So entsorgen Sie Biokunststoffe richtig

So entsorgen Sie Biokunststoffe richtig

Viele Verpackungen, Tüten und Einweggeschirr bestehen inzwischen aus sogenanntem Bioplastik. Anbieter werben häufig damit, dass ihre Produkte kompostierbar sind, was Kunden dazu verleitet, sie in der Biotonne zu entsorgen. Das führt beim Recycling aber zu Problemen.

Neuer Kunststoff, neue Entsorgungsmethode?

Seit einigen Jahren liegt der Fokus nicht nur auf der Wiederverwertbarkeit von klassischen Kunststoffen, um etwas für die Umwelt zu tun, sondern auch auf sogenanntem Bioplastik. Darunter versteht man Kunststoff, der zumindest zum Teil aus natürlichen Rohstoffen wie Maisstärke hergestellt wurde. Er soll dabei helfen, Plastikmüll zu reduzieren und Emissionen zu senken. Mittlerweile wird er für viele Gebrauchsgegenstände und Verpackungen verwendet. Der Einsatz natürlicher Rohstoffe ändert aber nichts an der Entsorgung: Plastik kommt in die gelbe Tonne oder in den Restmüll.

Die richtige Tonne für Biokunststoffe

Bis auf Sammelbeutel speziell für den Bioabfall darf Biokunststoff nicht in die Biotonne, auch wenn er biologisch abbaubar ist. Die meisten Biokunststoffe, unabhängig davon, ob sie biologisch abbaubar sind oder nicht, kommen in den Restmüll. Das liegt daran, das Bioabfälle zur Bodenverbesserung in der Landwirtschaft genutzt werden. Dafür eignen sich die meisten Kunststoffe nicht. Zudem benötigt selbst biologisch abbaubarer Kunststoff unter normalen Umweltbedienungen mehrere Monate, um vollständig zu verrotten. Des Weiteren ist es gesetzlich geregelt, dass Bioabfall vor der Weitererarbeitung nur einen Kunststoffanteil von 0,5 Prozent haben darf.

Biobasierte Kunststoffe, deren chemische Struktur identisch mit klassischen, erdölbasierten Kunststoffen ist, lassen sich genau wie diese recyceln. PET-Flaschen, die aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wurden, kommen genauso wie herkömmliche PET-Flaschen in die gelbe Tonne.

Biokunststoffe, die nicht mit fossilbasierten Kunststoffen chemisch identisch sind, bereiten Sortieranlagen hingegen Probleme. Zwar sind viele dieser Biokunststoffe thermoplastisch verformbar und somit recyclingfähig, aber die Anlagen können sie nicht identifizieren, sodass sie in die Müllverbrennungsanlage kommen und energetisch verwendet werden.

Sammelbeutel für den Bioabfall lassen sich am Keimlingssymbol auf der Packung erkennen. Sie sind reißfest und wasserdicht, sodass Nutzer den Abfall einfacher zur Mülltonne transportieren können. Allerdings gelten auch diese biobasierten, abbaufähigen Kunststofftüten bei den Kompostier- und Vergärungsanlagen als Störstoffe und werden aussortiert. Da nicht alle Anlagen das problemlos tun können, sind die Abfallbeutel in einigen Städten und Gemeinden explizit verboten. Daher empfiehlt es sich, die örtlichen Vorschriften unter die Lupe zu nehmen. Als Alternative für das Sammeln der Küchenabfälle bieten sich zum Beispiel die Papiertüten vom letzten Einkauf an. Auch Biomüllbeutel aus Papier sind unproblematisch.

Das Einmaleins der Biokunststoffe

Das Wort „Bioplastik“ beschreibt zunächst jeden Kunststoff, der mindestens zum Teil aus Biomasse besteht. Solche Kunststoffe werden aus Rohstoffen wie Mais, Zuckerohr oder Cellulose hergestellt. Alle biobasierten Kunststoffe unterliegen einem Zertifizierungssystem, das das Verhältnis von natürlichen zu fossilen Rohstoffen festlegt.

Als biologisch abbaubar hingegen gelten Kunststoffe, wenn sie sich von Mikroorganismen in natürliche Stoffe wie Wasser und Kohlendioxid zerlegen lassen. Ob ein Kunststoff biologisch abbaubar ist, hängt von seiner Molekülstruktur ab, nicht vom Rohstoff, aus dem er hergestellt wurde. Es gibt auch abbaubare Polyester auf Erdölbasis.

Kunststoffe lassen sich vier Gruppen zuordnen:

  • Klassische nicht biologisch abbaubare Kunststoffe
  • Biologisch abbaubare Kunststoffe aus natürlichen Rohstoffen
  • Biologisch abbaubare Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen
  • Nicht biologisch abbaubare Kunststoffe aus natürlichen Rohstoffen

Bei Kunststoffen aus nachwachsenden Stoffen, die nicht biologisch abbaubar sind, handelt es sich meist um Varianten, die auf chemischer Ebene mit klassischem Plastik identisch sind. Dazu gehören etwa Polymere, die sowohl auf biologischer als auch auf fossiler Basis entstehen können, zum Beispiel Polyethylen in Kunststoffverpackungen. Entsprechende Biokunststoffe sind auch als Drop-in-Lösungen bekannt. Biologisch abbaubare biobasierte Kunststoffe werden unter anderem für Mulchfolien und Bioabfallbeutel verwendet.

Kunststoffe, die zum Teil biobasiert sind, gehören oft einer Polymergruppe wie den Polyamiden an. Diese setzen sich aus unterschiedlichen Stoffen zusammen, die jeweils entweder biologischen oder fossilen Ursprungs sein können. Daher können Polymere wie PET (Polyethylenterephthalat) vollständig fossil-, bio- oder fossil- und biobasiert sein.

Sind biobasierte Kunststoffe eine nachhaltige Lösung?

Bei den zahlreichen Problemen, die Sortieranlagen mit biobasierten Kunststoffen haben, stellt sich die Frage, wie nachhaltig diese tatsächlich sind. Dass bei der Herstellung kein Erdöl verwendet wird, kommt zwar der Umwelt zugute, wirklich nachhaltig ist die Produktion allerdings nur, wenn sie unter kontrolliert ökologischen Bedingungen und ohne Chemikalien vonstattengeht. Kommen hingegen Monokulturen, Pestizide und große Mengen an Zusätzen wie Weichmacher oder Stabilisatoren zum Einsatz, verschiebt sich das Umweltproblem nur.

Unter welchen Bedingungen Produkte aus biobasiertem Plastik tatsächlich hergestellt wurden, ist für Privatpersonen kaum nachvollziehbar. Sie können sich beim Kauf nur auf die Herstellerangaben verlassen oder in Läden einkaufen, die nachweislich umweltfreundliche Produkte anbieten. Ob die Takeaway-Boxen vom Imbiss um die Ecke unter umweltfreundlichen Bedingungen produziert wurden, lässt sich meist nicht herausfinden.

Bei der Entsorgung bieten biobasierte Kunststoffe bisher keine Vorteile gegenüber klassischem Plastik. Da viele Sortieranlagen sie bislang nicht sortengerecht trennen können, ist mitunter das Gegenteil der Fall: Biobasierte Kunststoffe kommen oft in die Müllverbrennungsanlage, obwohl sie recyclingfähig oder biologisch abbaubar sind. Im Zuge des wachsenden Umweltbewusstseins können biobasierte Kunststoffe in naher Zukunft zwar eine nachhaltigere Alternative zu klassischem Plastik werden, aber das erfordert einen durchgehend umweltbewussten Herstellungs- und Entsorgungsprozess.


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