Ein Tool für Open-Source-Enthusiasten, die beim Brennen nichts dem Zufall oder den Voreinstellungen des Programms überlassen wollen.
cdrtfe ist ein kostenloses Open-Source-Programm. Im Unterscheid zu vielen anderen kostenlosen Brennprogramen wird es noch regelmäßig aktualisiert und erhielt in der Vergangenheit mindestens ein Update pro Jahr. Der Name ist eine Abkürzung für „cdrtools Frontend“. Die cdrtools sind eine Sammlung von Programmen zur Nutzung von optischen Speichermedien, die von vielen Linux-Distributionen verwendet wird. Es sind allerdings reine Kommandozeilenprogramme ohne grafische Benutzeroberfläche (GUI). cdrtfe kombiniert die cdrtools mit einer GUI für Windows, so dass auch technisch nicht ganz so versierte Anwender sie nutzen können. Im Vergleich zu den meisten kommerziellen Brennprogrammen wirkt cdrtfe dennoch sperrig und wenig intuitiv.
Das Programm brennt CDs, DVDs und Blu-Ray-Discs. Zusätzlich zu normalen Daten-Disks erstellen User mit der Anwendung sogenannte XCDs. Mit diesem Format können Daten-CDs so gebrannt werden, dass sie etwa 13 Prozent mehr Dateien speichern, was allerdings die Wirksamkeit der Fehlerkorrektur verschlechtert. XCDs haben also etwas mehr Speicherplatz als normale Daten-CDs, werden aber durch Kratzer schneller unlesbar. In den Optionen für Daten-Discs wählt der User, ob die Anwendung im Multisession-Modus brennen soll. Dort kann er auch ein Häkchen setzen, um eine Multisession-Disk zu finalisieren, also keine weiteren Schreibvorgänge mehr zuzulassen.
Aus Audio-Dateien erstellt cdrtfe Audio-CDs. Videos brennt das Tool als Video-CD, Super Video-CD oder DVD. Dafür müssen allerdings die Video-Dateien bereits im richtigen Format vorliegen, bei DVDs muss auch ein Ordner mit einer DVD-Dateistruktur vorhanden sein. Video-Dateien konvertieren oder gar DVD-Menüs erstellen kann cdrtfe nicht.
Die Auswahl an Funktionen, die über das reine Brennen hinausgehen, ist bei cdrtfe relativ eingeschränkt. Wie alle anderen Brennprogramme im Test kann die Anwendung Audio-CDs rippen. Die entsprechende Funktion versteckt sich im Reiter, der mit „DAE“ (Digital Audio Extraction) beschriftet ist. CDs kann der Nutzer in folgende Formate konvertieren:
Ist die Option „1:1 Kopie“ gewählt, werden alle Tracks unkomprimiert im Wave-Format ausgelesen und anschließend sofort auf eine Leer-CD geschrieben.
Ähnlich indirekt funktioniert das Kopieren von Daten-Disks, dazu muss nämlich beim Erstellen eines Images die Option „Kopie schreiben“ aktiviert sein. Das ist wenig intuitiv, folgt aber der strukturellen Logik von cdrtfe. Auch andere Brennprogramme erstellen beim Kopieren zuerst ein temporäres Image auf der Festplatte, das sie anschließend auf einen leeren Datenträger schreiben – zumindest wenn am PC nur ein Laufwerk angeschlossen ist.
Relativ viele Möglichkeiten bietet cdrtfe beim Löschen von wiederbeschreibbaren Datenträgern. Zusätzlich zum Schnelllöschen und zum gründlichen Löschen, wobei die Daten auch überschrieben werden, ist eine Option zum Löschen der letzten Schreib-Session vorhanden. Die Funktion „Löschen erzwingen“ hilft, falls sich eine RW-CD oder -DVD nicht löschen lässt. Ob dies funktioniert, hängt aber auch von der Firmware des Brenners ab.
In cdrtfe kann der User jeden Brennvorgang simulieren. Vorsichtige Nutzer können so eventuelle Probleme mit der Datenzusammenstellung erkennen, ohne eine Rohling zu „verbrennen“. Wer es eilig hat, brennt gleich direkt und nimmt dafür die Gefahr in Kauf, so den Leerdatenträger zu zerstören.
Praktisch ist, dass cdrtfe Projekte speichern kann. So ist es möglich, die Einstellungen und Datenauswahl für Discs, die so oder so ähnlich wiederholt gebrannt werden sollen, auch nach dem Beenden des Programms erneut zu laden.
