Die häufigsten Unfallursachen im Alltag

Die häufigsten Unfallursachen im Alltag

Das eigene Zuhause ist der Rückzugsort: Nach dem Arbeitstag geht es ab nach Hause, den Feierabend genießen. Alles ist vertraut und sicher. Ein Blick auf die Unfallstatistik des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2013 zeigt aber, dass die meisten Unfälle, nämlich knapp 2,8 Millionen pro Jahr, im Haushalt passieren.

Die Gefahren lauern in den eigenen vier Wänden

Viele denken bei Unfallursachen zunächst an den Straßenverkehr. Doch nicht das Autofahren birgt das größte Gefahrenpotenzial. Bei Unfällen auf Deutschlands Straßen kommen laut ADAC jährlich ungefähr 3.500 Menschen ums Leben, im Haushalt sind es aber mehr als doppelt so viele: Pro Jahr sterben circa 8.000 Menschen nach Alltagsunfällen in den eigenen vier Wänden. Die Küche gilt als der risikobehaftetste Ort der Wohnung.

Festzuhalten ist, dass die Gefahren im Haushalt laut Bericht des Robert Koch-Instituts von allen untersuchten Altersgruppen unterschätzt werden. Die Gefahr besteht in der Routine: Beispielsweise wird die Kellertreppe sprintend zurückgelegt oder es werden ungeeignete Möbelstücke als wackeliger Leiterersatz zum Erreichen der oberen Regale verwendet. Besonders risikobehaftet ist die Arbeit mit scharfen Werkzeugen wie Küchen- oder Cuttermessern, wenn dabei auf unebenen, rutschigen Bodenbelägen gearbeitet wird.

Art der Unfälle vom Alter abhängig

Die Häufigkeit der Unfälle hängt mit dem Lebensalter zusammen. Unterschiedliche Entwicklungsphasen und Alltagssituationen sorgen für unterschiedliche Gefährdungen.

Kinder

200.000 Kinder müssen jährlich nach einem Unfall stationär im Krankenhaus behandelt werden. Jedes achte davon verbringt mindestens eine Nacht im Krankenhaus. Die größten Gefährdungen bei Heranwachsenden sind Verbrennungen, Ersticken, Ertrinken und der unsachgemäße Umgang mit Spielzeug.

Zudem werden die Giftnotrufzentralen (Notrufnummern unter diesem Link) in Deutschland rund 220.000 Mal pro Jahr konsultiert, weil der Nachwuchs Zugang zu chemischen Helfern gefunden und diese gefährlichen Mittel geschluckt hat. Laut dem Familienmagazin CleanKids sind für 40 Prozent der Vorfälle Reiniger und Verstopfungslöser aus den Bereichen Haushalt, Küche und Badezimmer ursächlich.

Ein relativ neues Phänomen ist die Gefahr durch Verzehren beziehungsweise Verschlucken sogenannter Waschmittel-Pods: Die kleinen Gelkissen enthalten verschiedene Arten von Flüssigwaschmitteln, die in ihrer bunten Farbgestaltung wie ein Trigger auf spielende Kinder wirken. Auch die Gefahr des Verwechselns mit Süßigkeiten kann nicht ausgeschlossen werden. Bewahren Sie diese wie alle anderen Arten von Waschmitteln und Chemikalien immer außerhalb der Reichweite von Kindern auf.

Jugendliche und Erwachsene

In dieser Alterskohorte kommt es vor allem zu Unfällen mit Maschinen, Werkzeugen und Sportgeräten. Ferner gibt es geschlechterspezifische Unterschiede: Männer verletzen sich hauptsächlich beim Heimwerken sowie beim Räumen schwerer Gegenstände, etwa von Möbeln. Bei Frauen dominieren das Aufräumen, das Putzen und das Spülen die Unfallursachen.

Senioren

Für ältere Menschen besteht eine erhöhte Sturzgefahr. Falsches Schuhwerk, ungeeignete Leitern sowie im Weg stehende Gegenstände gepaart mit nachlassender Sehkraft sorgen bei dieser Altersgruppe für Unfälle. Bei Senioren mit Demenz besteht zusätzlich die Gefahr, dass Sie einen eingeschalteten Herd oder die Kerzen auf dem Kranz vergessen. Auch das Verwechseln von Chemikalien beziehungsweise der bereits erwähnten Waschmittel-Pods birgt ein Risiko.

Die häufigsten Unfallursachen

Insgesamt schlüsseln sich die Ursachen wie folgt auf, sortiert nach ihrer Häufigkeit:

  • Stürze
  • Schnittwunden
  • Verbrennungen
  • Vergiftungen
  • Stromschläge
  • Feuer

Stürze

Stürze stehen an der Spitze der häufigsten Unfallursachen. Auf dem Boden liegende Dinge mutieren schnell zur Stolperfalle, und der glatte Fliesenboden sorgt oft für Ausrutscher, die nicht selten mit Knochenbrüchen enden.

Besonders gefährlich ist der Versuch, höher gelegene Stellen mittels selbst gebastelter Konstruktionen zu erreichen: Nicht selten wird der Bürostuhl verwendet, der mit seinen Rollen aber keinen festen Stand bietet, oder die Anrichte als Podest benutzt. Da diese kippen kann, ist eine Leiter stets den improvisierten Lösungen vorzuziehen. Festes Schuhwerk sollte beim Arbeiten selbstverständlich sein.

Ferner sorgt eine gute Beleuchtung für Übersicht und hilft, Stolperfallen frühzeitig zu erkennen. Letztere sollten Sie konsequent vermeiden: Auf den Treppenstufen liegende Kleidungsstücke oder Spielzeug, aber auch loses Schuhwerk wie Hausschuhe sowie rutschige Socken können zu schweren Stürzen mit Knochenbrüchen oder einer Kopfverletzung führen.

