Welche Browser sind am schnellsten?

Welche Browser sind am schnellsten?

Drei Faktoren beeinflussen die Geschwindigkeit beim Internet-Surfen:

  • die Internet-Verbindung
  • die Computerleistung
  • der Browser

Am meisten Einfluss hat die Internet-Verbindung. Laden die Daten langsam, ist sie der Flaschenhals, und auch der leistungsfähigste Rechner und der flotteste Browser können das Internet-Erlebnis nicht verbessern. Ähnliches gilt für den Rechner. Verfügt er nicht über genügend Leistung, ist das Internet auch mit dem schnellsten Browser unangenehm langsam. Dennoch hat der Browser Einfluss auf die Gesamtperformance. Gerade bei komplexen Web-Anwendungen kann ein schneller Browser den kleinen Unterschied machen, der darüber entscheidet, ob sie angenehm schnell reagieren oder den Arbeitsfluss durch die Trägheit der Benutzeroberfläche hemmen.

Safari wurde nicht berücksichtigt

Dieser Artikel bezieht sich, wie auch unsere Testberichte, auf Browser für Microsoft Windows. Safari ist zwar einer der beliebtesten Browser, aber nur für macOS und iOS erhältlich, darum wurde er hier nicht berücksichtigt. Für den Testbericht haben wir ihn jedoch gegen Google Chrome und Mozilla Firefox antreten lassen, und siehe da: Auf dem Mac ist er tatsächlich schneller als diese beiden.

Lange Zeit galt Chrome als schnellster Browser. Noch vor seiner seiner Benutzerfreundlichkeit und dem genial einfachen User-Interface ist seine Geschwindigkeit der wichtigste Grund für die immer noch stetig zunehmende Beliebtheit des Browsers, der momentan sowohl weltweit als auch in Deutschland die meistverwendete Software zur Internetbenutzung ist. Doch die anderen Browser holen auf.

Können die Konkurrenten Chrome vom Sockel stoßen?

Die Firefox-Entwickler konnten mit dem Quantum-Update im November 2017 den Arbeitsspeicherverbrauch deutlich reduzieren und die Performance verbessern. Microsoft hat schon vor 2015 mit der Veröffentlichung von Windows 10 seinem nie wirklich beliebten Internet Explorer eine Verjüngungskur und ein Rebranding als Edge verpasst. Altbekannte Alternativen wie Opera werden stetig weiterentwickelt, auf dem Mac ist Safari nach wie vor stark, und neue Herausforderer wie Vivaldi glänzen nicht nur mit Features, sondern lassen sich auch beim Aspekt Performance nicht lumpen.

Wir haben sechs Browser für Windows einem gründlichen Geschwindigkeitstest unterzogen. Dazu mussten sie sich diversen Browser-Benchmarks unterziehen. Auch die Startgeschwindigkeit haben wir unter die Lupe genommen, und nicht zuletzt spielt die Arbeitsspeicherbelegung eine Rolle, da diese auf älteren und schlecht ausgestatteten Systemen einen Einfluss auf die Geschwindigkeit hat.

Startgeschwindigkeit der jeweiligen Browser

Zur Messung der Startgeschwindigkeit haben wir PassMark AppTimer verwendet. Dieses Benchmark-Tool startet eine Anwendung mehrmals hintereinander und misst, wie lange es dauert, bis sie Anwendereingaben akzeptiert. Jeden der Browser haben wir zehnmal gestartet und einen Durchschnittswert errechnet. Zu Edge existieren keine Zahlen, da sich der Browser von Microsoft nicht mit AppTimer starten ließ. Getestet wurden die Browser jeweils unmittelbar nach der Installation, ohne Erweiterungen und ohne geöffnete Websites.

Bei so gut wie allen unseren Test zeigte sich, dass Browser mit derselben Rendering-Engine ähnliche Ergebnisse erzielen. Die Rendering-Engine ist der Teil eines Browsers, der für die Darstellung von Websites zuständig ist, das Herzstück jedes Browsers sozusagen.

Chrome, Opera und Vivaldi verwenden die Rendering-Engine Blink, die aus dem Chromium-Projekt entstanden ist, Firefox Gecko, die Rendering-Engine der Mozilla Foundation. Edge nutzt Microsofts eigene Rendering-Engine EdgeHTML.

Die drei Browser, die auf Chromes Rendering-Engine Blink basieren, können sich bei den Startzeiten gegen die beiden Browser mit Gecko durchsetzen. Überraschenderweise liegt allerdings nicht Chrome selbst an der Spitze, sondern der Newcomer Vivaldi. Das Schlusslicht in dieser Gruppe bildet Opera, der beinahe so lange für den Start brauchte wie Firefox.

Am längsten, nämlich mehr als viermal so lange wie Vivaldi, benötigte Cliqz zum Starten. Hier fällt ins Gewicht, dass Cliqz im Prinzip Firefox mit einigen fix integrierten Erweiterungen ist. Zur sowieso schon langen Startzeit kommt also noch die Ladezeit für die Erweiterungen hinzu.

Welcher Arbeitsspeicherbedarf wird benötigt?

Die Arbeitsspeicherbelegung hat an sich wenig Einfluss auf die Geschwindigkeit eines Programms.

Benötigt die Software auf dem Rechner allerdings mehr Arbeitsspeicher, als zur Verfügung steht, schreibt das Betriebssystem statt in den schnellen Arbeitsspeicher in eine Auslagerungsdatei auf der verhältnismäßig langsamen Festplatte. Das beeinträchtigt die Systemleistung spürbar. Vor allem auf älteren Rechnern ist das ein Problem.

