Kratzige Wolle wieder weich machen

Kratzige Wolle wieder weich machen

Wolle ist ein wunderbares Naturprodukt, das in den kalten Monaten schön wärmt. Allerdings klagen viele darüber, dass Wollkleidung kratzt und Juckreiz verursacht. Dann ist es oft ein Reflex, den Wollpullover auszuziehen und auch in Zukunft die Finger von Naturwolle zu lassen. Doch treffen Sie lieber keine vorschnellen Entscheidungen, denn mit einfachen Hausmitteln bekommen Sie Wolle wieder weich und verlieben sich neu in Ihr Kleidungsstück.

Warum kratzt Wolle überhaupt?

Unter einem Mikroskop betrachtet sind bei einem Kleidungsstück aus Wolle viele kleine Faserenden zu sehen, die aus der Oberfläche herausragen. Diese können piksen und die Haut reizen. Ausschlaggebend dafür ist die Dicke der Fasern. Dicke und starre Wollfasern krümmen sich nicht, wenn sie die Haut berühren. Dadurch entsteht das kratzige Gefühl. Die Dicke der Fasern ist abhängig vom Lebensraum des Tieres. So ist Wolle von Schafen aus kalten Lebensräumen in der Regel recht dick und damit auch kratzig. Die aus Nordafrika stammenden Merinoschafe sind hingegen dafür bekannt, besonders weiche Wolle zu liefern. Um einen kratzigen Wollpullover weich zu bekommen, müssen also die Fasern an Biegsamkeit gewinnen.

Ein weiterer Punkt ist wichtig: die richtige Pflege. Kleidungsstücke aus Wolle sind empfindlich und nicht für den wöchentlichen Waschgang zusammen mit den anderen Textilien geeignet. Aus diesem Grund wird die Pflege oft etwas vernachlässigt. Auch dadurch werden Wolltextilien mit der Zeit kratzig. Hier kann die richtige, schonende Wäsche helfen.

Diese Hausmittel helfen

Kratzige Wollpullis müssen nicht in die Tiefen des Kleiderschranks verbannt oder gar entsorgt werden. Mit der richtigen Pflege und den richtigen Hausmitteln verleihen Sie den starren Fasen etwas Geschmeidigkeit.

Ab ins Gefrierfach

Das Wolltextil ins Gefrierfach zu legen, ist die einfachste Methode, die Sie am besten als erstes ausprobieren. Hierbei kommt das Kleidungsstück zum Beispiel in einem Gefrierbeutel für einen Tag ins Tiefkühlfach. Der Kälteschock sorgt dafür, dass sich die Fasern der Wolle wieder aufstellen. Die Struktur der Fasern verläuft dann gleichmäßiger und die Wolle fühlt sich weniger kratzig an.

Ein Bad in Essig

Der bekannte Reinigungs-Allrounder Essig kann auch bei kratziger Wolle helfen. Ziel des Essigbades ist es, Verschmutzungen und Kalk aus dem Textil zu lösen. Die so gereinigte Wolle fühlt sich angenehmer auf der Haut an. Zunächst waschen Sie die Wolle mit der Hand. Verwenden Sie dazu lauwarmes Wasser und sanfte Druckbewegungen. Wringen Sie die Wolle nicht aus, da sie sonst verzieht. Geben Sie einen Schuss Essig ins Wasserbad, das noch lauwarm sein sollte, und lassen Sie die Wolle darin etwa eine Stunde einweichen. Die Wolle nicht vergessen, da sie nicht zu viel Zeit im Wasser verbringen sollte. Anschließend spülen Sie sie noch einmal kurz mit warmem Wasser aus. Drücken Sie die Wolle sanft aus und lassen sie im Liegen trocknen, damit das Kleidungsstück seine Form behält. Auf keinen Fall in die Sonne oder auf die Heizung legen.

Mit Shampoo behandeln

Als Naturprodukt ist Wolle dem menschlichen Haar nicht unähnlich. Daher kann ein mildes Haarshampoo, eine Haarkur oder eine Spülung die Wollfaser glätten. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass das Mittel keine eiweißabbauenden Enzyme – sogenannte Proteasen – enthält, da diese der Wollfaser schaden. Waschen Sie das Wolltextil mit der Hand und geben Sie einfach in geringer Menge das Shampoo oder die Spülung hinzu. Achten Sie wieder darauf, das Kleidungsstück nicht auszuwringen. Alternativ kann die Wolle in ein trockenes Handtuch gewickelt und sanft ausgedrückt werden.

Mit Wollwachs einfetten

Wolle ist von Natur aus mit einer dünnen Fettschicht überzogen. In der Weiterverarbeitung und durch Waschen geht diese aber oft verloren. Mit Wollwachs, auch Lanolin genannt, kann die ursprüngliche Fettschicht wiederhergestellt und Faserbrüche aufgeweicht werden. Bei Lanolin handelt es sich um das natürliche Fett aus den Talgdrüsen der Schafe. Achten Sie beim Kauf von Wollwachs auf Bio-Qualität. So vermeiden Sie, dass chemische Mittel wie Pestizide darin enthalten sind.

Wollkuren mit Lanolin sind oft im Drogeriemarkt zu finden. Für die Behandlung des Kleidungsstücks lösen Sie ein bis zwei Teelöffel Wollwachs in einem Liter Wasser auf und kneten das Textil darin durch. Spülen Sie das Kleidungsstück hinterher nicht aus, da das Lanolin einwirken muss. Nun hat die Wolle ihren natürlichen Schutz vor Verschmutzung und Austrocknung zurückerhalten.

Wolle richtig waschen

Kratzige Wolle bekommen Sie auch wieder weich, indem Sie sie richtig waschen. Wolltextilien sind zwar empfindlicher als andere Kleidungsstücke, die meisten lassen sich aber in der Waschmaschine waschen. Schauen Sie zuvor unbedingt auf das Pflegeetikett.

Waschen Sie das Kleidungsstück im Wollwaschgang oder noch besser im Handwaschprogramm, falls es verfügbar ist. Das Wasser darf nicht zu heiß sein, damit die Wolle nicht eingeht. Wenn Sie einen Wollwaschgang wählen, müssen Sie sich darüber keine Gedanken machen, da die passende Temperatur schon voreingestellt ist. 30 Grad Celsius ist die normale Wollwaschtemperatur. Wichtig ist auch, Wolle nicht zu oft zu waschen. Wenn keine groben Verschmutzungen auf dem Kleidungsstück sind, reicht es in der Regel aus, die Wolle auszulüften. Wie bereits beschrieben verfügt Wolle über eine natürliche Fettschicht gegen Schmutz und Trockenheit, die durch zu häufiges Waschen Schaden nimmt.

Wichtig ist weiterhin, beim Waschgang ein geeignetes Wollwaschmittel zu verwenden. Verwenden Sie niemals Voll- oder Colorwaschmittel, da diese die Oberfläche aufrauen. Dadurch bilden sich kleine Fusseln und Knoten, sogenannte Pillings, die sich auf der Haut unangenehm anfühlen. Solche Pillings lassen sich mit einem Fusselrasierer wieder entfernen. Zum Waschen von Wolle eignet sich Folgendes:

  • Spezielle Wollwaschmittel pflegen die Fasern, ohne sie aufzurauen
  • Feinwaschmittel für empfindliche Textilien pflegen die Wolle sanft
  • Waschnüsse sind ökologisch und pflegen die Wolle ohne Chemie

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