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Bewertung
7,1
Pro
  • Leseliste
  • Vorlesefunktion
  • Leseansicht
  • Websites kommentieren und versenden
Kontra
  • Sehr wenige Erweiterungen verfügbar
  • Hoher Arbeitsspeicherbedarf
  • Unbefriedigende Benutzerführung
  • Keine Themes
FAZIT

Microsoft hat mit Edge einen vielversprechenden Nachfolger für den Internet Explorer eingeführt. Aber nach mehr als zwei Jahren scheint der neue Browser immer noch in den Kinderschuhen zu stecken. Auch wenn die Unterschiede klein sind: In einigen Bereichen reicht Edge nicht ganz an andere große Browser heran.

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Bewertungskriterien
Browser
Funktionen
Usability und Design
Erweiterbarkeit
Synchronisation
Sicherheit und Datenschutz
Systemvoraussetzungen
Performance

Edge Test

Browser7,10

Alles neu und besser wollte Microsoft mit Edge machen, dem Nachfolger des vielkritisierten Internet Explorer. Der Neue von Microsoft wurde Mitte 2015 gemeinsam mit Windows 10 veröffentlicht. Ähnlich wie der Internet Explorer ist er eng mit dem Betriebssystem verzahnt, eine Deinstallation ist so gut wie unmöglich. Windows 10 war, abgesehen von dem der Xbox One, auch lange das einzige Betriebssystem, auf dem Edge lief. Erst seit November 2017 sind mobile Versionen für Android und iOS erhältlich.

Wirklich Fahrt aufnehmen konnte Edge bislang allerdings noch nicht. Obwohl er auf jedem neuen PC mit Windows 10 vorinstalliert ist, betrug sein weltweiter Marktanteil im Januar 2018 laut den Statistiken von statcounter.com nur 1,89 Prozent. Zum Vergleich: Der Marktanteil des Internet Explorer lag da immer noch bei 3,2 Prozent, also bei fast doppelt so viel. Zum Vergleich: Marktführer Chrome kommt auf 56,3 Prozent.

Vielleicht hängt die Unbeliebtheit von Edge auch damit zusammen, dass der Browser nicht Google, sondern Bing als Suchmaschine voreingestellt hat. Microsoft will so offenbar der hauseigenen Suchmaschine den Rücken stärken. Das könnte ein Fehler sein, denn (Vorsicht, steile These!) Google ist mittlerweile im Bewusstsein der Nutzer fest als Bestandteil des Internet verankert. Bing liefert ihnen nicht das Internet-Erlebnis, das sie erwarten. Auch wenn es einfach ist, ändern viele nie die voreingestellte Suchmaschine. Da Browser und Suchmaschine als Einheit wahrgenommen werden, wird Edge so zu einer insgesamt enttäuschenden Erfahrung.

Funktionen8,00

Edge bringt einige klug gewählte und benutzerfreundliche Funktionen mit, die bei anderen Browsern nicht selbstverständlich sind. Besonders gut gefällt die Leseansicht, die Online-Artikel in einem vereinfachten Layout ohne störende Werbung darstellt. Manchmal schießt die Funktion jedoch über das Ziel hinaus und entfernt auch Videos und Bilder, die Teil des Artikels sind.

Microsoft hat Edge auch eine Leseliste spendiert, die im Prinzip mit Diensten wie Pocket oder Instapaper vergleichbar ist. Allerdings gibt es an der Umsetzung einiges zu bemängeln. Zum einen wird die Leseliste genauso wie die Einstellungen in eine schmale Sidebar gequetscht. Zum anderen stehen die Artikel in der Leseliste nicht offline zur Verfügung. Insgesamt ist die Leseliste keine Alternative für Anwender, die Pocket gewohnt sind.

