Tomoffel: Tomaten auf Kartoffeln veredeln – so geht's
Um Tomaten und Kartoffeln selbst zu züchten, benötigen Sie keinen großen Garten oder eine geräumige Terrasse. Kombiniert als Tomoffel können Sie beides auf engstem Raum anbauen.
Aus zwei mach eins
Die Tomoffel, auch als TomTato oder Kartoffeltomate bekannt, ist eine Mischung aus Tomate- und Kartoffelpflanze: Unter der Erde wachsen Kartoffeln und an den Blättern hängen kleine Tomaten. Um den Hybrid zu kreieren, sind weder Gentechnik noch komplizierte Verfahren nötig. Im Gegenteil: In wenigen Schritten können Sie Ihre eine eigene Tomoffel züchten.
Das Verfahren heißt Veredelung und hat das Ziel, bestimmte Eigenschaften von zwei Pflanzen miteinander zu vereinen. Die resultierende Pflanze ist beispielsweise widerstandsfähiger, bildet stärkere Wurzeln oder trägt besonders aromatische Früchte. Für eine erfolgreiche Veredelung müssen die Pflanzen zwar miteinander verwandt sein, aber es muss sich nicht um dieselbe Art handeln. Deshalb ist das Veredeln von Tomaten auf Kartoffeln möglich: Beide Pflanzen gehören zu den Nachtschattengewächsen.
Das Prinzip
Bei Tomaten kommt die Kopfveredelung zum Einsatz. Bei dieser Veredelungsvariante wird eine Edelsorte auf eine Unterlage gesetzt. Edelsorten bezeichnen Pflanzen, die Früchte oder Blätter bilden. Sie sind häufig resistent gegen viele Blattkrankheiten, aber anfällig für Krankheiten an der Wurzel. Unterlagen hingegen verfügen über kräftige Wurzeln, die besonders widerstandsfähig gegenüber Bodenkrankheiten oder -schädlingen sind. Die Kartoffelpflanze ist dementsprechend die Unterlage und die Tomatenpflanze die Edelsorte. Die Unterlage besteht aus dem Wurzelwerk und einem Teil des Stammes, während von der Edelsorte das mittlere Pflanzenstück zum Einsatz kommt. Achten Sie darauf, dass das Verhältnis zwischen dem Wurzelsystem der Kartoffelpflanze und der Blattmasse der Tomatenpflanze annähernd gleich ist, damit die Stengel mit ausreichend Nährstoffen versorgt werden und die Früchte wachsen können.
Die nötigen Vorbereitungen treffen
Um Tomaten auf Kartoffeln zu veredeln, benötigen Sie neben den beiden Hauptakteuren
- Pflanzkübel,
- hochwertige Pflanzenerde,
- ein scharfes, sauberes Messer,
- Klebeband,
- Klammern und
- einen Pflanzstab.
Damit die Wurzeln der Kartoffel genügend Raum haben, sind Pflanzenkübel mit einem Fassungsvermögen von mehr als 30 Litern sinnvoll. Mit folgender Konstruktion können Sie die Kartoffeln später komfortabel ernten: Sie schneiden mit dem Messer drei identische Sichtfenster in einen Plastik-Pflanzkübel und setzen diesen in einen zweiten hinein. Die Kartoffeln sind durch die Fenster leicht erreichbar.
Nun füllen Sie ein Drittel des Topfes mit Pflanzen- oder spezieller Tomatenerde und legen eine halbe Kartoffel mit der Schnittfläche auf die Erde. Nach etwa 14 Tagen ragen dicke und lange Triebe aus dem Boden. Das Veredeln funktioniert am besten mit Kirsch- oder Cocktailtomaten: Sie können sich entweder eine Jungpflanze kaufen oder selbst anzüchten. Geben Sie die Tomatensamen hierfür in eine Schale mit Anzuchterde und lassen Sie diese ebenfalls für rund 14 Tage wachsen. Sind die Stängel etwa zehn Zentimeter lang, ist der Tomatensetzling bereit.
So kreieren Sie Ihre eigene Tomoffel
Um die Tomatenpflanze auf die Kartoffelpflanze zu setzen, schneiden sie zuerst die Edelsorte unter dem ersten Blattansatz ab. Im Anschluss kürzen Sie den herausragenden Kartoffeltrieb mit einem geraden Schnitt etwa vier Zentimeter über dem Boden. Daraufhin schneiden Sie in der Mitte der Schnittfläche etwa einen Zentimeter in die Kartoffelpflanze ein. Geben Sie nun den Tomatensteckling behutsam in den Einschnitt der Kartoffelpflanze und fixieren Sie ihn mit Klebeband. Alternativ oder ergänzend können Sie auch eine Klammer verwenden. Mit der Zeit wachsen beide Pflanzenteile zusammen. Falls Sie die Tomoffel mit einer Klammer an einem Pflanzenstab befestigen, wächst sie aufrecht und knickt nicht mit der Zeit aufgrund ihres Eigengewichts.
Die richtige Pflege
Gießen Sie die Tomoffel am besten täglich, sodass der Boden immer gleichmäßig feucht ist. Vermeiden Sie dabei Staunässe, da die Pflanze diese nicht gut verträgt. Wenn die Blätter eingerollt sind, benötigt die Kartoffeltomate mehr Feuchtigkeit. Darüber hinaus reagieren Tomaten empfindlich auf Nässe, die von oben auf sie trifft. Deshalb ist ein überdachter Platz an einem warmen Ort empfehlenswert, etwa auf einer Fensterbank.
Damit die Tomoffel ausreichend Nährstoffe zur Verfügung hat, ist regelmäßiges Düngen erforderlich. Geben Sie etwa alle zwei Wochen Tomatendünger ins Gießwasser. Sind die Blätter leicht gelblich, mangelt es der Pflanze an Nährstoffen. Zusätzlich zum Düngen empfiehlt es sich, alle zwei bis drei Wochen Aktivkalk oder Gesteinsmehl zu ergänzen. Dunkle Flecken auf den reifenden Tomaten weisen auf Kalziummangel hin. Versorgen Sie die betroffenen Blätter und Früchte mit Kalzium-Blattdünger und lüften Sie oft, falls die Luftfeuchtigkeit im Raum zu hoch ist.
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