Einstieg in die Aquarellmalerei

Einstieg in die Aquarellmalerei

Die Aquarellmalerei ist gerade unter Hobbykünstlern sehr beliebt. Sie ist vielseitig und regt zum Ausprobieren an. Die schönsten Ergebnisse entstehen dabei oft zufällig durch spontane Farbaufträge. Hinzu kommt der geringe Aufwand: Die benötigten Materialien sind äußerst überschaubar.

Die bunte Welt des Aquarells

Aquarellfarben sind sehr feine, nicht deckende Wasserfarben. Sie werden dünn und mit viel Wasser auf den Malgrund aufgetragen. Bereits getrocknete Farbschichten oder Papier schimmern durch Aquarellfarben hindurch. Künstler nutzen diese Tatsache, um besondere Effekte und eine leuchtende Farbigkeit zu erzielen. Bei der Aquarellmalerei gibt es keine weiße Farbe, solche Stellen werden stattdessen beim Malen ausgespart. Da sich die Farben einfach mischen lassen, laden sie zum Experimentieren ein.

Aquarellfarbe besteht im Wesentlichen aus Farbpigmenten und einem wasserlöslichen Bindemittel. Bei diesem Bindemittel handelt es sich in den meisten Fällen um Gummi Arabicum, das die praktische Eigenschaft hat, völlig farblos zu sein. Für Aquarellmalkästen werden Pigmente und Bindemittel in kleine Farbnäpfe zusammengepresst. Ein einfacher Malkasten enthält acht bis zwölf Farben, Ausführungen für Profis auch deutlich mehr. Mit einem feuchten Pinsel wird eine dünne Schicht des Pigments aus dem Farbnapf gelöst und auf dem Malgrund aufgebracht. Wenn das Wasser verdunstet ist, bleibt die Farbe zurück, die durch das Gummi Arabicum auf der Unterlage fixiert wird.

Das Malen mit wasserlöslichen Farben ist eine sehr alte Technik, die schon vor 4.000 Jahren in Ägypten bekannt war. Die eigentliche Aquarellmalerei – also Malerei mit lasierenden Farben – ist seit dem 9. Jahrhundert belegt. Die Technik wurde vor allem zur Kolorierung von Druckgrafiken verwendet. Albrecht Dürer (1471–1528) war wohl der Erste, der Aquarelle als eigenständige Kunstwerke schuf. Im 19 Jahrhundert verhalf der bedeutende englische Maler William Turner (1775–1851) der Aquarellmalerei zu großer Popularität. Viele seiner Künstlerkollegen nutzten daraufhin ebenfalls diese Technik. Die Aquarelle, die Paul Klee und August Macke auf ihrer gemeinsamen Tunisreise im Jahr 1914 malten, zählen zu den bekanntesten Kunstwerken ihrer Art.

Welches Zubehör brauche ich für Aquarellmalerei?

Für die Aquarellmalerei wird erfreulich wenig Material benötigt. Um mit dem Malen loszulegen, brauchen Kunstbegeisterte lediglich Farben, Pinsel, Papier und ein Wasserglas. Tücher und Schwämme nehmen überschüssige Feuchtigkeit auf und verhindern ungewolltes Verlaufen von Farbe. Ein harter Bleistift für Vorzeichnungen sollte ebenfalls zur Ausrüstung gehören.

Geeignetes Papier

Herkömmliches Papier ist zu dünn für die nasse Aquarellmalerei. Es würde sich wellen oder durchtränkt werden. Wählen Anfänger einen Malgrund, der als spezielles Aquarellpapier ausgewiesen ist, können sie im Grunde nichts falsch machen. Wer anderes Papier verwenden möchte, muss auf eine ausreichende Papierstärke achten. Es sollte eine Stärke von mindestens 200 Gramm, besser noch 300 Gramm haben. Je stärker das Papier ist, desto besser ist es für die Aquarellmalerei geeignet.

