Identitätsdiebstahl online - Ratgeber und Hinweise für Betroffene

Identitätsdiebstahl online - Ratgeber und Hinweise für Betroffene

Gegen Identitätsdiebstahl vorzugehen, ist sehr schwierig. Anfänglich bemerken Betroffene meist nichts davon. Erst wenn dadurch ernsthafte Schwierigkeiten für sie entstehen, beispielsweise durch Mahnungen für Produkte, die sie nie gekauft haben, werden sie auf die missbräuchliche Verwendung ihrer Identität aufmerksam. Doch dann ist das Unheil bereits angerichtet, Betroffene können den Schaden nur noch begrenzen.

Was ist Identitätsdiebstahl?

Was genau unter Identitätsdiebstahl fällt, ist nicht klar definiert. In Deutschland ist Identitätsdiebstahl an sich keine Straftat nach dem Strafgesetzbuch. Sehr wohl aber werden andere Delikte juristisch geahndet, die im Rahmen des Identitätsdiebstahls begangen werden. Dabei handelt es sich unter anderem um Urkundenfälschung, Computerbetrug, Nachstellung, falsche Verdächtigung und die Fälschung beweiserheblicher Daten.

Zwei mögliche Ziele können Täter bei einem Identitätsdiebstahl verfolgen: Entweder sie wollen ihrem Opfer schaden oder sie wollen sich selbst Vorteile (meist finanzieller Natur) verschaffen. Folgende Formen von Identitätsdiebstahl sind verbreitet:

  • Online-Shopping-Betrug: Der Täter bestellt unter dem Namen des Opfers bei Online-Anbietern. Der Täter kann dabei die Waren selber nutzen, ohne dafür zu bezahlen, er kann sie aber auch einfach an die Adresse des Opfers liefern lassen, um diesem „nur“ zu schaden.
  • Rufschädigung durch Namensmissbrauch: Dabei handelt es sich um eine Form von Cyber-Mobbing. Der Täter verfasst im Namen des Opfers Beiträge auf Online-Plattformen, um dieses in Misskredit zu bringen.
  • Gefälschte Online-Profile: Der Täter legt unter dem Namen des Opfers Profile bei sozialen Netzwerken an und tritt mit seinen Freunden und Bekannten in Kontakt, etwa um an persönliche Informationen über das Opfer zu gelangen oder um einen Betrug unter der vorgetäuschten Identität zu begehen.
  • Falsche Verdächtigungen: Um den Opfer zu schaden, begeht der Täter Handlungen, die für Schwierigkeiten mit Polizei und Justiz sorgen. Der Täter kündigt zum Beispiel unter dem Namen des Opfers einen Anschlag oder Amoklauf an. Das hat für das Opfer sehr unangenehme Folgen wie polizeiliche Hausdurchsuchungen und die Beschlagnahmung seines Computers.
  • Diebstahl von Anmeldedaten: Auch wenn Hacker Anmeldedaten stehlen, fällt das nach einer sehr weit gefassten Definition unter Identitätsdiebstahl, selbst wenn diese Daten nicht missbräuchlich verwendet wurden.

Was tun bei Identitätsdiebstahl?

Wer Opfer von Identitätsdiebstahl wurde, hat alle Hände voll zu tun, um den Schaden zu minimieren. Nur durch entschlossene Gegenmaßnahmen können Betroffene dagegen vorgehen. Sie sollten sich an die Polizei wenden und ihre Bank über den Vorfall informieren. Auch die Kontaktaufnahmen mit der Schufa ist nötig. Diese hat das Problem Identitätsdiebstahl mittlerweile auf dem Schirm und bietet entsprechende Dienstleistungen an. Folgende Schritte sind notwendig:

