Balkon bienenfreundlich bepflanzen
Eine Welt ohne Bienen ist unvorstellbar. Sie bestäuben weltweit rund 80 Prozent aller blütenbesetzten Nutz- und Wildpflanzen. Laut Umweltbundesamt sind sie die drittwichtigsten Nutztiere neben Rindern und Schweinen. Auch wenn Sie keinen Garten besitzen, können Sie mit einem bienenfreundlichen Balkon einen Beitrag zum Bienenglück leisten und der Natur beim Aufblühen helfen.
Kleiner Raum, große Wirkung
Vor allem die großflächigen Monokulturen landwirtschaftlicher Betriebe bieten Bienen nicht genug Nahrung, da die Nutzflächen keinen Platz für Pollen- und Nektarpflanzen bereitstellen. Auch auf einer kleinen Fläche lässt sich ein überschaubares Bienenparadies schaffen, das den großen Monokulturen entgegenwirkt. Damit tun Sie etwas für die Natur und gegen das Bienensterben. Wenn Sie vom Frühjahr bis in den Herbst Ihren Balkon mit bienenfreundlichen Zierpflanzen und Kräutern in Kästen und Töpfen bestücken, bieten Sie den Insekten eine Quelle für Pollen und Nektar.
Ein reichhaltiges Buffet
Damit die Bienen viel geboten bekommen, sollten Sie darauf achten, dass die Auswahl an Nahrung vielfältig ausfällt. Wählen Sie also nicht nur eine Pflanzen- oder Kräuterart aus, sondern setzen Sie auf eine farbenfrohe Mischung. Zudem lohnt es sich, regionale Pflanzen zu kultivieren, da vor allem Wildbienen auf diese spezialisiert sind. Hummeln und Honigbienen sind diesbezüglich weniger wählerisch. Da sie das ganze Jahr über verschiedene Blüten bestäuben, fliegen sie sämtliche Pflanzen an, die Pollen und Nektar bereithalten; egal ob regional oder importiert.
Allerdings sollten Sie darauf achten, dass die Blumen bienenfreundlich sind. Nicht alle klassischen Haus- und Gartenblumen eignen sich dafür, Bienen anzulocken: Blumen wie Geranien, Chrysanthemen oder bestimmte Dahlienarten sind spezielle Züchtungen. Diese domestizierten Hybridpflanzen sehen mit ihren Farben und Blütenvolumen zwar hübsch aus und ziehen die Bienen mit ihren Düften auch an, allerdings produzieren sie weder Pollen noch Nektar.
Wenn Sie Blumen auf Ihrem Balkon pflanzen, haben Sie die Wahl zwischen kurz- und langblühenden Pflanzen. Erstere blühen nur im Frühjahr und Sommer, während Letztere das gesamte Jahr über gedeihen. Um den Balkon so natürlich wie möglich zu gestalten, sollten Sie früh- und spätblühende Pflanzen kombinieren.
Zu den bienenfreundlichen kurzblühenden Pflanzen gehören:
- Duftsteinreich
- Zinnie
- Fächerblume
- Schneeflockenblume
- Vanilleblume
Zu den bienenfreundlichen langblühenden Pflanzen gehören:
- Buschmalve
- Roter Scheinsonnenhut
- Fetthenne
- Storchschnabel
Wenn Sie sich zusätzlich für Kräuter entscheiden, ernten Sie diese lediglich teilweise. Nur so können die Pflanzen Blüten bilden, welche die Bienen anlocken und eine gute Nahrungsquelle darstellen.
Zu den bienenfreundlichen Kräutern gehören:
- Bohnenkraut
- Borretsch
- Dill
- Koriander
- Lavendel
- Majoran
- Minze
- Oregano
- Rosmarin
- Salbei
- Schnittlauch
- Thymian
- Melisse
- Kapuzinerkresse
Auch Gemüse ist auf einem bienenfreundlichen Balkon gern gesehen. Um es noch interessanter für die brummenden Bestäuber zu machen, sollten Sie ein paar farbenfrohe Blumen zwischen den Gemüsebeeten anpflanzen. Nur rote Blumen sollten nicht zu stark vertreten sein, da Bienen eine Rotschwäche haben und die Farbe lediglich als schwarz wahrnehmen. Zinnien, Kosmeen und Tagetes zum Beispiel locken mit ihren Farben beziehungsweise Gerüchen die gewünschten Insekten an und halten unerwünschte Besucher wie Kohlfliegen fern.