Schnitt- und Stichverletzungen

Spitze und scharfe Werkzeuge können in Küche, Hobbykeller, beim Basteln oder bei der Gartenarbeit zu Gefahrenquellen mutieren. Generell sollten Sie bei der Benutzung dieser Gegenstände aufmerksam sein. Schnell ist man beim Kochen abgerutscht und hat sich einen tiefen Schnitt in Finger oder Arm zugefügt. Selbst stumpfe Messer können gefährlich sein. Stichverletzungen rühren nicht nur von Messern her: Auch ein in der Hosentasche transportierter Schraubendreher kann bei einem Sturz ernsthafte Verletzungen hervorrufen.

Verbrennungen

Die Küche – besonders das Kochen – sind Auslöser vieler Unfälle. Die Konzentration sollte daher immer dem Herd gelten: Heißer Wasserdampf, überkochendes Wasser und spritzendes Fett können beim hektischen Wegziehen oder Überkochen schwere Verbrennungen und Verbrühungen verursachen.

Vergiftungen

Jeder Haushalt ist auch ein kleines Chemikalienlager: Reinigungs-, Putz- und Waschmittel enthalten Laugen, Säuren, Tenside und Chlorverbindungen, die reizend bis ätzend wirken können. Vermeiden Sie daher jeglichen Kontakt mit der Haut, den Augen und Schleimhäuten, tragen Sie Handschuhe und sorgen Sie für eine ausreichende Belüftung beim Putzen.

Noch gefährlicher ist es, verschiedene Reinigungsmittel zu mischen. Beispielsweise können ein Toilettenreiniger und ein Allzweckreiniger Komponenten enthalten, die miteinander reagieren. Haben Sie etwa ein Rohrreinigungsmittel in die Toilette gegeben, sollten Sie das gebrauchte Putzwasser nicht hinzugeben, da gesundheitsgefährdende Dämpfe entstehen können.

Auch das Verschlucken ist ein großes Problem: Kleinkinder und Senioren mit einer Demenzerkrankung sind besonders gefährdet, bunt eingefärbte Reiniger mit einem Getränk zu verwechseln. Dann ist schnelle Hilfe gefragt: Allein der Giftnotruf der Berliner Charité verzeichnete im Jahr 2018 insgesamt 47.000 Anrufe, Tendenz steigend. Halten Sie die Verpackung mit der Inhaltsstoff-Kennzeichnung bereit, um im Ernstfall Anleitungen zu Sofortmaßnahmen zu erhalten.

Farbe, Lacke, Pflanzenschutzmittel und Benzin

Beim Hantieren mit Farben, Lacken und Verdünnungsmitteln ist das Lüften von Innenräumen besonders wichtig, da die Dämpfe zu Kopfschmerzen und Bewusstlosigkeit führen können. Ähnliches gilt für Pflanzenschutzmittel und Antriebsstoffe wie Benzin und Diesel. Bei Letzteren kommt es mitunter zu Vergiftungen, weil Anwender die Flüssigkeiten in Flaschen umfüllen, aus denen sie dann versehentlich getrunken werden. Deshalb: Niemals in Trinkbehälter umfüllen!

Strom

Elektrische Schläge sind lebensgefährlich. Reparaturen an Elektrogeräten und Steckdosen sollten daher immer vom Fachmann erledigt werden. Sind Sie unsicher, ob ein Elektrogerät defekt ist, beispielsweise weil es im Betrieb streng riecht, raucht oder ungewöhnliche Geräusche von sich gibt, unterbrechen Sie zuerst die Stromzufuhr am Stromkasten, am besten durch Betätigen des Hauptschalters. Erst dann sollten Sie versuchen, das Kabel des betreffenden Elektrogerätes aus der Steckdose zu ziehen und dieses sicherheitshalber ins Freie zu bringen.

Haben Sie einen Stromschlag erlitten, sollten Sie zur Sicherheit immer einen Arzt oder gegebenenfalls die Notaufnahme aufzusuchen, um eine Herzrhythmusstörung auszuschließen.

Feuer

Zur Prävention von Bränden sollten Sie Elektrogeräte wie Toaster und Föhn nach der Nutzung stets vom Stromnetz trennen. Die Geräte können schlimmstenfalls überhitzen und einen Brand auslösen. Auch erhöhte Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen kann in den noch warmen Elektrogeräten Kurzschlüsse verursachen, die in einem Brand resultieren.

Ohne Angst und Hektik vorgehen

Trotz aller potenziellen Gefahren, denen wir im Alltag ausgesetzt sind, sollten Sie nicht in Panik verfallen. Das Beachten einiger Grundregeln kann helfen, die Unfallgefahr zu minimieren.

  • Nehmen Sie sich für Arbeiten in Haus und Garten ausreichend Zeit.
  • Bereiten Sie einzelne Arbeitsschritte gründlich vor.
  • Verschieben Sie Arbeiten, falls Sie müde oder unkonzentriert sind.
  • Vermeiden Sie Stolperfallen.
  • Trennen Sie elektrische Geräte vor einer Reinigung oder Reparatur vom Stromnetz oder schalten Sie den Hauptschalter im Sicherungskasten aus. Sichern Sie ihn gegen Wiedereinschalten.
  • Lesen Sie die Bedienungsanweisungen technischer Geräte oder chemischer Helfer gründlich.
  • Prüfen Sie Leitern und Werkzeuge auf Materialverschleiß.
  • Lagern Sie gefährliche Stoffe so, dass sie für Kinder und Menschen mit Demenz außer Reichweite sind.
  • Bewahren Sie bei einem Unfall Ruhe.
  • Holen Sie notfalls Hilfe über den Notruf 112.