Typo3 kann viel und verlangt Website-Betreibern viel ab. Daher ist es vor allem für den professionellen Einsatz geeignet. Gerade in Deutschland gibt es viele Web-Agenturen, die sich auf dieses CMS spezialisiert haben.
Typo3, das ist für Vollprofis. Oder andersrum: Wer eine professionelle Website will, kein Hobby-Ding, kein Blog, sollte über Typo3 nachdenken. Das ist jedenfalls der Ruf, der dem Content-Management-System anhaftet. Aber stimmt das?
Zweifellos ist Typo3 ein ausgereiftes CMS, das keinerlei Funktionen vermissen lässt. Schon 1998 erschien die erste Version, damals steckte das Web noch in den Kinderschuhen. Somit hat Typo3 eine längere Entwicklungszeit hinter sich als die meisten anderen Content-Management-Systeme.
Die „3“ ist übrigens Bestandteil des Namens, keine Versionsnummer. Ursprünglich lautete der Name des Programms nur Typo, aber die dritte Version war so populär, dass die Nutzer von „Typo drei“ zu sprechen begannen. Schließlich wurde die Zahl offiziell dem Namen hinzugefügt. Die aktuelle Versionsnummer ist 8.7.
Aber Typo3 gilt auch als übermäßig kompliziert. Nicht allerdings für Autoren und Redakteure. Je nachdem, welche Features für sie freigeschaltet sind, können sie innerhalb weniger Minuten bis Stunden nach der Registrierung mit dem System arbeiten. Ganz anders sieht es bei Website-Entwicklern aus: Sie brauchen mehrere Wochen bis Monate, bis sie sich in Typo3 eingearbeitet haben. Das liegt auch daran, dass Typo3-Templates nicht etwa in PHP oder Python geschrieben werden, sondern das Erlernen einer eigenen, wenn auch nicht übermäßig schwierigen Scriptsprache, TypoScript, voraussetzen.
Typo3 ist also tatsächlich nur für den professionellen Einsatz geeignet. Für Hobby-Benutzer ist es einfach zu kompliziert, sie haben im Normalfall nicht die zeitlichen Ressourcen, um sich ausreichend einzuarbeiten. Allerdings ist Typo3 nicht das einzige Profi-CMS, es gibt viele ähnlich gute Alternativen (Drupal oder Plone beispielsweise) und auch in vielen professionellen Anwendungsfällen haben einsteigerfreundliche Content-Management-Systeme wie Joomla oder sogar WordPress deutliche Vorteile.
Während Typo3 im internationalen Vergleich klar hinter Joomla, Drupal und Magento und erst recht hinter WordPress zurückfällt, ist es in Deutschland das verbreitetste Content-Management-System gleich nach WordPress, fast 14 Prozent aller CMS-Installationen hierzulande entfallen auf Typo3. Wer hierzulande bei einer Agentur eine Website mit CMS in Auftrag gibt, hat gute Chancen, eine Typo3-Website empfohlen zu bekommen.
Seiten werden bei Typo3 in einer Baumstruktur angeordnet, vergleichbar einem Dateisystem. Das ermöglicht auch die Verwaltung großer Websites mit vielen Inhalten. Das Bearbeiten von Seiten erfolgt dabei in einem graphischen oder wahlweise in einem Quelltext-Editor. Einen Frontend-Editor gibt es auch.
Dieser wird zukünftig wahrscheinlich ein Teil des Kern-Pakets von Typo3, momentan muss er jedoch noch als zusätzliche Extension installiert werden.
Wer Bilder in einen Text einfügen will und noch nie mit Typo3 gearbeitet hat, wird erst einmal stutzig: Der Editor hat keine Schaltfläche zum Hinzufügen von Bildern. Tatsächlich ist es nicht vorgesehen, Bilder frei im Text zu platzieren. Eine Seite in Typo3 besteht nämlich aus verschiedenen Elementen, die in Blöcken nach den Vorgaben der Templates arrangiert werden. Ein reiner Text-Block kann keine Bilder enthalten. Dafür muss beispielsweise ein Element für Text und Bilder eingefügt werden. Aber selbst dann ist es nicht möglich, einfach Bilder einzufügen. Stattdessen gibt es eine eigene Eingabemaske für den Text und eine für die Bilder, zwischen denen der Anwender hin- und herschalten kann. Typo3 erreicht damit, dass sich Redakteure streng an die Layout-Vorgaben halten müssen.
Es gibt fast nichts, was Typo3 nicht kann. Nur muss der Benutzer wissen, wie es geht. Einfach mal einen Menüeintrag hinzufügen? Kein Problem, dazu muss man nur das Template bearbeiten. Und dafür sind einige Zeilen in TypoScript nötig. Auch das Betreiben von mehreren Websites aus einem Typo3-Backend heraus, der sogenannte Multi-Site-Betrieb, lässt sich wie alle nicht ganz grundlegenden Funktionen der Software nur einrichten, wenn der Anwender TypoScript beherrscht.
