Derselbe Hersteller produziert auch das kostenlose AnyBurn. gBurner ist im Vergleich dazu nur um einige Funktionen erweitert, ihm fehlen jedoch die über das reine Brennen hinausgehenden Multimediafähigkeiten größerer Brennprogramme.
gBurner ist wie auch die Freeware AnyBurn ein Produkt der Firma Power Software Ltd.; das geht zumindest aus der Fußzeile der Produktwebsites hervor. Genaueres über die Firma lässt sich jedoch nicht herausfinden. Sie hat keine Website, und auch eine Anschrift wird auf den Produktseiten nicht genannt. Eine schnelle Internetrecherche führt zu einem gewissen Laurence James Arthur und einem Firmensitz im schottischen Aberdeen. Die Firma wurde seit den 1990er-Jahren mehrfach aufgelöst und neu gegründet. Außer den beiden genannten Programmen produziert sie die Software Power ISO, die einen ganz ähnlichen Funktionsumfang hat.
Das wirkt alles nicht sonderlich seriös, aber immerhin: Die Software der Firma wird regelmäßig aktualisiert und weder zur Firma, noch zu ihrem Eigentümer war Negatives zu finden. Vielleicht handelt es sich bei Power Software Ltd. um einen kleinen, selbständigen Softwareproduzenten?
Soviel zum etwas schleierhaften Hintergrund, aber im Vordergrund steht selbstverständlich die Software selbst.
Mit einem Drop-down-Menü am unteren Rand des Programmfensters stellt der Anwender in gBurner das Speichermedium ein. Die Bandbreite reicht dabei von einer gewöhnlichen CD mit 700 Megabyte Speicherplatz bis hin zur Blu-Ray-Disk-XL mit großzügigen 128 Gigabyte. Darüber hinaus ist es auch möglich, die Größe der zu beschreibenden Disk manuell zu ändern.
Zusätzlich zu Datendisks und Audio-CDs brennt gBurner auch Mixed-Mode-CDs. VCDs, SVCDs und Video-DVDs brennt gBurner zwar, aber wie bei vielen kostenlosen und günstigen Brennprogrammen müssen die Video-Dateien dafür bereits im korrekten Format vorliegen. Die Medienkonvertierung gehört nicht zum Funktionsumfang des Programms. Auch Funktionen zur Erstellung von Menüs fehlen. Video-Blu-Rays brennt gBurner überhaupt nur, wenn sie als Image-Datei vorliegen. Das Programm schreibt immer Multisession-Disks, es sei denn, die Option „Disk finalisieren“ ist aktiviert.
Genauso wie für das Schwesterprogramm AnyBurn gilt: gBurner kann alles, was für ein Brennprogramm essentiell ist, aber nicht mehr. Erweiterte Multimedia-Funktionen wie bei weniger preisgünstigen Brennprogrammen sucht der Anwender hier vergeblich. Allerdings weist gBurner einige Leistungsmerkmale auf, die der kleinen Freeware-Schwester fehlen.
Das Kaufprogramm beherrscht Disk-Spanning, das der Anwender in den Disk-Eigenschaften als „Multi-Volume-Unterstützung“ einstellen kann. Dabei ist die Größe eines Volumes frei festlegbar. Entscheidet sich der Anwender also dafür, seine Daten auf mehrere DVDs zu verteilen, aber bei jeder DVD nur die Hälfte des verfügbaren Speicherplatzes zu nutzen, stellt sich zwar unter Umständen die Frage nach der Sinnhaftigkeit diese Tuns, aber gBurner macht es möglich.
gBurner erlaubt die Einrichtung eines Passwortschutzes. Auch das ist ein Feature, das AnyBurn fehlt. Details über die Verschlüsselungsstärke sind allerdings nicht in Erfahrung zu bringen.
Standardfeatures wie das Kopieren von Datenträgern, die Erstellung und das Brennen von Images, die in diesem Programm „Abbilder“ genannt werden, und das Anzeigen von Laufwerks- und Diskinformationen sind selbstverständlich vorhanden. Auch ein CD-Ripper ist mit an Bord, er unterstützt folgende Formate:
Die Eigenschaften der Ausgabedateien lassen sich außergewöhnlich detailliert einstellen. Nicht nur die Festlegung der Bitrate ist möglich, sondern auch die der Samplerate, der Bittiefe und der Stereokanäle (Mono, Dual Channel, Joint Stereo oder Stereo).
