Sind spezielle Schuhe zum Tanzen nötig?

Sind spezielle Schuhe zum Tanzen nötig?

Wer das erste Mal einen Tanzkurs besucht, etwa Gesellschaftstanz, Jazz oder Urban, stellt vielleicht fest, dass Ihre MittänzerInnen ganz bestimmte Schuhe haben: solche, die speziell zum Tanzen konzipiert sind. Aber was ist das Besondere an Tanzschuhen? Sind sie tatsächlich nötig, um auf dem Parkett zu tanzen, oder genügen reguläre Schuhe?

Was ist das Besondere an Tanzschuhen?

Natürlich meistern Sie nicht plötzlich die Tanzschritte oder Choreographieren im Kurs, nur weil sie spezielles Schuhwerk haben, aber die richtigen Tanzschuhe machen das Erlernen und spätere Ausführen der Tänze weitaus einfacher. Sie können die erforderlichen Bewegungen besser ausführen als mit Straßenschuhen.

Das liegt vor allem an der Sohle. Straßenschuhe haben in der Regel entweder eine nahezu rutschfeste Gummisohle oder eine eher glatte Ledersohle. Für Tanzschritte wie Slides oder für Drehungen sind beide Eigenschaften unpraktisch. Sind die Schuhe zu glatt, haben Sie wenig Halt, fühlen sich deshalb mitunter unsicher und können schneller auf dem Parkett ausrutschen. Zu rutschfeste Sohlen bremsen unter anderem Drehungen, was nicht nur die Ausführung selbst behindert, sondern auch die Fußgelenke unnötig belastet.

Falsches Schuhwerk generell kann zu Fußproblemen wie Fehlstellungen führen, was durch die hohen Anforderungen an die Füße beim Tanzen nur gefördert wird. Auch auf Beine, Becken und Wirbelsäule kann sich falsches Schuhwerk auswirken.

Das klassische Sohlenmaterial bei Tanzschuhen für Gesellschaftstanz ist daher Chromleder. Es ist dank der rauen Oberfläche rutschfester als herkömmliches Leder, aber glatt genug, um mühelos über das Parkett zu gleiten und sich zu drehen. Auch bei Solotänzen wie Jazz oder Modern Dance kann Chromleder zum Einsatz kommen. Allerdings sind Chromledersohlen nicht für den alltäglichen Gebrauch auf der Straße geeignet. Es gibt aber straßentaugliche Tanzschuhe mit Kunststoffsohle und sogar einige Glattlederschuhe, die für das Tanzen optimiert sind.

Weiterhin sind Tanzschuhe im Vergleich zu Straßenschuhen im ähnlichen Stil leichter und flexibler, vor allem am Vorderfuß. Das lässt sich vor allem an Herren-Tanzschuhen gut sehen, die optisch einem klassischen Businessschuh ähneln. Letztere sind hart, fest und können ein beachtliches Gewicht haben, während ähnlich aussehende Tanzschuhe sich teils sogar am Mittelfußbereich weit biegen lassen.

Passende Schuhe für jeden Tanz

Wer sich das erste Mal im Tanzsportgeschäft umsieht, wird mit einer unübersichtlichen Zahl Schuhen konfrontiert. Diejenigen, die beispielsweise Spitzenschuhe für Ballet benötigen, finden schnell geeignete Produkte. Bei anderen Tanzstilen ist die Suche nach dem passenden Schuhtypen nicht so simple. Oft bezieht sich der alleinige Begriff „Tanzschuhe“ auf Modelle für den Gesellschaftstanz, während Schuhe für Solotänze oft mit dem Namen des Tanzstils spezifiziert werden. Prinzipiell eigenen sich viele Schuhe aber auch für mehrere Tanzstile, auch wenn sie vorwiegend im namensgebenden Sport zum Einsatz kommen. Hinzu kommen sogenannte Dance Sneaker, bequeme turnschuhähnliche Modelle mit breitem Anwendungsbereich.

Schuhe für Gesellschaftstanz

Gesellschaftstanz ist der Sammelbegriff für eine festgelegte Anzahl an Standard- und Lateinamerikanischen (Latein) Tänzen, die als Paar getanzt werden. Zu den Standardtänzen zählen Langsamer sowie Wiener Walzer, Tango, Foxtrott, Slowfox und Quickstep, während Latein-Tänze Jive, Salsa, Rumba, Samba und Cha Cha Cha umfassen.

Schuhe für Gesellschaftstanz sind sehr spezifisch: Männer tragen formell aussehende Halbschuhe mit kleinem Absatz, Frauen entweder im Zehenbereich offene oder geschlossene Absatzschuhe. Schuhe für Standardtänze heißen jeweils Damen- oder Herren-Standard, solche für lateinamerikanische Tänze dementsprechend Damen- oder Herren-Latein. Theoretisch können Sie auch mit Lateinschuhen Standardtänze tanzen und umgekehrt, da sich die Typen sehr ähnlich sind.

