Die bekanntesten Fair-Trade-Siegel

Die bekanntesten Fair-Trade-Siegel

In Zeiten von Globalisierung und Klimawandel stehen die Begriffe Nachhaltigkeit und Fairness hoch im Kurs. In einem kapitalistischen System, in dessen Schatten soziale Ungleichheiten und Plünderung natürlicher Ressourcen gedeihen, rückt der Gedanke an einen fairen Handel zunehmend in die Köpfe jener, die durch kleine Beiträge etwas verändern möchten. Fair Trade steht seit rund zwei Jahrzehnten für einen nachhaltigen Handel: Produkte und Unternehmen, die ein Fair-Trade-Label tragen, helfen dabei, die Welt ein bisschen ausgeglichener zu machen.

Ein Siegel ist besser als kein Siegel

Im Laufe der Jahre, in denen „Fair Trade“ ein bekannter Begriff wurde, hat sich die Anzahl der Siegel und Labels rapide erhöht. Für den Endnutzer ist es bei aller Transparenz nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Etwa 70 Prozent der als „Fair Trade“ gekennzeichneten Produkte sind „Bio“. Auch wenn nicht alle Fair-Trade-Siegel Bio-Zertifikate sind, ist ein Fair-Trade-Siegel eine gute Sache, auf das Sie auf jeden Fall achten sollten, wenn Sie das nächste Mal im Supermarkt stehen.

Zu den beiden größten Fair-Trade-Organisationen der Welt gehören die World Fair Trade Organization sowie Fairtrade International. Seit 2009 sind beispielsweise die International Fair Trade Association und das Network of European Worldshops Teil der WFTO. Die Dachorganisation ist eines der größten globalen Netzwerke, zu dem fast 400 Organisationen in über 70 Ländern zählen. Das Unternehmen Fairtrade International ist nicht nur eine Dachorganisation, sondern auch ein eingetragenes Warenzeichen: Zwar lautet de Schreibweise für kontrollierten Handel eigentlich „Fair Trade“, die Marke schreibt sich hingegen Fairtrade.

Die WFTO - World Fair Trade Organiziation

Die WFTO hat es sich zum Ziel gesetzt, die Situation sozial benachteiligter Produzenten zu verbessern und die Kooperation von Fair-Trade-Organisationen zu fördern. Damit eine Organisation Teil des Netzwerks werden darf, muss es einen dreiteiligen Monitoring-Prozess durchlaufen. Um den Prozess zu koordinieren, haben sich regionale Vertretungsgremien gegründet; in Europa ist es die WFTO Europe.

Der Standard der World Fair Trade Organization besteht aus zehn Prinzipien, welche die Mitglieder einhalten müssen. Sie reichen von der Transparenz bis zum Umweltschutz. In regelmäßigen Abständen werden die einzelnen Organisationen überprüft und können auch wieder ausgeschlossen werden, wenn sie gegen die Prinzipien verstoßen. Wer sich daran hält, darf seit 2013 das hauseigene Label WFTO Guaranteed Fair Trade tragen. Im Gegensatz zu anderen Labels handelt es sich hierbei nicht um ein reines Produktsiegel, sondern um eine Auszeichnung, welche die gesamte Organisation erhält. Sie kann dann selbst entscheiden, ob sie das Label auf all ihren Produkten tragen möchte.

Die FLO – Fairtrade Labelling Organizations International

Zu den bekanntesten Fair-Trade-Siegeln gehört das Label der Fairtrade International. Fairtrade Labelling Organizations International, wie der vollständige Name lautet, ist eine 1997 gegründete Dachorganisation. Fairtrade ist eine eingetragene Marke und zeichnet Produkte aus, bei deren Herstellung auf Nachhaltigkeit geachtet wurde. Im Gegensatz zum Label WFTO Guaranteed Fair Trade handelt es sich hierbei um ein reines Produktsiegel.

