbereich
  • Ab dem 18. Lebensjahr: Alle Klassen

Wer den Traum hegt, Rennfahrer zu werden, sollte möglichst früh an dessen Realisierung arbeiten. Dazu bedarf es in der Regel der Unterstützung und Förderung durch die Eltern und einen Verein oder Coach.

Zu alt für die Bambini-Klasse?

Doch auch für Späteinsteiger gibt es Mittel und Wege, sich den Traum von der Karriere als Rennfahrer noch zu erfüllen. Bevor sich der angehende Rennfahrer jedoch im Übereifer für den Lizenzlehrgang einschreibt, ist es ratsam, zunächst die praktische Seite des Sports aktiv und aus erster Hand mittels eines Übungstrainings zu erfahren.

Dieses kann ein Einsteiger bei einem der über 2.000 Motorsportvereine in Deutschland in der Regel problemlos absolvieren. Sollte das Training zu einer erhöhten Adrenalin- und Endorphinausschüttung führen und das Interesse danach erst richtig erblühen, hilft der Verein als Anlaufstelle mit Infos zur weiteren Vorgehensweise.

In jedem Fall empfiehlt sich, auch wenn es nicht vorgeschrieben ist, die Teilnahme an einem Fahrlehrgang, in dem für den Rennsport nötige Fahrmanöver vermittelt und trainiert werden.

Der Weg zur Motorsport-Lizenz

Ein normaler Führerschein genügt natürlich nicht. Ein Motorsportler benötigt eine entsprechende Lizenz. In keinem Fall sollte sich der Rennsportbegeisterte dazu hinreißen lassen, an nicht lizensierten Rennen teilzunehmen. Die offiziellen Sicherheitsrichtlinien sind nur bei entsprechend lizensierten Rennen gewährleistet. Die Achtung der offiziellen Sicherheitsrichtlinien ist im Gegenzug Grundvoraussetzung für den Erwerb einer Motorsport-Lizenz. Eine spezielle Fahrschule samt Prüfung existiert jedoch nicht.

Vor Erwerb einer Lizenz muss sich der angehende Motorsportler für Sportart und Fahrzeugklasse entscheiden. Hinsichtlich der Kosten bestehen durchaus große Unterschiede, eine Rechnung mit spitzer Feder lohnt sich also. Jede Lizenz gilt jeweils für ein Kalenderjahr und muss nach dessen Ablauf erneut beantragt werden. Weitere Infos zur Beantragung einer Rennlizenz erhalten Interessenten in unserem Ratgeber.

Nur eine Kostenfrage?

Was man in jedem Fall nicht wegdiskutieren und übersehen sollte, ist die Tatsache, dass Motorsport ein vergleichsweise teures Hobby ist. Anders als beim Fußball, Basketball oder Tennis ist der Finanzbedarf eines Rennfahrers von Beginn an groß. Bereits im Kartsport müssen Nachwuchs-Rennfahrer viel investieren.

Meist sind also finanzstarke Eltern gefordert. Doch auch Sponsoren oder Förderungs-Einrichtungen wie die ADAC Stiftung Sport oder die Deutsche Post Speed Academy sorgen für Abhilfe und schaffen Entlastung. Dieser Weg einer entsprechenden Förderung steht allerdings nur demjenigen offen, der entsprechendes Talent mitbringt und dies als Fahrer auf der Strecke zeigen kann.

Investitionen sind nicht nur in die Lizenz und die Trainingsumgebung zu erbringen, sondern zunächst in den persönlichen Schutz. Eine Ausrüstung bestehend aus Helm mit HANS-System, zweilagigem Rennoverall, feuerfester Unterwäsche, Handschuhen, Schuhen und Balaclava (Sturmhaube) schlägt mit mindestens 1.600 Euro zu Buche. Derzeit müssen alle Ausrüstungsgegenstände die FIA-Prüfnorm 8856-2000 erfüllen. Jeweils nach fünf Jahren sollten alle Komponenten ersetzt werden. Zumindest einen Rennwagen muss der angehende Motorsportler zu Beginn in der Regel nicht selbst erwerben, sondern kann diesen mieten. Mietgebühr, Streckennutzungsgebühr, Turnierteilnahmegebühren und Benzinkosten sind ebenfalls nicht zu unterschätzen.

HANS-System

Helme für den Einsatz in Sprint-Cars, Sport-, GT- und Tourenwagen, Formel- und Rennwagen sind in der Regel mit HANS-Aufnahmesystemen ausgestattet. Dies steht für „Head And Neck Support“, also „Kopf- und Nacken-Stütze“.

Doch Erfolg im Kart allein genügt nicht zwangsweise, um eine Chance zu haben, Profi-Rennfahrer zu werden. Wer den Einstieg geschafft hat und finanziell ausgestattet ist, muss bei Rennen konstant gute Leistungen zeigen, was auch mentale Stärke und körperliche Fitness erfordert. Rennfahrer wirken auf der Strecke hohen Kräften entgegen. Daher bedingt der Rennsport auch immer die Notwendigkeit eines regelmäßigen Krafttrainings im Fitnessstudio.

Gerade im Motorsport spielen auch PR und Marketing eine enorme Rolle. Daher sieht sich auch ein Nachwuchsrennsportler bereits mit vereinzelten Presseterminen konfrontiert, welche sich natürlich mit zunehmendem Erfolg mehren. Dies bedeutet wiederum einen enormen Zeitaufwand und erfordert eine vollständige Hingabe an den Sport.

Alles auf eine Karte?

Als Nachwuchssportler sollte man jedoch niemals allein auf die Profikarriere setzen, sondern in jedem Fall über ein zweites berufliches Standbein verfügen. Die Liebe zum Automobil vorausgesetzt, bietet sich beispielsweise ein Job in der Automobilbranche an.

Motorsport ist eine Gefahrensportart. Dessen sollte sich jeder Rennfahrer immer bewusst sein. Ein wichtiger Ratschlag sei deshalb zuletzt erteilt: Formel-1-Weltmeister werden nur die wenigsten, die sich für Rennsport interessieren und diesen aktiv betreiben. Daher sollte jeder Interessent den Rennsport keinesfalls verbissen, sondern in Ruhe und mit aller Gelassenheit angehen. Sportsgeist und der Wille, realistische Ziele zu erreichen, sind die nötigen Voraussetzungen, die jedem den Einstieg in den Motorsport ermöglichen und Freude in diesem Hobby finden lassen.