Naturbestattung als Alternative zum klassischen Grab

Naturbestattung als Alternative zum klassischen Grab

Verstorbene werden in einem Sarg oder eingeäschert in einer Urne auf einem Friedhof begraben – das ist der Standard in Deutschland. Lange Zeit war das die einzige Bestattungsmöglichkeit. Mittlerweile werden auch sogenannte Naturbestattungen beliebter. Aber was ist das genau und welche Optionen gibt es?

Fernab von Friedhöfen und Grabsteinen

Der Begriff Naturbestattungen umfasst alle Bestattungsarten, die außerhalb von Friedhöfen in der freien Natur erfolgen. Vorrausetzung dafür ist die sogenannte Feuerbestattung, also die Einäscherung. Die Asche wird dann je nach Bestattungsart in eine biologisch abbaubare Urne gefüllt und am Bestattungsort beigesetzt oder lose verteilt. An welchem Ort die Beisetzung erfolgt, ist unabhängig vom Wohnort. Es steht allen frei, an jedem geeigneten Platz in Deutschland eine Bestattung durchzuführen. Wer möchte, kann auch im Ausland eine Naturbestattung arrangieren, etwa in einem Land, mit dem man sich verbunden fühlt oder an einem besonders ästhetischen Ort. Für Gebirgsliebende kann es zum Beispiel der Kilimanjaro in Kenia sein.  Andere bevorzugen etwa einen Fluss wie den Okavango im südlichen Afrika. Viele Länder bieten zudem Bestattungsarten an, die es in Deutschland nicht gibt, darunter die Flugbestattung.

Ist eine Naturbestattung in Deutschland möglich?

In Deutschland ist die Beisetzung in den Bestattungsgesetzen der einzelnen Bundesländer geregelt. Sie alle haben gemeinsam, dass sie bis auf wenige Ausnahmefälle eine Bestattung auf Friedhöfen voraussetzen, entweder in einem Sarg oder eingeäschert in einer Urne. Diese Regelung ist auch als Friedhofspflicht oder Friedhofszwang bekannt.

Tatsächlich gibt es mittlerweile einige Ausnahmen. In vielen Bundesländern ist beispielsweise unter bestimmten Auflagen eine Wald- beziehungsweise Baum- oder eine Seebestattung möglich. Diese müssen an spezifischen Orten erfolgen, etwa einem Friedwald oder einem Ruheforst. Die Asche auf einem Privatgrundstück beizusetzen, ist mit Ausnahme von Bremen in den meisten Bundesländern nicht gestattet. Ebenso wenig ist es erlaubt, die Asche lose zu verteilen.

Waldbestattung

Für NaturliebhaberInnen gehört die Waldbestattung zu den beliebtesten Arten, die letzte Ruhe zu finden. Dabei handelt es sich in der Regel um die Beisetzung einer biologisch abbaubaren Urne zwischen den Wurzeln eines Baums. Die sterblichen Überreste werden also auf direktem Wege in den Naturkreislauf zurückgeführt und nähren den Baum, an dem sie sich befinden. Teil der Natur zu werden, kann für einige ewiges Leben symbolisieren, auf andere wirkt der Gedanke, in einem Friedhof zu ruhen, beengend.

Die Bestattung erfolgt in staatlich genehmigten Bestattungswäldern, die von kommerziellen Betreibern angeboten werden. Welche Baumarten zur Verfügung stehen, hängt vom Wald ab. Viele Anbieter stellen mehrere Beisetzungsarten zur Verfügung:

  • An einem Gemeinschaftsbaum mit mehreren Personen ohne persönliche Beziehung zueinander
  • An einem Einzelbaum
  • An einem Partnerbaum
  • An einem Familienbaum
  • An einem Freundschaftsbaum

Darüber hinaus gibt es den Sternschnuppenbaum, an dem Frühgeburten und Kinder unter drei Jahren beigesetzt werden. In vielen Fällen ist es möglich, sich selbst einen Baum im Bestattungswald auszusuchen, aber es gibt auch ein Basisangebot, bei dem der Platz vorgegeben ist.

