Romantisches Reisen mit dem Nachtzug

Romantisches Reisen mit dem Nachtzug

Nachtzüge, die weite Strecken zu einem fernen Ort zurücklegen, umweht ein Hauch von Nostalgie und Abenteuer. Bevor das Reisen mit dem Auto oder dem Flugzeug massentauglich wurde, war der Zug das beste Mittel, um große Strecken zu überwinden. Heute entscheiden sich viele Reisende bewusst gegen Autofahrten beziehungsweise Flüge und für die umweltfreundlichere Zugreise.

Im Schlafwagen durch Europa

Die Reisezeit verschlafen und an einem anderen Ort aufwachen – im Nachtzug zu fahren, ist eine eindrückliche Erfahrung, die Abenteuer mit Komfort verbindet. Im Gegensatz zu Bussen bieten Nachtzüge nämlich richtige Schlafgelegenheiten, sodass Reisende nicht völlig gerädert am Ziel ankommen. Der Urlaub beginnt somit schon beim Einstieg in den Nachtzug. Bei den meisten Anbietern besteht die Wahl zwischen einem Platz im Schlaf- und Liegewagen.

Der Schlafwagen ist die komfortabelste Reisemöglichkeit und sozusagen die erste Klasse im Nachtzug. Dementsprechend wird bei der Buchung der höchste Preis fällig. Neben den Betten ist in den Abteilen in der Regel auch eine Waschgelegenheit vorhanden, meist ein Waschbecken. Die Abteilgrößen reichen vom Einzel- bis zum Viererabteil. Paare und Familien können also zusammen in einem Abteil schlafen. Genauso üblich ist es, einfach einen freien Platz zu buchen und das Abteil mit anderen Reisenden zu teilen. So können auf der Fahrt neue Bekanntschaften gemacht werden. Dabei gilt in den meisten Fällen Geschlechtertrennung. Wer mit höchstem Komfort reisen möchte, kann ein Deluxe-Abteil mit eigenem Bad wählen. Oft sind dann Freigetränke und ein Frühstück im Preis inbegriffen.

Für preisbewusstere Reisende gibt es die Liegewagen. In diesen Abteilen gibt es ausklappbare Liegen. Reisende können zwischen einem Dreier-, Vierer- und Sechserabteil wählen, Einzel- und Zweierabteile gibt es nicht. Die Liegen sind übereinander angeordnet. Bei der Buchung können Sie wählen, ob Sie lieber unten oder oben schlafen möchten. Wasch- und Toilettenräume befinden sich im Waggon. Liegewagen sind zwar weniger komfortabel als Schlafwagen, aber ideal für Gruppenreisen und Familien.

Des Weiteren verfügen manche Nachtzüge über Ruhesessel, die sich in eine Schlafposition kippen lassen. Das ist die günstigste und am wenigsten komfortable Option. Die typische Nachtzug-Atmosphäre kommt im Ruhesessel-Abteil eher nicht auf.

Welche Ziele sind per Nachzug erreichbar?

Mit der Deutschen Bahn können Sie zwar über Nacht verreisen, allerdings hat der Eisenbahnkonzern seine Schlaf- und Liegewagen ausgemustert. Wenn Sie den Komfort eines solchen Wagens genießen möchten, müssen Sie einen anderen europäischen Anbieter wählen. Die Verbindungen der hier vorgeschlagenen Anbieter führen durch Deutschland oder sind von Deutschland aus gut zu erreichen. In Europa gibt es noch weitere Nachtzuglinien, zum Beispiel in Osteuropa und auf dem Balkan.

Nightjet und EuroNight – Mitteleuropa erkundend

Das weitläufigste Netz an Nachtzügen haben die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) unter dem Namen Nightjet. Hinzu kommt die Kooperation mit Partnerbahnen. Diese Nachtzüge fahren als EuroNight. Zusammen decken Nightjet und Euronight fast ganz Mitteleuropa ab. Neben deutschsprachigen Metropolen wie Berlin, Hamburg und Wien werden auch Warschau, Prag, Budapest und Zagreb angefahren. Die Fahrt kann bis nach Split im südlichen Zipfel Kroatiens gehen. Auch die drei westlichsten Ziele Amsterdam, Brüssel und Paris lassen Herzen höher schlagen. Das Highlight sind vielleicht die Traumziele in Italien, darunter so klangvolle Namen wie Venedig, Florenz, Mailand und natürlich Rom.

Der Mindestpreis für eine Fahrt im Nightjet beträgt 29,90 Euro. Wer Wert auf Privatsphäre legt und nur mit der eigenen Gruppe verreisen möchte, muss deutlich mehr bezahlen. Ein eigenes Abteil im Liegewagen mit drei Plätzen kostet mindestens 199,00 Euro. Wer allein im Schlafwagen eines Nighjet verreisen möchte, muss dafür mindestens 139,90 Euro bezahlen. Ein privates Zweier-Abteil im Schlafwagen gibt es ab 179,80 Euro. Zu dritt bezahlt man mindestens 209,70 Euro.