  • Betroffene sollten unbedingt Anzeige erstatten. Das hilft der Polizei, das Vorgehen richtig einzuschätzen, falls im Namen des Betroffenen Straftaten begangen werden. Eine Anzeige ist auch nötig, um ungerechtfertigte finanzielle Forderungen abzuwehren. Das ist mit erheblichem Aufwand verbunden, da jeder Missbrauchsvorfall einzeln angezeigt werden muss.
  • Gefälschte Profile sollten unverzüglich dem Betreiber gemeldet werden. Betroffene müssen Facebook, YouTube, Twitter und ähnliche Seiten darüber informieren, um die Fake-Profile sperren zu lassen. Dazu ist üblicherweise der Nachweise der eigenen Identität mittels Ausweis erforderlich, was bei der Verwendung eines Pseudonyms oder Nicknames schwierig sein kann.
  • Meistens ist es sinnvoll, das soziale Umfeld über den Identitätsdiebstahl zu informieren. So verhindern Opfer, dass ihre Freunde, Bekannten und Kollegen auf einen Betrüger hereinfallen.
  • Um finanziellen Schaden zu verhindern, sollten Opfer von Identitätsdiebstahl ihre Bankauszüge regelmäßig kontrollieren. Lastschriften lassen sich normalerweise stornieren, wenn sich der Kontoinhaber rechtzeitig bei seiner Bank meldet. Zusätzlich sollte unbedingt Kontakt mit dem Zahlungsempfänger aufgenommen werden.
  • Durch Identitätsbetrug kann die Kreditwürdigkeit der Opfer langfristig Schaden nehmen. Dem können sie entgegenwirken, indem sie sich einen Schufa-Auskunft besorgen und ungerechtfertigte Einträge löschen lassen. Auch das ist leider keine einmalige Aktion, sondern muss in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Die Schufa bietet sogar spezielle Dienstleistungen an, die dabei helfen, Identitätsdiebstahl im Auge zu behalten.
  • In schwerwiegenden Fällen von Identitätsdiebstahl ist es sinnvoll, einen Anwalt zu Rate zu ziehen, der sich mit dem Thema auskennt.

Wie kann ich mich schützen?

Das sicherste Mittel gegen Identitätsmissbrauch ist, so gut wie gar nicht mehr online in Erscheinung zu treten und nichts zu nutzen, was die Übertragung von persönlichen Daten im Web erfordert. Das würde das Leben allerdings sehr einschränken und auch dadurch wäre kein hundertprozentiger Schutz möglich. Auch wenn Identitätsdiebstahl durch digitale Kommunikation zu einem häufigeren Problem wurde, gab es diese Art von Verbrechen auch schon in der vordigitalen Ära.

Mit einigen Vorsichtsmaßnahmen können Sie jedoch die Wahrscheinlichkeit, selbst zum Opfer von Identitätsdiebstahl zu werden, deutlich reduzieren:

  • Wenn sie einen öffentlichen Internetzugang benutzen, beispielsweise in einer Bibliothek oder in einem Internet-Café, sollten Sie sich immer von allen Accounts abmelden, bevor sie den Rechner verlassen.
  • Achten Sie beim Nutzen von öffentlichen Internetzugängen oder WLAN-Hotspots darauf, dass sie persönliche Daten nur über SSL-gesicherte Verbindungen übertragen.
  • Nehmen Sie sich vor Phishing-E-Mails in Acht! Diese Art von Spam lockt Sie auf oft sehr überzeugend gefälschte Websites, beispielsweise von Banken, um Ihre Zugangsdaten zu stehlen.
  • Verwenden Sie ihren echten Namen im Internet nur, wenn es unbedingt nötig ist. In vielen Fällen reicht auch ein Nickname oder Pseudonym.
  • Seien Sie vorsichtig, wem Sie in sozialen Netzwerken vertrauen. Freundschaftsanfragen sollten sie nur von Personen akzeptieren, die Sie auch im Leben diesseits des Bildschirms kennen.
  • Verwenden Sie niemals das gleiche Passwort für verschiedene Accounts. Sonst reicht nämlich ein Daten-Leak bei nur einer einzigen Website mit dem verwendeten Passwort, um Kriminellen einfachen Zugriff auf ihre anderen Accounts zu ermöglichen.
  • Verwenden Sie ein gutes Antivirenprogramm oder eine Internet-Security-Suite, um sich gegen Malware zu schützen, die persönliche Daten stiehlt.
  • Im Idealfall verwenden Sie mehrere unterschiedliche E-Mail-Adressen, um sich bei verschiedenen Online-Diensten anzumelden. Im E-Mail-Konto laufen nämlich normalerweise alle Online-Aktivitäten zusammen. Wird das geknackt, ist es für Kriminelle ein Leichtes, die digitale Identität ihres Opfers vollständig zu übernehmen.