Bei der Auswahl des Papiers spielt die Oberflächenstruktur eine Rolle, da sie das Aussehen des fertigen Kunstwerks beeinflusst. Hierbei gibt es drei Kategorien: satiniert, matt und rau. Gängig sind auch die drei englischen Begriffe „hot pressed“, „cold pressed“ und „rough“. Satiniertes Papier hat eine feine, glatte Oberfläche. Diese reflektiert einfallendes Licht sehr gut, was die Leuchtkraft der Aquarellfarben verstärkt. Es ist weniger saugstark als gröberes Papier, weshalb es sich für Arbeiten mit wenig Wasser anbietet. Das Malen auf satiniertem Papier erfordert etwas Übung und ist für Anfänger weniger empfehlenswert.

Für Einsteiger bietet sich mattes Papier an. Sowohl nasse als auch trockenere Farbschichten können hier unkompliziert angelegt werden. Auf dieser Oberfläche kommen selbst feinere Motive schön zur Geltung. Raues Papier hat eine grobe Oberfläche, die nach dem Bemalen noch klar zu erkennen ist, was für interessante Effekte nutzbar ist. Für Malereien mit viel Wasser ist raues Papier sehr gut geeignet. Mit beschichtetem Papier werden Aquarellisten hingegen keinen Spaß haben. Aufgrund der Beschichtung können sich die Pigmente nicht richtig mit der Oberflächenstruktur verbinden. Die Farbe läuft dann am Papier herunter oder sammelt sich darauf.

Wellen im Papier vermeiden

Aquarellpapiere saugen Wasser auf und vergrößern ihr Volumen. Nach dem Trocknen weisen sie deshalb oft Wellen auf, die den Bildeindruck stören. Um zu vermeiden, dass sich das Papier wellt, wenden viele Künstler die Technik des Aufspannens an. Zunächst wird das Kunstwerk auch auf der Rückseite befeuchtet. Anschließend wird es mit speziellem Nassklebeband und unter viel Spannung auf eine Unterlage geklebt. Das Ergebnis ist ein planes Bild ohne Wellen.

Pinsel für Aquarellmalerei

Grundsätzlich kann fast jeder Pinsel für das Malen von Aquarellen benutzt werden, am besten funktioniert es aber mit speziellen Aquarellpinseln. Diese können besonders gut Wasser und Farbe aufnehmen. Vereinfacht gesagt gibt es zwei Pinselvarianten: Rund- und Flachpinsel.

Der Rundpinsel trägt seinen Namen, da die Borsten in einer runden Fassung stecken. Sie laufen zu einer Spitze zusammen, weshalb sich ein Rundpinsel vor allem für das Malen von Details eignet. Je nach Größe bringt ein Rundpinsel verschieden dicke Linien aufs Papier. Die erforderliche Pinselgröße hängt auch immer vom Bildgegenstand ab. Für detailverliebte florale Motive werden kleinere Pinsel benötigt als für Landschaftsmalerei. Für Anfänger reicht es meist aus, drei bis vier unterschiedlich große Rundpinsel zu besitzen.

Wer gut ausgerüstet sein möchte, sollte neben einigen Rundpinseln auch Flachpinsel besitzen. Der Flachpinsel hat im Gegensatz zum Rundpinsel keine Spitze, sondern gleich lange Borsten. Diese sitzen in einer breiten, flachen Fassung. Flachpinsel eignen sich gut für das Malen von Ecken und Kanten sowie für das Füllen von großen Flächen.

Aquarellpinsel werden mit Echt- oder Kunsthaar bestückt. Die für Echthaarpinsel verwendeten Haare stammen in der Regel vom Marder. Dessen Schweifhaare sind lang, weich und nehmen ohne zu tropfen viel Wasser auf. Pinsel aus Echthaar sind schon ab etwa zwei Euro erhältlich, wahre Qualität hat allerdings ihren Preis. Ein hochwertiger Rotmarderpinsel kann leicht mehr als 100 Euro kosten. Echthaarpinsel sind heutzutage nicht mehr unbedingt notwendig, um ein schönes Aquarell zu malen. Pinselspitzen aus Synthetikfasern sind ähnlich hochwertig und verursachen bei ihrer Produktion kein Tierleid.

Die Aquarellfarbe

Für Anfänger, die erst herausfinden wollen, ob ihnen die Aquarellmalerei überhaupt liegt, ist ein Aquarellmalkasten empfehlenswert. Der klassische Malkasten enthält alle Farben, die ein angehender Künstler braucht. Er hat üblicherweise eine ausklappbare Mischpalette, auf der munter ausprobiert werden kann. Manche Malkästen verfügen über Leerplätze für weitere, nachkaufbare Farben. Viele professionelle Künstler verwenden statt des Aquarellmalkastens Tubenfarben, die eine höhere Qualität aufweisen. Diese sind mitunter recht kostspielig. Dennoch lohnt sich ein Umstieg auf Tubenfarben, wenn der Anspruch an die eigene Malerei steigt.

