b2evolution ist eine gute Lösung für Website-Betreiber, die weitreichende Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer Seite haben möchten, aber die Komplexität von Systemen wie Drupal, Plone oder gar Typo3 scheuen.
b2evolution ist eine kostenlose Weblog-Software, die auf PHP und MySQL basiert. Datenbanken wie SQLite werden von b2evolution noch nicht unterstützt.
Das CMS b2evolution teilt einen gemeinsamen Vorfahren mit WordPress, nämlich das Blogging-Tool b2. Beide Programme entstanden, als die Entwicklung des damals wegweisenden b2 zum Erliegen kam. Während später jedoch WordPress zum offiziellen Nachfolgeprojekt von b2 und in der Folge zum weltweit beliebtesten CMS mit einer riesigen Entwickler-Community wurde, beteiligt sich an b2evolution nur ein kleines Team um den Franzosen François Planque, auf den dieser Zweig von b2 ursprünglich zurückgeht.
Dass b2evolution nur von einem relativ kleinen Entwicklerkreis betreut wird, hat Vor- und Nachteile. Der große, offensichtliche Nachteil ist die geringe Anzahl von Plugins und Themes. Die Entwickler von b2evolution kennen aber ihren Code offenbar sehr gut. In regelmäßigen Abständen veröffentlichen sie neue Versionen, die sehr stabil laufen. Das Produkt ist kompakt: im Gegensatz zu WordPress, das stark auf Plugins angewiesen ist, ist es der Anspruch von b2evolution, schon bei der Installation alles zu beinhalten, was zum Betrieb einer Website nötig sein könnte. Das macht die Wartung von b2evolution sehr einfach. Beim Update müssen sich Websitebetreiber keine Sorgen über inkompatible Plugins machen.
b2evolution nennt sich selbst Content-and-Community-Management-System, abgekürzt CCMS. In den Bereichen Community und Social-Media bringt es viele Features mit, für die bei anderen Produkten Plugins installiert werden müssen. So ist es beispielsweise möglich, mit einer b2evolution-Installation beliebig viele Blogs zu betreiben, entweder jedes auf einer eigenen Domain oder auch mehrere auf einer Website. Auch ein Forum gehört zur Standardausstattung, genauso wie die Möglichkeit, bei neuen Blog-Beiträgen automatisch eine Twitter-Nachricht zu versenden. User können sich auch auf Websites anmelden und sich untereinander private Nachrichten senden.
Das Bearbeiten von Text in b2evolution funktioniert dank des grafischen Editors im Backend extrem einfach. Wie so häufig üblich ist es allerdings kein tatsächlicher WYSIWYG-Editor, da Layout-Einstellungen des Frontends nicht übernommen werden. Ein Frontend-Editor existiert leider nicht. Wenn der User eingeloggt ist, erscheint aber auch neben jedem Artikel im Frontend ein Link zum Bearbeiten der Datei. Zusätzlich gibt es am oberen Rand des Browserfensters die evoBar, eine Toolbar, die Zugriff auf die wichtigsten Funktionen der Software ermöglicht. Welche Funktionen das genau sind, hängt von den Benutzerrechten des jeweiligen Anwenders ab.
Der Editor selbst verfügt über einen umfassenden Funktionsumfang: Autoren können Tabellen und Listen einfügen, Schriftart, -farbe und -größe ändern sowie Schriftauszeichnungen wie durchgestrichen oder unterstrichen festlegen und ähnliche Standardfunktionen nutzen. Auch für Sonderzeichen gibt es eine Schaltfläche. Alternativ ist die Formatierung mit der Markup-Sprache GM Code möglich.
Das Blogsystem b2evolution wurde mit dem Frontend-Framework Bootstrap entwickelt, das erweiterte Formatierungsoptionen für Web-Inhalte zur Verfügung stellt. Mit Warnungs- und Infoboxen macht der Editor teilweise Gebrauch von diesen Möglichkeiten. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, die Funktionen von Bootstrap sind viel umfassender. Es wäre toll, wenn Anwender einen größeren Teil davon im Editor von b2evolution nutzen könnten.
Inhalte sind in b2evolution in sogenannten Collections organisiert. Anwender legen so viele Collections an, wie sie möchten. Im Frontend werden diese entweder auf einer Website oder auf unterschiedlichen Websites angezeigt. Beim Anlegen einer Collection hat der User die Wahl zwischen sechs verschiedenen Arten:
Mit diesen Collections bietet b2evolution die Grundlagen für die gängigsten Arten von Websites. Speziell eine Community-Plattform lässt sich so schnell aufbauen. Das Aussehen jeder Collection kann übrigens mit einer eigenen Skin separat festgelegt werden.