Der Browser als Vorleser

Seit dem Fall Creators Update für Windows 10, das Ende 2017 veröffentlicht wurde, kann Edge Websites laut vorlesen. Für deutsche Texte wählt der Nutzer aus drei Stimmen: Katja, Hedda und Stefan. Die Lesegeschwindigkeit ist anpassbar. Unverständlichereeise steht die Vorlesen-Funktion in der Leseansicht nicht zur Verfügung. Das ist schade, denn so werden auf vielen Websites auch Navigationselemente vorgelesen, die nicht zum Artikel gehören.

Nutzer von Edge können Websites mit Notizen versehen und sie dann in Microsoft OneNote speichern oder teilen. Das ist vor allem für Nutzer von Touchscreen-Geräten mit Stifteingabe interessant, die Websites fast wie Papier bekritzeln können, was mit der Maus nicht so einfach ist. Als Alternative für Desktops oder Laptops bieten sich Textnotizen an, die ähnlich funktionieren wie die Kommentare in Microsoft Word oder in PDF-Programmen.

Usability und Design7,90

Optisch fügt sich Edge gut in das kantige, flache Design von Windows 10 ein. Edge zeigt Miniaturbilder der Websites, wenn der Anwender sich mit dem Maus-Cursor über die Tab-Leiste bewegt. Mit einem Button in der Tab-Leiste können Nutzer auch eine Tab-Vorschau anzeigen. Diese nimmt allerdings viel Bildschirmplatz ein – einfacher und praxistauglicher ist das Anzeigen des Vorschaubildes per Mouseover. Praktisch ist die Funktion „Diese Tabs für später speichern“, die links in der Tab-Leiste zu finden ist. Damit legt der Anwender sozusagen temporäre Lesezeichen aller geöffneten Tabs an, die Tabs selbst werden geschlossen. Wenn der Anwender die Tabs wiederherstellt, werden sie aus der Liste der für später gespeicherten Tabs gelöscht.

Hell und dunkel und nichts dazwischen

Im Gegensatz zu Firefox und Chrome sind für Edge keine Themes verfügbar. Der Anwender kann lediglich zwischen einem hellen und einem dunklen Design wählen. Die Bedienungselemente nehmen relativ viel Bildschirmplatz ein – mehr als bei Chrome, etwa so viel wie bei Firefox mit normaler Dichte der Benutzeroberfläche. Der Browser wirkt dadurch etwas plump. Eine Möglichkeit, die Benutzeroberfläche zu skalieren (wie bei Vivaldi) oder die Dichte der Benutzeroberfläche zu erhöhen, so dass die Icons näher zusammenrücken und weniger Platz einnehmen, wie bei Firefox, ist bei Edge nicht vorgesehen.

Bei den Einstellungen kommt keine Freude auf

Ärgerlich ist, dass Edge die Einstellungen in eine schmale Seitenleiste quetscht, deren Breite sich nicht ändern lässt. So lange der Anwender sich mit minimaler Kontrolle über seinen Browser zufrieden gibt und nur die Standardeinstellungen öffnet, bleibt die Übersichtlichkeit zwar gewahrt, aber sobald er in die erweiterten Einstelllungen geht, drängt sich zu viel Inhalt auf zu wenig Platz. Und das obwohl Edge relativ wenige Konfigurationsmöglichkeiten anbietet. Andere Browser können beispielsweise Browserdaten wie Verlauf und Cookies nach einem bestimmten Zeitraum wie einer Woche oder einem Monat automatisch löschen. Edge löscht sie entweder nach jeder Sitzung oder behält sie auf unbestimmte Zeit, bis der Anwender sie manuell löscht.

Weder Verlauf noch Lesezeichen sind bei Edge durchsuchbar. Das ist auf den ersten Blick zwar eine Kleinigkeit, dürfte aber für manche Anwender ein echter Dealbreaker sein. Es ist eines dieser Details, die in Summe dazu führen, dass Edge trotz interessanter Ansätze so wirkt, als sei bei der Entwicklung die Benutzerführung nicht konsequent durchdacht worden.