Intercités de nuit – Reisen wie Gott in Frankreichd

Die Nachtzüge der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft SNCF (Société nationale des chemins de fer français) verbinden Paris mit diversen Zielen im Süden des Landes. Es gibt zwei Routen, eine westliche und eine östliche. Die westliche Route verläuft über die okzitanische Metropole Toulouse nach Latour-de-Carol in den Pyrenäen sowie nach Portbou direkt am Grenzübergang nach Spanien. Mit der östlichen Route gelangen Reisende ins malerische Briançon in den französischen Alpen oder ins sonnige Nizza an der Côte d’Azur. Sowohl Berg- als auch Strandfreunde kommen also mit den Verbindungen der Intercités de nuit auf ihre Kosten.

Ein Sitzplatz in einem Intercité de nuit kostet 19 Euro aufwärts. Beim Liegewagen liegt der Preis bei mindestens 29 Euro, beim Schlafwagen wiederum bei mindestens 40 Euro. Wer früh genug bucht, kann mit den französischen Nachtzügen also vergleichsweise günstig reisen.

Alpen-Sylt Nachtexpress – von den Bergen an die Seed

Der Alpen-Sylt Nachtexpress verkehrt von Mai bis Oktober zwischen der beliebten Nordseeinsel und den beiden Alpenrepubliken Österreich und Schweiz. In Österreich beginnt die Fahrt in Salzburg, in der Schweiz in Lörrach. Wer will, kann unter anderem in München, Frankfurt und Hamburg aussteigen. Von den Bergen bis zur See brauch der Nachtexpress 16 bis 18 Stunden.

Ein Sitzplatz im Alpen-Sylt Nachtexpress kostet nur 29 Euro. Auch ein Platz im Liegewagen ist vergleichsweise günstig und schon ab 39 Euro zu haben, wobei es sich um den Sparpreis handelt. Zum Sparpreis erworbene Tickets können nicht umgetauscht oder erstattet werden. Wer es auf der langen Fahrt komfortabler haben möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Der Normalpreis für einen Platz im Liegewagen beträgt 129 Euro. Ein Privatabteil für fünf Personen kostet 349 Euro.

Snälltåget-Nachtzug – von Berlin in den hohen Nordend

In Berlin einsteigen und in Schweden aufwachen: Die neue Verbindung von Snälltåget, die es erst seit Mitte 2021 gibt, macht es möglich. Bisher verkehrt der Zug allerdings nicht das ganze Jahr über. 2021 bestand die Verbindung zwischen den beiden Hauptstädten von Juni bis November. Stockholm ist nicht der einzige Halt auf der Strecke, der Nachtzug verbindet mehrere interessante Reiseziele. Auf dem Weg liegen unter anderem Hamburg, Kopenhagen und Malmö.

Die Preise werden bei Snälltåget in Schwedischen Kronen angegeben. Ein Sitzplatz kostet rund 20 Euro und ist somit ein wahres Schnäppchen, bietet aber für die knapp 16-stündige Reise wenig Komfort. Dabei ist zu beachten, dass es sich nicht um einen Liegesitz, sondern um einen regulären Sitz handelt, wie man ihn sonst aus dem gewöhnlichen Zugverkehr kennt. Ein Liegesitz kostet umgerechnet etwa 39 Euro. Liegewagen mit Platz für bis zu sechs Personen sind vorhanden, allerdings gibt der Betreiber hier keine Preisauskunft.

RegioJet-Nachtzug – Tschechien und die Slowakei erkundend

Die Regiojet-Strecke zwischen Prag und Košice ist ein Geheimtipp und fährt Ziele an, die – abgesehen von der tschechischen Hauptstadt – touristisch wenig erschlossen sind. Entdecken Sie Ostrava, das einstige industrielle Zentrum Tschechiens oder die Universitätsstadt Olomuc, das historische Herz Mährens. Die Endstation Košice ist die zweitgrößte Stadt der Slowakei und Heimat einer lebendigen Kulturszene. Die in der Nähe der ungarischen Grenze gelegene ostslowakische Stadt mit ihrem beeindruckenden gotischen Dom war 2013 Kulturhauptstadt Europas. Für die gesamte Strecke sind rund acht Stunden Fahrzeit einzuplanen.

Der RegioJet-Nachtzug ist im Vergleich mit den anderen vorgestellten Zügen der günstigste. Ein Sitzplatz kostet nur etwa 14 Euro. Für einen Liegeplatz zahlen Sie circa 31 Euro, für einen Platz im Schlafwagen 43 Euro und für nur 102 Euro können Sie im privaten Abteil reisen.


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