Die Benennung von Frontend und Backend ist bei b2evolution etwas eigenwillig gelöst, das System verwendet die Bezeichnungen Front-office und Back-office. Zusätzlich zu den Collections, deren Funktionsumfang schon weit über den eines typischen CMS hinausgeht, gibt es im Back-office auch Zugriffsstatistiken und die Möglichkeit, Newsletter zu versenden.
Die Verwaltung von Usern und Zugriffsrechten fällt sehr umfangreich aus. Verschiedene Nutzergruppen helfen dabei, die einzelnen Nutzer zu organisieren. Zugriffsrechte werden nicht für einzelne Nutzer, sondern auf Gruppenebene vergeben. B2evolution kennt einerseits generelle Zugriffsrechte, die bestimmen, inwiefern ein User die Systemkonfiguration ändern kann, andererseits ermöglichen Zugriffsrechte für einzelne Collections die Gestaltung von Workflows. Zugriffsrechte für einzelne Beiträge zu vergeben, ist nicht möglich, was aber im Sinne der Übersichtlichkeit eine willkommene Vereinfachung darstellt. Neben der Festlegung einzelner Rechte gibt es für User und Gruppen auch Level von eins bis zehn. Nutzer mit einem höheren Level haben die Berechtigung, Beiträge von Nutzern mit einem niedrigeren Level zu moderieren.
Das Aussehen des Frontends wird mit Skins geändert, jede Collection bekommt eine eigene Skin. Skins eignen sich nur für eine Art von Collection, eine Skin für ein Blog beispielsweise funktioniert nicht für ein Forum oder ein Manual.
Die Skins sind einer der größten Schwachpunkte von b2evolution – das Angebot ist relativ gering, auf der Website von b2evolution gibt es nur 135 verschiedene, kostenlose Skins. Zudem sehen die meisten Skins nicht besonders ansprechend aus.
Etwas größer ist das Angebot auf den ersten Blick bei den Plugins, davon gibt es momentan 226. Das sind allerdings die Plugins für alle Versionen. Kompatibel mit der aktuellen Version 6 sind nur 20 davon. Das liegt auch daran, dass viele der Plugins, die in älteren Versionen zusätzlich installiert werden mussten, mittlerweile Teil des Grundsystems sind.
Um Plugins und Skins zu installieren, muss sie der Websitebetreiber herunterladen, entpacken und anschließend den Ordner per FTP in das entsprechende Verzeichnis der b2evolution-Installation auf seinem Webspace übertragen. Das direkte Installieren im Back-office ist nicht möglich.
Eine besondere Rolle kommt in b2evoluton den Widgets zu. Alle Teile einer Seite, also Gestaltungselemente wie der Titel und das Menü, aber auch der Bereich mit den Blogbeiträgen, sind Widgets. Diese Widgets können in vom Theme definierten Bereichen der Seite wie beispielsweise Footer, Header oder Posts arrangiert werden.
Die b2evolution-Community ist relativ klein. Sowohl Forum als auch Dokumentation sind überwiegend auf Englisch gehalten, ab und zu tauchen auch Beiträge auf Französisch im Forum auf. Im deutschsprachigen Internet lässt sich kaum etwas zu diesem Blogsystem finden. Dass die Community klein ist, hat auch Vorteile – so ist es durchaus nicht unüblich, dass der Chefentwickler François Planque Anwenderfragen persönlich beantwortet. Bei welcher großen Weblog-Software wäre das vorstellbar?
b2evolution ist ein rundes Gesamtpaket für Websites jeder Art. Schon das Grundsystem beinhaltet fast alles, was die meisten Websites benötigen. Websitebetreiber müssen sich dadurch keine Gedanken über Plugin-Inkompatibilitäten machen und nicht lange nach passenden Erweiterungen suchen. Als weiterer Pluspunkt kann im Test die kleine, aber hilfsbereite und freundliche Community um François Planque gelten. Tatsächlich kommt b2evolution dem Traum vom CMS, mit dem so gut wie jeder eine eigene Website oder gar eine eigene Online-Community verwalten kann, so nahe wie kaum ein anderes Programm.
Websitebetreiber, die ein hohes Maß an individuellen Anpassungen benötigen und bereit sind, den dafür nötigen Aufwand zu betreiben, sind allerdings mit komplexeren CMS wie Drupal oder Plone besser bedient. Auch die geringe Auswahl an Skins und das bescheidene Aussehen der vorhandenen Skins sind Mankos im Content-Management-System-Vergleich. Wer gerade in diesem Bereich Wert auf Vielfalt legt, sollte WordPress in Betracht ziehen.