Damen-Tanzschuhe

Lateinschuhe für Frauen sind im Zehenbereich offen und ähneln Sandaletten, während Standardschuhe wie Pumps vorne geschlossen sind. Zudem sind Lateinschuhe im Vorderfuß flexibler als Standardschuhe, da Sie bei vielen Bewegungen den Fuß auf den Ballen absetzen. Beide Arten sind mit einer Gelenkfeder aus Metall, Kunststoff oder Metall ausgestattet. Dabei handelt es sich um eine Schiene, die im Schuhboden platziert ist, um den Mittelfuß zu stützen. Bei Lateinschuhen ist diese zugunsten der Flexibilität gekürzt.

Sowohl Standard als auch Lateinschuhe kommen mit verschiedenen Absatzhöhen und Formen. Der bekannte Hersteller Diamant hat sogar einen Lateinschuh mit einem 2,8 Zentimeter Blockabsatz entworfen, der sich zusätzlich für West-Coast-Swing-Tanzrichtung eignet. Wer möchte, kann auch mit einem 8,0 Zentimeter Absatz tanzen. Hinterkappe und Riemen sorgen bei beiden Arten für einen sicheren Halt beim Tanzen, wobei die Vorder- und Hinterkappe bei Standardschuhe sowohl verbunden als auch getrennt sein kann. Einige Lateinschuhe besitzen keine Hinterkappe, aber solche Schuhe sind eher für erfahrene TänzerInnen geeignet.

Herren-Tanzschuhe

Tanzschuhe für Herren ähneln den klassischen Schürschuhen, die bei formellen Events sowie im Business-Bereich zum Einsatz kommen.  Sie sind nur wie bereits beschrieben leichter, flexibler und mit einer rauen Ledersohle versehen. Als Obermaterial dienen vorwiegend schwarzes Lack- oder Glattleder, aber auch Nubukleder und synthetische Textilien kommen mittlerweile zum Einsatz.

Weiterhin haben Herren-Tanzschuhe einen kleinen Absatz, der die Fersendrehung erleichtern soll. Bei Standardschuhen beträgt die Absatzhöhe höchstens 2,5 Zentimeter, während die bei Lateinschuhen höher ist. Typisch sind 3,5 bis 4,0 Zentimeter. Die Höhe ist bewusst gewählt, um Lateintänze besser zur Geltung zu bringen, etwa in dem sie den Hüftschwung schmeicheln. Im Vergleich zu Standardschuhen sind sie noch flexibler, da keine Stahlfeder im Mittelfußbereich eingearbeitet ist.

Trainingschuhe

Eine besondere Art von Damen-Tanzschuhen sind Trainingsschuhe. Dabei handelt es sich um Schnürschuhe mit einem breiten Absatz von 3,5 bis 4,5 Zentimetern, der die Füße bei langen Tanzeinsätzen schont. TanztrainerInnen tragen sie oft, wenn sie über den Tag verteilt viel unterrichten, aber auch für Lernende sind Trainingsschuhe ideal, um Technik und Fußarbeit für Gesellschaftstanz zu üben.

Multitalent Dance Sneakers

Neben Gesellschaftstänzen gibt es noch zahlreiche spezielle Tänze, die sich allein, zu zweit oder in Gruppen tanzen lassen. Einige erfordert besonderes Schuhwerk, etwa Stepptanzschuhe mit Metallbeschlag an den Sohlen, Hard- und Softshoes für Irish Dance oder Spitzenschuhe für Ballett. Für viele Tanzstile, darunter Jazz, Modern Dance, Line Dance oder Streetdance, sind sogenannte Dance Sneaker unter TänzerInnen mittlerweile sehr beliebt. Optisch ähneln sie zwar Turnschuhen oder Freizeit-Sneakers, aber sie sind genau für den Tanzsport optimiert.

Viele Tanz-Sneakers sind mit einer geteilten Sohle ausgestattet: Der Mittelfußbereich bleibt frei, sodass der Schuh sehr biegsam ist. Diese Art Sohle ermöglicht es Ihnen, den Fuß maximal zu Strecken und zu beugen, was vor allem für Stile wie Jazz und Modern Dance von Vorteil ist. Es gibt auch Sneakers mit durchgehender Sohle, die etwas weniger biegsam sind.  Sie sind unter anderen hervorragend für Hip-Hop und Urban Tanzstile, die bodennah ablaufen.

Viele Schuhe sind auch mit speziellem Drehpunkt versehen, der Drehungen auf der Tanzfläche erleichtert. Bei Dance Sneakers mit durchgehender Sohle finden sich auch jeweils ein Drehpunkt an Ballen und Ferse, um den Flexibilitätsgewinn einer geteilten Sohle auszugleichen. Drehpunkte tendenziell in straßentauglichen Dance Sneakers mit Kunststoff- oder Gummisohle eingearbeitet, bei rauem Leder sind sie nicht erforderlich, da das Material bereits hervorragende Dreheigenschaften hat.


Teaserbild: © KONSTANTIN SHISHKIN / stock.adobe.com | Abb. 1: © JackF / stock.adobe.com | Abb. 2 - 3: © tarczas / stock.adobe.com | Abb 4: © Studio Romantic / stock.adobe.com