Zu den bienenfreundlichen Gemüsesorten gehören:
- Zucchini
- Tomaten
- Paprika
- Feuerbohnen
- Kürbisgewächse
Zum Nachspülen
Eine Bienentränke darf auf einem bienenfreundlichen Balkon nicht fehlen. Die Tiere brauchen das Wasser, um ihren eigenen Durst sowie den Durst des Nachwuchses zu stillen und den Bienenstock zu kühlen. Auch wenn sie einen Großteil des Wasserbedarfs über den Nektar und Tautropfen abdecken, bedürfen die Bienen anderer Wasserquellen und fliegen vor allem im urbanen Raum nicht selten Planschbecken oder Haustiernäpfe an. Um das zu vermeiden, sollten Sie auf dem Balkon ein kleines Trinkbecken für die emsigen Insekten aufstellen.
Achten Sie darauf, dass sich an der Schale oder Schüssel Landeplätze in Form von Steinen oder Hölzern befinden; Bienen können nämlich nicht schwimmen. Die Bienentränke sollte an einem sonnigen und warmen Platz stehen sowie vor Wind und Regen geschützt sein. Das Wasser darf nicht zu kalt sein; bestenfalls nehmen Sie Wasser aus einem nahegelegenen Bach oder See. Wenn Ihnen nur Leitungswasser zur Verfügung steht, sollten Sie dieses zuvor ein paar Tage stehen lassen. Darüber hinaus muss die Tränke stets mit Wasser gefüllt sein, damit die Tiere sie auch anfliegen. Um die ersten Bienen anzulocken, eignen sich ein paar Tropfen Anisöl im Wasser.
Reinigen Sie die Bienentränke regelmäßig, um zu verhindern, dass sich Bakterien ansiedeln. Entnehmen Sie tote Insekten sowie Pflanzenteile und waschen Sie das Behältnis mit heißem Wasser aus. Hierbei müssen Sie nicht zimperlich sein: Kräftiges Bürsten und Brennspiritus entfernen selbst hartnäckige Verschmutzungen. Anschließend müssen Sie die Tränke mit klarem Wasser ausspülen.
Auch für die Pflanzen will gesorgt sein
Damit die Blumen und Kräuter mit ihren Farben und Düften Insekten anlocken können, müssen Sie sich regelmäßig um sie kümmern. Sorgen Sie zunächst dafür, dass die Erde verträglich ist. Sie sollte nicht zu sehr aufgedüngt werden und sehr wasserdurchlässig sein. Greifen Sie Umwelt und Pflanzen zuliebe am besten zu torffreier Bio-Erde. Verzichten Sie des Weiteren auf chemische Pflanzenschutzmittel und Pestizide. Diese beugen zwar Schädlingsbefall vor, schaden jedoch auch Bienen, Hummeln und anderen Nutzinsekten.
Bio ist nicht gleich torffrei
Nicht jede als Bio-Produkt deklarierte Erde ist frei von Torf. In herkömmlicher Erde, egal ob Bio oder nicht, ist oft ein gewisser Anteil Torf enthalten. Dieser wird aus Moorlandschaften gewonnen. Im Zuge der Gewinnung wird die Moorlandschaft meist nachhaltig geschädigt.
Balkon and Breakfast
Um den Insekten nicht nur ein Buffet zu bieten, sondern auch eine Herberge, empfehlen sich Insektenhotels. Diese eignen sich als Unterschlupf oder Quartier für den Nachwuchs.
Wenn Sie also möchten, dass die Bienen nicht nur gelegentliche Besucher Ihres Balkons sind, sondern dort längere Zeit verweilen, können Sie entweder ein fertiges Insektenhotel kaufen oder eines aus passenden Materialien zusammenbauen. Hierfür eignen sich unter anderem Bambusstangen, Tannenzapfen, Tontöpfe oder Mauersteine. Da Bienen gern senkrecht nisten, ist es ausreichend, wenn Sie abgeschnittene Pflanzenstängel von beispielsweise Brombeeren, Königskerzen oder Heckenrosen senkrecht in die Erde eines Blumenkastens stecken. Einige Bienenarten graben ihr Nest in das Mark der Stängel und werden deshalb auch als Markstängel-Bewohner bezeichnet.