Magento ist eine reine E-Commerce-Plattform und eignet sich gut für Websites, bei denen der Verkauf im Mittelpunkt steht. Der Einsatz ist erst ab einer gewissen Größe des Online-Shops sinnvoll, für einige wenige Produkte gibt es einfachere Lösungen.
Die erste Version des Shopsystems Magento wurde 2008 als Open-Source-E-Commerce-Plattform veröffentlicht. Entwickler ist die kalifornische Firma Magento Inc., die zwei Versionen der Software anbietet:
Die Community Edition, mit der wir uns hier im Test beschäftigen, ist kostenlos und Open-Source. Die Enterprise Edition baut zwar auf diesem Open-Source-Kern auf, enthält aber persönlichen Support und zusätzliche Features, die vor allem für größere Online-Shops interessant sind. Das ist auch die Zielgruppe dafür. Mit Lizenzierungskosten, die bei ungefähr 15.000 Euro jährlich starten und je nach Support-Level auch deutlich höher ausfallen können, ist die Enterprise Edition für kleinere Unternehmen als Shopsystem schlicht nicht rentabel. Darüber hinaus gibt es noch eine gehostete Magento-Lösung mit dem Namen Enterprise Cloud Edition.
Magento war eng mit dem Online-Marktplatz eBay verbunden. 2010 kaufte eBay 49 Prozent der Magento-Anteile, 2011 erfolgte die vollständige Übernahme. Ende 2015 schließlich kaufte das britische Beteiligungsunternehmen Permira die Softwareschmiede, seitdem operiert Magento wieder als eigenständiges Unternehmen.
Genau genommen ist Magento kein CMS. Jedenfalls kein klassisches CMS. Es ist vielmehr ein Online-Shopsystem. Damit erfüllt es zwar die Definition von CMS im weiteren Sinn, schließlich können Produktseiten als Inhalte gelten, und abgesehen davon kann Magento auch normale Artikel anlegen, wie jedes CMS.
Aber natürlich ist Magento nicht wirklich vergleichbar mit den anderen CMS, die wir testen. Dass es als Shopsystem trotzdem seinen Platz hier im Test gefunden hat, liegt an der Popularität der Plattform. Weltweit ist es mit einem Marktanteil von 2,5 Prozent das am vierthäufigsten eingesetzte Tool zum Verwalten von Websites.
Nicht ganz so verbreitet ist es in Deutschland, hierzulande kommt es aber immerhin noch auf Platz acht und einen Marktanteil von 1,3 Prozent.
Die Bearbeitung von Inhalten gleicht bei Magento den entsprechenden Funktionen in einem gewöhnlichen CMS. Der grafische Editor des Shopsystems kommt sowohl für Seiten als auch für Produktbeschreibungen zum Einsatz und ist besonders umfangreich ausgestattet. Er kann auch HTML-Layer einfügen und darstellen, was die Möglichkeiten zur Gestaltung von Inhalten stark erweitert. Layer sind unsichtbare Rahmen, die beliebig auf der Seite verschoben und mit Inhalten gefüllt werden können. Der Anwender kann die Position und Größe im grafischen Modus leider nicht ändern, dazu muss er in den Quelltext-Modus schalten und die entsprechenden Zahlen dort überschreiben. Ein unüberwindbares Problem für User, die mit HTML nicht vertraut sind, und für alle anderen immerhin ein Ärgernis.
Für die Verwaltung von Medien-Dateien wie Bilder hat Magento einen Medien-Browser eingebaut, der allerdings relativ rudimentär ausfällt. Kleine Vorschaubilder repräsentieren die Dateien, eine Ordnerstruktur bringt System in die Sammlung. Der Nutzer kann Medien hochladen, Ordner anlegen sowie Medien und Ordner löschen. Was im Medien-Browser nicht funktioniert: Bilder verschieben oder auch nur einfachste Bildbearbeitungsfunktionen wie das Ändern der Größe. Auch Elemente wie Beschreibungen und Titel gibt der Anwender direkt im Editor ein, nicht im Medien-Browser. Magento speichert diese Elemente nicht zentral als Eigenschaften des Bildes, sondern nur als Teil des jeweiligen Produkts beziehungsweise der jeweiligen Seite. Fügt der Nutzer also ein Bild im Shop nochmals ein, muss er all das erneut eingeben.
Das Interface von Magento 2 wirkt mit seinen großen, monochromen Logos im flachen Design und den übersichtlich gestalteten Bildschirmseiten modern und benutzerfreundlich. Im grafischen Text-Editor des Shopsystems hat der Anwender jedoch den Eindruck, mit einer ganz anderen Software zu arbeiten. Die Schaltflächen sind winzig und Pop-up-Fenster haben den abgerundeten Look von alten Windows-Versionen. Nichtsdestotrotz empfanden wir es im Test als angenehm, damit zu arbeiten.