Schon mittelmäßig ausgestattete Computer mit mindestens acht Gigabyte Arbeitsspeicher kommen auch bei Duzenden gleichzeitig geöffneten Tabs nicht an ihre Grenzen. Zumindest nicht, wenn der Browser das einzige geöffnete Programm ist. Laufen mehrere Programme parallel, sind mitunter auch gut ausgestattete Computer stark ausgelastet und müssen Arbeitsspeicherinhalte auf die Festplatte auslagern. Daher sind Programme mit mäßigem Arbeitsspeicherbedarf im Vorteil.

Wir haben den Arbeitsspeicherbedarf zweimal gemessen. Einmal direkt nach dem Start des Browsers mit einem leeren Tab und ein zweites Mal mit den 20 meistgenutzten Websites Deutschlands in 20 gleichzeitig geöffneten Tabs. Relevanter für den Alltagseinsatz ist, wie groß der Speicherhunger mit vielen geöffneten Seiten ist, denn nur mit Startseite ist er ohnehin bei jedem der getesteten Browser gering.

  1. google.de
  2. youtube.com
  3. google.com
  4. facebook.com
  5. amazon.de
  6. ebay.de
  7. wikipedia.org
  8. ebay-kleinanzeigen.de
  9. vk.com
  10. web.de
  1. google.de
  2. youtube.com
  3. google.com
  4. facebook.com
  5. amazon.de
  6. ebay.de
  7. wikipedia.org
  8. ebay-kleinanzeigen.de
  9. vk.com
  10. web.de

Bei der Messung mit zwanzig geöffneten Websites liegen die Browser relativ nahe beieinander und brauchen alle rund ein Gigabyte. Edge, der Microsofts eigene Rendering-Engine EdgeHTML verwendet, fällt allerdings aus dem Rahmen und ist deutlich ineffizienter. Mit einem Speicherbedarf von 2.430 Megabyte ist er etwa doppelt so ressourcenhungrig wie jeder der anderen Browser.

Beim Test ohne geöffnete Websites zeigt sich Vivaldi im Gegensatz zu seinem Spitzenplatz beim Test mit geöffneten Websites als wenig genügsam. Sieger in dieser Disziplin ist Opera, der auch knapp zweiter bei der Speicherbelegung mit 20 geöffneten Websites wird. Somit ist Opera der Browser, der insgesamt am sparsamsten mit dem Arbeitsspeicher umgeht.

Benchmark-Messungen

Browser-Benchmarks messen, wie schnell der Browser bei der Darstellung von Web-Inhalten ist. Ein wichtiger Faktor ist dabei die JavaScript-Geschwindigkeit, da diese Programmiersprache in der Gestaltung des Front-Ends von Web-Apps zum Einsatz kommt. Aber auch der neue Standard HTML5, der im Gegensatz zu früheren HTML-Versionen zur Wiedergabe von dynamischen Inhalten geeignet ist, kann dem Browser einiges abverlangen.

Basemark Web 3.0 ist ein breit gestreuter Benchmark, der unterschiedlichste Standards und Features verwendet, um die Performance zu messen. In diesen Test liegen Chrome und andere Blink-Browser weit vor der Gecko-Gruppe. Interessanterweise ist die Performance von Edge auf ziemlich genau dem selben Niveau wie das von Cliqz und Firefox.

Beim JavaScript-Benchmark JetStream 1.1 setzen sich hingegen die Gecko-Browser gegen die Blink-Gruppe durch, wenn auch mit nur geringem Abstand. Hier liegt Edge weit vorweg an der Spitze:

  1. Edge: 201,26
  2. Firefox: 159,00
  3. Cliqz: 159,00
  4. Vivaldi: 156,00
  5. Chrome: 152,00
  6. Opera: 131,00

Überlegen zeigten sich die Blink-Browser auch bei MotionMark 1.0, einem Benchmark, der auf die Grafiksysteme der Browser spezialisiert ist.

Chrome und Vivaldi führen die Rangliste an, daraufhin folgt mit ein wenig Abstand Opera. Edge weist mittlere Werte auf. Firefox und Cliqz kommen auf nicht einmal halb so viele Punkte wie die beiden stärksten Browser.

Zusammenfassung

Chrome ist immer noch der schnellste Browser, aber der Abstand zu seinem Rivalen Firefox ist nicht mehr besonders groß. Da die Firefox-Entwickler weiterhin an der Geschwindigkeitsoptimierung des Browsers arbeiten, wird die Zukunft jedenfalls spannend. Chrome ist auch nicht mehr unangefochten der schnellste Browser, in einzelnen Benchmarks erzielen andere Browser deutlich bessere Ergebnisse.

Opera und Vivaldi, die ebenfalls die Chrome-Engine Blink verwenden, sind im Durchschnitt nur unmerklich langsamer als der Browser aus dem Hause Google. Durch ihren geringen Arbeitsspeicherbedarf sind sie für ältere Computer eine bessere Wahl als Chrome. Opera verfügt zudem mit Opera Turbo über eine Funktion, die die Ladezeiten bei einer langsamen Internetverbindung durch das Komprimieren der Web-Inhalte beschleunigt.

In der Praxis sind die gemessenen Unterschiede kaum spürbar. Spaß macht die Internetnutzung mit allen Browsern, die wir getestet haben. Websites werden immer flott aufgebaut, sofern sie flott laden, und an der Reaktivität von Web-Apps gab es nie etwas zu bemängeln. Anwender sind demnach gut beraten, bei der Browser-Wahl nicht Geschwindigkeitsaspekte in den Vordergrund zu stellen, sondern nach Funktionen und nicht zuletzt nach Sympathie zu entscheiden.