Fünf Arten der Kaffeezubereitung im Überblick
Die meisten Erwachsenen in Deutschland trinken täglich Kaffee. Einigen geht es nur um den Koffeinkick, andere genießen das Getränk. Meistens handelt es sich dabei um Filterkaffee aus der Maschine, doch dank der wachsenden Kaffeeszene steigt das Interesse an anderen Zubereitungsmethoden – auch wenn sie nicht gerade neu sind.
Die vielseitige Bohne
Kaum ein Getränk ist so vielseitig wie Kaffee – kräftig oder leicht, herb oder süß, trüb oder klar: Jeder Kaffee ist anders. Für den Geschmack des Kaffees sind unter anderem die Herkunft der Bohne, ihre Röstung und ihr Mahlgrad entscheidend. Vor allem die Art der Zubereitung führt jedoch zu sehr unterschiedlichen Resultaten. Auch wenn Sie die gleiche Bohne mit der gleichen Röstung verwenden, erhalten Sie je nach Zubereitungsmethode ein ganz anderes Getränk.
Für die passende Zubereitungsart können Sie sich auch je nach Situation entscheiden: Morgens zum Aufwachen macht sich ein milder, sanfter Kaffee vom Handfilter oder French Press sehr gut. Ein frischer Mokka wird in Griechenland und der Türkei gern nachmittags mit Freunden über einem Backgammon-Brett genossen. Ein kräftiger Espresso schmeckt nach einer großen Mahlzeit am besten – egal zu welcher Zeit.
Zwar gibt es für jede Methode gewisse Richtangaben beispielsweise bezüglich der Kaffeepulvermenge, allerdings können nur Sie bestimmen, wie Ihnen der Kaffee am besten schmeckt. Wenn Sie die für Ihr Empfinden richtigen Mengenangaben gefunden haben, ist es ratsam, dass Sie sich diese merken und jedes Mal mit einer Waage genau abmessen. Nur so können Sie ein konstantes Ergebnis erzielen – selbst erfahrene Barista messen den Kaffee immer genau ab.
Für den bestmöglichen Kaffee gelten unabhängig von der Zubereitungsmethode folgende Regeln: Der Kaffee sollte möglichst frisch geröstet sein. Mahlen Sie die Bohnen am besten direkt vor der Nutzung, damit der Kaffee sein volles Aroma entfaltet. Nutzen Sie ausschließlich gefiltertes beziehungsweise entkalktes Wasser – damit schmeckt der Kaffee besser und die Geräte verkalken nicht. Wenn Sie eine der Methoden zum ersten Mal ausprobieren, ist es ratsam, die Schritte mindestens einmal gesehen zu haben, sei es in YouTube-Videos oder beim Barista im Stammkaffee.
Mokka: Kräftig, altbewährt und kontrovers
Man kennt ihn als türkisch, griechisch, arabisch oder vom Balkan. Der kräftige Kaffee wurde vermutlich in der Zeit des osmanischen Reichs verbreitet und genießt in den einst besetzten Regionen große Beliebtheit. Aus diplomatischen Gründen ist es ratsam, dass Sie den Mokka bei der Bestellung nach dem jeweiligen Land benennen, in dem Sie sich befinden. Die Länder in dieser Region verstehen sich nämlich nicht immer bestens. Griechen sind beispielsweise nicht gerade erfreut, wenn Sie bei ihnen einen türkischen Kaffee bestellen.
Seinen Ursprung hat der Kaffee jedoch weder in Griechenland noch in der Türkei, sondern am Roten Meer. Genau genommen führt die Spur zur jemenitischen Hafenstadt Mokka (al-Muchā). Da die Stadt als Exporthafen für den jemenitischen Kaffee bekannt war, wurde der Kaffee danach benannt. Mokka gilt als die ursprünglichste Kaffee-Zubereitungsart und entstand im 15. Jahrhundert. Die Kaffeebohnen selbst stammten damals vermutlich aus Äthiopien, das gegenüber von Mokka auf der anderen Seite des Roten Meeres liegt. Erhitzt wurde das kleine Kupferkännchen damals in heißem Sand. Seit 2013 gilt die ursprüngliche Zubereitungsmethode des Mokkas als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe.
Heutzutage wird der Kaffee in einem kleinen Kännchen mit einem langen Stiel zubereitet. Dieses besteht aus Edelstahl oder traditionell aus verzinntem Kupfer und heißt je nach Region „Ibrik“ (türkisch), „Briki“ (griechisch) oder „Cezve“ (slawisch). Geben Sie den fein gemahlenen Kaffee und das Wasser im Verhältnis 1 zu 10 in das Kännchen, also 10 Gramm Kaffeemehl für 100 Milliliter Kaffee. Fügen Sie im selben Schritt Zucker nach Bedarf hinzu. Rühren Sie die Zutaten um und stellen Sie das Kännchen auf den Herd. Wenn der Kaffee zu schäumen beginnt, muss er der Hitzequelle entnommen werden. Wenn Sie möchten, können Sie ihn ein- oder zweimal erneut auf den Herd stellen und wieder aufkochen lassen, wie es einige vorziehen. Lassen Sie den fertigen Kaffee wenige Minuten in der Tasse stehen, damit sich der das Kaffeepulver setzt. Keinesfalls sollten Sie den Kaffee in der Tasse umrühren, sonst trinken Sie den Kaffeesatz mit. Wer Wert auf Tradition legt, kann sich nach dem Trinken den verbliebenen Kaffeesatz lesen lassen.
