Seedbombs selbst machen

Seedbombs selbst machen

Jeder Stadtbewohner kennt in seiner Umgebung mehrere Ecken, denen etwas Grün guttun würde. Warum die Sache also nicht in die eigene Hand nehmen? Seedbombs sind eine Form des Guerilla Gardenings und enthalten sowohl Saatgut als auch fruchtbare Erde. Einmal ausgebracht übernimmt die Natur den Rest und das trostlose Stück Boden verwandelt sich in eine kleine grüne Oase.

Hübsche Pflanzen für graue Ecken

Gerade in der Stadt kommt Natur oft zu kurz. Stattdessen sind verwahrloste, ungenutzte Flächen ein häufiger Anblick. Leere Baumscheiben, Verkehrsinseln und vergessene Blumenkübel könnten viel mehr sein als Hundeklo und wilde Müllkippe. Das Guerilla Gardening setzt sich zum Ziel, durch Pflanzaktionen die urbane Umgebung zu verschönern. Eine Methode ist das Ausbringen von sogenannten Seedbombs. Dabei handelt es sich um kleine Bällchen aus Erde, Ton und Saatgut. Wenn sie an ihrem Zielort liegen, weicht der nächste Regen den Ball auf und aktiviert das Saatgut. Auf diese Weise kann die traurige Brache in der Nachbarschaft in eine wilde Blumenwiese verwandelt werden.

Ohne Aufbereitung des Bodens haben lose Samen kaum eine Chance, sich zu entwickeln. Die Samenbombe enthält deshalb alles Nötige, um den Pflanzen den Start zu ermöglichen. So wird nicht nur die städtische Umgebung aufgewertet, sondern auch ein Nahrungsangebot für Insekten, Vögel und andere tierische Stadtbewohner geschaffen. Seedbombs sind schnell gemacht; die Herstellung ist vor allem für Kinder ein großer Spaß. Eltern können mit ihnen gemeinsam zu einem Verschönerungsspaziergang in ihrem Stadtviertel aufbrechen. So lernen die Kleinen, dass auch in der Stadt genug Platz für Pflanzen ist.

Das brauchen Sie für Seedbombs

Für Seedbombs brauchen Sie natürlich Saatgut sowie Erde, um die Bällchen zu formen. Ansonsten werden lediglich eine Schüssel und eventuell ein Kochlöffel benötigt. Es ist außerdem ratsam, die Aktion im Freien durchzuführen – so spart man sich das Putzen der Küche im Anschluss.

Samen – grüne Keimzellen

Das Wichtigste sind die Samen. Bevor es losgeht, sollten sich zukünftige Guerilla-Gardener aber Gedanken um die Beschaffenheit des Ortes machen, der ergrünen soll. Wie auch beim Ausbringen von Samen im eigenen Garten ist es empfehlenswert, das Saatgut auf die vorhandenen Boden- und Lichtverhältnisse abzustimmen. Bei einem eher schattigen Standort kommen schließlich andere Pflanzen infrage als bei einem sonnigen. Manche Pflanzen bevorzugen Böden, auf denen andere überhaupt nicht gedeihen.

Bei Saatgut aus dem Supermarkt oder Baumarkt befinden sich alle wichtigen Informationen auf der Rückseite der Verpackung. Achten Sie darauf, für die Seedbombs nur heimische und nicht giftige Arten auszuwählen. Gerade bei fertigen Samenmischungen ist Vorsicht geboten. Eine Untersuchung des Bochumer Botanischen Vereins ergab, dass die meisten Fertigmischungen keine heimischen Pflanzenarten enthielten

Wenn möglich sollten Sie zudem samenfestes Saatgut besorgen. Diese Sorten erzeugen im Gegensatz zu Hybridzüchtungen wiederum eigene Samen, durch die sie sich weiterverbreiten. Einige robuste heimische Arten eignen besonders gut für Seedbombs. Das sind zum Beispiel Ringelblume, Kornblume, Kapuzinerkresse, Kamille, Sonnenblume und Klatschmohn.