Tücher und Schwämme

Die Aquarelltechnik kann relativ fehleranfällig sein, wenn mit zu viel Wasser gearbeitet wird. Farben, die nicht so verlaufen, wie sie sollen, lassen sich aber schnell aufhalten. Stoff- und Papiertücher sowie Schwämme sind ideale Mittel, um überflüssige Aquarellfarbe aufzunehmen. Schwämme sind zudem ein probates Mittel, um gewisse Strukturen wie Kies, Fels, Stein oder Blattwerk darzustellen. Dafür wird der Schwamm einfach in die Farbe getunkt und mit schwachem Druck auf das Papier gedrückt.

Wie wird mit Aquarell gemalt?

Wie bei vielen Maltechniken steht auch beim Aquarellieren am Anfang die Zeichnung. Bei gegenständlichen Motiven ist es unerlässlich, das Motiv auf dem Papier vorzuzeichnen. Dafür verwenden Sie am besten einen harten, leicht zu radierenden Bleistift. Für abstrakte Bilder ist eine Vorzeichnung nicht notwendig. Eine Grundregel der Aquarellmalerei ist, dass von hinten nach vorn gemalt, also mit dem Hintergrund begonnen wird. Wenn direkt in der nassen Farbe weitergemalt wird, kommt es zu schönen Verläufen, die auch als Lavierung bekannt sind. Das Übereinanderlegen von trockenen Malschichten hingegen nennt sich Lasur.

Lasurtechnik – nass auf trocken

Bei der Lasur wird eine neue, transparente Farbschicht über eine bereits getrocknete gelegt. Die darunterliegende Farbschicht scheint weiterhin durch. Auf diese Weise werden Hell-Dunkel-Abstufungen und Mischtöne erzeugt. Ebenjenes Farbzusammenspiel ist charakteristisch für Aquarellmalerei. Damit die Lasur funktioniert, muss die untere Malschicht vollständig getrocknet sein. Eine noch feuchte Schicht würde durch den erneuten Pinselstrich verschmiert werden. Weiterhin sollte das Übermalen schnell und mit wenig Druck erfolgen. Das Wasser, das beim mehrfachen Malen benutzt wird, würde die unterliegenden Pigmente „reaktivieren“, woraufhin der beabsichtigte Effekt verloren ginge.

Laviertechnik – Farbverläufe malen

Mit der Technik der Lavierung werden fast nahtlose Farbverläufe erreicht. Eine beliebte Einstiegsübung ist das Malen eines Himmels. Nicht nur an klaren Sommertagen lässt sich beim Blick nach oben feststellen, dass er zum Horizont hin immer heller wird. Dieser Effekt lässt sich mithilfe der Lavierung hervorragend nachahmen. Zunächst wird mit einem Pinsel Farbe aufgenommen und auf das obere Ende des Papiers gebracht. Für den Verlauf ist es vorteilhaft, den Maluntergrund in einem Winkel von 30 Grad zu halten. Ohne erneut Farbe aufzunehmen, wird eine zweite Linie unter der ersten gezogen. Beide Linien sollten sich leicht überlappen. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis der Pinsel keine Farbe mehr hat. Das Ergebnis ist ein Hintergrund mit einem Farbverlauf von kräftig nach schwach. Diese Technik lässt sich beliebig variieren, um andere Farbabstufungen zu erzielen.

Beim Lavieren müssen sich Maler nicht auf eine Farbe beschränken. Diese Malweise eignet sich auch hervorragend, um Farbübergänge zu gestalten. Aquarellfarben können ineinander gemalt werden. An einer gerade aufgetragenen Farbe wird einfach direkt mit einer anderen weitergemalt. Die verschiedenen Farben müssen dafür nur unbedingt noch feucht sein. Dabei gilt es zudem, eine Kleinigkeit zu beachten: Die feuchtere Farbe fließt in Richtung der trockeneren.


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