Mokka ist ausgesprochen kräftig. Allein Espresso macht ihm in der Intensität Konkurrenz. Da es sich um eine Full-Immersion-Methode handelt, bei der das Kaffeemehl im Getränk bleibt, ist dieser Kaffee etwas trüb und dickflüssig.
Infos zur Zubereitung | Mokka |
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Schwierigkeitsgrad | Einfach |
Kosten | Sehr gering |
Dauer | 5–6 min |
Menge | 10 g Kaffeemehl für 100 ml |
Mahlgrad | Sehr fein |
Temperatur | 98°C |
Röstungsstufe | Hellbraun |
Filter: Mit Geduld und Präzision zum Barista-Favoriten
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfand die Dresdnerin Melitta Benz den Kaffeefilter aus Papier. Das hatte nachhaltigen Einfluss auf die Kaffeetrinkernation: Bis heute ist Filterkaffee der liebste Kaffee der Deutschen. In fast jedem Haushalt und an fast jedem Arbeitsplatz findet sich eine Filterkaffeemaschine oder ein Handfilter. Egal welches Gerät zum Einsatz kommt, das Prinzip ist das gleiche: Wasser wird langsam durch das mittelfeine Kaffeemehl gegossen und tröpfelt unten durch den Filterausgang in die Kanne oder direkt in die Tasse. Bei der Maschine müssen Sie lediglich die passende Menge an Wasser und Kaffee hineingeben und das Gerät übernimmt den Rest. Das ist einerseits praktisch, andererseits haben Sie dabei kaum Kontrolle über das Resultat. Die Zubereitung im Handfilter ist hingegen fast eine Wissenschaft für sich.
Falten Sie die überstehenden Ränder des Papierfilters um, platzieren Sie ihn im Filteraufsatz und stellen Sie diesen auf Ihre Tasse. Geben Sie etwa 7 Gramm Kaffeemehl für 100 Milliliter Kaffee in den Filter. Erhitzen Sie das Wasser im Wasserkocher, lassen Sie es jedoch vor der Nutzung etwas abkühlen beziehungsweise gar nicht erst aufkochen. Feuchten Sie den Kaffee in der so genannten „Blooming-Phase“ zunächst mit etwas heißem Wasser an. Wenn sich der Kaffee im Filter gesetzt hat, gießen Sie das Wasser langsam in kreisförmigen Bewegungen von innen nach außen und zurück ein. Achen Sie darauf, dass Sie kein Wasser direkt auf den Pappfilter gießen. Wenn Sie den Filter zu schnell füllen, kann der Kaffee nicht ausreichend extrahiert werden; füllen Sie ihn zu langsam, wird der Kaffee hingegen bitter.
Viele Kaffeeenthusiasten meinen, dass diese Zubereitungsmethode die beste ist, wenn sie richtig ausgeführt wird. Das Resultat ist besonders aromatisch, weich und ausgewogen. Die genauen Geschmackseigenschaften hängen stark von den Bohnen ab.
Infos zur Zubereitung | Handfilter |
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Schwierigkeitsgrad | Schwierig |
Kosten | Sehr gering |
Dauer | 4–5 min |
Menge | 7 g Kaffeemehl für 100 ml |
Mahlgrad | Mittel |
Temperatur | 91–95°C |
Röstungsstufe | Hellbraun |
French Press: Sanft pressen für sanften Kaffee
Die French Press wurde vermutlich bereits im 19. Jahrhundert in Frankreich entwickelt. Allerdings meldete erst der Italiener Attilio Calimani im Jahr 1929 das Patent an. Das Gerät besteht lediglich aus einer kleinen Kanne aus Glas, Kunststoff oder selten Edelstahl und einem Stempel mit Sieb – aus diesem Grund wird sie auf Deutsch oft Pressstempelkanne genannt.
Für unerfahrene Kaffeeenthusiasten ist die Methode ideal, da sie ausgesprochen einfach ist: Geben Sie etwa 7 Gramm Kaffeemehl pro 100 Milliliter Kaffee in die French Press und füllen Sie diese mit Wasser knapp unter der Siedetemperatur. Rühren Sie die Wasser-Kaffee-Mischung um und lassen Sie den Kaffee etwa vier Minuten ziehen. Pressen Sie im Anschluss den Stempel langsam herunter, um den Kaffeesatz vom Getränk zu trennen. Ein Pluspunkt für die French Press ist, dass sie auch für Tee genutzt werden kann.
Da das Pulver nicht vollständig herausgefiltert wird, ist das Getränk etwas voller als einfacher Filterkaffee. Die Geschmackintensität fällt dabei eher mild aus. Wer leichten Kaffee bevorzugt, ist bei einer French Press an der richtigen Adresse.
