Merinowolle richtig pflegen

Merinowolle richtig pflegen

Es hat die Form einer Wolke und die Farbe von altem Schnee am Straßenrand: das Merinoschaf, aus dem die hochwertige und von Outdoor-Enthusiasten geliebte Merinowolle gewonnen wird. Doch wie pflegen Sie Kleidung aus diesem Material richtig?

Tolle Wolle

Die Wolle von Merinoschafen war schon in vergangenen Jahrhunderten ein begehrtes und kostbares Gut. Einst wurden die Schafe ausschließlich in Spanien gezüchtet; illegalen Exporteuren drohte die Todesstrafe. Heutzutage ist die Merinoschafzucht weit verbreitet. Die meisten Merinoschafe leben in Australien, dem weltweit größten Wollproduzenten. Merinoschafe sind nicht nur für die Qualität der Wolle bekannt, sondern auch Spitzenreiter in der Menge, die pro Schaf gewonnen wird.

Zahlreiche Vorteile kennzeichnen Kleidungsstücke aus Merinowolle. Sie sind hygienisch, atmungsaktiv und angenehm zu tragen. Besondere Beliebtheit genießt Merinowolle unter Outdoor-Liebhabern wie Bergwanderern, und zwar wegen folgender drei Eigenschaften: der Temperaturregulierung, der Geruchsneutralität und des Ausgleichs des Feuchtigkeitshaushalts. Merinowolle hält bei Kälte warm und kühlt bei Hitze. Keratin, das Protein, aus dem Wolle hauptsächlich besteht, baut geruchsbildende Bakterien ab Nicht zuletzt nimmt der Stoff Feuchtigkeit von der Haut auf und gibt sie nach außen ab. Da die Fasern auch viel Feuchtigkeit aufnehmen, fühlt sich die Oberfläche bei einem Feuchtigkeitsgehalt von bis zu einem Drittel des Trockengewichts immer noch trocken an. Wenn die Wolle Feuchtigkeit aufnimmt, entsteht Absorptionswärme und das Kleidungsstück wird um bis zu zehn Grad Celsius erwärmt.

Merinowolle richtig Reinigen

Eine angemessene Pflege ist essenziell, damit Sie Ihre wertvolle Merinokleidung so lange wie möglich nutzen können. Achten Sie auf die Herstellerangaben. Oft wird Merinowolle nämlich mit anderen Fasern vermischt, was die Wascheigenschaften des Kleidungsstücks beeinflussen kann. Da sie antibakteriell und geruchsneutral sind, müssen Kleidungsstücke aus Merinowolle nicht oft gewaschen werden. Meist genügt es sie ausgiebig zu lüften – am besten bei feuchtem Wetter, da beim Verdampfen Schmutzpartikel und Gerüche abtransportiert werden.

Wird Merinokleidung falsch gereinigt, beispielsweise bei zu hohen Temperaturen oder mit ungeeignetem Waschmittel, drohen Eingehen, Verfilzung und Verhärtung. Dieses darf keine Enzyme enthalten, insbesondere Protease ist schädlich. Bei Woll- oder Feinwaschmitteln ist dies nicht immer gegeben. Auch von Weichspüler und Bleichmittel ist abzuraten. Am besten ist pH-neutrales Waschmittel. Falls Sie unterwegs sind und kein Waschmittel dabeihaben, genügt auch normales Shampoo. Die vorwiegend alkalischen Vollwaschmittel sind für Merinowolle ungeeignet.

Maschinenwäsche

Anders als gewöhnliche Wolle darf Merinowolle in der Waschmaschine gereinigt werden. Geraten wird zum Pflegeleicht-Programm oder zum Wollwaschgang bei maximal 40 Grad Celsius. Beladen Sie die Maschine maximal bis zur Hälfte. Waschen Sie helle und dunkle Kleidung getrennt, um Abfärbung zu vermeiden. Besonders wichtig ist es, Reiß- und Klettverschlüsse zu schließen. Merinowolle reißt nämlich leicht und kann somit durch kantige oder raue Oberflächen in der Waschmaschine beschädigt werden. Zudem ist darauf zu achten, die Merinokleidung nicht zu stark oder lange zu schleudern: 600 Umdrehungen pro Minute sind ausreichend.

Handwäsche

Auch bei der Handwäsche sollten Sie kein heißes Wasser nutzen. Lassen Sie die Kleidung zunächst in der Spüle einweichen. Geben Sie einen kleinen Schuss Waschmittel ins Wasser und drücken Sie die Kleidung sanft nach unten. Wringen, Reiben und Kneten können zu Schäden führen. Etwa 5 bis 15 Minuten sollten Sie für die Handwäsche einplanen. Spülen Sie im Anschluss die Kleidung ausgiebig mit kaltem oder lauwarmem Wasser aus. Beim letzten Spülgang können Sie etwas Essig nutzen, um Kalkrückstände zu entfernen.

Chris, das Rekordschaf

Im Jahr 2015 wurde in Australien zufällig ein verwildertes Merinoschaf gefunden. Das Schaf, das später Chris getauft wurde, war dermaßen mit Wolle zugewuchert, dass es kaum noch laufen konnte. Bei einer 45 Minuten langen Schur wurde Chris von etwa 40 Kilogramm Merinowolle befreit – eine lebensrettende Maßnahme. Damit erhält er den Rekord für die größte Menge an geschorener Schafswolle.

Hinweise zum Trocknen

Geben Sie Kleidung aus Merinowolle keinesfalls in den Wäschetrockner. Auch die Heizung ist für den Stoff zu heiß. Des Weiteren sollten sie solche Kleidungsstücke nicht in die Sonne hängen, besonders nicht an heißen Tagen. Im Idealfall legen Sie sie auf den Wäscheständer und stellen diesen nach draußen in den Schatten. Sie können die Kleidung zwar auch aufhängen, im schlimmsten Fall könnte das jedoch zur Verformung führen. Bügeln sollten Sie die Kleidung nicht, allerdings neigt Merinowolle ohnehin nicht zum Zerknittern und zu Falten.

Kleidungsstücke aus Merinowolle Reparieren

Bei Merinowolle kann es schnell zu Rissen oder Löchern kommen. Kontakt mit kantigen Gegenständen wie Reißverschlüssen, starke Reibung oder Motten können Merinokleidung beschädigen. Am besten beugen Sie den Beschädigungsursachen durch vorsichtigen Umgang vor. Tauchen dennoch Löcher und Risse auf, können Sie diese per Hand stopfen – am besten mit einem Seidenfaden. Von einer Nähmaschine wird abgeraten, da per Hand ein präziseres und schonenderes Arbeiten möglich ist.


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