Doch nicht für alle fortgeschrittenen Funktionen ist die Konfigurationssprache nötig. Eine mehrsprachige Website kann fast gänzlich im Backend konfiguriert werden. Wie das geht, wird in einem ausführlichen Hilfe-Dokument, dem Frontend Location Guide, beschrieben. Allerdings ist auch ein ganzes Kapitel darin dem Thema TypoScript gewidmet.
Zugriffsrechte werden in Typo3 relativ simpel über das Backend - über sogenannte Module - konfiguriert. Auch hier kommt die Baumstruktur zum Einsatz, die Rechte können für jede Ebene dieser Baumstruktur und für jede Seite getrennt vergeben werden. Ähnlich wie in einem Unix- beziehungsweise Linux-Dateisystem hat jeder Bereich der Website Rechte für einzelne Benutzer, für die Benutzergruppe und für die Allgemeinheit.
Die Grundeinstellung des Systems erfolgt nicht im Backend, sondern wird mit Konfigurationsdateien erledigt. Was die einzelnen Werte in den Dateien bedeuten, muss der Website-Betreiber wissen oder in der Typo3-Dokumentation nachschlagen. Zur Vereinfachung werden diese Dateien in durchsuchbarer Form im Backend dargestellt. Das ist zum Beispiel dann hilfreich, wenn nicht ganz klar ist, wo eine bestimmte Einstellung zu finden ist.
Die wichtigsten Typo3-Module sind:
Erweiterungen für Typo3 werden als Extensions bezeichnet. Ungefähr 6.000 verschiedene gibt es davon im offiziellen Katalog, dem Extension Repository. Angenehmerweise ist dort auch ersichtlich, ob es sich um eine stabile Version handelt und wann das letzte Update erfolgte. So ist es möglich, nicht mehr aktuelle oder unausgereifte Erweiterungen zu vermeiden. Dazu trägt auch der Suchfilter bei, mit dem Benutzer beispielsweise obsolete Erweiterungen oder solche im Beta-Stadium ausblenden können.
Die Erweiterungen im Repository sind kostenlos. Kostenpflichtige Erweiterungen werden im Normalfall nicht angeboten. Wenn für das Programmieren einer Erweiterung Geld fließt, dann meistens, weil ein Kunde eine Speziallösung für seine Website will. Die Installation von Extensions funktioniert einfach, nämlich mit wenigen Klicks im Backend.
Website-Designs heißen bei Typo3 Templates. Im Gegensatz zu vielen anderen CMS ist es nicht möglich, Templates einfach so zu installieren. Templates müssen erstellt werden, und dazu sind zumindest ein paar Zeilen TypoScript notwendig. Die Templates sind nämlich in Typo3 in hohem Maße webseitenspezifisch und können nicht ohne weiteres für eine andere Website verwendet werden. Das Template bestimmt beispielsweise auch die Menüeinträge. Es gibt allerdings Erweiterungen, die den Umgang mit Templates vereinfachen.
Hinter dem kostenlosen Content-Management-System steht zwar die Typo3 Association, deren hauptsächliches Ziel das Fundraising für die Weiterentwicklung der Software ist, das heißt aber nicht, dass die Entwicklung nur in ihrer Hand liegt. Wie andere Open-Source-Projekte auch wäre Typo3 ohne eine aktive Unterstützung und Umsetzung der Community nicht denkbar. Obwohl die Software in Deutschland besonders weit verbreitet ist, ist die Community-Sprache Englisch. Es gibt einen reichen Fundus an offiziellen Hilfe-Dokumenten, diese sind aber oft nicht auf Deutsch übersetzt. Allerdings finden sich im Internet ausreichend Seiten, die Anleitungen und Dokumentationen zu Typo3 auf Deutsch zur Verfügung stellen.
Wer professionelle Hilfe braucht, muss hierzulande nicht lange suchen: Viele Freelancer und Web-Agenturen haben Erfahrung mit diesem CMS. Um die Qualität von Typo3-Dienstleistungen sicherzustellen, gibt es ein offizielles Zertifizierungsprogramm. Die ersten drei Stufen – Editor, Integrator und Developer – sind jetzt schon verfügbar, die Zertifizierung als Typo3 CMS Certified Consultant wird im Laufe des Jahres 2017 möglich sein.
Typo3 ist kein Spielzeug. Ein Website-Betreiber, der sich für dieses CMS entscheidet, muss sich ernsthaft damit auseinandersetzen und die Skriptsprache TypoScript lernen. Der Lohn der Mühe ist die Beherrschung eines mächtigen CMS, mit dem sich jede gewünschte Website realisieren lässt.
Im Gegensatz zu vergleichbaren Systemen kommt man bei Typo3 nicht weiter, wenn man es nur ein wenig beherrscht. Alternativen wären Plone und Drupal. Auch für Plone wird eine Skriptsprache benötigt, allerdings findet Python auch außerhalb dieses CMS Anwendung. Drupal hingegen ist auf die nahezu vollständige Bedienbarkeit im Backend ausgerichtet und erschließt sich daher vielen Anwendern schneller.