ENRA hat sich auf E-Bike- und Fahrradversicherungen spezialisiert und bietet in unserem Vergleich die größte Tarifauswahl. Allerdings fehlen den Tarifen einige Leistungen, die bei der Konkurrenz zum Versicherungsschutz gehören, etwa Schäden durch Verschleiß. Zudem ist die Preisstruktur aufgrund der Tarifvielfalt sehr unübersichtlich.
Das holländische Unternehmen ENRA hat seit dem Jahr 2007 auch einen Sitz in Deutschland und konzentriert sich ganz auf E-Bikes und Fahrräder. Nach anderen Versicherungen sucht man hier vergebens. Dafür bietet ENRA bei ihren Fahrrad- und E-Bike-Versicherungen eine besonders große Tarifauswahl. Verbraucher können bei ENRA E-Bikes mit einem Kaufpreis zwischen 100 und 10.000 Euro versichern, was in unserem Vergleich die größte Preisspanne ist. Allerdings sind E-Bikes nur bis zu sechs Monate nach dem Kauf online versicherbar. Für ältere Modelle muss der Besitzer einen mit ENRA verpartnerten E-Bike-Fachhandel aufsuchen und dort den aktuellen Wert des Zweirads festlegen lassen.
ENRA-Kunden wählen aus vier Bausteinen, die sie nach Bedarf auch miteinander kombinieren können:
Mit dem DIEBSTAHLSCHUTZ versichern Verbraucher ihre E-Bikes gegen Diebstahl, Teilediebstahl und Vandalismus. Zudem beinhaltet dieser Tarif eine Rechtsberatung. Der Pick-up-Service umfasst eine 24/7-Hotline, über die Versicherte Hilfe anfordern und den Rücktransport organisieren, etwa nach Unfällen, Defekten oder Diebstählen ihrer E-Bikes während einer Tour. Im Gegensatz zum Pick-up-Service von ClickVers und OnlineVersicherung.de, die den Geltungsbereich auf Deutschland und Österreich beschränken, gilt er europaweit in über 40 Ländern. Der Tarif RUNDUMSCHUTZ enthält die Leistungen der Bausteine DIEBSTAHLSCHUTZ und PICK-UP-SERVICE sowie zusätzlich den REPERATURSCHUTZ. Letzterer umfasst folgende Schäden:
Positiv fällt ENRA damit auf, dass der Versicherungsschutz weltweit für unbegrenzte Zeit gilt, während die anderen Anbieter in unserem Test die Dauer von Auslandsaufenthalten auf sechs Wochen oder sechs Monate begrenzen. Eine sinkende Akku-Kapazität aufgrund von Verschleiß fällt allerdings nicht unter den RUNDUMSCHUTZ, ebenso wenig Akkuschäden durch Kurzschluss, Überspannung oder Induktion. Diese Leistungen bietet der hinzubuchbare Tarif AKKU-PLUS. Der Verschleiß des Akkus ist dabei ab dem siebten Monat nach Vertragsbeginn versichert, wenn die Akku-Kapazität weniger als 50 Prozent gemäß Herstellervorgabe beträgt.
ENRA-Kunden können die vier Bausteine folgendermaßen kombinieren:
In den Versicherungsbedingungen der ENRA finden sich vergleichsweise viele Ausschlüsse. So sind im Gegensatz zu den übrigen E-Bike-Versicherungen in unserem Vergleich Schäden durch Verschleiß vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Lediglich Verschleißschäden am Akku können Kunden mit dem Tarif AKKU-PLUS versichern, im RUNDUMSCHUTZ ist diese Leistung aber nicht enthalten. Die Kosten für die Reparatur von Schäden durch unsachgemäße Handhabung bekommen Versicherte für jedes versicherte Bauteil nur einmal erstattet. Teile, die nicht fest mit dem E-Bike verbunden sind oder zu seiner Funktion gehören, sind nicht mitversichert, es sei denn, dies wurde vertraglich vereinbart. Die separate Akku-Versicherung ist nur für E-Bikes, deren Kauf nicht weiter als sechs Monate zurückliegt, möglich.
Darüber hinaus haben Versicherte keinen Anspruch auf die Leistungen des Pick-up-Services, wenn sie den Schaden selbst verursacht haben oder ihnen der Schaden vor Fahrtantritt bekannt war. Außerdem sind folgende Schäden generell vom Versicherungsschutz ausgeschlossen:
Die Preise für den ENRA-Versicherungsschutz richten sich nach den gewählten Bausteinen, der Vertragslaufzeit und Zahlungsweise sowie dem Kaufpreis des E-Bikes. Die vergleichsweise vielen Faktoren und die große Tarifauswahl machen den Kostenvergleich und die Preisstruktur schwer durchschaubar und komplex. Eine Ausnahme hiervon bilden die Bausteine PICK-UP-SERVICE und AKKU-PLUS, die unabhängig von Laufzeit, Zahlungsweise und Kaufpreis 2,00 beziehungsweise 4,96 Euro kosten. Bei der Kombination mehrerer Bausteine addieren sich deren Kosten, ohne dass Versicherte eine Vergünstigung erhalten.
