Der ADAC Unfallschutz Motorsport ist nur in Verbindung mit einer allgemeinen privaten Unfallversicherung buchbar. Das Leistungsspektrum ist enorm und bietet eine umfassende Absicherung. Zwar bleibt das Serviceangebot mit den ADAC-Unfallhelfern singulär, die Vertragsbedingungen, das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Präsentation des Produkts sind jedoch wenig überzeugend.
Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e.V., ADAC, bietet exklusiv für Inhaber einer Motorsportlizenz des DMSB eine Unfallversicherung an. Dabei handelt es sich um eine private Unfallversicherung, die neben den Risiken bei Motorsport-Veranstaltungen inklusive Training auch den Schutz einer herkömmlichen Unfallversicherung zu Hause, im Beruf, im Straßenverkehr und beim Ausüben von Hobbies einschließt. Der Versicherungsschutz gilt weltweit. Neben der Unfallversicherung bietet der ADAC keine weiteren Versicherungsprodukte aus dem Bereich Motorsport an.
Die Prämien- und Leistungsstruktur der ADAC Motorsport Unfallversicherung unterscheidet nicht zwischen Automobilsport und Motorradsport. Sie beruht auf einer Einteilung sowohl der Prämien als auch der Leistungen in vier fest vordefinierte Pakete. Dies sind die vier Tarife U20, U40, U60 und U100. Eine individuelle Anpassung der Einzelleistungen im Detail ist nicht vorgesehen.
In jedem Tarif ist Folgendes enthalten: eine Grundversicherungssumme im Falle der Invalidität mit 250 Prozent Progression, eine Leistung im Todesfall, ein Krankenhaustagesgeld, eine Sofortleistung bei Schwerverletzung, ein Anteil an Bergungskosten und kosmetischen Operationen sowie exklusiv beim ADAC auch eine Unfall-Hilfeleistung und eine Übergangsleistung. Letztgenannte ist jedoch nur deshalb vonnöten, da die Auszahlung eines Krankenhaustagesgeldes auf maximal 20 Tage beschränkt ist. Die Unfall-Hilfeleistung umfasst etwa Finanzhilfen zum behindertengerechten Umbau eines Hauses. Diese Leistung wird nur ab einem bleibenden Invaliditätsgrad von 25 Prozent ausgezahlt.
Leistung | Tarif U20 | Tarif U40 | Tarif U60 | Tarif U100 |
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Grundsumme | 20.000 Euro | 40.000 Euro | 60.000 Euro | 100.000 Euro |
Mit Progression | 50.000 Euro | 100.000 Euro | 150.000 Euro | 250.000 Euro |
Krankenhaustagesgeld | 10 Euro | 15 Euro | 20 Euro | 25 Euro |
Übergangsleistung ab 21. Tag | 500 Euro | 1.000 Euro | 1.500 Euro | 2.000 Euro |
Übergangsleistung ab 43. Tag | 1.000 Euro | 2.000 Euro | 3.000 Euro | 4.000 Euro |
Sofortleistung bei Schwerverletzung | 1.500 Euro | 2.000 Euro | 2.500 Euro | 3.000 Euro |
Kosmetische Operationen | bis 2.000 Euro | bis 3.000 Euro | bis 4.000 Euro | bis 5.000 Euro |
Bergungskosten | bis 2.000 Euro | bis 3.000 Euro | bis 4.000 Euro | bis 5.000 Euro |
Unfall-Hilfeleistung | bis 5.000 Euro | bis 6.000 Euro | bis 7.000 Euro | bis 8.000 Euro |
Todesfallleistung | 5.000 Euro | 6.000 Euro | 7.000 Euro | 10.000 Euro |
Die Prämienzahlung ist standardisiert jährlich zu entrichten. Allerdings gestattet der ADAC auch halbjährliche, vierteljährliche und monatliche Ratenzahlung zu Zuschlägen von zwei, vier, respektive fünf Prozent. Die Preise enthalten bereits die 19-prozentige Versicherungssteuer. Die Tabelle zeigt eine Übersicht der Jahresprämien für die verschiedenen Leistungspakete:
Pramie | Tarif U20 | Tarif U40 | Tarif U60 | Tarif U100 |
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Jahresprämie | 155,90 Euro | 279,50 Euro | 402,65 Euro | 646,80 Euro |
Punkten kann die ADAC Motorsport Unfallversicherung durch einige weitere Zusatzleistungen, die Konkurrenzprodukte nicht bieten. So sind in allen Tarifstufen psychosoziale Betreuung, psychologische Hilfe, Hilfe bei Pflegebedürftigkeit, ein Fahrtraining von maximal drei Stunden für Invaliden, deren Fahrzeug umgebaut werden musste, die Überführungskosten im Todesfall sowie Beratungs- und Informationsangebote inkludiert.