Tonerde – für den Zusammenhalt

Die Tonerde ist das Bindemittel, das für den Zusammenhalt der Seedbomb-Zutaten sorgt. Tonerde, auch Tonpulver oder Mineralerde, ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erden, die besonderes reichhaltig an Mineralstoffen sowie Spurenelementen und oft Teil von Naturkosmetik sind. Unter einer dieser Bezeichnungen finden Sie Tonerde in der Apotheke oder im Drogeriemarkt. Da sie relativ teuer ist, bietet sich eine preiswerte Alternative an, die in fast jedem Supermarkt zu finden ist: Bei Katzenstreu aus Betonit handelt es sich um ein Gemisch aus verschiedenen Tonerden. Achten Sie darauf, dass das Streu nur aus Betonit besteht und keine Zusätze wie Duftstoffe enthält.

Pflanzenerde – Nährstoffe für die Saat

Die Pflanzenerde versorgt die frisch ausgebrachten Samen mit einer Nahrungsgrundlage, die sie beim Wachsen unterstützt. Einfache Garten- oder Komposterde eignet sich dafür ebenso gut wie Pflanzenerde aus dem Gartencenter oder Baumarkt. Bei Erde aus dem Handel sollten Sie allerdings darauf achten, dass darin kein Torf enthalten ist. Schließlich möchten Sie nicht den Raubbau am sensiblen und wichtigen Ökosystem Moor unterstützen.

Pflanzenerde aus dem Gartenhandel enthält in der Regel schon alle notwendigen Nährstoffe, um die Saat zum Sprießen zu bringen. Bei Erde aus dem eigenen Garten kann nach Bedarf mit Dünger oder organischen Abfällen aus der Küche, etwa Kaffeesatz, nachgeholfen werden, um den Nährstoffgehalt zu verbessern.

So werden Seedbombs geformt

Wenn alle Zutaten beisammen sind, kann es losgehen. Vermengen Sie die Samen mit fünf Teilen Pflanzenerde, drei Teilen Tonerde und einem Teil Wasser. Die Mengenverhältnisse sind allerdings variabel, Sie können auch einfach herumprobieren, bis die Bällchen ausreichend fest sind. Falls verschiedene Blumensamen besorgt wurden, werden diese zunächst in einer eigenen Schüssel miteinander vermengt.

Die Pflanzenerde kommt ebenfalls in eine separate, große Schüssel und wird aufgelockert. Entfernen Sie alle größeren Stücke, die beim Formen der Kugeln stören würden. Anschließend kommen die Samen hinzu und das Ganze wird gut vermischt.

Damit die Mischung zu Bällen geformt werden kann, braucht es Wasser. Geben Sie nach und nach Flüssigkeit dazu, bis sich die Masse zu festen, etwa walnussgroßen Kugeln formen lässt. Falls der Teig zu flüssig wird, fügen Sie einfach noch etwas Ton- oder Pflanzenerde hinzu.

Die fertig geformten Seedbombs kommen zum Trocknen auf eine geeignete Unterlage, zum Beispiel Zeitungspapier. Es ist ratsam, sie alle paar Stunden zu drehen, damit alle Seiten gleichmäßig trocknen. Nach etwa zwei Tagen sind die Samenbomben bereit zum Auswerfen.

Wohin mit den Samenkugeln?

In der Stadt gibt es viele Ecken, die sich für eine grüne Verschönerung anbieten. Wahrscheinlich haben Sie schon ein paar Orte in Ihrer näheren Umgebung ins Auge gefasst. Geeignete Stellen sind zum Beispiel Baumscheiben, Verkehrsinseln, Bahndämme und vor allem brachliegende Grundstücke. Wo es bereits grünt und blüht, braucht es natürlich keine Seedbombs mehr. Auch dichte Rasenflächen sind nicht geeignet, da hier die Konkurrenz durch die Gräser zu groß ist.

Private Gärten und gepflegte Parkanlagen sind selbstverständlich tabu. Schließlich wollen Sie anderen Stadtbewohnern mit den Seedbombs eine Freude bereiten und sie nicht durch ungefragte Begrünung verärgern.


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