Neue Kreationen aus alten Jeans

Neue Kreationen aus alten Jeans

Selbst wenn eine Jeans noch so robust ist – unsterblich ist sie nicht. Mit der Zeit entstehen unweigerlich Risse, Scheuerstellen oder Flecken. Doch das bedeutet lange nicht, dass Sie die Hose entsorgen müssen. Kaputte oder auch alte Jeans liefern schließlich wertvollen Stoff, der sich für verschiedenste Nähprojekte einsetzen lässt, egal ob Sie AnfängerIn oder bereits erfahren im Umgang mit der Nähmaschine sind. Geübte NäherInnen können aus mehreren Jeans sogar komplett neue Klamotten nähen.

Woraus besteht Jeansstoff?

Bei Jeansstoff handelt es sich um einen festen Baumwohlstoff, der in Köperbindung gewoben und unter dem Namen Denim bekannt ist. Die Köperbindung gehört neben der Leinwand- und Atlasbindung zu den grundlegenden Webarten und ist am schrägen Grat erkennbar.

Denim gibt es in verschiedenen Stoffstärken und Dehnbarkeiten. Die Dehnbarkeit, also der Stretchgehalt, kommt zustande, wenn dem Baumwohlstoff Elasthan, etwa in Form von Lycra oder Spandex, beigemischt ist. Denim mit Stretch verformt sich, wenn man von zwei Seiten an diesem zieht, und kehrt wieder zu seiner ursprünglichen Form zurück, wenn man ihn loslässt.

Durch seine Webart ist Denim sehr strapazierfähig und langlebig. Daher kann man Jeanshosen über Jahre hinweg tragen. Ist die Jeanshose an einer Stelle kaputt, weist der Rest oft keine nennenswerten Schäden auf. Für HobbynäherInnen und -BastlerInnen ist das praktisch, denn dieser Rest lässt sich problemlos weiterverwenden. Durch die Nutzung alter Jeans handeln Sie nicht nur nachhaltiger, sondern sparen auch das Geld, das Sie für Denim-Meterware zahlen würden.

Da sich Jeansstoff nicht nur für Bekleidung eignet, sondern auch für Taschen, Heimtextilien, oder Dekoration, kann jede Person ein passenden Projekt finden, das den eigenen Vorstellungen und der Näherfahrung entspricht.

Inspiration für AnfängerInnen und Erfahrene

Bevor Sie die Jeans komplett zerschneiden, ist es sinnvoll, sich über den Einsatzzweck Gedanken zu machen. Jeansreste eignen sich zum Beispiel hervorragend als Flicken oder dekorative Patches, die sie entweder auf ein anderes Kleidungsstück nähen oder bügeln. Eine weitere Möglichkeit ist es, die aufgesetzten Taschen einer Jeans abzutrennen und auf eine andere zu nähen. Sie können auch zwei oder mehrere Jeans zusammenpuzzeln, indem Sie zum Beispiel Streifen aus den Hosenbeinen abschneiden und vertauschen.

Wer bislang nur wenig Erfahrung mit dem Nähen hat, kann zum Beispiel zwei Rechtecke an drei Seiten zusammennähen und einen kleinen Umschlag erstellen. Möglich ist es auch, die Jeans nicht vollständig aufzutrennen oder zu zerschneiden, sondern etwa einen Teil der Beine oder des Gesäßbereichs im Ganzen zu verwenden. Nähen Sie beispielsweise eine Seite eines abgeschnittenen Hosenbeins zu, haben Sie bereits eine Art Tasche. An der offenen Seite können Sie dann mit Dekoration, Tragemöglichkeiten und Verschlüssen kreativ werden. Wenn Sie beim Gesäßteil der Hose die Hosenbeinlöcher zusammennähen, können Sie ebenfalls Dinge darin verstauen.

Geschirrtücher oder Decken sind ebenfalls gute Möglichkeiten, Jeans zu nutzen. Allerdings benötigen Sie für eine Jeansdecke mehr Stoff als für einen Beutel oder ein Geschirrtuch: Für eine 150 x 200 Zentimeter große Decke ist ein Verbrauch von zehn Jeans durchaus realistisch. Typisch ist es, das Material in Rechtecke zu schneiden und diese zusammenzunähen. Wer mehr Näherfahrung hat, kann auch verschiedenen Formen zusammennähen.