Erweiterbarkeit7,50

Beim Erweiterungs-Format hält sich Microsoft an den Standard Browser Extensions. Erweiterungen für Edge sind also bis auf minimale Unterschiede kompatibel mit denen für Chrome, Firefox und Opera.

Microsoft bietet Entwicklern sogar ein automatisches Konvertierungswerkzeug an, mit dem sie Chrome-Erweiterungen für Edge fitmachen können. Dennoch ist das Angebot mager. Im Microsoft Store passen alle verfügbaren Erweiterungen auf nur eine Seite – es sind im Februar 2018 gezählte 92. Mit den Tausenden von Erweiterungen von Firefox und Chrome kann Edge also nicht mithalten. Wichtige Erweiterungen wie Ghostery, Pocket, Tampermonkey, uBlock Origin und Evernote sind allerdings verfügbar.

Leider kann im Microsoft Store nicht gezielt nach Edge-Erweiterungen gesucht werden. So lange ihre Anzahl so niedrig bleibt, ist das allerdings auch nicht zwingend nötig.

Synchronisation4,30

Die gute Nachricht ist: Edge synchronisiert Lesezeichen, Passwörter und die Leseliste mit anderen Geräten. Die schlechte Nachricht ist: die Synchronisation ist einer der Bereiche, in denen Edge unangenehm eng mit Windows 10 verzahnt ist. Sie wird nicht in Edge selbst konfiguriert, sondern in den Windows-Einstellungen. Selbstverständlich ist dafür ein Microsoft-Konto nötig.

Eine Feineinstellung der Synchronisation ist nicht möglich. Entweder die Browser-Synchronisation ist eingeschaltet oder nicht. Der Anwender hat keine Möglichkeit, beispielsweise nur die Lesezeichen zu synchronisieren, nicht aber die Passwörter und die Einstellungen.

Sicherheit und Datenschutz8,30

Microsoft selbst lobt die Sicherheit von Edge in höchsten Tönen. Der Browser sei sicherer als Firefox und Chrome, behauptet der Konzern. Diese Aussagen beziehen sich allerdings nur auf die Erkennung von Phishing und Malware durch die Sicherheitskomponente SmartScreen, die laut einer Studie tatsächlich eine höhere Erkennungsrate aufweist als ihre Pendants bei den Konkurrenten.

Das ist allerdings nur ein Teilaspekt des Themas Browser-Sicherheit. Ein ganz anderes Bild zeichnet der jährlich abgehaltene Hacking-Contest Pwn2Own. Bei dieser Veranstaltung demonstrieren die teilnehmenden Hacker ihre Fähigkeiten an unterschiedlichen Internet-Browsern. 2017 war Edge der meistgehackte Browser, während keiner der Teilnehmer einen Erfolg mit Chrome vorweisen konnte.

Viel sicherer als sein Vorgänger

Allerdings hat Microsoft bei der Browser-Sicherheit seit den Zeiten von Internet Explorer (den heute aus Sicherheitsgründen niemand mehr verwenden sollte) deutliche Fortschritte gemacht. Mit Edge hat sich das Unternehmen von der Unterstützung diverser unsicherer Standards wie etwa ActiveX getrennt, allein schon das bringt einen deutlichen Zugewinn an Sicherheit. Zudem werden Websites nun in einer Sandbox ausgeführt, so dass Schadcode so gut wie keine Möglichkeiten hat, auf den Rechner zuzugreifen.

Systemvoraussetzungen6,00

Edge und Windows 10 gehen Hand in Hand. Für andere Desktop-Betriebssysteme ist der Browser nicht verfügbar. Das macht ihn uninteressant für Anwender, die zwischen unterschiedlichen Betriebssystemen wechseln.

Auch mobile Versionen waren lange nicht verfügbar. Zumindest das hat sich mittlerweile verbessert. Im November 2017 wurden Edge-Versionen für Android und iOS veröffentlicht, wodurch der Browser für Smartphone-Nutzer, die ihre Lesezeichen mit dem Desktop synchronisieren möchten, deutlich interessanter wurde.