In puncto Vertragslaufzeit und Zahlungsweise wählen Verbraucher bei allen Tarifen zwischen den folgenden Möglichkeiten:
Warum jede Laufzeit jeweils an eine bestimmte Zahlungsweise gekoppelt ist, wird nicht klar. Die Kündigungsfrist beträgt bei allen drei Optionen einen Monat zum Vertragsende, andernfalls verlängert sich der Vertrag unabhängig von der vereinbarten Laufzeit automatisch um weitere zwölf Monate. Die maximal mögliche Vertragslaufzeit begrenzt ENRA auf sieben Jahre. Je länger die gewählte Mindestvertragslaufzeit ausfällt, umso niedriger fällt der monatliche Beitrag aus. Folgende Übersicht präsentiert einige Kostenbeispiele für den Tarif RUNDUMSCHUTZ, welchen wir aufgrund einer besseren Vergleichbarkeit gewählt haben.
Kaufpreis E-Bike | Monatliche Kosten Jahresvertrag | Monatliche Kosten Dreijahresvertrag | Monatliche Kosten Fünfjahresvertrag |
---|---|---|---|
1.000 € | 12,50 € | 6,25 € | 5,19 € |
2.500 € | 14,99 € | 7,50 € | 6,22 € |
5.000 € | 27,49 € | 13,74 € | 11,40 € |
7.500 € | 39,98 € | 19,99 € | 16,59 € |
10.000 € | 49,98 € | 24,99 € | 20,74 € |
Den niedrigsten Jahresbeitrag für den RUNDUMSCHUTZ bezahlen Kunden, wenn sie ein E-Bike mit einem Kaufpreis zwischen 100 und 1.500 Euro mit einer fünfjährigen Laufzeit versichern. Ihre E-Bike-Versicherung kostet sie dann einmalig 311,13 Euro, was umgerechnet 5,19 Euro monatlich entspricht. Damit liegt ENRA in unserem Vergleich an der Spitze. Ein anderes Bild ergibt sich jedoch bei gleichem Kaufpreis und einer Laufzeit von einem Jahr. Mit monatlichen Gebühren von 12,50 Euro liegt ENRA deutlich über dem Preis der Konkurrenz. Zudem erhöhen sich die zu zahlenden Beiträge mit steigendem E-Bike-Kaufpreis vergleichsweise stark, und einige Leistungen, die der Versicherungsschutz der anderen Anbieter beinhaltet, fehlen – insgesamt also das schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis in unserem Test.
Zumindest hinsichtlich deutscher Website-Besucher hat ENRA seinen Domainnamen nicht besonders günstig gewählt: Unter ENRA.de erreichen Nutzer nämlich eine Hundefutterseite. Zur Internetpräsenz von ENRA gelangen sie über ENRA.eu. Die Website selbst ist übersichtlich aufgebaut und präsentiert alle wichtigen Informationen sowie einen Tarifrechner auf einer Seite. Lediglich die Optionen zur Kontaktaufnahme, zur Schadenmeldung und zur Rechtsberatung sind etwas versteckt: Nutzer finden sie am linken Rand hinter einem Mouseover-Feld. Auf der Startseite wären auch diese Informationen nutzerfreundlicher platziert.
Um zu ihrer Tarifauswahl mit den zu zahlenden Beiträgen zu gelangen, geben Nutzer den Kaufpreis ihres E-Bikes inklusive Sicherheitsschloss, das Kaufdatum, die gewünschte Vertragslaufzeit sowie ihre Postleitzahl in den Rechner ein.
Gut gefällt uns bei ENRA, dass der Versicherer eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Schadenfall bereitstellt. In der Anleitung finden Nutzer auch einen Link zum Schadenformular, das als PDF zum Download bereitsteht. Versicherte drucken es im Falle eines Schadens aus, nehmen es mit zu ihrem ENRA-Fachhändler und füllen es mit ihm zusammen aus. Um die Weiterleitung des Formulars zu ENRA kümmert sich der Fachhändler. Andere Optionen zur Schadenmeldung, etwa über ein Online-Formular oder per Telefon, stehen hier allerdings nicht bereit. Mit allgemeinen Fragen wenden sich Kunden und Interessierte per E-Mail oder Telefon an den Versicherer. Wir fragten im Rahmen unseres Tests per E-Mail, innerhalb welcher Zeit Versicherte einen Schaden melden müssen, und erhielten innerhalb von zwei Werktagen eine freundliche und hilfreiche Antwort.
Die E-Bike-Versicherung von ENRA punktet in unserem Vergleich mit der größten Tarifauswahl sowie dem zeitlich unbegrenzt und weltweit geltenden Versicherungsschutz. Wer ein E-Bike mit einem Kaufpreis unter 1.500 Euro für fünf Jahre und mit einmaliger Zahlung versichert, profitiert von einem vergleichsweise günstigen Beitrag. Im Gegensatz zu ClickVers und OnlineVersicherung.de, die den Kaufpreis versicherbarer E-Bikes auf 6.000 Euro beschränken, können Verbraucher bei ENRA auch teurere Zweiräder bis zu 10.000 Euro versichern. Für kürzere Vertragslaufzeiten und teurere E-Bikes bezahlen Kunden allerdings mehr als bei den anderen Anbietern im Test. Zudem fällt ENRA mit vergleichsweise vielen Ausschlüssen negativ auf. Für E-Bike-Fahrer, die sich nicht an einer langen Vertragslaufzeit stören und mit ihrem Zweirad öfter ausgedehnte Touren im Ausland unternehmen, eignet sich der ENRA-Versicherschutz aber gut.