Leihrad-Anbieter in Deutschland

Leihrad-Anbieter in Deutschland

E-Roller sind in vielen größeren deutschen Städten ein alltäglicher Anblick geworden. Viele Anbieter vermieten mittlerweile ebenfalls Fahrräder. Zum Angebot gehören neben konventionellen Rädern auch E-Bikes. Hier erfahren Sie, wie sich die verschiedenen Dienstleister unterscheiden.

Ab auf's Rad für die letzte Meile

Das Prinzip von Bikesharing kennen wir bereits von den E-Scootern, die in vielen Städten zu finden sind. Leihräder richten sich in erster Linie an Pendler, die damit das letzte Stück ihres Arbeitsweges zurücklegen – zum Beispiel vom Bahnhof zum Büro. Genauso gut sind sie als spontaner Taxi-Ersatz oder als flexibles Gefährt für Touristen geeignet. Auf dem Leihrad fühlen sich vielleicht jene wohler, die den E-Rollern eher mit Skepsis gegenüberstehen. Hinzu kommt, dass die Räder in vielen Fällen günstiger sind.

Anbieter verteilen ihre Leihräder nach zwei verschiedenen Prinzipien. Zum einen gibt es spezielle Verleihstationen, die oft an Bahnhöfen oder U-Bahn-Stationen zu finden sind. Die Räder werden hier entsperrt und müssen an einer Station desselben Anbieters wieder abgegeben werden. Zum anderen verteilen Verleiher ihre Fahrräder dezentral im Stadtgebiet, so wie es von vielen E-Scootern bekannt ist. Sie lassen sich dann innerhalb großzügiger, designierter Parkzonen wieder abstellen.

Die Leihräder haben unterschiedliche Tarifsysteme. Oft sind die ersten 30 Minuten kostenfrei. Mit einem Leihrad zu fahren, ist in der Regel günstiger, als die gleiche Strecke mit einem E-Roller zurückzulegen. Wer Leihräder benutzt, braucht sich zudem keine Gedanken um Diebstahl oder Wartung machen – die Räder werden von den Anbietern regelmäßig überholt. Dennoch ist es ratsam, vor dem Losfahren einen Bremstest zu machen.

Wie funktioniert das Ausleihen?

Der erste Schritt vor dem Ausleihen eines Rads ist in den meisten Fällen das Herunterladen einer App; NutzerInnen brauchen also ein funktionstüchtiges Smartphone mit Internetverbindung. Bei manchen Anbietern ist es allerdings möglich, das Fahrrad direkt an der Station auszuleihen.

In der App registrieren sich NutzerInnen einmalig mit E-Mail-Adresse, Handynummer sowie Zahlungsart. Die meisten Anbieter unterstützen eine Zahlung per PayPal und Kreditkarte. Nach der Registrierung kann in der App ein Fahrrad in der Nähe gefunden werden. Dafür müssen NutzerInnen den Zugriff auf die Standortdaten erlauben. Das Rad lässt sich dann durch das Einscannen des darauf befindlichen QR-Codes entsperren und die Fahrt kann losgehen. Nachdem das Fahrrad ordnungsgemäß abgestellt worden ist, erhalten NutzerInnen eine Rechnung per Mail.

Diese Anbieter gibt es

Manche Anbieter sind erst kürzlich in das Leihrad-Geschäft eingestiegen. Dazu zählen zum Beispiel Lime und Tier, die zuvor mit ausleihbaren E-Rollern und Mopeds auf sich aufmerksam gemacht haben. Sie haben E-Bikes im Angebot. Bei Nextbike und Call a Bike handelt es sich um die alteingesessenen Anbieter auf dem deutschen Leihrad-Markt. Bei ihnen lassen sich vor allem „normale“, nicht elektrifizierte Fahrräder ausleihen.

Nextbike - an vielen Standorten verfügbar

Nextbike ist weit verbreitet und in mehr als 60 deutschen Städten verfügbar. Zum Teil betreibt der Anbieter für die Kommunen ein Leihradsystem unter anderem Namen. Daher können bei Nextbike die Preise von Stadt zu Stadt abweichen, oder es gibt zusätzliche Tarifangebote. Interessanter Fakt: Seit 2021 ist Nextbike kein unabhängiges Unternehmen mehr. Die Leipziger wurden von der Berliner Firma Tier gekauft, die sich mit E-Rollern einen Namen gemacht hat.