Die FLO International setzt sich dafür ein, dass Kleinbauern einen kostendeckenden Preis für ihre Waren erhalten, auch wenn die Preise auf dem Weltmarkt schwanken. Statt auf Pestizide und gentechnisch verändertes Saatgut sollen die Produzenten auf eine ökologische Bewirtschaftung setzen. Zwangs- und Kinderarbeit sowie Diskriminierung sind verboten, stattdessen werden Arbeitsrechte gefördert. Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung für die Angestellten sind ein Muss. Darüber hinaus können Projekte, die einen umweltschonenden Anbau, nachhaltige Energie- und Wassernutzung sowie den Gewinn neuer Ackerflächen ohne Waldrodung garantieren, vorfinanziert werden, um Farmen zu unterstützen.

Faire Shops

Neben den handelsüblichen Fair-Trade-Marken, die sich auf Produkten in diversen Geschäften finden lassen, gibt es Fair-Trade-Online-Shops. Einige dieser Anbieter, beispielsweise das Unternehmen El Puente, sind zudem Teil des Fair-Trade-Netzwerks World Fair Trade Organization, wodurch die Fair-Trade-Siegel der Online-Anbieter offiziell anerkannt werden.

Viele Labels, ein Ziel

Abseits dieser Dachorganisationen und Zusammenschlüsse gibt es auf der gesamten Welt mehrere Hundert Fair-Trade-Organisationen, die ihre Produkte mit entsprechenden Labels versehen haben. Viele der Organisationen arbeiten zusammen oder sind Teil eines größeren Netzwerks.

GEPA Fair+

GEPA – The Fair Trade Company ist Teil der European Fair Trade Association. Um sich zusätzlich als eigenständigen Akteur darzustellen, besitzt die GEPA ein eigenes Label. Das GEPA-Fair+-Zeichen prangt auf den Produkten des seit über 40 Jahren agierenden Handelsunternehmens, das zu den größten in Europa zählt. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Produkte benachteiligter Produzenten zu fairen Bedingungen zu importieren und hierzulande zu vermarkten. Die Gewinne des Unternehmens werden im fairen Handel angelegt. Damit soll den Handelspartner geholfen werden, ihre Landwirtschaft auf ökologischen Anbau auszurichten.

Produkte mit dem GEPA-Label sind seltener vorzufinden als die Produkte mit einem Label der großen Dachorganisationen. Die Auszeichnungsbedingungen der GEPA gelten als strenger. Das Unternehmen bemüht sich um die Zahlung fairer Preise, das Vorfinanzieren von Anbaumaßnahmen sowie langfristige Handelsbeziehungen. Auch die Verpackungen werden kontrolliert: Diese müssen recyclingfähig und möglichst aluminiumfrei sein. Damit die Vergabe der Label gerechtfertigt ist, beauftragt die GEPA Inspekteure, die in einem jährlichen Rhythmus überprüfen, ob die Standards eingehalten werden.

Naturland Fair

Das Zeichen Naturland Fair ist eine freiwillige Zusatzzertifizierung des Naturland-Bio-Anbauverbands. Der Verband für ökologischen Landbau ist seit 1982 aktiv und fördert den ökologischen Landbau weltweit. Naturland ist einer der größten Bio-Anbauverbände der Welt und geht über die Mindeststandards des EU-Bio-Siegels hinaus. Neben den ökologischen Standards berücksichtigt Naturland auch soziale Aspekte.

Die freiwillige Zusatzzertifizierung Naturland Fair, um die sich Hersteller bemühen können, aber nicht müssen, setzt sieben Hauptanforderungen voraus, die von Naturland vorgegeben werden:

  • Bestimmte Sozialrichtlinien
  • Verlässliche Handelsbeziehungen
  • Faire Erzeugerpreise
  • Regionale Rohstoffbezüge
  • Gemeinschaftliche Qualitätssicherung
  • Gesellschaftliches Engagement

Auf Grundlage von unabhängigen Kontrollberichten, die entweder von staatlich anerkannten Kontrollstellen oder auf Grundlage regelmäßiger Betriebsbesuche vorgelegt werden, entscheidet eine Kommission über die Zertifizierung.