Details zu den Systemanforderungen finden sich auf der Website des Projekts nicht. Lediglich, dass es auf Windows-Betriebssystemen ab Windows 98 läuft, ist zu erfahren. Mit so alten Windows-Versionen ist keines der anderen Programme im Test kompatibel. Alle anderen benötigen mindestens Windows 2000, Cyberlink Power2Go und Nero Burning ROM setzen sogar mindestens Windows 7 voraus. Der Speicherplatzbedarf des Programms ist mit 18,6 Megabyte sehr gering. Nur AnyBurn und gBurner belegen weniger Platz auf der Festplatte.
Das Performance-Highlight von cdrtfe ist das Löschen von wiederbeschreibbaren Medien. Nur zwölf Sekunden benötigte das Programm auf unserem Testrechner, um eine DVD+RW zu löschen. Alle anderen Programme brauchten doppelt bis dreifach so viel Zeit dafür. Beim Brennen der Image-Datei und der Datenzusammenstellung erreichte cdrtfe mit 07:53 Minuten beziehungsweise 09:07 Minuten durchschnittliche Werte. Für das Rippen der Audio-CD benötigte es 6:26 Minuten und liegt damit ex aequo mit AnyBurn und gBurner ganz vorne.
Das Userinterface von cdrtfe wirkt spröde und technisch. Das generelle Look-and-Feel des Programms erinnert an alte Windows-Versionen. Wie es funktioniert wird nicht sofort klar. Wer sich aber ein wenig mit dem Tool vertraut gemacht hat, findet sich darin gut zurecht.
Im Programmfenster schaltet der Anwender mit Reitern zwischen den einzelnen Funktionen des Programms um. Zum Starten einer Aktion dient immer der Start-Button rechts neben dem Textausgabefeld. Darüber befinden sich in den meisten Reitern Schalter zum Aktivieren von Optionen für das Brennen und Rippen. Ungewohnt ist das Textausgabefeld im unteren Bereich des Programmfensters.
Dieses zeigt den Output der Kommandozeilen-Tools, auf denen cdrtfe basiert. Er enthält viele Details, die im grafischen Interface nicht angezeigt werden. Für den Alltagsgebrauch sind diese jedoch oft irrelevant. Anwender können das Feld also die meiste Zeit getrost ignorieren.
Was cdrtfe an Benutzerfreundlichkeit fehlt, macht es mit Einstellmöglichkeiten wieder wett. Von den beiden getesteten kostenlosen Brennprogrammen ist zwar AnyBurn das einfachere, mit cdrtfe haben Anwender aber mehr Kontrolle über den Brennvorgang und das Ergebnis.
Da das Programm eine kostenlose Open-Source-Software ist, ist kein Support verfügbar. Allerdings gibt der Entwickler einen E-Mail-Adresse an, unter der ihn Nutzer erreichen können. Ein Forum, in dem sich User und Entwickler austauschen, wie das bei manchen anderen freien Softwareprojekten üblich ist, existiert für cdrtfe nicht.
Die Dokumentation ist als Hilfedatei vorhanden. Diese führt systematisch durch alle Bereiche des Programms und erklärt sie kurz. Praktische Anleitungen, die zeigen, wie Anwender bestimmte Aufgaben mit dem Programm lösen, fehlen jedoch. Mehr Illustrationen und Screenshots würden das Dokument deutlich anschaulicher machen.
cdrtfe atmet den Geist von Unix beziehungsweise Linux, auch wenn es ein Windows-Programm ist. Dass für ein schon vorhandenes Kommandozeilen-Tool ein grafisches Frontend geschrieben wird, statt ein Programm völlig neu zu entwickeln, ist typisch für den modularen Aufbau freier Betriebssysteme. Ein Userinterface, das sich mehr an technischen Aspekten orientiert als an Benutzerfreundlichkeit allerdings auch. Trotzdem ist das Programm nicht übermäßig kompliziert.
Es brennt neben den üblichen Daten-Disks und Audio-CDs auch die Formate XCD, VCD und SVCD, die allerdings durch das Aufkommen von Datenträgern mit höherer Speicherkapazität heute weitgehend bedeutungslos sind. Ein Vorteil von cdrtfe ist, dass Anwender sehr viele Parameter selbst bestimmen können. Insgesamt handelt es sich um ein solides Brennprogramm, das technisch versierten Nutzern einiges zu bieten hat.