Bei Nextbike gibt es zwei Grundtarife:

Basistarif: Dieser Tarif richtet sich an alle, die ein Nextbike nur relativ kurz nutzen möchten. Für 15 Minuten zahlen RadlerInnen lediglich 1 Euro. Ein einzelnes Leihrad lässt sich maximal 24 Stunden lang ausleihen, wobei die Kosten 15 Euro betragen.

Monatstarif: Wer häufiger auf die Leihräder von Nextbike zurückgreift, sollte diesen Tarif wählen. Für 10 Euro im Monat hat man bei jeder Fahrt 30 Freiminuten zur Verfügung. Jede weitere halbe Stunde kostet dann 1 Euro. Das Fahrrad kann bis zu 24 Stunden lang ausgeliehen werden, wobei maximal 15 Euro an Kosten anfallen.

Die Räder werden zurück zu einer Station gebracht oder in einer Flexzone abgestellt. Auch das ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. In manchen Städten sind außerdem Tages- und Wochentarife verfügbar. Früher ließen sich Nextbikes in manchen Städten für 30 Minuten kostenlos nutzen. Das ist mittlerweile nicht mehr möglich, da bei jedem Tarif eine Grund- oder Entsperrgebühr fällig wird. Dennoch beinhalten manche Tarife nach dem Entsperren 30 Freiminuten.

Wer kein Smartphone besitzt oder sich mit dessen Nutzung schwertut, muss nicht zu Fuß gehen. Nextbikes können auch am Terminal oder sogar telefonisch ausgeliehen werden.

Call a Bike - nicht nur für Bahnreisende praktisch

Der Leihraddienst der Deutschen Bahn, Call a Bike, ist neben Nextbike der größte Anbieter hierzulande und in jeder größeren Stadt verfügbar. Es werden mehrheitlich normale Fahrräder angeboten, der Anbieter verfügt aber auch über eine kleine Flotte an E-Bikes. Call a Bike hat drei Tarife im Angebot, die sich an verschiedene Bedürfnisse richten.

Light Tarif: Hier wird pro Minute gezahlt, der Tarif eignet sich also bestens dazu, ein Leihrad einmal auszuprobieren. Die Kosten betragen lediglich 10 Cent pro Minute, maximal sind 9 Euro pro Tag und Fahrrad möglich.

Basis Tarif: Wer den Basis Tarif wählt, zahlt eine einmalige Jahresgebühr von 3 Euro. Die weiteren Kosten belaufen sich auf 1 Euro pro 30 Minuten und maximal 9 Euro am Tag beziehungsweise pro Leihrad.

Komfort Tarif: Dieser Tarif ist für VielfahrerInnen interessant. Für 48 Euro Jahresgebühr sind bei jeder Fahrt die ersten 30 Minuten kostenlos. Wer das Rad regelmäßig für die „letzte Meile“ nutzt, muss also wahrscheinlich nicht mehr draufzahlen. Nach den ersten 30 Minuten wird 1 Euro für jede halbe Stunde Fahrt fällig. Auch hier können maximal 9 Euro pro Tag und Rad ausgegeben werden.

Komfort Tarif ermäßigt: Ein lohnendes Angebot für alle BahnCard-BesitzerInnen – der Tarif bietet die gleichen Konditionen wie der Komfort Tarif, allerdings für nur 39 Euro im Jahr.

Die Leihräder der DB-Tochter lassen sich nicht frei in einem designierten Gebiet abstellen. Sie müssen zu einer Station zurückgebracht werden, die auf der Karte in der App angezeigt wird. Entgegen dem Namen lassen sich die Fahrräder von Call a Bike seit November 2021 nicht mehr telefonisch ausleihen. Wer den Dienst nutzen möchte, ist nun gezwungen, die entsprechende App auf einem Smartphone zu installieren.

Swapfiets - reifenflicken war gestern

Das niederländische Unternehmen Swapfiets geht etwas anders an das Konzept Leihräder heran. Es bietet Leihräder im Abomodell an und richtet sich an alle, für die das Fahrrad im Alltag das Verkehrsmittel Nummer Eins ist. Die Räder mit dem charakteristischen blauen Vorderreifen werden deutschlandweit in mehr als 20 Städten vermietet.

Fahrräder sind oft in besonderem Maße der Witterung ausgesetzt. Das macht eine regelmäßige Wartung erforderlich, für die aber nicht jeder Zeit, geschweige denn das Know-how hat. Wer ein Swapfiets abonniert hat, kann sein Rad einfach zu einer der Geschäftsstellen bringen und erhält sofort ein fahrtaugliches neues. Über Reparaturen muss sich somit nie wieder Gedanken gemacht werden. Alle Swapfiets-Fahrräder sind mit einer verkehrstauglichen Lichtanlage ausgerüstet und verfügen sowohl über ein Ring- als auch ein Kettenschloss.