Insgesamt wirkt gBurner wie eine Pro-Version von AnyBurn, trotz der deutlich anders gestalteten Benutzeroberfläche. Das Kaufprogramm hat der Freeware aber nicht so viel voraus, dass der Kaufpreis von 29,95 Dollar gerechtfertigt erscheint. Da lohnt es sich mehr, auf ein Aktionsangebot zu warten und ein deutlich funktionsreicheres Programm wie Ashampoo Burning Studio zum ermäßigten Preis zu erstehen. Das kostet dann unter Umständen sogar weniger.
Auch bei den Systemanforderungen und den Leistungsdaten zeigt sich die Verwandtschaft zu AnyBurn. Ab Windows XP, einem mit 166 Megahertz getaktetem Prozessor und 64 Megabyte Arbeitsspeicher läuft das Programm. Die Festplattenbelegung fällt mit 6,86 Megabyte niedrig aus. Die Software ist damit ideal geeignet für alte PCs, die zur Brennstation umgerüstet werden.
Die Geschwindigkeitswerte sind ähnlich wie bei AnyBurn: Beim Rippen von CDs sind beide Programme mit 6:26 Minuten ex aequo Testsieger. Zum Löschen des RW-Rohlings braucht auch gBurner relativ lange, nämlich exakt zwei Minuten, und die Brenngeschwindigkeit liegt unauffällig im Mittelfeld.
Alle Programmfunktionen werden über ein Akkordeonmenü am rechten Fensterrand erreicht. Es ist in fünf Abschnitte gegliedert, die sich beim Anklicken mit ruckelig animierten Bewegungen öffnen. Die einzelnen Funktionen werden durch beschriftete Icons dargestellt. Das Icon der gerade aktiven Funktion führt in Abständen von wenigen Sekunden eine minimale Bewegung aus. Es verschiebt sich um wenige Pixel nach oben und seitwärts und kehrt daraufhin in seine Position zurück, dabei flimmert es kurz und offenbar unbeabsichtigt. Fast will der Anwender Mitleid haben mit den Icons, die im Jahre 2018 versuchen, ihn mit diesem kleinen, misslungenen Trick zu beeindrucken.
Trotz dieses Atavismus gestaltet sich die Benutzung des Programms angenehm. Die Benutzeroberfläche ist logisch strukturiert; Funktionen und Einstellungen befinden sich dort, wo der Anwender sie erwartet. Im Einstellungsmenü kann der Anwender ohne Neustart des Programms zwischen 16 verschiedenen Sprachversionen wechseln. Neben diversen großen europäischen und asiatischen Sprachen ist als relativ exotische Sprache auch Kasachisch darunter.
Die Hilfedatei ist auf Englisch und sehr knappgehalten. Selbst die darin enthaltene „End User License“, ein Dokument, das bei anderen Programmen den Umfang kleiner Bücher hat, passt auf eine Bildschirmseite.
Der „User’s Guide“ geht in kurzen Aufzählungslisten auf jede Funktion des Programms ein. Abgerundet wird die Hilfedatei von den „Frequently Asked Questions“ die gezählte acht Fragen umfassen.
Die Dokumentation wird bei gBurner also stiefmütterlich behandelt. Da das Programm allerdings weitgehend selbsterklärend ist, stellt das für den Anwender keinen gravierenden Nachteil dar. Sollten bei der Verwendung von gBurner Schwierigkeiten auftreten, hat er immer noch die Möglichkeit, dem Entwickler zu schreiben. Ein E-Mail-Link ist im Programm selbst und auf der Website vorhanden.
Wäre gBurner ein Kinofilm, dann wäre es eine Low- oder No-Budget-Produktion, ein Film, der die Zuschauer unterhält und ihnen gefällt, der aber in jeder Sekunde erkennen lässt, dass er es ausstattungsmäßig nicht mit dem großen Hollywood-Kino aufnehmen kann. Das Programm wirkt wie handgemacht, aber von einem Könner, nicht von einem Dilettanten. Das ist durchaus liebenswürdig.
Wie auch BurnAware tut gBurner sich allerdings schwer damit, zwischen deutlich funktionsreicheren Kaufprogrammen und völlig kostenlosen Tools eine passende Nische am Markt für Brennprogramme zu finden. Sparsame finden unter den kostenlosen Programmen Alternativen, die kaum weniger leistungsfähig sind, wie beispielsweise AnyBurn vom selben Hersteller. Wer allerdings bereit ist, Geld für ein Brennprogramm in die Hand zu nehmen, muss nur wenig mehr ausgeben, um Software mit umfangreichen Multimedia-Authoring- und Videofunktionen zu erhalten, Ashampoo Burning Studio beispielsweise ist eine interessante Alternative.