Neben klassischen Bestattungswäldern gibt es auch sogenannte Ruheforste. Das Besondere an ihnen ist der Erwerb von RuheBiotopen, also eigene Bereiche mit einem Naturmerkmal wie einem Baum oder einem Wurzelstock im Zentrum. Innerhalb dieses Bereiches können bis zu zwölf Personen ruhen. Wer ein Nutzungsrecht auf ein Biotop hat, muss die Beisetzung nicht an einem Baum arrangieren. Die darin befindliche Felsen, Sträucher und Wiesen können ebenfalls als letzte Ruhestätte dienen. Mittlerweile gibt e mehr als 400 Bestattungswälder und Ruheforste in Deutschland. Große Betreiber liefern in der Regel eine Übersichtskarte mit den eigenen Bestattungswäldern auf ihrer Seite.

Anders als bei einer Friedhofsbestattung ist das Ablegen von Grabschmuck, Blumen oder Kerzen nicht gestattet, da der Bestattungswald beziehungsweise das Biotop so natürlich wie möglich bleiben soll. Um die Ruhestätte der jeweiligen Verstorbenen später zu identifizieren, dürfen jedoch Namenskärtchen angebracht werden. Angehörige können die Trauerfeier frei gestalten und sogar Grabschmuck platzieren, solange dieser nach der Feier entfernt wird. Alternativ ist eine anonyme Beisetzung möglich.

Seebestattung

Wer sich zu Lebzeiten mit dem Meer verbunden fühlt, kann sich auch dementsprechend bestatten lassen. In Deutschland ist die Seebestattung an bestimmten Gebieten in der Nord- und Ostsee möglich. Wichtig ist, dass sich die Beisetzungsorte abseits von Wassersport- oder Fischereigebieten befinden. In Fließ- oder Binnengewässern ist die Bestattung in keinem Fall erlaubt.

Bei der Seebestattung kommt die Asche in eine biologisch abbaubare, wasserlösliche Urne. Diese wird mit einem Schiff zur Beisetzungsstelle auf offener See gebracht und ins Wasser gelassen, wo sie sich auflöst und die Asche dem Meer freigibt. Je nach Vorstellung kann auf dem Schiff auch eine Trauerzeremonie stattfinden. Beispielsweise können die Angehörigen Blumen oder Blüten ins Wasser werfen.

Nach der Bestattung bekommen die Angehörigen eine Karte, auf der die Beisetzungsposition hinterlegt ist. Anders als bei der Friedhofs- oder Waldbestattung gibt es hier jedoch keinen festen Ort, an dem sie um die verstorbene Person trauern können.

Naturbestattung im Ausland

Wer eine Bestattung im Ausland durchführen möchte, hat weitaus mehr Möglichkeiten. Zur Auswahl stehen unter anderem Bestattungen in Gebirgen, auf idyllischen Wiesen, an Küsten oder im Himmel. Vieles ist bereits in deutschen Nachbarländern wie der Schweiz, den Niederlanden, Tschechien oder Frankreich möglich. Mittlerweile gibt es auch einige deutsche Anbieter, welche die Überführung der Asche und die Beisetzung am ausgewählten Ort organisieren.

Außerhalb von Deutschland ist es möglich, die lose Asche über Landschaften und Gewässer zu verstreuen, wo sie der Wind verteilt. Eine Variante der Luftbeisetzung ist die Flugbestattung. Hier wird die Asche aus einem Flugzeug, Helikopter oder Heißluftballon geschüttet und durch den Wind in alle Himmelsrichtungen verteilt. Bei der Wahl des Bestattungsortes sind Sie nicht so eingeschränkt wie in Deutschland. In der Schweiz ist es sogar erlaubt, die sterblichen Überreste über einem Gletscher oder Naturschutzgebiet zu verteilen.

Während Urnen in Deutschland allenfalls in einem Biotop an einem anderen Ort begraben werden können als an einem Baum, gibt es im Ausland die sogenannte Felsbestattung, bei der die Asche entweder in einem Felsgebiet verstreut oder in einer Urne unter einem Fels bestattet wird. Letzteres eignet sich auch für mehrere Personen, etwa Familien, FreundInnen oder PartnerInnen. Der fehlende Friedhofszwang eröffnet somit zahlreiche, teils ungewöhnliche Bestattungsmöglichkeiten, wodurch die Beisetzung einen individuellen Charakter annimmt.


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