Essstäbchen-Etikette – Dos and Don‘ts

Essstäbchen-Etikette – Dos and Don‘ts

In vielen asiatischen Ländern sind Essstäbchen das wichtigste Utensil, um Speisen in den Mund zu befördern. So wie der Umgang mit Messer und Gabel hierzulande seine Eigenheiten hat, gibt es auch beim Essen mit Stäbchen einige Verhaltensweisen zu beachten. Wer in einem asiatischen Land oder bei asiatischen Personen einen positiven Eindruck hinterlassen möchte, sollte zumindest die wichtigsten Regeln kennen.

Andere Utensilien, andere Sitten

Die korrekten Tischmanieren sind in vielen asiatischen Ländern sehr wichtig. Dazu gehört auch der Umgang mit den Speiseutensilien – größtenteils Essstäbchen. So gibt es in Japan zum Beispiel für jede unhöfliche Geste mit einem Paar Essstäbchen einen Begriff. Andere asiatische Länder wie Korea oder China haben zwar nicht jedem Faux-pas einen eigenen Begriff zugeordnet, aber auch dort gibt es einige Dinge, die Sie mit den Stäbchen nicht machen sollte.

Wer in einem asiatischen Land auf Reisen ist, darf sich zwar einige Fehler leisten, aber wenn Sie mit AsiatInnen am Essenstisch sind, werden diese es schätzen, wenn Sie die wichtigsten Verhaltensregeln kennen und einhalten. In formellen Situationen wie einem Geschäftsessen hinterlassen Sie einen guten Eindruck.

Gemeinsamkeiten zwischen asiatischen Ländern

Eine der wichtigsten Regeln, die Japan, China und Korea gemeinsam haben, ist folgende: Stecken Sie Ihre Stäbchen nicht senkrecht ins Essen, vor allem nicht in eine Reisschüssel. Es mag zwar verlockend sein, weil die Stäbchen so nicht herunterfallen können, aber diese senkrecht im Essen zu lagern, wird je nach Region mit Begräbnis- oder Gedenkritualen assoziiert, teils mit beiden. Die Stäbchen ähneln Räucherstäbchen, die bei solchen Ritualen verwendet werden. Zudem assoziieren sie einige mit Grabsteinen. Es gibt auch den Brauch, bei Grabbesuchen Essen für die Verstorbenen zu hinterlassen. Hier sind die Stäbchen senkrecht im Essen platziert.

Unhöflich, aber verzeihlich

Die meisten Regeln stehen nicht im direkten Bezug zu Tod, sondern gelten nur als unhöflich, kindlich oder beleidigend. Es ist zum Beispiel unhöflich und je nach Region beleidigend, mit den Stäbchen auf Essen oder Personen zu zeigen. Wenn Sie also ein Schälchen vom anderen Tischende möchten, zeigen sie nicht mit den Stäbchen darauf, um der gegenübersitzenden Person zu sagen, was Sie haben möchten. Ebenso wenig sollten Sie eine Schale zu sich ziehen.

Eine Angewohnheit, der vor allem westliche StäbchenanfängerInnen verfallen, ist das Aufspießen der Speisen mit den Stäbchen. Ein Stück Fleisch oder Gemüse zu durchlöchern, wirkt unbeholfen und kindlich. Sie rücken sich selbst also ins schlechte Licht.

Die Gemeinschaft ist wichtig

Beim gemeinsamen Essen aus einer Schale oder mehreren kommunalen Schalen ist es wichtig, die Speisen zielstrebig mit den Stäbchen zu greifen und zur eigenen Schale zu führen. Wühlen Sie nicht lange, um das richtige Stück zu finden und legen Sie Essen auch nicht wieder zurück. Das ist nicht nur unhöflich, sondern wirkt auch so, als würden Sie nicht an andere denken, was kein Eindruck ist, den Sie in einer kollektivistischen Kultur hinterlassen möchten.

Sobald Sie das Essen mit den Stäbchen berührt haben, sollten Sie es zum eigenen Schälchen führen und essen. Sofern es Servierstäbchen oder andere Servierutensilien gibt, ist es nötig, diese anstatt der Essstäbchen zu nehmen. Falls es nur Essstäbchen gibt, nutzen Sie am besten deren saubere Oberseite, mit der Sie nicht essen.

Einige Verhaltensweisen wirken nahezu offensichtlich: Essstäbchen sind kein Spielzeug, also sollten sie auch nicht wie solches benutzt werden. Als Zahnstocher machen sie ebenfalls keine gute Figur. Vermeiden Sie, auf den Stäbchen zu kauen oder kleine Essensreste wie Reiskörner von den Stäbchen abzulecken; das wirkt unappetitlich. Weiterhin ist nicht gut, viele Geräusche mit den Stäbchen zu machen. In China ist es besonders problematisch, mit den Stäbchen gegen Geschirr zu klopfen, weil BettlerInnen in der Antike so auf sich aufmerksam gemacht haben.

Länderspezifische Unterschiede

Trotz der zahlreichen Gemeinsamkeiten zwischen asiatischen Ländern gibt es auch einige signifikante Unterschiede. In Korea zum Beispiel liegt neben den Stäbchen in der Regel ein Metalllöffel, um Suppe und Reis zu essen. Sie können auch einen Löffel mit Reis in die Suppe tauchen. Die Stäbchen kommen für alle anderen Speisen – Gemüse, Fisch und Fleisch – zum Einsatz. Halten Sie Stäbchen und Löffel am besten nicht in einer Hand, sondern legen erst ein Utensil ab, bevor Sie das andere nutzen.

Bei der Positionierung auf dem Tisch ist es wichtig, dass Löffel und Stäbchen auf der rechten Seite der Suppenschüssel platziert sind. Die genaue Reihenfolge von links nach rechts lautet: Reisschüssel, Suppe, Löffel und Essstäbchen. Auch diese Regel ist auf Beerdigungs- und Gedenkrituale zurückzuführen, wo die Geschirranordnung beim dazugehörigen Essen linksgerichtet ist.

Während es in Ländern wie China gang und gäbe ist, die Reisschale zum Mund zu führen, um den Reis einfacher essen zu können, darf sie in Korea keinesfalls angehoben werden – selbst über der Schüssel zu kauern, ist höflicher, als die Schüssel in die Hand zu nehmen.

Eine essenzielle Regel in Japan ist es, Speisen nicht von Stäbchen zu Stäbchen weiterzureichen (Hashiwatashi), da es direkt mit einem bestimmten Teil einer Beerdigung assoziiert wird: Wenn ein Körper eingeäschert wird, bleiben in der Regel noch kleine Knochenstücke übrig. Diese geben die anwesenden Familienmitglieder dann mit Stäbchen in die Urne.


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