Die Vertragslaufzeit beträgt zunächst ein Jahr. Allerdings verlängert sie sich automatisch stillschweigend um ein weiteres Jahr. Möchte der Versicherungsnehmer beziehungsweise die Versicherungsnehmerin das Vertragsverhältnis kündigen, muss er oder sie spätestens einen Monat vor Ablauf des Versicherungsjahres eine schriftliche Kündigung einreichen. Eine Widerrufsfrist erwähnt der ADAC in den Versicherungsbedingungen gar nicht erst, allerdings muss das 14-tägige Widerrufsrecht ohne Begründung des oder Versicherungsnehmenden auch hier gewährleistet sein.
Die Progression der Invaliditätsleistung erfolgt nach Gliedertaxe. Bis zu einem Invaliditätsgrad von 25 Prozent erfolgt die Zahlung nach Gliedertaxe, zwischen 26 und 50 Prozent wird die Leistung für jedes zusätzliche Prozent verdreifacht, zwischen 51 und 74 Prozent versechsfacht. Ab einem Invaliditätsgrad von 75 Prozent erhält der Versicherungsnehmer das 2,5-Fache der Versicherungssumme.
Zur Veranschaulichung eine Beispielrechnung
Nach Gliedertaxe beträgt der Invaliditätsgrad bei Gehörverlust auf einem Ohr 30 Prozent. Im Tarif U100 beträgt die Grundversicherungssumme 100.000 Euro. Bis zu einer Invalidität von 25 Prozent erfolgt die Zahlung rein nach Gliedertaxe, das heißt 25.000 Euro. Für jedes weitere Prozent der Invalidität – in diesem Fall also fünf Prozentpunkte – wird die Leistung verdreifacht, was weiteren 15 Prozent der Grundsumme, 15.000 Euro, entspricht. Die Gesamtleistung beträgt also 40.000 Euro.
Die Progression der Unfallversicherung entfällt vollständig ab einem Alter von 76 Jahren. Ein Vertragsneuabschluss der Pakete U20 und U40 ist ebenfalls nur für Personen unter 76 Jahren, jener der Tarife U60 und U100 sogar nur unter 66 Jahren möglich. Das Krankenhaus-Tagesgeld wird für eine maximale Dauer von 20 Tagen ausgezahlt, was die Existenz einer Übergangsleistung überhaupt erst nötig werden lässt. Interessanterweise ist ausgerechnet bei Motorsport-Wettbewerben und Trainings die Verdopplung der maximalen Progression bei Verkehrsunfall ausgeschlossen – eine für eine Motorsportversicherung etwas fragwürdig anmutende Praxis.
Als Besonderheit preist der Anbieter die Tatsache an, dass die Progression bereits einem relativ niedrigen Invaliditätsgrad von 26 Prozent greifen würde. Dies ist im Vergleich mit anderen Anbietern jedoch eher die Regel als eine positiv zu betonende Ausnahme. Volle Invaliditätsleistung gewährt der ADAC ab 75 Prozent dauerhafter Beeinträchtigung. Dass es auch einfacher und transparenter gehen kann, beweist beispielsweise die RaceCover von Jodexnis und clickvers.de, die völlig ohne derartige Prozentrechnungen auskommt und bei Invalidität pauschal die volle Summe gewährt.
Als wahre Zwei-Klassen-Versicherung entpuppt sich das Produkt hinsichtlich der bei Unfallversicherung durchaus gängigen Unterteilung der Leistungsgewährung nach Berufsgruppen: Hat ein Versicherungsnehmer beruflich überwiegend körperliche Arbeit zu verrichten oder kommt er im Zuge seiner Arbeit in Kontakt mit gefährlichen Stoffen, wird bei einem Unfall nur 70 Prozent der Invaliditäts- oder Todesfall-Leistung gewährt.
