Mut zur Farbe: Schuhe verschönern

Mut zur Farbe: Schuhe verschönern

In den letzten Jahren zeigen immer mehr sogenannte Sneaker Artists in den sozialen Medien und auf YouTube, wie sie aus eintönigen Schuhen Kunstwerke machen. Mit der richtigen Farbe, etwas Zubehör und Kreativität lässt sich das auch als Anfänger einfach umsetzen. Neben Turnschuhen können Sie ebenso Stiefel, Pumps oder Sandalen verschönern. Wir verraten Ihnen, was Sie dafür brauchen und wie Sie am besten vorgehen.

Kreativ werden und die Individualiät ausleben

Entgegen dem Eindruck, den Sneaker Artists und Influencer erwecken, lassen sich nicht nur komplett weiße Nike Air Force gestalten. Es müssen nicht einmal weiße Schuhe sein – auch wenn sie Farben am besten aufnehmen und keine unerwünschten Farbmischungen entstehen. Oberflächen aus Glatt- und Wildleder, Kunstleder oder Textilien wie Canvas können Farben aufnehmen: Bei den meisten Schuharten besteht das Obermaterial aus mindestens einem dieser Materialien. Daher ist es unerheblich, ob Sie beispielsweise helle Boots aus Leder oder Markensneaker mit einem ledernen Obermaterial bemalen. Mit den richtigen Farben und einer materialgerechten Vorbereitung können Sie Ihre Idee verwirklichen.

Womit lassen sich Schuhe bemalen?

Um Schuhe mit Farben zu gestalten, eignen sich viele Maltechniken: Sie können Flüssigfarbe mit Pinsel auftragen, mit Stiften malen und mit Spraydosen oder einer Airbrush-Pistole sprühen. Es ist sogar möglich, Schuhe in ein Farbbad einzutauchen.

Im Prinzip eignen sich reguläre Acrylfarben aus dem Künstler- und Hobbybereich, um Schuhe zu bemalen. Allerdings gibt es große Unterschiede in der Qualität und Zusammensetzung dieser Flüssigfarben. Wichtig ist vor allem, dass die Farben bei Belastung nicht brüchig werden und unschöne Risse auf der Oberfläche entstehen. Es empfehlen sich flexible Farben. Textil- sowie spezielle Sneakerfarben auf Acrylbasis erfüllen die Vorraussetzung, Künstlerfarben jedoch nicht unbedingt.

Für Leder empfehlen sich spezielle Lederfarben, etwa die von Angelus, ebenfalls auf Acrylbasis. Der Hersteller bietet auch spezielle Zusätze wie 2-Soft an, mit der die Lederfarben geschmeidiger werden. Ein Gemisch aus jeweils einem Teil Angelus-Lederfarbe und 2-Soft eignet sich für Textilschuhe. Daneben gibt es multifunktionale Farben wie die Neopaque- oder Airbrush-Reihe von Jaquard, die auf einer großen Anzahl von Materialien inklusive Leder, Textilien und Kunststoffen haften.

Mit Stoffmalstiften oder Stiften auf Acryl- sowie Lackbasis ist es ebenfalls möglich, Schuhe zu bemalen. Sie eignen sich am ehesten für Canvasschuhe, aber auch Lederschuhe lassen sich verzieren. Besonders beliebt sind Stifte der Marke Posca. Diese Allrounder sind dem Hersteller zufolge sowohl für natürliche als auch synthetische Textilien und Leder geeignet, erzielen aber bessere Effekte bei natürlichen Materialien. Sie lassen sich untereinander mischen und überlagern. Bei Stiften ist es empfehlenswert, sich beispielsweise auf der Herstellerseite über die Haltbarkeit auf verschiedenen Untergründen zu informieren.

Bei Spraydosen können Sie mit wasserbasierten Farben wenig falsch machen. Einzige Ausnahme: Im Wasserbad würden sie sich auflösen. Zum Besprühen von Schuhen ist sowohl Textil- als auch Graffittispray geeignet. Für die Arbeit mit einer Airbrush-Pistole ist es mitunter ratsam, Leder- oder Sneakerfarben zu verdünnen. Alternativ gibt es fertige Airbrush-Sneakerfarben, etwa von Jaquard.

Vorbereitung

Der erste Schritt bei der Gestaltung von Lederoberflächen ist die Reinigung. Lederschuhe besitzen ab Werk eine Versiegelung und eine Fettschicht, die sie vor äußeren Einflüssen schützen sollen. Sie verhindern auch, dass Farben an ihnen haften bleiben.

Wer also Lederschuhe gestalten möchte, muss sie zuerst von ihren Schutzschichten befreien. Zu diesem Zweck gibt es sogenannte Leder-Preparer. Sie sind speziell dafür konzipiert, Fette, Imprägnierungen, Lack und Wachs zu entfernen, ohne die Eigenschaften des Leders zu beeinträchtigen. Alternativ können Sie Lösungsmittel wie Aceton nutzen. Reiben Sie die Oberfläche der Schuhe mit einem Wattebällchen oder einem Stück Stoff und dem gewählten Mittel ein, bis das Leder matt aussieht und es sich leicht angeraut anfühlt. Da Textilschuhe nicht über eine solche Versiegelung verfügen, ist kein spezielles Lösungsmittel zur Reinigung nötig. Es empfiehlt sich aber, sie zuvor von Schmutz zu befreien.