Swapfiets hat vier verschiedene Räder in unterschiedlichen Preisklassen im Angebot:

Original: Das klassische Hollandrad ohne Gangschaltung eignet sich besonders gut für flaches Terrain. Es ist das günstigste Angebot und schon ab 16,90 Euro im Monat zu bekommen.

Deluxe 7: Dieses Modell ist sportlicher als das Hollandrad. Wer in einer Stadt mit vielen Steigungen wohnt, sollte wahrscheinlich das Fahrrad mit sieben Gängen wählen. Es ist ab 19,90 Euro im Monat erhältlich.

Power 1: Swapfiets hat auch E-Bikes im Angebot. Das Power 1 hat eine Maximalgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern und eine Reichweite von 80 Kilometern. Wer sich für ein E-Bike entscheidet, muss deutlich mehr bezahlen. Das Abo kostet mindestens 59,90 Euro im Monat.

Power 7: Wer mit nur einer Akkuladung große Distanzen überwinden möchte, sollte das Power 7 wählen. Für 75,00 Euro im Monat erhalten AbonenntInnen ein E-Bike mit einer Reichweite von 100 Kilometern.

Lime Bike - Elektromobilität auf zwei Rädern

Die US-amerikanische Firma Lime gehört in Sachen Leihrädern noch zu den Newcomern. Seit 2021 stellt der Anbieter neben E-Rollern auch E-Bikes in deutschen Städten aus. Die Räder lassen sich wie die Roller flexibel in der Stadt abstellen – bestimmte Zonen wie Parks ausgenommen. Nutzer sind somit besonders flexibel, da keine Station angefahren werden muss.

Bei Lime gibt es aktuell nur einen Grundtarif: Um das Fahrrad zu entsperren, muss eine Grundgebühr von 1 Euro bezahlt werden. Anschließend kostet die Fahrt mit dem Rad 0,23 Euro pro Minute. Somit sind die E-Bikes von Lime deutlich teurer als die Fahrräder von Nextbike und Call a Bike, die allerdings keine Motorunterstützung bieten.

Sehr praktisch: Die Fahrräder lassen sich für zehn Minuten reservieren. So wird verhindert, dass das Rad einem vor der Nase weggeschnappt wird, bevor man vor Ort ist.

Tier - mehr als nur E-Roller

Wie bereits erwähnt gehört der Fahrradverleiher Nextbike mittlerweile zu Tier. Die E-Bike-Flotte, die unter dem eigenen Namen des Unternehmens fährt, befindet sich noch im Aufbau. Gestartet ist der Dienst im ländlichen Gebiet: Die BewohnerInnen von Münsingen und Engstingen in Baden-Württemberg konnten die E-Räder im Jahr 2021 zuerst ausprobieren. Mittlerweile ist der Dienst auch in Münster und München verfügbar. Weitere Städte werden wahrscheinlich folgen.

Wer den Dienst bereits für das Ausleihen von E-Rollern verwendet hat, muss sich in keiner Weise umstellen. Die Fahrräder werden auf derselben Karte angezeigt und lassen sich auf die gewohnte Weise ausleihen. Selbst bei den Preisen ändert sich nichts: Nach dem Zahlen einer Freischaltgebühr von 1,00 Euro kostet das Tier-Bike 0,19 Euro pro Minute. Wie die Roller sind auch die Räder im gesamten verfügbaren Stadtgebiet abstellbar.

Donkey Repbulic - ideal für Radtouren in der Gruppe

Bei Donkey Republic handelt es sich noch um ein recht kleines Unternehmen. Das dänische Start-up ist in Deutschland in sieben Städten vertreten, darunter Berlin, Regensburg und Freiburg. Die Besonderheit bei Donkey Republic: Das Unternehmen stellt Technologie und Plattform, die Fahrräder selbst gehören lokalen Anbietern.

Die Konditionen von Donkey Republic ist vor allem auf Touristen ausgerichtet. Zum Beispiel lässt sich eine Gruppe an Rädern mieten und Freunde können zusammen auf dem Rad die Stadt erkunden. Der Dienst ermuntert NutzerInnen weiterhin, besonders lang mit dem Fahrrad unterwegs zu sein: Der Minutenpreis fällt, je länger man unterwegs ist. Die Preise sind von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Nach dem Gebrauch müssen die Leihräder an zentralen Leihstationen zurückgegeben werden. Im Fall von Berlin sind diese großzügig über das Stadtgebiet verteilt.


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