Insgesamt scheinen die Vertragsbedingungen, wie gerade angeführte Beispiele zeigen, eher darauf ausgelegt, möglichst viele „Hintertürchen“ offen zu lassen und Bedingungen für Leistungen beziehungsweise Gründe für eine Leistungsverweigerung zu beschreiben.
Die Website des ADAC zur Motorsport-Versicherung wirkt etwas altbacken und bietet nur ein Minimum an Informationen zum Versicherungsprodukt. Zum Download stehen drei PDF-Dateien bereit. Die erste Datei beinhaltet die Versicherungsbedingungen und Informationen zum ADAC Unfallschutz. Die zweite Datei enthält einen Prospekt des ADAC mit allgemeinen Informationen zum Unfallschutz Motorsport. Tatsächlich preist er jedoch in wenig übersichtlicher Weise vorrangig die allgemeinen Vorzüge einer Unfallversicherung an und listet abschließend kurz die Tariftabellen. Wenige Informationen beziehen sich hingegen konkret auf den Motorsportbereich.
Die Versicherungsbedingungen sind relativ knapp gehalten und beinhalten doch in relativ unübersichtlicher Manier zahlreiche Bedingungen und Ausschlüsse von Leistungen unter bestimmten Voraussetzungen. Ein genaues Studium der Bedingungen im Detail lohnt sich also allemal. Die dritte Datei ist das Antragsformular zum Ausdrucken.
Funktionen zur Online-Schadensmeldung und ein Beitragsrechner existieren zwar auf der Homepage des ADAC, sind jedoch nicht direkt von der Motorsport-Versicherungsseite aus verlinkt und daher nur mittels Stichwortsuche auffindbar. Ebenso verhält es sich mit einem äußerst umfangreichen FAQ-Bereich, der sich allerdings allgemein auf Unfallversicherungen des ADAC bezieht und nicht spezifisch auf die Motorsport-Versicherung zugeschnitten ist. Der Vertragsabschluss ist online nicht möglich, sondern muss auf postalischem Weg erfolgen.
In Sachen Beratung und Support lässt der Service des ADAC keine Wünsche offen. Von Montag bis Samstag steht von 8:00 bis 19:00 Uhr eine kostenfreie Beratungs- und Servicehotline zur Verfügung. Eine 24-Stunden-Notfall-Hotline steht jederzeit bereit. Selbstverständlich sind auch E-Mail-Support und ein Online-Kontaktformular vorhanden. Eine Beratung vor Ort in einer Niederlassung ist ebenfalls im Bereich des Möglichen.
Wahrhaft Pluspunkte in unserem Test kann der ADAC jedoch mit seinen Unfallbetreuern sammeln. Diese bieten VersicherungsnehmerInnen individuelle Hilfe, sollten sie einen Unfall erleiden. Zu ihren Leistungen zählen:
Dieser Service ist unter den Produkten in unserem Test einmalig und kann offenbar nur von einer entsprechend großen Institution wie dem ADAC angeboten werden.
Die Auswahl aus vier Paketen für alle Motorsportarten ist zwar übersichtlich, bietet VersicherungsnehmerInnen jedoch keinerlei Spielraum bei der individuellen Gestaltung der Leistungsstruktur des ADAC Unfallschutz Motorsport. Neben den Standardleistungen enthalten alle Pakete umfangreiche Zusatzleistungen in Form von 250 Prozent Progression, Beihilfe bei kosmetischen Operationen, Bergungskosten, Unfall-Hilfeleistung, Übergangsleistung und Sofortleistung. Allerdings fallen die Leistungen selbst im umfangreichsten Paket relativ mager aus. Zwar ist auch ein Krankenhaustagesgeld inkludiert, dafür ist dessen Zahlung zeitlich beschränkt und fällt vergleichsweise niedrig aus.
Die Vertragsbedingungen sind vergleichsweise unübersichtlich und formulieren zahlreiche Bedingungen und Leistungsausschlüsse. Geradezu als diskriminierend kann der kategorische Ausschluss älterer Personen von der Versicherung bezeichnet werden. Nachbesserungsbedarf besteht auch hinsichtlich des Informationsangebotes auf der Website, die dieses Versicherungsangebot geradezu als etwas stiefmütterlich behandelt wirken lässt.
Absolut überzeugend ist jedoch das Beratungs- und Serviceangebot, das sogar mit Unfallbetreuern aufwarten kann, welche im Ernstfall die Organisation aller Eventualitäten für den Versicherungsnehmer übernimmt.