Bevor Sie mit dem Malen beginnen, ist es sinnvoll, die Stellen abzukleben, an die keine Farben gelangen sollen – zum Beispiel mit Malerkrepp oder Vinylklebeband. Das sorgt für saubere Übergänge und verhindert unbeabsichtigte Farbspritzer an anderen Stellen.

Die Farbe richtig auftragen

Beim Bemalen mit einem Pinsel empfiehlt es sich, die Farbe in mehreren dünnen Schichten aufzutragen und die Deckkraft nach und nach aufzubauen. Dadurch sind am Ende keine Pinselstriche mehr erkennbar. Damit die Farbe auf schwarzen oder farbigen Schuhen besser zur Geltung kommt, können Sie den zu bemalenden Bereich zuvor in mehreren dünnen Schichten mit weißer Farbe grundieren.

Auch bei weißen Oberflächen kann es sinnvoll sein, mit weißer Farbe zu arbeiten. Es gibt eine Technik, bei der jede Schicht bis auf die letzte aus Weiß und der gewünschten Farbe in unterschiedlichen Anteilen besteht: erst 80 Prozent Weiß zu 20 Prozent Farbe, dann 60:40, 40:60, 20:80 bis hin zu 100 Prozent Farbe. Diese Methode hilft dabei, dass die Farbe durchgehend dieselbe Intensität hat. Zudem lässt eine weiße Grundierung Farben strahlender wirken.

Stark beanspruchte Bereiche am Schuh zu verzieren, ist nur bedingt sinnvoll. Gemeint sind etwa die Stellen, die sich durch die Abrollbewegung beim Laufen verziehen. Dort blättert Farbe am ehesten ab.

Meist ist es nötig, die Farbe nach dem Trocknen mit Hitze zu fixieren. Hersteller empfehlen oft das Bügeleisen, was bei Schuhen aber bereits wegen der Form problematisch sein kann. Wer in Besitz eines Heißluftföhns ist, kann diesen nutzen, um die Farben haltbar zu machen. Angelus rät für seine Produkte etwa dazu, den Föhn auf 150 Grad Celsius einzustellen. Des Weiteren ist eine Versiegelung sinnvoll, die dafür sorgt, dass die Farbe nicht abblättert oder verblasst. Hierfür gibt es Spezialprodukte wie zum Beispiel die Decklacke von Liquid Kicks.

Gestaltungsideen

Bei der Gestaltung Ihrer Schuhe können Sie unterschiedlich vorgehen. Am einfachsten ist es, bestimmte Flächen auf dem Schuh zu färben. Haben die Schuhe sichtbare Nähte, können diese als Trennlinien fungieren. Alternativ schaffen Sie eigene Linien oder kleben nicht zu bemalende Bereiche komplett ab.

Um bestimmte Motive auf die Schuhe zu übertragen, können Sie sowohl frei malen als auch Schablonen nutzen. Bei Ersterem ist es mitunter sinnvoll, das Motiv auf die Schuhe zu skizzieren. Oft eignet sich ein einfacher weicher Bleistift in 2B beziehungsweise 3B oder ein selbstlöschender Markierstift. Dünne Linien und Konturen lassen sich sowohl mit einem dünnen Pinsel als auch mit einem Stift nachzeichnen, zum Beispiel einem Posca-Stift mit Ein-Millimeter-Spitze.

Schablonen einsetzen

Wer die Schuhe lieber mit Schablonen gestalten möchte, kann sowohl mit fertigen Schablonen arbeiten als auch eigene erstellen. Erwerbbare Schablonen sind häufig aus Vinylklebefolie gefertigt. Sie müssen das Motiv nur zurechtschneiden, es auf den Schuh kleben und im Anschluss mit Farbe übermalen oder besprühen.

Um eigene Schablonen ohne Spezialgeräte wie Plotter zu erstellen, benötigen Sie nur

  • Vinylfolie,
  • ein Detailmesser,
  • Kreppband,
  • einen Bleistift sowie
  • Ihr Smartphone.

Wenn Sie die Helligkeitsstufe des Smartphones auf das Maximum setzen und Kreppband über den Bildschirm kleben, ist der Displayinhalt durch das Krepp sichtbar. Es ist daher möglich, das gewünschte Motiv vom Bildschirm mit einem Bleistift vorsichtig auf das Kreppband zu übertragen. Kleben Sie das Motiv auf die Vinylfolie, können Sie sich die Schablone mit einem Detailmesser zurechtschneiden.

Hydro-Dipping – Färben im Wasserbad

Hydro-Dipping ist ein eine Färbemethode, bei der Gegenstände in ein Wasserbad getaucht werden, in dem Farbe auf der Oberfläche schwimmt. Am einfachsten funktioniert die Technik mit Sprühfarbe auf Ölbasis, die sich nicht mit Wasser vermischt. Der YouTuber The Q zeigt in einem kurzen Video, wie Hydro-Dipping von Schuhen aussehen kann.

Um Schuhe zu gestalten, entfernen Sie die Schürsenkel und kleben alle Bereiche ab, an die Farbe und Wasser nicht gelangen sollen. Sprühen Sie beliebig viele Farben zügig auf die Wasseroberfläche, bis Ihnen die Optik gefällt. Im Anschluss tauchen Sie den Schuh mit der Schuhspitze voran langsam in das Farbbad. Danach muss der Schuh vollständig trocknen, bevor das Klebeband entfernt werden kann.


Teaserbild: © merla / stock.adobe.com | Abb. 1: © yuriygolub / stock.adobe.com | Abb. 2: © uplightpictures / stock.adobe.com | Abb. 3: © Sausinbis / stock.adobe.com | Video: © The Q / YouTube