Wer es sich zutraut, kann sogar eigene Kleidungsstücke aus Jeansresten nähen. Es empfiehlt sich aber, erst mit Kleidung zu beginnen, wenn man schon etwas Näherfahrung hat, da das Projekt sonst sehr frustrierend enden kann. Im Grunde folgen Sie beim Nähen von Kleidung dem gewählten Schnittmuster, nur dass Sie sich die nötigen Stoffbahnen zuvor aus Jeansresten zusammennähen. Zudem gibt es Videoanleitungen speziell für Kleidung aus Jeansresten, wie zum Beispiel das Jeansrock-Tutorial auf dem YouTube-Kanal von DIY MODE © / Nähen & Upcycling, der für fortgeschrittene NäherInnen konzipiert ist:

Tipps zum Nähen mit Denim

Das Nähen von Denim-Stoffen erfordert tatsächlich nicht viel Materialien:

  • eine scharfe Stoffschere
  • Jeansnadeln und
  • Jeansgarn.

Um zwei Denimstücke miteinander zu vernähen, genügt aber oft ein einfaches Allesnähgarn. Für Ziernähte auf der Oberseite ist dagegen spezielles Jeansgarn sinnvoll. Wichtig ist aber, dass es nur für den Oberfaden zum Einsatz kommt, nicht für den Unterfaden, da die reguläre Fadenspannung der Spule für normales Garn gedacht ist.

Die Optik der Ziernähte lässt sich durch die Stichlänge variieren. Ideal ist eine Stichlänge von drei bis vier Millimetern. Je höher die Einstellung, desto deutlicher die Nähte. Typische auffällige Ziernähte sind zum Beispiel die gelben Nahtlinien bei Jeansjacken.

Des Weiteren ist es beim Nähen mit Denim sinnvoll, den Stretchgehalt ungefähr zu kennen: Taschen oder Decken lassen sich am besten aus nicht dehnbaren Jeans herstellen, da dieser robuster und standfester als Stretch-Denim ist. Kleidungsstücke aus dehnbarem Jeansstoff sitzen enger am Körper als fester Stoff.

Eine Formel, um die Dehnbarkeit zu ermitteln, lautet folgendermaßen:

X Zentimeter gedehnter Stoff : 20 Zentimeter ungedehnter Stoff - 1 = Stretchgehalt in Prozent.

Dehnt sich also ein 20 Zentimeter langes Stoffstück zum Beispiel auf 25 Zentimeter, hat der Stoff eine Dehnbarkeit von 25 Prozent. Dieser Stretchgehalt ist zum Beispiel bei Skinny-Jeans üblich.

Einfache Haushaltsnähmaschinen haben oft Probleme, mehrere Lagen Jeansstoff zu vernähen, da der Nähfuß ab einer bestimmten Dicke am Stoffanfang liegt, um über den Stoff zu gleiten. Zudem ist die Motorleistung teils zu gering, um mehrere Lagen sauber zu vernähen.

Hilfreich beim Nähen mehrerer dicker Stofflagen ist eine sogenannte Hebeplatte, auch Ausgleichsplatte oder Hebamme genannt. Diese wird hinter der Nadel unter den Nähfuß positioniert, um diesen anzuheben, sodass er gerade auf dem Stoff liegt. Sie können sich auch über das Zubehör informieren, das der Hersteller für Ihre Nähmaschine anbieten. Darunter befinden sich oft Nähfüße speziell für das Arbeiten mit dicken Stoffen.

Darüber hinaus gibt es Nähmaschinen, die speziell für das Nähen von dicken Stoffen konzipiert sind. Darunter befinden sich auch einige bezahlbare mechanische Nähmaschinen, die zwar weniger Komfortfeatures besitzen als hochwertige Nähmaschinen, die aber durchaus ihren Job erledigen.


Teaserbild: © netrun78 / stock.adobe.com | Abb. 1: © marugod83 / stock.adobe.com | Video: DIY MODE © / Nähen & Upcycling / YouTube