Bei UltraVPN handelt es sich um ein einfaches VPN ohne viel Schnickschnack. Das ist ein völlig akzeptables Konzept, aber DNS-Leaks, Probleme beim Video-Streaming und schlechter Support machen dem Nutzer zu schaffen. In allen Tarifen sind ein Passwortmanager und ein Darknet-Scanner zum Schutz persönlicher Informationen enthalten.
Der Windows-Client von UltraVPN fällt durch seine Schlichtheit auf. Der User kann nicht mehr tun als einen Server zu wählen, sich mit ihm zu verbinden, die Verbindung zu trennen sowie eine Firewall an- und auszuschalten. Dazu gibt es eine Handvoll Einstellungsoptionen, deutlich weniger als bei den meisten anderen VPN-Clients. Ein minimalistisches User-Interface ist nicht unbedingt schlecht, denn es vereinfacht die Bedienung eines Programms. Gerade bei einem VPN-Client, der als Hilfsprogramm möglichst ohne Zutun des Nutzers seinen Dienst tun soll, ist eine simple Gestaltung begrüßenswert. Wenn die technischen Eckdaten stimmen, ist dagegen absolut nichts einzuwenden.
Die technischen Spezifikationen von UltraVPN überzeugen. Das Programm verwendet die bislang unknackbare AES-256-Verschlüsselung, als VPN-Protokoll kommt standardmäßig IKEv2/IPsec oder wahlweise OpenVPN (TCP und UDP) zum Einsatz. Damit verwendet das VPN Sicherungstechniken, die auf der Höhe der Zeit sind. Im Test kam es allerdings zu massiven DNS-Leaks: Der Computer nahm nicht nur die Verbindung zu einem netzwerkfremden DNS-Server auf, sondern gleich zu mehreren. Auch die Aktivierung der Firewall, die genau so etwas verhindern soll, führte nicht dazu, dass die Kontaktaufnahme zu den externen DNS-Servern unterbunden wurde.
VPN-Anbieter locken oft mit großzügigen Preisnachlässen für Abos mit sehr langen Laufzeiten von zwei oder drei Jahren. Auch UltraVPN hat drei Abo-Modelle im Angebot, bei denen sich KundInnen entweder für einen Monat, ein Jahr oder zwei Jahre an den Anbieter binden. Dafür steigt der Rabatt mit der Länge der Laufzeit. Ein Einmonatsabo kostet derzeit 10,89 Euro monatlich (statt regulären 12,53 Euro). InteressentInnen, die sich für das Einjahresabo entscheiuden, zahlen insgesamt 55,75 Euro (statt regulären 134,64 Euro). Rechnerisch sind das günstige 4,65 Euro pro Monat. Absurderweise ist das Zweijahresabo derzeit günstiger als das zuvor genannte Jahresmodell. Dank eines Aktionsrabattes von 83 Prozent kosten die 24 Vertragsmonate derzeit 44,47 Euro (statt regulären 269,29 Euro). Das sind dann rechnerisch nur 1,85 Euro pro Monat. Trotzdem sollten KundInnen, die sich für ein solches befristetes Angebot entscheiden, bedenken, dass der Abopreis ab dem dritten Vertragsjahr ansteigt. Eine rechtzeige Kündigung oder eine Anfrage über ein neues Angebot an den Anbieter sollten diese also rechtzeitig einplanen.
Preislich unterbietet nur Atlas VPN mit seinem Dreijahresabo mit weiteren sechs Gratismonaten dieses Angebot, wonach man mit einer Laufzeit von dann 42 Monaten rechnerisch auf 1,59 Euro Monatsgebühr kommt. Dennoch ist das Angebot von UltraVPN sehr günstig.
Zahlen können Kunden mit dem Online-Zahlungsdienst Paypal oder per Kreditkarte. Dafür ist die Angabe ihres echten Namens und im Falle der Kreditkartenzahlung sogar der Anschrift nötig. Anonyme Zahlungen mit Prepaid-Kreditkarten sind also nicht möglich. Sehr datenschutzbewusste Anwender dürfte stören, dass im Gegensatz zu vielen anderen VPNs keine Möglichkeit zur anonymen Zahlung mit einer Kryptowährung wie Bitcoin besteht
Während andere VPN-Anbieter mit einer Reihe von nützlichen Zusatzfunktionen aufwarten, ist UltraVPN in dieser Hinsicht äußerst spärlich ausgestattet. Das einzige Extra ist die eingebaute Firewall, etwas, das wir bislang in keinem anderen VPN-Client gefunden haben. Ihr Zweck ist es, zu verhindern, dass der Computer Netzwerkverbindungen aufbaut, die nicht über UltraVPN laufen, beispielsweise wenn die VPN-Verbindung ungewollt unterbrochen wird. Dafür ist eine Firewall theoretisch besser geeignet als ein Kill Switch, den die meisten Anwender verwenden, da Kill Switches in der Praxis nicht schnell genug reagieren. Meistens wandern noch ein paar unverschlüsselte Datenpakete über die Leitung, bevor der Netzwerkverkehr stoppt. Die Firewall erlaubt hingegen ohnehin nur Datenverkehr über das VPN. Wenn sie aktiviert ist, ist kein Netzwerkverkehr ohne VPN-Verbindung möglich. Das macht sie theoretisch deutlich sicherer als einen Kill Switch. Mit der Firewall konnten wir bei getrennter VPN-Verbindung tatsächlich keine Websites aufrufen. Bedenklich ist jedoch, dass sie DNS-Leaks nicht verhindert, obwohl das laut Anbieter ausdrücklich zu ihren Funktionen zählt. Die Firewall lässt sich nur an- und abschalten, eigene Firewall-Regeln kann der Anwender nicht konfigurieren.