Da die Desktop-Version von Edge nur gemeinsam mit Windows 10 zu haben ist, entsprechen die Systemvoraussetzungen des Browsers denen des Betriebssystems. Mindestens ein Prozessor mit einem Gigahertz sollte es sein, darüber hinaus verlangt die 32-Bit-Version 1 Gigabyte Arbeitsspeicher und 16 Gigabyte Festplattenplatz, die 64-Bit-Version ist mit 2 Gigabyte Arbeitsspeicher und 20 Gigabyte Festplattenplatz etwas anspruchsvoller.

Performance7,50

Die Benchmark-Ergebnisse von Edge sind durchwachsen. Eine sehr gute Leistung zeigt der Browser aus Redmond bei JetStream 1.1. Mit 201,26 Punkten scheidet er um ein Viertel besser ab als Browser auf Chromium- oder Firefox-Basis, die alle nur knapp mehr als 150 Punkte erreichen. Bei anderen Benchmarks ist Edge allerdings bestenfalls durchschnittlich. Bei ARES-6 1.0.1, einem reinen JavaScript-Benchmark, ist Edge mit 85,43 Sekunden sogar der Letztplatzierte. Spitzenreiter Chrome bewältigt die Aufgaben in nur 29,39 Sekunden.

Die Startgeschwindigkeit von Edge konnten wir nicht messen, da der Browser nicht mit dem für den Test verwendeten PassMark AppTimer zusammenarbeitet. Edge ist allerdings auch tief in das Betriebssystem integriert, Microsoft wendet vermutlich den ein oder anderen Trick an, um die gefühlte und gemessene Startzeit zu verringern. Solche Möglichkeiten stehen den Entwicklern anderer Browser nicht zur Verfügung, daher würde eine Messung der Startzeit auch zu keinem vergleichbaren Ergebnis führen.

Edge macht den Arbeitsspeicher voll

Während sich Edge ohne geöffnete Websites mit 137 Megabyte Arbeitsspeicher bescheidet, liegt die Arbeitsspeicherbelegung mit 20 geöffneten Websites völlig jenseits der Werte anderer Browser. Auf 2,44 Gigabyte kommt Edge da, das ist rund doppelt so viel, wie die meisten anderen Browser benötigen. Browser sind seit der Einführung von Tabbed-Browsing wahre Speicherfresser – die anderen Browser haben das Problem allerdings erkannt, ihre jüngsten Versionen sind deutlich weniger speicherhungrig als ältere Ausgaben. Edge hat in diesem Bereich einiges aufzuholen.

Zusammenfassung7,10

Richtig glücklich macht Edge nicht. Es ist zwar schön, dass Microsoft sich von seiner Altlast Internet Explorer getrennt hat und stattdessen einen modernen, von Grund auf neu einwickelten Browser mit Windows ausliefert, aber auch die anderen Browser entwickeln sich weiter. Microsoft muss ich bemühen, mit ihnen Schritt zu halten. Ein geringes Erweiterungsangebot, nur mäßig überzeugende Usability und hoher Arbeitsspeicherbedarf bei mehreren gleichzeitig geöffneten Websites sind gute Gründe gegen den Browser. Auch der Umstand, dass Edge ein dankbares Ziel für Hacker zu sein scheint, spricht nicht unbedingt für ihn.

Interessant ist Edge vielleicht für Nutzer eines Microsoft-Surface-Tablets mit Stiftbedienung. Sie können Websites mit handschriftlichen Notizen versehen und versenden. Anwender, die sowieso Microsoft OneNote verwenden, profitieren von der guten Integration des digitalen Notizbuchs. Weitere Zusatzfeatures, mit denen sich Edge profilieren will, lassen sich bei anderen Browsern leicht mit Erweiterungen nachrüsten. Sie allein sind kein Grund, zu Edge zu wechseln.