Wie verschuldet ist Deutschland

Wie verschuldet ist Deutschland

Die Staatsschulden Deutschlands

Allein in den letzten zehn Jahren häufte Deutschland neue Schulden in Höhe von 706 Milliarden Euro an. Die Gesamtverschuldung lag im Jahr 2015 bei 2.060 Milliarden Euro. Das bedeutete: Pro Sekunde kamen 660 Euro dazu. Mittlerweile ist die Verschuldung rückläufig: Deutschland ist dabei, Schulden abzubauen. Doch auch im Privaten muss jeder zweite Deutsche einen Kredit abbezahlen. So sind 6,7 Millionen Bundesbürger überschuldet. Dennoch wird Deutschland mit Bestnote als äußerst kreditwürdig eingestuft. Kann das wirklich sein? Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 2.903 Milliarden Euro lag die Gesamtverschuldung Deutschlands (gemessen am BIP) 2015 bei 71 Prozent, im Jahr 2016 bei 68,2 Prozent. Das ist zwar ein positiver Wert, überschreitet aber noch immer die Regularien des Maastricht-Vertrags. Laut Maastricht-Kriterien soll die Grenze von 60 Prozent nicht überschritten werden. Deutschlands Bestrebungen, diesen Wert zu erreichen, sind im Haushaltsplan enthalten und sollen in den kommenden Jahren realisiert werden.

Schulden Deutschland

Was ist Staatsverschuldung?

Der Begriff Staatsverschuldung bezeichnet die zusammengefassten Schulden eines Staates gegenüber dritten Parteien. Die Angabe der Staatsverschuldung erfolgt in brutto: Die Verbindlichkeiten des Staates werden nicht mit seinem Staatsvermögen saldiert und nicht mit den Forderungen des Staates gegenüber Dritten verrechnet. Sie setzt sich aus der Verschuldung von Bund, Ländern, Extra-Haushalten, Gemeinden, Gemeindeverbänden und der Sozialversicherung zusammen.

Seit dem Jahr 1950 ist die Staatsverschuldung Deutschlands fast kontinuierlich angestiegen. Sie begann mit – gemessen an heutigen Standards – Peanuts von 9,574 Billionen Euro und machte mit einigen Intervallen der Stagnation im Jahr 2010 einen außergewöhnlichen Sprung von 1,694 auf 2,011 Billionen Euro. Zwei Jahre später erreichte sie ihren bisherigen Höhepunkt: 2,068 Billionen an Verbindlichkeiten standen rotgeschrieben im Haushaltsbuch.

Wie verschuldet sich ein Staat?

Staaten verschulden sich fast auf die gleiche Weise wie Privatpersonen auch. Benötigen sie zur Finanzierung ihres Haushaltes, kurzfristiger Hilfen oder großangelegter Projekte Geld, das ihnen nicht so ohne Weiteres zur Verfügung steht, weil etwa die Steuergelder nicht genügen, leihen sie sich Geld von Dritten. Diese dritten Parteien sind für gewöhnlich Banken, die sowohl im In- wie auch im Ausland sitzen können. Wie so gut wie jeder Kreditnehmer verpflichtet sich auch der Staat zusätzlich zur Rückzahlung des Leihbetrags nach einer bestimmten Zeit zu einer „Bezahlung“ des Kredits über Zinsen.

Der deutsche Staat verschuldet sich zum größten Teil über Bundesanleihen, Kommunalanleihen und Bundesschatzbriefe. Diese Anleihen kann so ziemlich jeder für sich erwerben, somit also neben Kreditinstituten auch Privatpersonen. Wer also Bundesanleihen erwirbt, wird zum Gläubiger des deutschen Staates, während der Staat sein Schuldner ist.

Top 5 der am höchsten verschuldeten Länder der Welt

Die am wenigsten verschuldeten Staaten der Welt (immer bemessen in Prozent des Brutto-Inlandsprodukts) sind Afghanistan, Brunei und die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong. Deutschland steht aktuell auf Platz 52 der Liste der verschuldeten Staaten und befindet sich damit in direkter Nachbarschaft mit den Seychellen und Pakistan. Wer die Rangliste am unrühmlichen Ende anführt, zeigt die folgende Übersicht.

Platz 5: Portugal

Viele südeuropäische Staaten waren von der Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 ganz besonders stark betroffen. Bei der Rückzahlung seiner Staatsschulden setzt Portugal vor allem auf den Boom des Tourismus. Die Wirtschaft befindet sich wieder im Wachstum, das Land auf der iberischen Halbinsel konnte bereits 16 der 26 Milliarden Euro Schulden an den Internationalen Währungsfonds IWF zurückzahlen. Doch die Staatsverschuldung ist auf mittlerweile 130,5 Prozent des BIP angestiegen – ein neuer Höchstwert für das Land.

Platz 4: Italien

Ein weiteres südeuropäisches Land in den Top 5 der am meisten verschuldeten Länder der Welt. Immer wieder spukt Silvio Berlusconi, der Mann, der im Laufe seiner Regentschaften die Krise der italienischen Wirtschaft maßgeblich mitverschuldet hat, wie ein Gespenst durch Politik und Medien. Heute steht Italien bei einer Staatsverschuldung von 133 Prozent seines BIP.

Platz 3: Libanon

Der vorderasiatische Staat am Mittelmeer grenzt sowohl an Syrien als auch an Israel – beide Länder sind seit langer Zeit Konfliktherde, die direkte Auswirkungen auf den Libanon haben. Während das Land selbst nur sechs Millionen Staatsbürger zählt, nahm es seit Ausbruch des Syrienkriegs bereits eine Million Flüchtlinge auf, hinzu kommen hunderttausende Palästinenser. Das Wirtschaftswachstum betrug vor Ausbruch der Syrien-Krise acht Prozent, nunmehr beläuft es sich auf nur noch ein Prozent. Die politische Lage rund um Präsident Hariri ist instabil, die Verschuldung beträgt 174 Prozent des BIP – eine gefährliche Mischung.

Platz 2: Griechenland

Die einstige Wiege der westlichen Zivilisation steht heute geradezu sinnbildlich für die Krise des Euro und eine das Volk belastende Schuldenanhäufung. Die Belastungen für das griechische Volk und die verhasste Aufsicht durch die Gläubigerstaaten führten zu Krawallen und einer enorm aufgeheizten, antieuropäischen, insbesondere antideutschen Stimmung unter den Leidtragenden. Mittlerweile befindet sich Griechenland in einer Konsolidierungsphase, weist aber noch immer eine besorgniserregende Staatsverschuldung von fast 181 Prozent des BIP auf.

Platz 1: Japan

Die Inselnation im Pazifik, die wie kaum eine Nation futuristische Urbanität und mit Stolz bewahrte kulturelle Tradition vereint, stellt einen Sonderfall unter allen hochverschuldeten Nationen dar. Aus einer einmaligen Finanzspritze im Jahre 2009 wurde ein Normalzustand: der Staat leiht und investiert Geld, um den eigenen Kreislauf nicht kollabieren zu lassen. Die Staatsverschuldung liegt mittlerweile bei bizarr anmutenden 222 Prozent des BIP. Das Besondere daran: Die Schulden bleiben fast vollständig im Inland. So hat Japan die Kontrolle über die eigene Geldpolitik und ist nicht durch andere Staaten erpressbar.