Die meisten CMS sind universell angelegt, das ist bei Magento natürlich anders. Die Online-Handelsplattform ist dafür gedacht, eine ganz bestimmte Art von Seiten zu betreiben. Der Schwerpunkt der Software liegt daher auf Funktionen für E-Commerce. Es gibt Produkte, Produktkategorien und eine Inventar-Verwaltung. Natürlich ist auch eine Kundendatenbank integriert, in der Magento Informationen wie Bestellungen, Zahlungsdaten, Newsletter-Abonnements und Produktbewertungen sammelt.
Ein Abschnitt für Verkäufe erlaubt die Abwicklung des alltäglichen E-Commerce-Geschäfts. Von hier aus verwalten Shop-Betreiber Bestellungen und Transaktionen. Im Bereich Marketing können Händler Regeln für die Preisgestaltung festlegen, Newsletter versenden und Suchmaschinenoptimierungen vornehmen. Im Menüpunkt Reports finden sich zahlreiche Abfragemasken: Auf einen Klick listet Magento beispielsweise die Bestseller auf oder zeigt die Produktreviews geordnet nach Produkt oder Kunde an.
Die Konfiguration der Benutzer- und Rechteverwaltung ist relativ simpel, jedenfalls im Vergleich zu den meisten nichtspezialisierten CMS. Wie üblich gibt es Benutzer und Rollen; welche Rechte ein Benutzer hat, ist von seiner Rolle abhängig. Benutzerrechte werden für Seiten im Backend vergeben. Der Administrator legt für jede einzelne Seite fest, ob eine Benutzerrolle darauf lesenden, lesenden und schreibenden oder überhaupt keinen Zugriff hat. Konfigurationen der Benutzerrechte für einzelne Produkte oder Content-Elemente gibt es nicht.
Für zusätzliche Funktionen stehen bei Magento „Extensions“ bereit, das Design des künfitgen E-Commerce-Shops lässt sich mit Themes ändern. Nutzer finden beides in einem offiziellen Online-Shop, dem Magento Marketplace für das neue Magento 2 beziehungsweise Magento Connect für die immer noch häufig eingesetzten, alten Versionen. Viele der Extensions und Themes dort sind kostenlos, einige Erweiterungen für das Shopsystem haben jedoch durchaus Preise von mehreren hundert Dollar. Das Preisniveau liegt deutlich über dem, was bei anderen reinen CMS-Lösungen im Test üblich ist.
Neue User könnten das Installieren von Erweiterungen und Themes in Magento kompliziert finden, diese Aufgabe lässt sich nämlich nicht mit einem Klick oder durch das Hochladen einer Datei im Backend erledigen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Dateien auf den Server zu laden, die einfachste ist wohl der Setup-Wizard im Marketplace. Mindestens ein weiterer Schritt ist jedoch erforderlich, nämlich das Registrieren des Themes beziehungsweise der Erweiterung und Konfiguration im Backend.
Die Community Edition von Magento ist zwar Open-Source, dennoch ist Magento kein klassisches Community-Projekt. Hinter der Software steht ganz klar die Herstellerfirma, die durch die Lizenzierung der kommerziellen Version Geld verdient. Dennoch gibt es eine aktive Community, die sich im offiziellen Forum auf magento.com austauscht.
Anwender bringen in einem speziellen Unterforum Verbesserungswünsche ein und erhalten direkte Antworten von den Entwicklern. Die Hauptsprache des Forums ist Englisch, aber es gibt Unterforen für viele andere Sprachen, unter anderem auch Deutsch. Die Anzahl der Beiträge ist allerdings in den englischsprachigen Foren deutlich höher.
Für Nutzer der Community Edition ist dieses Forum eine hilfreiche Ressource. Anders als Nutzer der kostenpflichtigen Enterprise Edition können sie keine Support-Anfragen direkt an das Unternehmen richten.
Magento kann durchaus als CMS für Online-Shops gesehen werden. Wer andere CMS kennt, wird auch mit Magento schnell vertraut sein. Dennoch dürfte das Erstellen eines Online-Shops mit Magento eine Angelegenheit von mehreren Tagen oder Wochen sein. Der Einsatz lohnt sich also erst ab einer gewissen Größe. Dann lohnt sich der Aufwand aber wirklich: Magento ist alleine schon durch die Unzahl der verfügbaren Extensions und durch seine hohe Nutzerfreundlichkeit die definitive Online-Shop-Lösung für Anspruchsvolle.
Eine Alternative ist der Verkauf von Produkten bei einem externen Marktplatz. Dafür fallen in der Regel zwar Provisionen an, es bereitet jedoch auch deutlich weniger Mühe. Wer sowieso schon ein CMS verwendet und nur einige wenige Produkte verkaufen will, kann sich auch nach E-Commerce-Erweiterungen für sein CMS umsehen. Diese bieten zwar nicht den Funktionsumfang eines dezidierten Online-Shopsystems wie Magento, sind dafür aber in den Rest der Website integriert.