Laut Hersteller-Website betreibt UltraVPN ein Netzwerk aus mehr als 1.000 Servern in rund 100 Ländern. Das ist eine ganz ordentliche Anzahl von Servern und führt zu einem relativ schnellen Netz. Durchschnittlich 43,7 Megabit pro Sekunde im Download und 42,2 Megabit pro Sekunde im Upload konnten wir im Test erzielen. Zwar bewegen sich die Datentransferraten der meisten anderen VPNs auch im Bereich um die 40 Megabit pro Sekunde, UltraVPN ist hier allerdings eher am oberen Ende angesiedelt. Auch der durchschnittliche Ping-Wert von UltraVPN liegt mit 18,7 Millisekunden im oberen Mittelfeld.
Angenehm ist, dass es bei UltraVPN kein Limit für die Datennutzung gibt. Diese unterliegt einer Fair-Use-Policy. Das hat der Anbieter allerdings mit so gut wie allen Konkurrenten gemein. AnwenderInnen muss jedes Gerät, mit dem sie UltraVPN verwenden möchte, vorab im Kundenkonto auf der Website registrieren. Die Anzahl ist auf zehn gleichzeitige Verbindungen beschränkt, was im Vergleich zu anderen Anbieter großzügig ist.
Relativ ernüchternd fiel das Ergebnis unserer Video-Streaming-Tests aus. Ob Netflix, Amazon Prime Video oder der BBC iPlayer: Das Ansehen von Videos war bei keinem dieser Anbieter möglich, auch bei mehreren Versuchen mit unterschiedlichen VPN-Servern nicht. Netflix und Amazon wiesen sogar explizit darauf hin, dass ein VPN entdeckt wurde und das Streamen damit nicht möglich sei. Die BBC gab sich etwas diplomatischer und erklärte lediglich, dass die Nutzung des Angebots aus lizenzrechtlichen Gründen nur innerhalb des Vereinigten Königreichs erlaubt sei.
Die Clients von UltraVPN sind angenehm einfach zu bedienen. Die Software ist für die Betriebssysteme Windows, macOS, Android, iOS und Amazon Fire TV erhältlich. Im Test haben wir uns mit der Windows- und der Android-Version beschäftigt. Beide sind sehr schlicht gehalten, sodass man nichts falsch machen kann. Eine Standardfunktion vermissen wir allerdings schmerzlich: Es ist nicht möglich, sich automatisch mit dem schnellsten Server zu verbinden. Stattdessen muss der Anwender einen Server manuell aus einer nach Ländern geordneten Liste wählen. Die Serverauslastung wird leider nicht angezeigt, sodass die Entscheidung für einen Server zu einer Sache von Versuch und Irrtum wird.
Viel Auswahl haben hiesige Nutzer bei den Servern nicht: Es steht nur ein einziger deutscher Server (in Frankfurt am Main) zur Verfügung. Sollte dieser überlastet sein, bleibt höchstens die Option, auf Server in Nachbarländern wie Polen, Tschechien, Österreich oder den Niederlanden auszuweichen.
Die Benutzeroberfläche ist auf Deutsch verfügbar. Standardmäßig ist sie jedoch auf Englisch, der Anwender muss die Sprache manuell in den Einstellungen ändern. Die deutsche Übersetzung weist einen Fehler auf, der ins Auge sticht: Bei getrennter Verbindung wird auf den gewählten Serverstandort mit den Worten „Gewählter Speicherort“ hingewiesen. Das ist insofern kritisch, als ein VPN nach Möglichkeit gar nichts speichern sollte. Einige Anwender könnten wegen dieses Übersetzungsfehlers glauben, dass UltraVPN ihre Verbindungsdaten speichert.
Ein Handbuch zu UltraVPN existiert nicht, Anleitungen findet der Anwender im Hilfe-Bereich auf der Website. Dieser enthält allerdings nur das Nötigste: Installationsanleitungen für Windows, macOS, Android und iOS, Antworten zu Abrechnungsfragen sowie ein paar Lösungen für häufige Probleme. Die Texte sind selten ausführlich, Illustrationen gibt es nicht. Manche Texte wurden auf Deutsch übersetzt, einige sind nur auf Englisch verfügbar.
Den Support können Kunden per Web-Formular oder über einen Chat auf der Website erreichen. Im Kontaktformular wählen sie, ob es um eine technische Frage geht oder um eine zur Abrechnung. Beim Support-Chat gibt es eine solche Auswahlmöglichkeit nicht. Beim Versuch, zu Testzwecken mit einem Support-Mitarbeiter zu chatten, war auch nach minutenlangem Warten kein Mitarbeiter verfügbar. Schließlich wurde der Chat von der Gegenseite geschlossen und wir wurden gefragt, ob wir mit der Hilfe zufrieden waren.
Das Beste, was man über UltraVPN sagen kann, ist, dass es benutzerfreundlich und relativ schnell ist. In fast allen anderen Bereichen schneidet es schlecht ab. Es lässt DNS-Leaks zu, Video-Streaming funktioniert zumindest mit einigen der beliebtesten Video-Content-Anbieter nicht, anonyme Bezahlung ist nicht möglich, die Dokumentation ist mickrig, und der Nutzer darf offenbar nicht immer mit einer Antwort des Supports rechnen. UltraVPN tut sich allerdings mit einem günstigen Jahresabo hervor: Innerhalb der ersten 12 Monate zahlen AbonnentInnen nur 55,75 Euro. Ungewöhnlicherweise ist es noch günstiger, sich zwei Jahre festzulegen. Für die ersten 24 Monate werden derzeit (Stand: Januar 2024) nur 44,47 Euro fällig. Auch wenn es nicht das komfortabelste und bestausgestattete Produkt ist: Immerhin ist es ein VPN und es funktioniert.
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