Infos zur Zubereitung | French Press |
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Schwierigkeitsgrad | Einfach |
Kosten | Sehr gering |
Dauer | 5–6 min |
Menge | 7 g Kaffeemehl für 100 ml |
Mahlgrad | Mittelgrob |
Temperatur | 93–96°C |
Röstungsstufe | Mittelbraun |
Espressokocher: Stark und italienisch, aber kein Espresso
Der erste Espressokocher kam 1933 mit dem Namen Moka Express auf den Markt. Er wurde von Alfonso Bialetti erfunden und nach dem zweiten Weltkrieg durch seinem Sohn Renato Bialetti popularisiert. Noch heute ist Bialetti der bekannteste Espressokocher-Hersteller. Die kleine Kanne aus Aluminium oder Edelstahl kommt in unterschiedlichen Größen. Ihre Hauptbestandteile sind ein Kessel, ein Filtereinsatz und eine Kanne.
Füllen Sie den Kessel bis knapp unter dem Sicherheitsventil mit Wasser – am besten vorgewärmt. Geben Sie den Kaffee in den Filtereinsatz, drücken Sie ihn jedoch nicht wie bei Siebträgermaschinen an. Stellen Sie den Espressokocher auf den Herd. Durch die Hitze wird im Kessel Wasserdampf gebildet, der das Wasser mit Druck nach oben durch den Filtereinsatz in die Kanne treibt. Wenn Sie das charakteristische Blubbern und Zischen hören, sollten Sie den Espressokocher vom Herd nehmen; die Resthitze genügt für das Fertigkochen. Kocht der Kaffee zu lang, könnte er anbrennen.
Espressokocher erzeugen trotz ihres Namens keinen echten Espresso: Dieser benötigt einen Druck von 9 Bar. Espressokocher erreichen aber lediglich 1,5 Bar. Zwar ist der resultierende Kaffee nicht ganz so stark wie Espresso, dennoch ist er kräftig, aromatisch und voll.
Infos zur Zubereitung | Espressokocher |
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Schwierigkeitsgrad | Mittel |
Kosten | Gering |
Dauer | 6–7 min |
Menge | Vorgegeben |
Mahlgrad | Mittelfein |
Temperatur | 98°C |
Röstungsstufe | Dunkel- oder Mittelbraun |
Siebträgermaschine: Auf die Bar kommt es an
Bereits im 19. Jahrhundert gab es die ersten Versuche, eine Espressomaschine herzustellen, jedoch ohne Erfolg. Die ersten funktionsfähigen Geräte tauchten erst Anfang des 20. Jahrhunderts auf. Im Jahr 1903 kaufte Desiderio Pavoni dem Entwickler Luigi Bezzera das Patent ab und servierte in einer Messe in Mailand im Jahr 1906 die ersten Espressi aus seiner Maschine, die allerdings noch nicht ganz der heutigen Definition von Espresso entsprachen: Die Maschine erreichte bloß zwei Bar, was für einen echten Espresso nicht genügt. m Jahr 1938 wurde die erste Maschine hergestellt, die Espresso mit einem Druck zwischen acht und zehn Bar zubereitete.
Bis etwa 1961 . Interessant ist dabei, dass aus diesem Grund damals kräftige Männer als Barista beliebt waren – damals kamen die Geräte ausschließlich in der Gastronomie zum Einsatz. Zwar sind manuelle Maschinen für Liebhaber noch erhältlich, für gewöhnlich funktionieren Siebträgermaschinen heutzutage aber halb- oder vollautomatisch. Füllen Sie den Siebträger mit feinem Kaffeemehl und drücken Sie dieses vorsichtig mit dem Stampfer zusammen. Nachdem Sie per Tastendruck den Brühkopf kurz reinigen, können Sie den gefüllten Siebträger anbringen. Die Maschine übernimmt den Rest. Die Menge, die dabei herauskommt, ist in der Regel ein doppelter Espresso, jeweils eine Espressotasse aus jedem Ausgang des Siebträgers. Es wird geraten die Espressotassen vorzuwärmen – viele Maschinen haben hierfür eine eingebaute Funktion. Grund dafür ist, dass sich der Espresso in den kleinen Tassen sonst sehr schnell abkühlt.
Espresso gilt mit seinem kräftigen, bitteren Geschmack und seiner dünnen Crema-Schicht für viele Liebhaber als der Höhepunkt des Kaffeegenusses. Zudem ist Espresso die Basis für viele andere Kaffeegetränke wie Caffè Americano, Cappuccino oder Latte Macchiato. Ideal ist Espresso ebenfalls als Shot für einen schnellen Koffeinkick, wie ihn viele Italiener morgens vor der Arbeit trinken.
Infos zur Zubereitung | Siebträgermaschine |
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Schwierigkeitsgrad | Mittel |
Kosten | Hoch |
Dauer | 1–2 min |
Menge | Vorgegeben |
Mahlgrad | Fein |
Temperatur | 90°C |
Röstungsstufe | Dunkelbraun |
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