Rainforest Alliance

Das Label der Rainforest Alliance ist genau genommen kein Fair-Trade-Siegel, sondern ein Nachhaltigkeitszertifikat. Die Rainforest Alliance rückt den fairen Handel nicht in den Mittelpunkt, fördert aber die sozialen und ökologischen Standards. Im Sommer 2020 gab die Organisation neue Standards heraus, die ab Sommer 2021 gelten und ab Sommer 2022 regelmäßig kontrolliert werden.

Demnach müssen die Farmer eine klimabewusste Landwirtschaft betreiben und dürfen keinen natürlichen Wald roden. Die Produzenten sollen selbst Risikoanalysen durchführen. Der ausgezeichnete Rohstoff muss sich vollständig zurückverfolgen lassen und zu mindestens 90 Prozent von Rainforest-Alliance-zertifizierten Farmen stammen. Darüber hinaus sind Kinder- und Zwangsarbeit sowie Diskriminierung und Gewalt am Arbeitsplatz verboten. Gewerkschaften, Betriebsräte und Beschwerdestellen müssen genehmigt werden. Im Zuge der neuen Standards kündigte das Unternehmen auch ein neues Zertifizierungssiegel an, welches ab dem 1. September 2020 auf den entsprechenden Produkten verwendet werden darf. Die Prinzipien werden regelmäßig von unabhängigen Kontrolleuren überprüft. Das Siegel gilt für drei Jahre; binnen dieses Zeitraums finden angekündigte und unangekündigte Kontrollen statt.

UTZ CERTIFIED

Die Stiftung UTZ gehört zur Rainforest Alliance. Ihr Siegel UTZ CERTIFIED ist eines der häufigsten auf Schokolade und Kaffee. Der Name UTZ leitet sich von der Bezeichnung „Utz Kapeh“ aus der Maya-Sprache ab und bedeutet so viel wie „guter Kaffee“. Die Kriterien von UTZ CERTIFIED beziehen sich auf das Management, den Anbau sowie die Ernte, die Arbeitsbedingungen und die Umwelt. Kinderarbeit ist verboten, ebenso besonders schädliche Pestizide. Gentechnisch veränderte Produkte müssen gekennzeichnet werden und Bodenerosion ist zu verhindern. Das UTZ-Certified-Zertifikat wird es in Zukunft jedoch nicht mehr geben, da es durch das neue Rainforest-Alliance-Siegel ersetzt wird. Das Zertifikat soll eine neue Markenidentität symbolisieren, nachdem sich Rainforest Alliance und UTZ im Jahr 2018 zusammengeschlossen haben.

Hand in Hand

Das Hand-in-Hand-Label ist das firmeneigene Siegel des Bio-Anbieters Rapunzel, das an externe Unternehmen vergeben wird. Das Hand-in-Hand-Programm berücksichtigt sowohl soziale als auch ökologische Kriterien und fördert nicht nur die Produktionsbedingungen, sondern auch die Produktqualität. Bei Ware, die mit dem Hand-in-Hand-Siegel versehen ist, handelt es sich nämlich auch zu 100 Prozent um Bio-Produkte. Regelmäßige Kontrollen garantieren die Einhaltung der Kriterien. Verstöße werden mit Sanktionen geahndet.

Das Zertifikat geht mit einem Fonds einher, der seit 1998 ökologische und soziale Projekte in den Ländern des globalen Südens unterstützt. Bis 2020 wurden aus diesem Fonds über 420 Projekte und Initiativen mit insgesamt 1,9 Millionen Fördergeldern finanziert. Den Großteil dieser Summe spendete die Rapunzel Naturkost GmbH, die ihres Zeichens Mitgründer des Fonds ist.